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2. Kolumne: @piratenpartei: happy #birthday

Was in dieser Überschrift nach einem Druckfehler aussieht, hat seine Richtigkeit. Handelt es sich bei dieser Zeichenfolge doch um Geburtstagsglückwünsche via Internet. Gerichtet an die Piratenpartei, die heute vier Jahre alt wird. Aber so gratuliert man einer Partei, die sich voll und ganz dem Internet verschrieben hat: Die Gründung der Piratenpartei 2006 geht auf das Internet zurück, ihr Parteiprogramm konzentriert sich auf das Internet, die Piraten organisieren sich übers Internet und die Kommunikation mit den Wählern und Mitgliedern geschieht im Internet. Unter anderem via Twitter, denn das ist transparent, einfach und schnell. Nachrichten dürfen bei diesem Kommunikationsdienst nur 140 Zeichen lang sein, wobei Links und Sonderzeichen nicht nur auf weitere Information verweisen, sondern diese auch bündeln. Das sieht meist kryptisch aus, folgt aber klaren Regeln und Strukturen. Spätestens hier wird deutlich: Die Piraten kommunizieren meist anders als die etablierten deutschen Parteien, sie sprechen eine andere Sprache. Die Sprache des Internets.
In Deutschland ist dieser starke Internetbezug bisher einmalig. Dabei hat doch der Obama-Wahlkampf in den USA gezeigt, dass das Verhältnis von Politik und Internet immer wichtiger wird. Die deutschen etablierten Parteien greifen seit Ende der 1990er Jahre im Wahlkampf verstärkt auf Online-Kommunikation zurück und wollen so möglichst große Reichweiten und eine hohe Mobilisierung von Wählern erreichen. Bisher jedoch mit bescheidenem Erfolg. Denn der ständige Vergleich zwischen deutschen und amerikanischen Wahlkampf hinkt; nein, er ist sogar unzulässig. Der erfolgreiche Online-Wahlkampf von Barack Obama konnte nur in den USA funktionieren. Der Grund: Parteien spielen in den USA eine untergeordnete Rolle. Es zählen die Personen. Die Piratenpartei zeigt, welches Potential für deutsche Verhältnisse im Internet steckt. Denn das Internet bietet Chancen, um die Kommunikationsdefizite der deutschen Demokratie zu verringern. Oder wissen Sie eine unbürokratischere Möglichkeit, direkt mit den Spitzenpolitikern oder Ministern zu sprechen als via Twitter? (Björn Klein)

Diese Kolumne erschien am 10.09.2010 im Gießener Anzeiger.