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5. Kolumne: Mit Freu(n)den vernetzt

Wissen Sie, was Ihre Freunde gerade machen? Mit wem sie Gedanken austauschen, welche Videos sie gut finden, an welchen Veranstaltungen sie teilnehmen oder sogar, wo sie gerade sind? Ja? Dann haben Sie wahrscheinlich einen Zugang bei Facebook. So wie ungefähr 10% aller Deutschen. Aber natürlich wissen nicht nur Sie alles über das Leben ihrer Freunde, sondern umgekehrt wissen auch Ihre durchschnittlich 180 Facebook-Kontakte alles über Sie. Man könnte es die ständige Teilhabe am Leben der Anderen nennen, oder Neudeutsch: always in touch. Doch wie funktioniert das genau?

Wer sich bei Facebook anmeldet, gibt nicht nur für jeden sichtbar Namen, Wohnort und Hobbys preis, er kann seinem Profil auch Kontakte, so genannte „Freunde“, hinzufügen. Dieser „Freundeskreis“ tauscht kontinuierlich kurze Mitteilungen aus, über sich und seine Aktivitäten. Bei den Inhalten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Der Clou daran und damit der Unterschied zur E-Mail: Die Botschaften richten sich nicht an spezielle Adressaten, sondern an alle Facebook-Freunde. Alle können diese Meldungen wechselseitig lesen, kommentieren oder durch einen Klick auf den „Gefällt mir“-Button Zustimmung signalisieren – permanent und jederzeit.

Viele Nutzer gehen dabei recht sorglos mit ihren persönlichen Daten und denen ihrer „Freunde“ um. Peinliche Partyfotos, gedankenlos eingestellt (neudeutsch: „gepostet“), gehören dabei nur zu den offensichtlichsten Fehlern. Vielen ist nicht bewusst, dass Facebook ein Wirtschaftsunternehmen ist, das mit den persönlichen Daten Geld verdient. Alles, was dort jemals erscheint, ist potentielle Handelsware. Bei der Anmeldung räumt jeder Nutzer Facebook umfangreiche Rechte ein. Nachrichten oder Fotos könnten daher in völlig anderen Kontexten verwendet werden. Ganz allgemein gilt: Das Internet vergisst nicht! Dennoch: Wer sorgsam mit seinen Daten umgeht, nichts postet, was er nicht auch in der Zeitung oder im WWW lesen will, kann auf Facebook viel Spaß haben. Und so Teil der schönen neuen Online-Welt werden. (Jan Schmirmund)

Diese Kolumne erschien am 01.10.2010 im Gießener Anzeiger.