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Das erste Mal - Langfilmdebüts von Kinogrößen

Die Filmreihe zum Thema Erstlingswerke von Sebastian Baier und Jens Balkenborg

Einmal ist immer das erste Mal. Auch die großen Filmemacher sind nicht von diesem Sprichwort ausgeschlossen. Nicht selten sind deren Erstlingswerke unbekannte Studentenfilme, Lowbudget-Produktionen, die, wenn überhaupt, erst retrospektiv nach größeren Erfolgen vermarktet werden. Was nicht heißen soll, dass die Debüts geringzuschätzen sind. Im Gegenteil, handelt es sich dabei oft um innovative Erstlingswerke von „unverbrauchten“ und kreativen jungen Köpfen, die ihren eigenen Stil zu entwickeln suchen.

Im Rahmen der Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ bietet das Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) im Sommersemester Studierenden und Filminteressierten die Möglichkeit, sich mit den Langfilmdebüts bekannter Regisseure auseinanderzusetzen. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, die formalen und inhaltlichen Grundtendenzen zu erkennen, die den Grundstein für die individuelle Handschrift der vorgestellten Filmemacher legten. Zu Beginn jeder Veranstaltung werden fachkundige Gastredner aus Filmkritik und Filmwissenschaft jeweils eine Einführung geben. Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es dann Gelegenheit, sich über das Gesehene auszutauschen und zu diskutieren

 

 

Programm


Die Veranstaltungen finden an den folgenden Terminen jeweils ab 19:00 Uhr im Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, schräg gegenüber dem Hauptgebäude der Universität, statt.

 

14. Mai 2014

Joel & Ethan Coen: „Blood Simple“(1984)

Als Abbys Ehemann von ihrer Affäre mit seinem Angestellten Ray erfährt, fasst er den Plan, beide ermorden zu lassen. Ein schmieriger Detektiv soll den dreckigen Job erledigen, doch er treibt ein doppeltes Spiel.

Die Coen-Brüder legen mit Blood Simple den Grundstein für ihren Erfolg. Der Film erhielt im Jahr 1985 den Großen Preis der Jury auf dem Sundance Festival. Schon in dieser Hommage an den Film-noir schaffen die Coens ein Universum voller skurriler Charaktere, erzählen ihre Geschichte aus einer originellen Perspektive und entwerfen innovative Kameraeinstellungen. Außerdem geben sie Frances McDormand ihre erste Hauptrolle und ebnen damit den erfolgreichen Weg für eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation.

Einführung:
PD Dr. Marcus Stiglegger

Marcus Stiglegger lehrt Film- und Kulturwissenschaften an den Universitäten Mainz, Siegen, Mannheim, der Filmakademie Ludwigsburg, der ifs Köln und an der Clemson University, USA. Er hat zahlreiche Publikationen zu Filmästhetik, -geschichte und -theorie veröffentlicht. Er promovierte zum Thema "Sadiconazista – Faschismus und Sexualität im Film" (1999) und habilitatierte zum Thema "Ritual & Verführung. Seduktive Strategien des Films" (2005). Er ist Herausgeber des Print- und Onlinemagazins ":Ikonen:" sowie der Buchreihen "Medien/Kultur", "Kultur + Kritik" (Bertz + Fischer) und "Mythos|Moderne" (Eisenhut).

 


28. Mai 2014

Christopher Nolan: „Following“ (1998)
Bill verfolgt willkürlich Menschen durch London. Einer der Beschatteten stellt ihn zur Rede: Cobb ist selbst Einbrecher, der allerdings nicht einfach raubt, sondern es genießt, in die fremden Welten der Bewohner einzudringen und deren Besitztümer zu durchstöbern.

Christopher Nolan drehte seinen ersten Film mit einem Budget von gerade einmal 6000 US-Dollar, wobei Following ca. 43.000 US Dollar einspielte. Beinahe alle Darsteller sind Familienmitglieder oder Freunde von Nolan. Das geringe Budget merkt man dem Film nur an einige Stellen an, die Professionalität unter diesen Umständen ist erstaunlich. Zudem beweist Nolan schon hier ein Gespür für komplexe Erzählstrukturen und düstere Atmosphäre.

Einführung: Urs Spörri

Urs Spörri ist selbständig als zertifizierter Kulturmanager, Moderator und Journalist. Für das Kino des Deutschen Filmmuseums Frankfurt kuratiert er monatliche Filmreihen mit Gästen aus der Filmwelt und fungiert als Experte für den aktuellen deutschen Film im Deutschen Filminstitut. Darüber hinaus ist Urs Spörri als Moderator bei Kultur-Events aller Art tätig. Als langjähriger Leiter des Mainzer Filmfestivals FILMZ gilt seine Leidenschaft dem Kino. Seit 2010 ist der studierte Filmwissenschaftler zudem Juror der Deutschen Film- und Medienbewertung, die über die Vergabe von Prädikaten (“besonders wertvoll” und “wertvoll”) entscheidet.

 


11. Juni 2014

Darren Aronofsky: „Pi“ (1998)
Der geniale Mathematiker Max Cohen steht kurz vor der Entschlüsselung des Zahlensystems, das die Struktur unseres Universums offenbart. Mit Hilfe seines Supercomputers Euclid versucht er, die Entwicklung des Aktienkurses vorherzusagen. Zunehmende Paranoia und heftige Anfälle erschweren seine Arbeit, Geheimdienste, religiöse Sekten und Aktienhaie verfolgen ihn.

Der Film gewann auf dem Sundance Film-Festival 1998 den Preis für die Beste Regie. Aronofksy zeigt schon hier sein Interesse an interessanten Charakteren, originellen Einstellungen und seiner oft genutzten subjektiven Erzählweise. Für Pi entwickelte er Geräte wie z.B. die Vibrator Camera und nutzt einen hämmernden Elektrobeat, um den physischen als auch psychischen Verfall seines Protagonisten zu visualisieren und auf den Zuschauer zu übertragen. Aronofsky: „Was die Leute jetzt interessiert, ist die Erforschung von Gefühlen, das was in einem Menschen vorgeht, die Innenwelt. Outer space ist tot. Inner space heißt die nächste Reise.“ 

Einführung: Barbara Schweizerhof

Barbara Schweizerhof ist eine renommierte Filmkritikerin. Sie veröffentlichte zahlreiche Kritiken für die "taz", "Die Welt", "Die Zeit", "Freitag", das Magazin für Popkultur "spex" und bekannte online-Filmseiten wie "filmzentrale.com". Sie ist in Tübingen geboren, studierte Theaterwissenschaft, Slawistik und osteuropäische Geschichte an der FU Berlin. Von 2000 bis 2007 war sie Kulturredakteurin der Wochenzeitung "Freitag", seit  2007 arbeitet sie als Redakteurin der Monatszeitschrift "epd Film".

 

 

 

25. Juni 2014

Fatih Akin: „Kurz und schmerzlos“ (1998)
Der Türke Gabriel, der Serbe Bobby und der Grieche Costa waren früher eine Gang in Hamburg Altona. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis will Gabriel mit seiner kriminellen Vergangenheit abschließen. Das erweist sich allerdings aufgrund seiner immer noch kriminell aktiven Freunde als äußerst schwieriges Unterfangen. Costa hält sich mit kleineren Diebstählen über Wasser, Bobby versucht sogar, bei der Mafia einzusteigen. Zwangsläufig wird auch Gabriel wieder in zwielichtige Angelegenheiten hineingezogen.

Fatih Akins Debütfilm wurde 1998 beim Internationalen Filmfestival von Locarno mit dem Spezialpreis für das beste Darstellerensemble ausgezeichnet und gewann außerdem den Adolf-Grimme-Preis und den Bayrischen Filmpreis. Er distanziert sich mit seinem Erstling vom „Kino der Fremdheit“, das sehr stereotyp von Problemen der Migration und kulturellen Abgrenzungen handelt. Akin erzählt vom offenen Zusammenleben in hybriden, urbanen gesellschaftlichen Verhältnissen. Wie auch in späteren Filmen zeichnet er komplexe und sehr authentische Charaktere, die nicht, wie zuvor, durch Heimweh und Resignation ausgezeichnet sind, sondern ihre Identitäten leben. Inspiration fand Akin u.a. in den Filmen von Martin Scorsese.  

Einführung: Prof. Dr. Malte Hagener

Malte Hagener ist seit 2010 Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg mit Schwerpunkt auf Geschichte, Theorie und Ästhetik des Films. Er ist Herausgeber von "MEDIENwissenschaft: Rezensionen", Mitglied der Gründungsredaktion von "NECSUS – European Journal for Media Studies", erster Vorsitzender der "Gesellschaft für Medienwissenschaft e.V." und in dieser Funktion auch Herausgeber der "Zeitschrift für Medienwissenschaft". Neben vielen weiteren Mitgliedschaften ist er im Vorstand der "hessischen Film- und Medienakademie" (hFMA) und im Beirat das "Marburger Kamerapreises". Zudem forscht er innerhalb des DFG-Netzwerks "Filmstil".