Newsletter 4/2020
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Editorial
Liebe Freundinnen und Freunde des ZMI,
liebe ZMI-Aktive,
vor genau einem Jahr haben Sie unseren bereits fertigen Newsletter zu Weihnachten nicht erhalten, weil ein Computervirus die gesamte JLU offline gehen ließ. Wir hielten das für eine ganz außergewöhnliche Lage. Nun stehen wir wieder kurz vor Weihnachten. Den ZMI-Newsletter können wir Ihnen dieses Mal senden und darüber freuen wir uns sehr. Dennoch ist die Lage am ZMI, an der Universität Gießen und im ganzen Land nun noch viel außergewöhnlicher als im vergangenen Jahr.
Die bislang gekannten Kommunikationsformen, Arbeitsräume, Veranstaltungsformate, die Art, unsere Forschungsthemen zu generieren und mit Partner_innen im In- und Ausland zu zusammenzuarbeiten, mussten über das Jahr ständig neu ausgelotet und kreiert werden. Aber das ZMI wäre nicht das ZMI, wenn es sich von Unwägbarkeiten technischer oder sonstiger Art entmutigen ließe. Im Gegenteil: Es war ein sehr aktives und innovatives Jahr. Wir haben unsere Veranstaltungsreihen weitergeführt und dafür passende Online-Formate geschaffen.
Die Frage nach technisch-medial hervorgerufenen Veränderungen gesellschaftlicher Interaktivität, die für das ZMI seit seiner Gründung zentral ist, beschäftigte uns auf vielfältige neue Weisen. Ganz wichtig war, das zu thematisieren, was gerade geschieht: Was macht die virus-induzierte Digitalisierung mit wissenschaftlichem Arbeiten, mit uns als Angehörigen einer Universität, mit Bildung und mit Hochschule an sich, mit der Demokratie? Was macht sie mit dem Planeten?
Ein Highlight der vergangenen Monate war die ZMI-Aktionswoche „Digitaler Habitus“: Die US-Präsidentschaftswahlen, Wissenschaft in Zeiten von Corona, Künstliche Intelligenz und menschliche Emotionalität, Hass und Lügen – aber auch Zukunft und Empathie im Netz waren Thema der zahlreichen Veranstaltungen mit Gästen aus der JLU, von anderen Universitäten und auch aus dem Ausland.
Und mit diesen Themen setzen wir im nächsten Jahr fort: Sprachlernen, mediale Repräsentationen von Geschlecht, digitale Sprachbiografien und vieles mehr erwartet Sie. Freuen dürfen Sie sich bereits jetzt auf die Veranstaltungen im Rahmen des ZMI-Jubiläums. Das ZMI wird 2021 nämlich frische 20 Jahre alt. Nicht, dass wir noch nichts erlebt hätten. Aber jetzt kommen nochmal richtig aufregende Jahre!
Über eine Sache möchten wir uns aber zum Schluss dennoch in aller Form beschweren: Die ZMI-Weihnachtsfeier findet dieses Jahr in kleinem Rahmen und als Video-Konferenz statt. Bei aller Offenheit und Neugier für neue Formate: Das geht gar nicht! Für das nächste Jahr wünschen wir uns wieder eine lachende und krachende Feier mit Geschenken und Getränken in der ZMI-Lounge.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nicht allzu besinnliche Weihnachten und in der gebotenen Besonnenheit und Solidarität entspannte und freudvolle Feiertage. Das ZMI freut sich darauf, Sie im kommenden Jahr wiederzusehen – analog oder digital, materiell oder virtuell – in jedem Falle aber wohlbehalten und gesund.
Ihre
Jutta Hergenhan
Inhalt ZMI-NEWSLETTER 4/2020
Das ZMI wünscht frohe Weihnachten
ZMI-Aktionswoche „Digitaler Habitus“ großer Erfolg
Debatten zu Wissenschaft in Zeiten von Corona
Vizepräsident der JLU im Gespräch zum Thema „wissenschaftlicher Nachwuchs in Zeiten der Pandemie“
„Virtuell ins Ausland? Potentiale und Grenzen digitaler Auslandserfahrungen für Studierende“
Veranstaltungen der ZMI Sektionen und Lunch Lectures
Videomitschnitt der Diskussion und Filmvorführung „Seoul Station“ mit dem Regisseur Yoon-ho Bae
Videomitschnitt der Lunch Lecture „This Friday's Future“ von Prof. Dr. Jörn Ahrens
Videomitschnitt der Lunch Lecture „Counter Speech - Wie reagiert man auf Hass im Netz?“ mit Sina Laubenstein
Videomitschnitt der Debatte „Wissenschaft in Zeiten von Corona“
Vortragsreihe „Korpuslinguistik und Sprachlernen“ der Sektion „Educational Linguistics“
Sektion „Medien und Gender“ veranstaltet Lesung mit Autorin Antje Schrupp
Weitere Aktivitäten der letzten Monate
Digital Lectures im Zeichen der Pandemie
Stimmen aus der Praxis: Ethik im Fotojournalismus
Historische Dokumentationen: Making-Of einer Fluchtgeschichte
Warum die korrekte Aussprache so wichtig ist: Online-Workshops mit Johanna Michel
Dietmar Rösler auf der Tagung der chinesischen Deutschlehrer*innen
HMWK-Projekt: Vortrag von Tamara Zeyer
Vortrag zu Lehr-/Lern-Medien für DaF
Angelique Hertzel und Tamara Zeyer auf virtueller Konferenz zur Interaktion im DaF/DaZ-Unterricht
Online-Fortbildungen für PASCH-Lehrkräfte in Bangladesch und Indien
Gießener Allgemeine: „Die Spaltung wird nicht aufhören“
Gießener Allgemeine: „Promotion und Pandemie“
Gießener Anzeiger:„Diskussion an JLU Gießen: Trump ist nicht der `König der Lügen´“
Neues aus den Seniorprofessuren
Neues aus der Ludwig Börne-Professur
Deutschlandfunk Kultur: Die Faust als Symbol von Trumps Herrschaft
taz: Briefe an G. - Doku „Lettre à G.“ über Philosoph André Gorz
Geschichte der Gegenwart: Die italienische Ausnahme. Cristoforo Colombo in Genua
Claus Leggewie auf ZEIT ONLINE: „Aus dem Sturm geboren“
Der Hauptstadtbrief: Das doppelseitige Schwert
Neues aus der Georg Büchner-Professur
Einweihung des Neuen Jüdischen Museums Frankfurt
Das Musiktheaterstück: „Schwarz auf Weiss in der FAZ“
Petersburger Theater Journal № 4 [98] 2019
„Gegenwärtig lebe ich allein“ - Ursendung eines neuen Hörstücks im Januar 2021
Liberté d'Action - ein neues Bühnenstück von Heiner Goebbels - Uraufführung im Mai 2021
ZMI sucht studentische Hilfskraft mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit und Recherche
Dietmar Rösler zum Vorsitzenden des Beirats Germanistik des DAAD gewählt
Tillmann Schorstein neue Hilfskraft für Öffentlichkeitsarbeit
Lea Kassandra Karachaliou verlässt das ZMI
„Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ im Wallstein Verlag erschienen
„Weihnachtslinguistik. Festliche Texte über Sprache" - Sammelband hg. von Konstanze Marx
News
Das ZMI wünscht frohe Weihnachten
ZMI-Aktionswoche „Digitaler Habitus“ großer Erfolg
In der ersten Semesterwoche, vom 2. bis 6. November 2020, veranstaltete das ZMI die virtuelle Aktionswoche „Digitaler Habitus“. Die täglichen Vorträge, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen zu den Themen Digitalisierung, US-Wahl und Pandemie fanden – wie zurzeit die meisten Veranstaltungen – ausschließlich online statt. Sie wurden aufgezeichnet und können auf dem ZMI-YouTube-Kanal abgerufen werden.
Das Thema der Aktionswoche – „Digitaler Habitus“ – ist durch die Corona-bedingte Digitalisierung von Lehre und Forschung verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Wenn Lehre, Tagungen und der kollegiale Austausch in den digitalen Raum verlegt werden, dann stellt sich die Frage, wie Studierende, Nachwuchswissenschaftler*innen und Professor*innen mit dieser und mit anderen Pandemie-bedingten Herausforderungen umgehen können. In der Reihe Kontroversen – einer Kooperation des ZMI mit dem Institut für Politikwissenschaft – debattierten Angehörige verschiedener Statusgruppen der JLU mit dem Präsidium der Universität über Wissenschaft und Corona (siehe Bericht Diana Hitzke und Bericht Sahra Rausch). Auch die Möglichkeiten eines virtuellen Auslandssemesters (siehe Bericht Selmin Hayircil) wurden ausgelotet.
Das ZMI beschäftigt sich nicht erst seit der Corona-Pandemie mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft. Eine durch die Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Tagung zum Thema „Digitaler Habitus“ fand bereits 2019 am ZMI statt. Das Konzept bezieht sich auf den Habitus-Begriff des französischen Soziologen Pierre Bourdieu und liefert ein erweitertes Verständnis des grundlegenden Wandels biografischer Erfahrungen, literaler Praktiken, von Sozialisation und Bildungsprozessen, wie er mit der umfassenden und fortscheitenden Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche zu beobachten ist. Das Potential des Konzepts liegt darin, digitalisierungsbedingte gesellschaftliche Transformationen des Habitus im Sinne von Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata zu beschreiben. Ziele der am ZMI angesiedelten Forschung zum Digitalen Habitus sind die Schärfung des theoretischen Potentials des Konzepts, die empirische Analyse der damit zu fassenden Praktiken sowie die Reflexion über angemessene Untersuchungsmethoden.
Das Konzept „Digitaler Habitus“ diente als Grundlage für die Organisation der Aktionswoche und wurde in den verschiedenen Veranstaltungen ganz unterschiedlich aufgegriffen: so ging es unter anderem um Alexa und digitale Emotionskulturen, um die Incel-Bewegung und um Hate Speech im Netz. Drei Veranstaltungen widmeten sich der US-Wahl, die bekanntlich Anfang November während der Aktionswoche stattgefunden hat. Neben der Digitalisierung, den Wahlen und der Pandemie wurde auch der Klimawandel als ein Phänomen in den Blick genommen, dass sich auf die gesellschaftliche Normalität auswirken und die Zukunft prägen wird.
Das ZMI dankt allen Beteiligten der Aktionswoche und lädt diejenigen, die nicht live dabei sein konnten, dazu ein, sich die Vorträge und Debatten auf dem ZMI-YouTube-Kanal anzusehen. Um ein Zeichen für die Barrierefreiheit digitaler Veranstaltungen zu setzen, wurden die Vorträge und Debatten in Gebärdensprache gedolmetscht.
(Diana Hitzke)
Debatten zu Wissenschaft in Zeiten von Corona
Debatten mit dem Präsidium der JLU zu den Themen Online-Lehre, wissenschaftlicher Nachwuchs und Wissenschaft in Zeiten der Pandemie
Durch die Corona-Pandemie haben sich wesentliche Bereiche der Universität grundlegend verändert. Die pandemiebedingten Einschränkungen haben großen Einfluss auf Lehre und Forschung, wirken sich auf die verschiedenen Statusgruppen allerdings unterschiedlich aus. Drei Diskussionsveranstaltungen in der Reihe „Kontroversen“, die von Prof. Dr. Dorothée de Nève vom Institut für Politikwissenschaft in Zusammenarbeit mit dem ZMI organisiert wurden, widmeten sich den Themen Online-Lehre, wissenschaftlicher Nachwuchs und Wissenschaft in Zeiten der Pandemie. Studierende, Nachwuchswissenschaftler*innen und Professor*innen der JLU waren dazu im Gespräch mit den Mitgliedern des JLU-Präsidiums.
Mit der Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Verena Dolle, diskutierten die Studierenden Mayra Heinz (Lehramtsstudentin Biologie/ Politikwissenschaft), Melanie Wulf (Bachelorstudentin Chemie) und Michel Zörb (Bachelorstudent Social Sciences) zum Ende des Sommersemesters 2020 wie sie die Online-Lehre in der Praxis erleben. Neben Chancen und Problemen, die sich durch die Umstellung von der Präsenz- auf die Onlinelehre ergeben, ging es in der Kontroverse mit dem Titel „Online-Lehre. Debatte über die Erfahrungen in Zeiten von Corona“ auch um konkrete Lösungsstrategien der entstandenen Herausforderungen.
Im Rahmen der ZMI-Aktionswoche fanden zwei weitere Diskussionen unter der Moderation von Dr. Tina Olteanu statt. Mit dem Vizepräsidenten für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, Prof. Dr. Dr. Peter Kämpfer, debattierten Dr. Birte Christ, Lukas Groos (1. Staatsexamen) und Sahra Rausch, M.A., aus dem akademischen Mittelbau der JLU über die Mehrbelastung in der Lehre und die pandemiebedingten Verzögerungen von Qualifikationsarbeiten. Die Nachwuchswissenschaftler*innen forderten neben mehr Diversität auch die Anerkennung der Vielfachbelastung von forschenden Eltern. Sie setzten sich für einen gerechten Zugang zum akademischen Arbeitsmarkt ein und kritisierten die Befristungen im derzeitigen Wissenschaftssystem. Prof. Kämpfer verwies auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen und verteidigte sie mit dem Argument, dass eine Bildungseinrichtung eine gewisse Fluktuation erfordere. Der Vizepräsident räumte ein, dass das Präsidium die Verzögerungen in der Forschung und in Bezug auf die Qualifizierung mit Sorge sieht (siehe Bericht Sahra Rausch).
In einer weiteren Debatte diskutierten die JLU-Professor*innen Prof. Hans-Jürgen Bömelburg, Prof. Nicole Zillien und Prof. Dr. Susanne Herold mit dem Präsidenten der JLU. Prof. Mukherjee sprach die besondere Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor dem Hintergrund des mobilen Arbeitens an. Prof. Bömelburg beschrieb die Schwierigkeiten, die für Forschende dadurch entstehen, dass sie keinen Zugang mehr zu den Archiven haben. Prof. Herold sprach über die erhöhte Aufmerksamkeit, die der Wissenschaft durch die Pandemie zukommt und betonte, dass Wissenschaftskommunikation voraussetzt, dass man sich mit dem Gegenüber auseinandersetzt. Prof. Zillien erklärte aus mediensoziologischer Perspektive, dass es Verschwörungstheorien zwar schon immer gab, dass Echokammern in den sozialen Medien jedoch zu einer Radikalisierung führen können. Ein weiteres Thema war Vertrauen – es ist, so waren sich die Professor*innen einig, für gelungene Forschungskooperationen essentiell, lässt sich virtuell jedoch nur sehr schwer herstellen (das Video zur Debatte: Wissenschaft in Zeiten von Corona).
(Diana Hitzke)
Podiumsdiskussion in der Reihe Kontroversen: der Vizepräsident der JLU im Gespräch zum Thema „wissenschaftlicher Nachwuchs in Zeiten der Pandemie“
In der Reihe Kontroversen, die das Institut für Politikwissenschaft (IfP) in Kooperation mit dem ZMI organisiert, wurde im Rahmen der ZMI-Aktionswoche die Situation des wissenschaftlichen „Nachwuchses“ in Zeiten von Corona besprochen. In der gegenwärtigen Krise spüren vor allem die befristet Beschäftigten an den Universitäten eine zunehmende ökonomische Unsicherheit, da sich aufgrund der erhöhten Arbeitsbelastung bei der Implementierung digitaler Lehrformate die Fertigstellung der Qualifikationsarbeit verzögern kann. Daraus erwächst die Gefahr, dass Arbeitsverträge nicht verlängert werden. Gleichzeitig verdeutlicht die gegenwärtige Pandemie, dass der wissenschaftliche „Nachwuchs“ ohnehin einen Balanceakt zwischen Forschung und Lehre zu bewältigen hat, wobei die in der Regel prekären Beschäftigungsverhältnisse zusätzlich belasten.
Über die gegenwärtige Lage des akademischen Mittelbaus und mögliche Veränderungen diskutierten der Vizepräsident für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses der JLU, Prof Dr. Dr. Peter Kämpfer, Dr. Birte Christ (Institut für Anglistik), Lukas Groos (1. Staatsexamen, Institut für Didaktik der Chemie) und Sahra Rausch (M.A., International Graduate Centre for the Study of Culture). Moderiert wurde die Veranstaltung von der Politikwissenschaftlerin Dr. Tina Olteanu (Wien).
In ihrem Eröffnungsstatement schildert Birte Christ eindrücklich ihre Erfahrungen in den ersten Monaten des Lockdowns. Die Einbindung in Sorgetätigkeiten führten dazu, dass ihre Forschungstätigkeit gänzlich zum Erliegen kam. Schon vor dem Beginn der Pandemie initiierte Christ das Pilotprojekt „Mehr Zeit für Forschung“, in dessen Rahmen Doktorand*innen mit Betreuungsverpflichtungen Hilfskraftstunden als Ausgleich für ihre Mehrbelastung beantragen konnten. In der gegenwärtigen Krise unterstreicht die Literaturwissenschaftlerin, dass der Faktor Zeit als höchstes Gut in der Qualifikationsphase noch geringer geworden sei. Diejenigen mit Sorgetätigkeiten hätten demnach die größte Last der Krise zu tragen, wobei insbesondere Frauen betroffen sind.
Lukas Groos kommt auf die nach wie vor bestehende Belastung durch JLU-Offline zu sprechen, die die Entwicklung innovativer Formate für die Lehre erschwert. Durch die weiterhin bestehenden technischen Beschränkungen konnten nicht alle Veranstaltungen digital umgesetzt werden. Auch Groos kommt auf die Ressource Zeit zu sprechen. Der Doktorand hat eine Vervierfachung des Zeitaufwands beobachtet, der für die Lehre aufgewendet werden musste, um das Laborpraktikum als digitales Format zu ermöglichen. Die Kapazitäten haben sich dabei eklatant von Forschungs- zu Lehrtätigkeiten hin verschoben.
Sahra Rausch geht in ihrem Statement auf die ohnehin prekären Beschäftigungsverhältnisse ein, in denen sich Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase befinden. Die gegenwärtige Krise erhöhe nun noch zunehmend den Druck und offenbare die bestehenden Schwierigkeiten, Lehr- und Forschungstätigkeiten, vor allem die Arbeit an der Weiterqualifizierung miteinander zu vereinbaren. Antworten vom Präsidium verspricht sich die Soziologin auch hinsichtlich der Frage, wie die Universitäten die Möglichkeit einer Corona-bedingten Verlängerung nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz finanziell realisieren werden. Schließlich könne an den mit wissenschaftlichem Personal ohnehin unterbesetzten Hochschulen Krisen nur effektiv begegnet werden, wenn gesicherte Beschäftigungsverhältnisse bestünden, weswegen eine Entfristung von akademischen Stellen nötig wäre.
Im Anschluss nimmt Peter Kämpfer zu den drei vorangegangenen Beiträgen Stellung. Er teilt dabei die Ansicht, dass die Realisierung digitaler Lehre massiv zusätzliche Zeitressourcen beansprucht. Gleichzeitig macht er aber auch darauf aufmerksam, dass die Krise zu einem Rückgang drittelmittelfinanzierter Projekte führen dürfte. Die Pandemie erschwere nicht nur die Anbahnung internationaler Kooperationen, sondern zwinge einige Wissenschaftler*innen außerdem zu einer grundlegenden Neuausrichtung ihrer Karrierepläne, da Themen wegbrächen oder Anträge nicht rechtzeitig eingereicht werden könnten. In Bezug auf die Umsetzung der Corona-Verlängerungen, die das WissZeitVG vorsieht, insistiert der Vizepräsident der JLU auf die Einzelfallprüfung, da dies arbeitsrechtlich nicht anders zu realisieren sei. Dabei macht Peter Kämpfer allerdings deutlich, dass dem Präsidium in vielen Punkten die Hände gebunden seien und die Verantwortung zur Einstellung des Personals sowie der Verwaltung von Drittmittelprojekten bei den dezentralen Einrichtungen und somit bei den Fachbereichen liege:
„Wir versuchen seitens der Personalabteilung im Einzelfall zu prüfen, welche Möglichkeiten es gibt und wie die Mittel dafür vorhanden sind. Die Zentrale hat für die Dezentrale keinerlei Ressourcen, d.h. wir können keine Personalmittel verteilen, die Hoheit liegt in den Fachbereichen. Zurzeit werden Budgetgespräche geführt und diese Budgetgespräche mit den einzelnen Fachbereichen sind abgeschlossen und wir werden 2021/22 Globalbudgets haben, die wir auf die unterschiedlichen Fachbereiche übertragen und dann sind die Fachbereiche noch viel stärker in der Verantwortung, mit diesen Globalbudgets entsprechend zu agieren, aber natürlich vor dem Hintergrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen.“
Als problematisch wird von den anderen Diskutant*innen die vom Präsidium vertretene Haltung wahrgenommen, dass die Institute und Betreuer*innen in die Verantwortung genommen werden, um arbeitnehmer*innenfreundlich auf die gegenwärtige Situation zu reagieren. Birte Christ macht darauf aufmerksam, dass es des politischen Willens bedürfe, um arbeitsentlastende Maßnahmen, wie etwa mehr Stellen im akademischen Mittelbau ohne Qualifikationsziele oder gut bezahlte Lehrdeputatsstellen zu schaffen. Es könne nicht nur vom Wohlwollen der direkten Vorgesetzen oder der Institutsleitungen abhängen, ob Angestellte mit Sorgeverpflichtung gut durch die Krise kommen. Sie fordert daher mehr Diversität in den zentralen Leitungspositionen, um dort eine erhöhte Sensibilität für unterschiedlichste Lebenslagen und in der Folge kreative Antworten auf die strukturellen Defizite zu finden. Auf die Nachfrage von Sahra Rausch, wie der Hochschulpakt umgesetzt werde, macht der Vizepräsident für Forschung darauf aufmerksam, dass aufgrund der erwartbar niedrigeren Steuereinnahmen mit einem Rückgang der Förderinstrumente zu rechnen sei. Gegenwärtig ließe sich bereits eine Abnahme von drittmittelfinanzierten Projekten aus dem privatwirtschaftlichen Bereich beobachten.
Anschließend folgt eine längere Diskussion über die universitären Beschäftigungsverhältnisse und inwiefern die gegenwärtige Befristungspraxis innovative Forschung und Lehre garantiert. Kämpfer macht folgendes klar:
„Mit einer Entfristung im wissenschaftlichen Mittelbau ist immer auch die Gefahr verknüpft, […], dass man diese Stellen nicht mit wissenschaftlichem Nachwuchs neu besetzen kann, sondern diese Dauerstellen zugeordnet hat und dass man dann die neuen Themen, die man an die Uni mitgebracht hat, nicht angemessen bearbeiten kann.“
Weiterhin sei es in einer Bildungseinrichtung, wie die Universität eine sei, erforderlich, durch „eine hohe Fluktuation“ für „Erneuerung“ zu sorgen, so Kämpfer. Die anderen Diskutant*innen äußerten jedoch Bedenken, ob eine hohe Fluktuation unter den Beschäftigten die Qualität von Lehre und Forschung wirklich sicherstellen könne. Gleichzeitig fördere die Erhöhung der Wettbewerbsorientierung nämlich einen bestimmten „Typus Wissenschaftler“, unterstreicht Christ, und nicht unbedingt den „innovativsten“. Das sei weder gut noch gerecht, weswegen sie für die Anerkennung von Sorge- und Teilzeittätigkeiten sowie für eine Verflachung der Hierarchien plädiere.
Die Debatte findet schließlich ihren Abschluss mit der Formulierung von Wünschen, deren Erfüllung die Arbeitssituation der sich qualifizierenden Wissenschaftler*innen langfristig verbessern soll. Birte Christ sieht einen Schlüssel in der Herstellung einer gerechten Verteilung von Lehre und Forschung, sodass die in der Lehre entstehende Mehrbelastung nicht durch den sogenannten „Nachwuchs“ kompensiert werden müsse. Als Wunsch formuliert sie die verstärkte Einführung des Tenure-Track-Systems, um vor allem Menschen mit Sorgetätigkeiten die dauerhafte Anstellung am gleichen Ort zu ermöglichen. Lukas Groos fordert außerdem die Einstellung studentischer Hilfskräfte, um Lehrende in der Qualifikationsphase zu entlasten. Sahra Rausch fordert eine weitreichende Entfristung von Stellen nach der Promotion, um eine langfristige Karriereplanung zu ermöglichen. Während der Promotion sollten zudem längere Vertragslaufzeiten vorgesehen und vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften ein erhöhter Beschäftigungsumfang (100%-Stellen statt 50- oder 65%-Stellen) erwogen werden, um die außervertraglich geleistete Mehrarbeit zu reduzieren und die Fertigstellung der Qualifikationsarbeit angemessen zu vergüten. Die Moderatorin Tina Olteanu schließt die Diskussion mit der Feststellung:
„Wir haben es hier mit einer Verschärfung von Problemlagen zu tun, die den Nachwuchs schon eine Weile quälen und wo bestimmte Belastungen und das Knirschen im System deutlicher werden unter dieser Extrembelastung.“
Dabei laute das Credo oft, dass den Studierenden aus dieser Situation kein Nachteil entstehen dürfe. Dies müsse auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs gelten, schließt die Moderatorin. Olteanus Resümee – wie die gesamte Diskussion – kann als Ermutigung an alle Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase verstanden werden, sich stärker für ihre Belange zu mobilisieren und sich dafür beispielsweise in den vorhandenen Strukturen einzubringen.
Die Gießener Presse berichtete über diese Veranstaltung. Den Bericht finden Sie hier.
(Sahra Rausch)
"Virtuell ins Ausland? Potentiale und Grenzen digitaler Auslandserfahrungen für Studierende"
Am 4. November 2020 veranstaltete die Sektion Educational Linguistics im Rahmen der Aktionswoche Digitaler Habitus ihre Podiumsdiskussion zum Thema virtuelle Auslandsaufenthalte für Studierende. Dabei ging es um Fragen an der Schnittstelle zwischen Internationalisierung und Digitalisierung: Inwiefern können virtuelle Austauschprogramme einen realen Aufenthalt in einem fremden Land ersetzen? Wo zeigen sich Chancen und Grenzen für die Vermittlung und Aneignung von fachlichen, sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen?
Es diskutierten Prof. Dr. Anne Barron, Professorin für englische Linguistik an der Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Christian Fandrych, Professor für Linguistik des Deutschen als Fremdsprache an der Universität Leipzig und Julia Volz, Leiterin des Akademischen Auslandamtes der Justus-Liebig-Universität Gießen. Moderiert wurde das Online-Podium von Prof. Dr. Jana Gamper, Professorin für Deutsch als Zweitsprache, an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Das Sammeln von Auslandserfahrungen während des Studiums hat für viele deutsche Studierende nach wie vor eine große Bedeutung. Das Bedürfnis, während des Studiums einen Auslandsaufenthalt an einer Gasthochschule zu absolvieren, ist bei deutschen Outgoers (Studierende, die einen Aufenthalt in einem Gastland absolvieren) in den letzten Jahren gleichbleibend hoch gewesen. Im Gegenzug scheint Deutschland als Gastland bei Incomers (Studierende, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen) immer beliebter zu werden. Dabei gehe es neben dem Erwerb fachlicher Kompetenzen für viele Studierenden darum, fremdsprachliche und interkulturelle Kompetenzen zu sammeln und sich persönlich weiterzuentwickeln, resümiert Anne Barron. Obwohl die mit der Digitalisierung verbundene weltweite Vernetzung einen einfacheren und schnelleren Austausch zwischen Partneruniversitäten und Studierenden ermöglicht hat, ist das Interesse daran, ins Ausland zu gehen, bei Studierenden nach wie vor groß. Der Auslandsaufenthalt sei für Studierende nicht zuletzt eine „ganzheitliche Erfahrung“, so Christian Fandrych, die erst gemacht werden könne, wenn auch ein Wechsel der Umgebung stattfindet. Er verweist beispielhaft auf Incomers an der Universität Leipzig, die trotz digitalem Semester und virtueller Lehre nach Leipzig gezogen seien, weil ihnen nicht nur der fachliche Input, sondern auch die veränderte kulturelle und soziale Umgebung wichtig sei. Julia Volz betont die Rolle der Gastuniversitäten, positive Auslandserfahrungen zu ermöglichen:
„Auslandsaufenthalte sind dann erfolgreich, in allen Dimensionen, fachlich, sprachlich, persönlichkeitsentwickelnd, wenn es uns gelingt, die Studierenden willkommen zu heißen und schnell zu integrieren, anzubinden, aufzunehmen in unsere sozialen, gesellschaftlichen Räume.“
Solch ein Willkommenheißen auch im virtuellen Raum zu ermöglichen, sei die aktuelle Herausforderung des akademischen Auslandsamtes, so Volz.
Alle Diskutant*innen waren sich einig, dass ein virtuelles Semester nicht als Ersatz für einen realen Auslandsaufenthalt dienen kann. Vielmehr ginge es darum, das Potential der Digitalisierung insbesondere digitaler Tools zu nutzen, um Studierende bei ihren Auslandserfahrungen vielseitige Unterstützung zu bieten.
Dabei stellte sich die Frage, wie und was digitalisiert werden könne. Von den Diskutant*innen wurden verschiedene Vorschläge zusammengetragen, wie beispielsweise virtuelle Tandempartnerschaften, bei denen Studierende mit Hilfe digitaler Medien einen ersten Kontakt zu Studierenden der jeweiligen Gastuniversität herstellen und einen möglichen Auslandsaufenthalt vorbereiten können. Zudem ließen sich Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen, ebenso wie Lehrveranstaltungen vergleichsweise gut ins Digitale auslagern. In jedem Fall gelte eine gründliche Vorbereitung, sowohl hinsichtlich der technischen als auch der personellen Umsetzung. Christian Fandrych wies auf die Notwendigkeit hin, die eigenen Studierenden der Heimatuniversität für die Zusammenarbeit mit Incomers, insbesondere im digitalen Semester, zu sensibilisieren:
„Internationalisierung Zuhause bedeutet auch, dass wir mit unseren eigenen Studierenden, sie dafür sensibilisieren müssen, dass wir viele Studierende haben, die aus ganz anderen Kontexten kommen und die vielleicht in Arbeitsgruppen nicht so funktionieren, wie man das sonst in Deutschland schon kennt; die vielleicht Hemmungen haben, Ängste haben, weil sie in einer fremden Sprache arbeiten müssen, die nicht automatisch zurechtkommen, die andere Uniroutinen entwickeln.“
Es gelte zudem einzelfallspezifisch lokale Gegebenheiten der jeweiligen Universität, sowohl hinsichtlich der technischen Ausstattung, der personellen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien, aber auch der Kapazitäten und Bereitschaft der Lehrenden und Studierenden, zu berücksichtigen. Hierbei zähle vor allem Qualität statt Quantität. Digitalisierung, nur um der Digitalisierung willen führe in die falsche Richtung. Sie brauche vielmehr eine gut geplante Vorbereitung und dürfe nicht als Selbstzweck verstanden werden, so Fandrych. Nicht zuletzt müsse eine qualitative Internationalisierung der Hochschullehre die Möglichkeiten zur Anerkennung von Studienleistungen gewährleisten.
Insgesamt attestierte das Panel der Digitalisierung ein großes Potential zur Unterstützung von Auslandserfahrungen von Studierenden. Dabei wurde eine Digitalisierung präferiert, die aus bestehenden Strukturen wächst und zur besseren Verzahnung und Vernetzung (strukturell, fachlich, personell) zwischen den Hochschulen beiträgt. Gleichzeitig wurde ersichtlich, dass die Digitalisierung der Hochschullehre im Kontext von Auslandserfahrungen mit einer Vielzahl von Herausforderungen verbunden ist, die auch in Zukunft an Bedeutung nicht verlieren wird.
Digitalisierung, so das Fazit, biete Potential zur Unterstützung von Auslandserfahrungen, könne diese trotz allem aber nicht ersetzen.
(Selmin Hayircil)
Videos
Veranstaltungen der ZMI Sektionen und Lunch Lectures
Videomitschnitt der Lunch Lecture „Why Trump is not King Liar. Eine (kleine) Philosophie der politischen Lüge“ von Prof. Dr. Elif Özmen
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Kathleen Bieling, Dr. Jutta Hergenhan, Liza Beci und Prof. Dr. Elif Özmen
Die Gießener Presse berichtete über diese Veranstaltung. Den Bericht finden Sie hier. Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Disskussion und Filmvorführung „Seoul Station“ mit dem Regisseur Yoon-ho Bae
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Lunch Lecture „Alexa, sing ein Liebeslied für mich“ - Nähe und Distanz im Zeichen digitaler Emotionskulturen“ von Prof. Dr. Katrin Lehnen
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Kathrin Becker, Dr. Diana Hitzke, Prof. Katrin Lehnen und José Fernández Pérez
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Lunch Lecture „This Friday's Future“ von Prof. Dr. Jörn Ahrens
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Linda Münch, Liza Bezi, Dr. Diana Hitzke und Prof. Dr. Jörn Ahrens
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Lesung „Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“ mit Veronika Kracher
Zum Auftakt der ZMI-Aktionswoche „Digitaler Habitus“ fand am 2. November 2020 die Online-Lesung mit der Autorin und Publizistin Veronika Kracher statt, in der sie ihr beim Ventil Verlag erschienenes Buch „Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults“ vorstellte. „Incel“ steht für „Involuntary Celibate“, also „unfreiwillig zölibatär Lebende“. Gemeint sind damit meist junge Männer, die der Auffassung sind, zu hässlich für die Welt zu sein und folglich ein ungeliebtes und vor allem sex-loses Dasein fristen zu müssen, welches letztlich in Selbsthass mündet. Als Schuldige für ihre Sexlosigkeit identifizieren sie allen voran Frauen, die zum Feindbild erklärt und in Online-Foren zum Ziel ihres männlichen Hasses werden.
Bildschirmfoto mit Gebärdendolmetscherin Marie Kohlen, Veronica Kracher, Dr. Jutta Hergenhan und Tillmann Schorstein
Eingeleitet wurde die Lesung mit einem Auszug aus dem im Buch enthaltenen „Brief an einen Incel“, in dem die Frankfurter Autorin auf sehr persönliche Weise ihre Erfahrungen während der jahrelangen Recherchearbeit zum Ausdruck bringt. Die Lesung wurde als Lunch Lecture von der ZMI-Sektion „Medien und Gender“ organisiert. Die Moderator*innen Dr. Jutta Hergenhan (Sprecherin der Sektion „Medien und Gender“ und Tillmann Schorstein (Hilfskraft der Sektion „Medien und Gender“), stellten der Autorin anschließend Fragen, auf die sie mit entsprechenden Passagen aus ihrem Buch antwortete. So konnte genauer beleuchtet werden, inwieweit sich Incels in ihrer Misogynie von klassischen Machos unterscheiden, wie eine Gemeinschaft in einem auf Selbsthass fixierten Milieu entstehen kann, oder wie ein „Habitus der Ironie“ die moralische Grenzüberschreitung ihrer Mitglieder befördert und eine Atmosphäre schafft, in der Gewalt banalisiert und legitimiert wird:
„Ich will auch nochmal stark machen, dass Jungfräulichkeit, keinen Sex haben, Probleme damit haben Beziehungen zu führen […] das macht einen nicht zum Incel, sondern wie gesagt, dass kann passieren. Was für die Incel-Bewegung konstitutiv ist, ist eben einerseits der Selbsthass und das obsessive Abarbeiten an dem eigenen Aussehen und andererseits eben diese antifeministische Weltsicht und Ideologie, die Frauen und Feminismus Schuld für das eigene Elend macht.“
Für die Analyse dieses Online-Kults sei es darüber hinaus wichtig, Incels nicht nur als Einzelphänomene zu verstehen, sondern ihren Frauenhass als Teil eines strukturellen Problems einer patriarchalen und kapitalistisch strukturierten Gesellschaft zu begreifen:
„Ich denke [...], dass eben Sexleben oder halt Sex-haben, und ein erfolgreicher Stecher sein, eine wichtige Rolle bei der Performance von hegemonialer Männlichkeit spielt und wenn man diese hegemoniale Männlichkeit nicht performen kann, wird man dafür von anderen Männern als auch von Frauen gemobbt.“
Gegen Ende einer inhaltlich spannenden und intensiven Lesung wurde es noch einmal persönlich, als Veronika Kracher über emotional belastende Inhalte während der Recherche sprach:
„Ich habe einige Sachen gesehen, bei denen ich mir wünschte, ich könnte sie für immer aus meinem Gehirn streichen. Unfortunately I can not.“
In Veronika Krachers Ausführungen wurde auch deutlich, dass die Wahrung von Objektivität bei der sozialwissenschaftlichen Analyse emotional aufgeladener Inhalte weder nötig, noch möglich ist. Sie macht daher nicht nur ihre theoretischen Grundlagen und ihre methodische Vorgehensweise transparent, sondern reflektiert immer auch ihr eigenes emotionales Erleben während der Recherche. Nicht zuletzt sei es dabei wichtig, immer wieder Abstand zu den toxischen Inhalten der Foren zu gewinnen. Während der Recherche half ihr dabei der Austausch mit anderen Personen, die zu dem Thema arbeiten sowie die Unterstützung durch das eigene soziale Umfeld.
Die Lesung endete mit einer anregenden Diskussion, bei der sich die Zusehenden über Twitter und Instagram unter dem #DigitalerHabitusZMI mit zahlreichen Fragen beteiligten. Bedauerlicherweise war die Veranstaltung im Chat des Konferenzraums auch von starker Hate Speech begleitet, die sich sowohl gegen die Autorin als auch gegen die Moderator*innen richtete.
Videomitschnitt der Lunch Lecture „Counter Speech - Wie reagiert man auf Hass im Netz?“ mit Sina Laubenstein
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Kathrin Becker und Marie Kohlen, Sina Laubenstein, Mayra Heinz und Liza Beci
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
US-Präsidentschaftswahlen
Videomitschnitt der Debatte „Voices from Abroad: Americans in Germany Discuss the 2020 U.S. Elections“
Bildschirmfoto des Livestreams Voices from Abroad/ Americans in Germany Discuss the 2020 U.S. Elections mit Kelley Donham
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Diskussion „Prognosen und Analysen mit kurzer Halbwertszeit. Wissenschaftler*innen diskutieren über die bevorstehende Wahl“
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Kathrin Becker, Luisa Süß, Prof. Dr. Regina Kreide, Prof. Dr. Ulrike Weckel, Prof. Dr. Verena Blechinger-Talcott, Emely Green, Gebärdendolmetscherin Daniela Unruh und Prof. Dr. Emanuel Richter
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Videomitschnitt der Diskussion „Was geht uns das an? Studierende der JLU diskutieren über die US-Wahl“
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherinnen Marie Kohlen und Monika Hellwig, und den JLU-Studierenden Annabell Ramm, Leon Hering, Jesse Jamal Garip und Milena Recht
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Reihe „Kontroversen“
Videomitschnitt der Debatte „Wissenschaft in Zeiten von Corona“
Bildschirmfoto des Livestreams mit Gebärdendolmetscherin Marie Kohlen und Daniela Unruh, Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Dr. Tina Olteanu, Prof. Dr. Nicole Zillien, Prof. Dr. Susanne Herold, Dr. Johannes Diesing und Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg
Das Video ist auf dem YouTube-Kanal des ZMI zu sehen.
Veranstaltungsankündigungen
Vortragsreihe „Korpuslinguistik und Sprachlernen“ der Sektion „Educational Linguistics“
Das Programm für das Wintersemester 2020/2021 steht fest. Es werden drei online-Vorträge und ein ganztägiger Workshop stattfinden:
Als Vortragende werden Prof. Dr. Rolf Kreyer (Marburg), Dr. Franziska Wallner (Leipzig) sowie PD Dr. Roman Schneider (Mannheim) erwartet. Die Vorträge finden dienstags um 18:15 Uhr statt.
Der Vortrag von Prof. Rolf Kreyer zum Thema „Longitudinale Lernerkorpora: Potentiale und Grenzen.“ fand am 8. Dezember 2020 statt.
Der nächste Vortrag findet am 12. Januar 2021. Dr. Franziska Wallner spricht zum Thema „Korpora gesprochener Sprache für den Deutsch als Fremd- und Zweitspracheunterricht: zielgruppenspezifische Nutzungsmöglichkeiten und aktuelle Weiterentwicklungen.“
Am 26. Januar 2021 hält PD Dr. Roman Schneider seinen Vortrag zum Thema „Das Songtextkorpus - multidisziplinäre Perspektiven einer empirischen Ressource zur deutschsprachigen Popmusik.“
Prof. Jana Gamper (Gießen) organisiert und moderiert den Workshop zum Thema „Neuzuwanderung und Sprache: LernerInnenkorpora und Forschungsmethodik.“ Der Workshop findet voraussichtlich am 5. Februar 2021 statt.
Weitere Informationen: https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/el/veranstaltungen
Sektion „Medien und Gender“ veranstaltet Lesung mit Autorin Antje Schrupp
Was ist eine Mutter, was ist ein Vater? Welches Geschlecht müssen sie haben? Und welche Vorstellungen von elterlichen Verantwortlichkeiten gehen damit einher? Solche und weitere Fragen thematisiert die Politologin und Journalistin Dr. Antje Schrupp (Frankfurt) in ihrem Essay „Schwangerwerdenkönnen“. Mit dieser Wortneuschöpfung lenkt sie den Blick auf die sogenannte reproduktive Differenz: Unser Leben, so die Ausgangsannahme, ist maßgeblich davon geprägt, ob wir schwanger werden können oder nicht. Entgegen weit(er)hin verbreiteter Annahmen von Schwangerschaft als sprichwörtliche „natürlichste Sache der Welt“ oder als „Frauensache“ betont Antje Schrupp jedoch, dass es sich bei der Möglichkeit des Schwangerwerdenkönnens um eine hochgradig politische Angelegenheit handle, die immer sozial interpretiert werden müsse. Antje Schrupps Abhandlung wurde von der Kritik als radikales Plädoyer für reproduktive Selbstbestimmung gelobt und liefert spannende Denkanstöße zu Geschlecht und Elternschaft jenseits traditioneller Familienbilder.
Die Lesung mit anschließender Diskussion wird von Julia Gerstewitz moderiert, die im Bereich der Soziologie der Schwangerschaft und Geburt mit einem Fokus auf digitale Medien forscht.
Die online Lesung findet am 28. Januar 2021 von 18 - 19:15 Uhr statt.
Moderation: Julia Gerstewitz (JLU Gießen) (mit Gebärdendolmetscher*in und Publikumsfragen)
Organisation: Sektion Medien und Gender
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Bitte melden Sie sich bei Julia Gerstewitz zur Veranstaltung an:
julia-christine.gerstewitz@sowi.uni-giessen.de
Weitere Aktivitäten der letzten Monate
Digital Lectures im Zeichen der Pandemie
Mit den fehlenden Möglichkeiten analoger Begegnung haben sich in den letzten Monaten neue und unterschiedliche Formate der interaktiven Aushandlung und fachlichen Kommunikation etabliert, die den wissenschaftlichen Diskurs bis auf Weiteres aufs Digitale verweisen: auf Livestreams und Konferenzsysteme, in denen das Publikum häufig verwischt und unsichtbar bleibt und maximal auf Kacheln schrumpft, die manchmal nichts oder Namenszüge und manchmal Personen zeigen. Der Vortrag und das Vortragen sind zu weiten Teilen ein Sprechen zu sich selbst geworden. Resonanz wird schon länger nicht mehr durch ein Publikum erzeugt, eher durch die eigene Stimme und manchmal nachträglich durch Fragen und Kommentare im Chat. Gleichzeitig ist mit dem Digitalen eine verstärkte Form der Wiederverfügbarkeit entstanden – viele digital organisierte Beiträge, Podiumsdiskussionen, Lesungen und Publikumsgespräche werden aufgezeichnet und eingefroren und über Mediatheken und Youtube-Kanäle archiviert. Das, was vor ein paar Monaten nur dem Moment der Performance genügen musste, ist jetzt manchmal für die Ewigkeit und muss sich neuen Bildästhetiken stellen. Foliengestaltung, Kleiderwahl und Bildhintergründe treten in ein neues Licht.
Interessant sind dabei die Versuche, für die medialen Transformationsprozesse, wie wir sie aktuell erleben, andere Formen des Austauschs zu entwickeln und zu erfinden. Bei Tagungen wird es immer üblicher, Vorträge vorab aufzuzeichnen und die eigentliche Vortragszeit dann nur für Diskussionen zu nutzen, bei denen sich die Beteiligten vorab die Filme angeschaut haben. Und ja, in manchen Fällen entstehen dabei sehr viel intensivere Diskussionen, für die bei analogen Konferenzen in der Regel keine Zeit bleibt.
Mit insgesamt vier Digital Lectures hat Prof. Katrin Lehnen in den ersten Wochen des Semesters verschiedene Vortragsformate erprobt:
Katrin Lehnen: „I wish I could touch you“ – Kommunikation, Emotion und Intimität in Zeiten von Siri, Alexa und anderen (lernenden) Maschinen – Digital Lecture am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald, 28. Oktober 2020
Auf Einladung von Prof. Dr. Konstanze Marx hat Katrin Lehnen am 28. Oktober 2020 eine Digital Lecture in der Reihe „Der Mensch im digitalen Zeitalter“ am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg gehalten. Dass die gesamte Reihe wie auch der Vortrag selbst thematisch so eng in die Zeit passen, war eigentlich nicht abzusehen. Denn ursprünglich war der Vortrag als analoger Vortrag für das Frühjahr 2020 geplant und wurde dann bereits vom ersten Lockdown überollt und in den Herbst verlegt – damals noch mit der Aussicht, dass man sich im Herbst wieder leibhaftig begegnen könnte: Das Filmzitat „I wish I could touch you“ aus dem Film „Her“ von Spike Jonze war ursprünglich als kommunikatives Sinnbild sich zunehmend täuschend ‚echt’ gestaltender Beziehungen zwischen Mensch und Maschine gedacht und nicht als Sehnsuchtsmetapher eines pandemischen Alltags, der durch Abstandsregeln und Masken reguliert wird. Die Lecture fand als Livestream via Zoom statt, das Publikum war ‚außen vor’ und nicht sichtbar, schaltete sich aber nach dem Vortrag mit Fragen im Chat dazu, die von Konstanze Marx moderiert wurden. Die Lecture wurde aufgezeichnet und ist über die Mediathek des Krupp-Kollegs verfügbar:
Katrin Lehnen: „Alexa, sing ein Liebeslied für mich“ - Nähe und Distanz im Zeichen digitaler Emotionskulturen – Digital Lecture im Rahmen der Gießener ZMI-Aktionswoche „Digitaler Habitus“, 3.Oktober 2020
Um sich neu etablierende Emotionskulturen und veränderte kommunikative Praktiken im Digitalen ging es bei der zweiten Lecture von Katrin Lehnen. „Alexa, sing ein Liebeslied für mich“ liefert als werbewirksame Aufforderung von Amazon an das smarte Spachassistenzsystem eine zugespitzte Form der Kommunikation zwischen Nähe und Distanz. Der Vortrag behandelte (offene) Fragen nach der unmerklichen oder merklichen Veränderung unserer alltäglichen Interaktionspraxis durch die Integration von Algorithmen, Künstliche Intelligenz und lernenden Maschinen. Welche (digitalen) Emotionskulturen entstehen, wenn die Kommunikation offensichtlich oder weniger offensichtlich, bewusst oder weniger bewusst vermittelt über oder mit Maschinen, lernenden Systemen und Algorithmen funktioniert und wenn teils nicht mehr unterscheidbar ist, ob wir es mit einem Menschen oder einem Bot zu tun haben? Der Vortrag fand im Konferenzsystem des Deutschen Forschungsnetzwerks (DFN) statt und während des Vortrags waren live die Mitglieder der ZMI-Sektion „Medien und Didaktik“ zugeschaltet. Mit Ende des Vortrags konnte hier sofort losdiskutiert werden – Fragen der Zuschauer*innen, die auf Twitter und Instagram gepostet werden konnten, wurden ebenfalls in die Diskussion eingespeist.
Vortrag und Diskussion sind auf dem ZMI-Youtube-Kanal erreichbar:
https://www.youtube.com/watch?v=AxTIWumdyhA&feature=youtu.be
Katrin Lehnen: „Hallo PrinceW, einen Begriff musst Du überhaupt nur dann definieren, wenn es darüber unterschiedliche Ansichten gibt.“ (Wissenschaftliche) Schreibberatung in Zeiten von Youtube, Blogs und gutefrage.net – Digital Lecture
Online-Tagung „Ratgeberpraxis in der spätmodernen Gesellschaft: Sprache, Normierung, Wissen“, 12.-13. November 2020
Ratgeber und Ratgeben haben eine hohe Konjunktur. Auf der zweitägigen Tagung von Prof. Mathilde Hennig und Dr. Robert Niemann standen Entwicklungen und sprachliche Formen des Ratgebens im Fokus. Katrin Lehnen beschäftigte sich mit der Frage, wie sich sprachlich-kommunikative Praktiken wie auch die Formate des Beratens verändern, wenn zunehmend Social Media-Plattformen für Beratungsfragen genutzt werden und wenn Beratungsszenarien neue Rollen-, Expertise- und Wissenkonstellationen hervorbringen.
Die insgesamt elf Vorträge wurden von den Teilnehmer*innen zuvor aufgezeichnet und eine Woche vor der Tagung hochgeladen. Die eigentliche Tagung – ursprünglich auf Rauischholzhausen geplant und zweimal verschoben – wurde schließlich in zwei Tagen intensivem Videokonferierens durchgeführt – eine planerisch und zeitlich sehr aufwendige, extrem lohnende Form der digitalen Tagungsdurchführung, bei der alle Teilnehmer*innen unglaublich diszipliniert und fokussiert Fragen diskutierten und sich zwei Tage lang auf das Leben mit etwa 15 Kacheln eingelassen haben.
Katrin Lehnen: Digitaler Habitus – Literale Praktiken im Übergang von Youtube, Jodel und anderen (Lern-)Plattformen, Digital Lecture, Forum Lehrentwicklung der Gießener Offensive Lehrerbildung (GOL), 25. November 2020
Auch das Gießener Forum Lehrentwicklung muss sich in diesem Semester auf den digitalen Austausch beschränken. Passend dazu hielt Katrin Lehnen einen Impulsvortrag, in dem sie der Frage nachging, was es für die schulische und hochschulische Didaktik bedeutet, wenn Lernen und Wissenserwerb zu einem großen Teil in informellen, nicht-institutionellen digitalen Kontexten wahrgenommen werden. Die Beliebtheit von Erklärvideos auf Youtube ebenso wie die interaktive Aushandlung unterrichtlicher Fragen auf Schülerforen, Gutefrage.net und anderswo im Netz werfen Fragen nach dem Verhältnis von formellen und informellen Lernpraxen neu auf.
Neues aus den Sektionen
Stimmen aus der Praxis: Ethik im Fotojournalismus
Am Dienstag, den 8. Dezember 2020, veranstaltete die Sektion „Medien und Geschichte“ in Kooperation mit der Fachjournalistik Gießen (FAJO) einen „Stimmen aus der Praxis" - Abend mit Christoph Bangert (Fotojournalist, Autor), der über Zoom zum Thema "Ethik im Fotojournalismus" sprach.
Historische Dokumentationen: Making-Of einer Fluchtgeschichte
Organisiert von der „Stimmen aus der Praxis" - Reihe der Sektion „Medien und Geschichte“ in Kooperation mit der Fachjournalistik Gießen (FAJO) fand am 12. November 2020 um 18:30 Uhr eine Webex Veranstaltung mit den Referentinnen Rayna Breuer (freiberufliche Multimediajournalistin) und Susanne Spröer (Leiterin der multimedialen Redaktion Kultur Online/ Culture Online DW) statt, die über das Thema "Historische Dokumentationen: Making-Of einer Fluchtgeschichte" sprachen.
Neues aus dem DaF/DaZ Bereich
Warum die korrekte Aussprache so wichtig ist: Online-Workshops mit Johanna Michel
Am 2. und 9. Dezember 2020 hielt Johanna Michel virtuelle Aussprache-Workshops für Deutschlernende mit Fluchterfahrung. Diese wurden im Rahmen des JLU Buddyprogramms des Akademischen Auslandsamtes organisiert. „Learning by doing“ lautete die Devise, sodass die Lernenden, welche sich auf den Niveaustufen A1/A2 sowie B1+ befanden, mithilfe verschiedenster digitaler Tools interaktiv miteinbezogen wurden und die Möglichkeit hatten, ihre Aussprache auf spielerische Weise zu erproben.
Dietmar Rösler auf der Tagung der chinesischen Deutschlehrer*innen
Vom 16. bis 18. Oktober 2020 fand, vom Goethe-Institut Peking und Frau Professor Li Yuan von der Zhejiang University organisiert, die diesjährige Tagung der chinesischen Deutschlehrer*innen statt, virtuell und nicht wie geplant in Präsenz in Hangzhou. Professor Rösler hielt den Eröffnungsvortrag Fremdsprachenlernen mit digitalen Medien. Herausforderungen für das nächste Jahrzehnt und nahm an zwei Paneldiskussionen zu verschiedenen Aspekten der Entwicklung des Deutschlernens in China teil.
In ersten Teil seines Vortrags beschrieb Professor Rösler die Bedeutung, die Sprachassistenzsysteme für die Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg bereits haben und verstärkt haben werden und welche Herausforderungen diese Entwicklung für die Legitimierung und Organisation von Fremdsprachenunterricht in Bildungsinstitutionen mit sich bringt. Im zweiten Teil diskutierte er die Chancen einer Integration von Sprachassistenzsystemen in den Unterricht und skizzierte mögliche Veränderungen der Schwerpunkte von Unterricht: Durch die mediale Überbrückung räumlicher Grenzen werden Lernende früher als bisher echt in der Fremdsprache kommunizieren statt sich nur im Unterricht auf echte Kommunikation vorzubereiten, Lehrkräfte werden wohl mehr als bisher Sprach- und Sprachlernberater werden. Unterricht wird viel stärker als bisher Unterstützung für echte Kommunikation leisten müssen, es wird wohl weniger Simulationen von Kommunikation geben und dafür mehr Zeit, sich mit Aspekten der Form, mit Ästhetik, Pragmatik und Interkulturalität auseinanderzusetzen.
Prof. Dr. Dietmar Rösler (Universität Gießen), Prof. Li Yuan (Zhejiang Universität), Prof. Marion Grein (Universität Mainz), Jan Sprenger (Goethe-Institut Peking), Ulrike Drissner (Goethe-Institut Seoul). Copyright Bild: Goethe-Institut China
HMWK-Projekt: Vortrag von Tamara Zeyer
Am 23. Oktober 2020 hielt Dr. Tamara Zeyer den Vortrag zum Thema „Interaktion im digitalen DaF-Unterricht" auf der II. Akademischen Tagung Jornadas académicas CIL virtuales. Die virtuelle Tagung organisierte Universidad Autónoma del Estado de Hidalgo Pachuca (Mexiko). Im Vortrag wurden die ersten Forschungsergebnisse der Begleitstudie zum digitalen DaF-Unterricht für studieninteressierte Geflüchtete vorgestellt.
Vortrag zu Lehr-/Lern-Medien für DaF
Am 6. November 2020 nahm Dr. Tamara Zeyer an der Tagung Lehr-/Lern-Medien für DaF aus nationaler und internationaler Perspektive mit dem Vortrag zum Thema „Rezeptionsanalytischer Ansatz bei der Erforschung digitaler Lehr-/Lernmaterialien" teil. Die virtuelle Tagung organisierte PH Freiburg im Rahmen vom DAAD geförderten der Germanistischen Institutspartnerschaft mit der Nationalen Staatlichen Forschungsuniversität Belgorod (Russische Föderation).
Angelique Hertzel und Tamara Zeyer auf virtueller Konferenz zur Interaktion im DaF/DaZ-Unterricht
Am 30. und 31. Oktober 2020 fand die virtuelle Konferenz Interaktion im DaF/DaZ-Unterricht: Begriffe – Kontexte – Entwicklungen statt, organisiert durch Philipps-Universität Marburg, Universität Kassel und Reitaku Universität Kashiwa. Angelique Hertzel, die bis Ende September am ZMI in unterschiedlichen Projekten tätig war und momenten als DAAD-Sprachassistentin an der Uni Malta ist, und Dr. Tamara Zeyer hielten den Vortrag zum Thema "Zu verbessern hielt ich für keine gute Idee in dieser Situation" - zur Korrekturkompetenz als Teil der universitären Ausbildung von DaF-Lehrkräften und stellten Ergebnisse einer Untersuchung vor, die im Rahmen des Gießener Elektronischen Praktikums durchgeführt wurde.
Online-Fortbildungen für PASCH-Lehrkräfte in Bangladesch und Indien
Die Fortbildungsreihe für PASCH Lehrkräfte des Goethe-Instituts Dhaka (Bangladesch) wurde für dieses Jahr mit dem Online-Training zum Thema „DaF-Unterricht im virtuellen Raum" abgeschlossen. Das Training fand am 26. November 2020 statt und wurde von Dr. Tamara Zeyer geleitet. Eine weitere digitale Fortbildung führte sie am 27. November 2020 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Treffpunkt Deutsch für PASCH und BKD Lehrkräfte des Goethe-Instituts New Delhi (Indien) durch. Das Workshopthema lautete "Zum Sprechen bringen: Förderung der Mündlichkeit".
DigiDaFZ-Projekt
Im Rahmen des Kooperationsprojektes der Universitäten Gießen und Marburg werden die Lernmodule zur Didaktik und Methodik des Deutsch als Fremd-/ Zweitsprache-Unterrichts entwickelt (Mehr zum Projekt: https://www.uni-giessen.de/fbz/zentren/zfbk/digll/digll-jlu-projekte-2/zentrale-foerderprojekte/digidafz). Um einen Einblick in die Unterrichtspraxis zu ermöglichen, führte Dr. Tamara Zeyer im Oktober 2020 den Workshop zu Lernstrategien und -techniken für Austauschstudierende der JLU durch. Johanna Michel zeichnete die Veranstaltung auf und bereitet das Videomaterial für den OER-Kurs vor.
In den Medien
Gießener Allgemeine: „Die Spaltung wird nicht aufhören“
Anlässlich der US-Präsidentschaftswahlen veröffentlichte die Gießener Allgemeine am 5. November 2020 ein Interview mit dem Ehepaar Prof. Dr. Ulrike Weckel und Dr. Greg Sax. Den Artikel lesen Sie hier.
Im Rahmen der ZMI-Aktionswoche nahm Weckel am 3. November 2020 an der Diskussion „Prognosen und Analysen mit kurzer Halbwertszeit. Wissenschaftler*innen diskutieren über die bevorstehende Wahl“ teil, und auch Sax beteiligte sich an der englischsprachigen Debatte „Voices from Abroad: Americans in Germany Discuss the 2020 U.S. Elections“.
Gießener Allgemeine: „Promotion und Pandemie“
Am 4. November 2020 berichtete die Gießener Allgemeine über die am 2. November 2020 stattgefundene Veranstaltung “Wissenschaftlicher Nachwuchs in Zeiten von Corona“ der ZMI-Aktionswoche. Es diskutierten Prof. Dr. Dr. Peter Kämpfer (JLU Gießen), Dr. Birte Christ (JLU Gießen), Lukas Groos, 1. Staatsexamen (JLU Gießen) und Sahra Rausch, M.A. (JLU Gießen). Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Tina Olteanu (Wien); organisiert wurde sie von Prof. Dr. Dorothée de Nève, Professorin für das politische und soziale System Deutschlands und den Vergleich politischer Systeme an der JLU und stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des ZMI. Die Veranstaltung gehört zu der Reihe „Kontroversen“ des Instituts für Politikwissenschaften an der JLU.
Lesen Sie den Artikel hier.
Gießener Anzeiger:„Diskussion an JLU Gießen: Trump ist nicht der `König der Lügen´“
Im Rahmen der ZMI-Aktionswoche hielt Prof. Dr. Elif Özmen, Professorin für praktische Philosophie an der JLU Gießen, ihren Lunch Lecture - Vortrag mit dem Titel „Why Trump is not King Liar. Eine (kleine) Philosophie der politischen Lüge“. Die Veranstaltung wurde organisiert von der ZMI Sektion Macht - Medium – Gesellschaft und wurde moderiert von Dr. Jutta Hergenhan, der wissenschaftlichen Geschäftsführerin des ZMI. Der Gießener Anzeiger berichtete am 4. November 2020 darüber. Zum online-Artikel gelangen Sie hier.
Neues aus den Seniorprofessuren
Neues aus der Ludwig Börne-Professur
Deutschlandfunk Kultur: Die Faust als Symbol von Trumps Herrschaft
Auf einem Foto von der Amtseinführung Trumps im Jahr 2017, sieht man den angehenden Präsidenten mit erhobener Faust auf einem Rednerpult stehen. Die Geste der erhobenen Faust, die immer auch Drohgebärde und Ausdruck von Stärke und Zusammenhalt sei, spielte eine große Rolle in der Amtszeit Trumps, so Prof. Dr. Claus Leggewie in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur, vom 5. November 2020. Sie sei von einem politischen Machtsymbol der Linken und der Unterdrückten zu einem Machtsymbol der Rechten geworden.
Zu lesen und zu hören gibt es den Beitrag hier.
taz: Briefe an G. - Doku „Lettre à G.“ über Philosoph André Gorz
Unter dem Titel „Lettre à G. - Repenser la société avec André Gorz" (Umdenken! Mit André Gorz zu einer neuen Gesellschaft), erschien 2019 ein Dokumentarfilm über den französischen Sozialphilosophen und Umweltaktivisten André Gorz, der nun auch mit deutschen Untertiteln zu sehen ist. In seinem Artikel vom 17. November 2020 resümiert Prof. Dr. Claus Leggewie den Inhalt des Filmes und nimmt ihn zum Anlass, um auf die Aktualität Gorz' Ideen für die heutige Gesellschaft hinzuweisen.
Die Dokumentation folgt der Protagonistin Manon, die beim Besuch ihres alten Heimtorts Vosnon zufällig ein Fernsehteam bei den Dreharbeiten zu einem Film über André Gorz beobachtet und sich daraufhin mit seinem Leben und Werk beschäftigt. Manon führt die Zusehenden durch die Handlung des Filmes, der "Interview-Originaltöne aus den 1990er Jahren mit den inneren Monologen Manons, die zwischen Paris und Vosnon pendelt", verbindet. "Sie diskutiert Gorz’ Ideen mit Zufallsbekanntschaften und besucht Aktivisten im nahe gelegenen Bure, wo der atomare Müll aus französischen und europäischen Kernkraftwerken endgelagert werden soll."
Claus Leggewie über André Gorz:
"Als Journalist hatte er konkrete Problemlösungen für die Reparaturgesellschaft parat, und man ist verblüfft, wie aktuell sich seine Vorschläge in der aktuellen Pandemie lesen. Das gilt für das Gesundheitssystem, das ihn stets interessiert hat, und vor allem für die in Coronazeiten erzwungene Arbeitslosigkeit."
Den vollständigen Artikel können Sie hier lesen.
Im Artikel ist zudem ein Link enthalten, über den, zusammen mit einem Passwort, der Film heruntergeladen werden kann.
Geschichte der Gegenwart: Die italienische Ausnahme. Cristoforo Colombo in Genua
Ruhig ist es am Denkmal Christoph Kolumbus auf der Piazza Acquaverde, in Genua, am 12. Oktober 2020, dem „Kolumbus-Tag", der in einigen Ländern traditionellerweise als Feiertag für die Entdeckung der "Neuen Welt" gilt. Anders als vielerorts in den USA, wurde seine Statue in Genua nicht angegriffen. Diskussionen über "seine Rolle als Erzkolonialist" blieben aus. Wie das zu erklären ist und wie man sich, über das italienische Beispiel hinaus, mit umstrittenen Figuren wie Kolumbus und ihren Denkmälern auseinandersetzen sollte, danach fragt Prof. Dr. Claus Leggewie in seinem Artikel für das Online-Magazin Geschichte der Gegenwart, vom 28. Oktober 2020, welcher unter folgendem Link nachzulesen ist.
Claus Leggewie auf ZEIT ONLINE: „Aus dem Sturm geboren“
In DIE ZEIT vom 5. November 2020 erschien ein Artikel von Prof. Dr. Claus Leggewie mit dem Titel „Aus dem Sturm geboren“. In dem Artikel geht es um den Bhola-Zyklon, einer der schlimmsten Naturkatastrophen der Menschheit, und seine politischen Auswirkungen, die damals zu der Gründung Bangladeschs führte. „Heute hat das Land erneut den Untergang vor Augen", so Leggewie.
Zum digital-Zugang für ZEIT-Abonnenten gelangen Sie hier, um den vollständigen Artikel zu lesen.
Der Hauptstadtbrief: Das doppelseitige Schwert
Ein Parteiverbot gegenüber der AFD auszusprechen, sei nicht nur keine gute Idee, sondern vielmehr riskant für die Demokratie, konstatiert Prof. Dr. Claus Leggewie in einem Artikel von Der Hauptstadtbrief. Stattdessen gelte es sie politisch in Schach zu halten:
"Wer die radikale Rechte aufhalten will, darf die Auseinandersetzung nicht an einen Geheimdienst und ein Gericht delegieren. Die robuste Verteidigung der Demokratie muss nicht nur der AfD Paroli bieten, sondern auch überzeugende Wege aus den Krisen der Gegenwart weisen. Wer nach einem Parteiverbot schielt, hat diesen bitter notwendigen Kampf im Grunde schon aufgegeben."
Den vollständigen Artikel können Sie hier nachlesen.
Symposium Politische Dimensionen kultureller Bildung: Lob der Appropriation. Warum politisch-kulturelle Bildung nicht ohne Aneignung auskommen kann?
Am 12. und 13. November 2020 veranstalteten das Jüdische Museum Frankfurt und die Bundeszentrale für politische Bildung das Symposium „Politische Dimensionen kultureller Bildung". Ziel des Symposiums war es "neue Impulse für eine interdisziplinäre kulturelle und politische Bildungsarbeit zu geben und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen zu stärken." Teil des Symposiums war der Vortrag "Lob der Appropriation. Warum politisch-kulturelle Bildung nicht ohne Aneignung auskommen kann", von Prof. Dr. Claus Leggewie. Der Vortrag warf unter anderem folgende Fragestellungen auf:
"Wie gehen politische und kulturelle Bildung zusammen? Antisemitismus und Rassismus sowie Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sind weit verbreitet. Es gehört zu den zentralen Aufgabe von Zivilgesellschaft sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen, ihnen entgegen zu wirken. Welche Ansätze haben sich dabei besonders bewährt? Wie kann der zunehmenden Polarisierung von Gesellschaft begegnet werden? Und was ist die Aufgabe von Museen in diesem Zusammenhang?"
Zu finden ist der vollständige Vortrag und die daran anschließende Diskussion auf Youtube, unter folgendem Link.
Neues aus der Georg Büchner-Professur
Einweihung des Neuen Jüdischen Museums Frankfurt
Nach fünfjähriger Umbauzeit ist im Oktober das Jüdische Museum in Frankfurt wiedereröffnet worden. Beim Festakt in der Alten Oper sprach Ministerpräsident Volker Bouffier von einem "starken Signal dafür, dass jüdisches Leben in den Mittelpunkt rückt", weitere Redner waren u.a. der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt Salomon Korn, die Museumsdirektorin Mirjam Wenzel. Prof. Heiner Goebbels dirigierte dabei das Ensemble Modern mit der Uraufführung von "Unanimus", einem Werk der Litauischen Komponistin Juste Janulyte, und seine eigene Komposition Chaconne/Kantorloops. Sie ist Teil einer Suite für Sampler und Orchester aus dem Orchesterzyklus SURROGATE CITIES, und es sind historische Aufnahmen vernehmbar, die die Erinnerung an die reiche synagogale Gesangskultur jüdischer Kantoren in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufrechterhalten - u.a mit den Stimmen von Joseph Schmidt, Gershon Sirota, Samuel Vigoda. Der Festakt in der Alte Oper war nur für eine kleine Gruppe von Zuhörern live zu erleben, aber öffentlich per Live-Stream zugänglich.
Das Musiktheaterstück: „Schwarz auf Weiss in der FAZ“
Ob das gefeierte Musiktheaterstück „Schwarz auf Weiss“ von Heiner Goebbels tatsächlich noch Mitte Dezember im Bockenheimer Depot aufgeführt werden kann, stand angesichts weitgehender Restriktionen im Zusammenhang der Covid19 - Pandemie bei Redaktionsschluss des Newsletters noch nicht fest. Die Aufführungen waren zuvor bereits von Mai auf Dezember verschoben worden.
In einer ausführlichen Sonderbeilage der FAZ zum Jubiläum des Ensemble Modern wurde vom Musikredakteur Wolfgang Sandner auf diese Arbeit noch einmal besonders hingewiesen: "In vielen Werken hat das Ensemble Modern bewiesen, dass es bei der Umsetzung von Neuer Musik nicht nur um Instrumentalbeherrschung im herkömmlichen Sinne geht, dass ein Interpret der Moderne, sagen wir ein Geiger, möglicherweise auch singen, tanzen oder schauspielern muss, um den szenischen Aufführungen, Klanginstallationen und Aktionen gerecht zu werden. Auch dafür hat die Zusammenarbeit mit Heiner Goebbels zu außergewöhnlich inspirierenden Ereignissen geführt, etwa 1996 bei der Uraufführung von Schwarz auf Weiss, einer theatralisch-orchestralen Aktion in 23 Miniatursätzen. In der Verschränkung von Komposition und Inszenierung entstand ein grandioses Zusammenspiel von improvisatorischer Freiheit und exakten rhyhmischen Paralellklängen, von aleatorischen Geräusche produzierenden Aktionen (Tennisbälle, die auf elektronisch verstärkte Gongs geschlagen werden) und Nonsens-Szenen (Pfeifgeräusche von Teekesseln) - witzige musikalische Anarchie und absurdes Theater in einem. Moderne Ensemblemusik eben." FAZ, 9. November 2020, Seite B4
Petersburger Theater Journal № 4 [98] 2019
Im Петербургский театральный журнал, einem wichtigen Periodikum der russischen Theaterkritik und Theaterwissenschaft, erschienen jetzt mit einiger Verzögerung zwei weitere, reich bebilderte Besprechungen der Performance Everything That Happened And Would Happen von Heiner Goebbels, die im vergangenen Jahr in New York, bei der Ruhrtriennale in Bochum sowie zu mehreren Aufführungen auch in St.Petersburg bei den Theatre Olympics eingeladen war.
"Gegenwärtig lebe ich allein" - Ursendung eines neuen Hörstücks im Januar 2021
Als Koproduktion des Südwestrundfunks mit dem Deutschlandradio hat Heiner Goebbels ein Hörstück nach Texten von Henri Michaux komponiert und mit dem Schauspieler David Bennent inszeniert. Die Ursendungen sind im SWR2 am 7. Januar um 22:03, im DLF Kultur am 13. Januar um 22.03.
Liberté d'Action - ein neues Bühnenstück von Heiner Goebbels - Uraufführung im Mai 2021
- Der Schauspieler David Bennent bei einer Probe zu Liberté d'Action im Théâtre National du Luxembourg, Foto: Soley Sigurjonsdottir
Ausgehend von dieser Hörspielarbeit erarbeitet Heiner Goebbels auch ein szenischen Konzert, dessen Uraufführung für kommenden Mai geplant ist. In einem Interview mit dem SWR Hörspiel Redakteur Manfred Hess begründet er diesen Medienwechsel so: "Vielleicht kann ich versuchen den Prozess sichtbar zu machen, auf welche Weise in den Klavieren die Klänge produziert werden, wie Stimmen und Instrumente ineinander verzahnt sind und miteinander interagieren; und dass auch auf der Bühne Alternativen zu einer Verkörperung und Identifizierung möglich sind. Das heißt eben nicht, die Texte von Henri Michaux zu illustrieren, sondern sie den Zuschauenden auch visuell zu öffnen für eigene innere Bilder. Dieser Plan entsteht gerade im Théâtre National in Luxembourg, und das Ensemble Modern wird mit von der Partie sein."
Personalia
ZMI sucht studentische Hilfskraft mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit und Recherche
Das ZMI sucht zum 1. Februar 2021 eine studentische Hilfskraft mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit und Recherche. Bewerbungsschluss ist der 2. Januar 2021. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.uni-giessen.de/fbz/zmi/zmi-news/stellenausschreibungoear
Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Ausschreibung an interessierte Personen und potenzielle Bewerber*innen weiterleiten.
Dietmar Rösler zum Vorsitzenden des Beirats Germanistik des DAAD gewählt
Auf der konstituierenden Sitzung des Beirats Germanistik am 25. September ist Professor Rösler für den Zeitraum 2020-2024 zu dessem Vorsitzenden gewählt worden.
Der Beirat Germanistik berät den DAAD bei seiner Förderpolitik zum Schwerpunktbereich Germanistik und Deutsche Sprache im Ausland und unterstützt dabei die Organisation der jährlich stattfindenden germanistischen Begegnungstagung mit jeweils unterschiedlichen Zielregionen. Außerdem fungiert er als Jury für die Vergabe des Jacob- und Wilhelm-Grimm-Preises und -Förderpreises.
Tillmann Schorstein neue Hilfskraft für Öffentlichkeitsarbeit
Tillmann Schorstein ist seit November 2020 Teil des Teams der Öffentlichkeitsarbeit am ZMI. Zuvor war er als studentische Hilfskraft in der Sektion „Medien und Gender“ tätig. Im Rahmen der Aktionswoche Digitaler Habitus wirkte er an der Organisation und Moderation der Online-Lesung mit Veronika Kracher, zu ihrem Buch "Incels. Geschichte, Sprache und Ideologie eines Online-Kults", mit.
Lea Kassandra Karachaliou verlässt das ZMI
Lea Kassandra Karachaliou arbeitete seit Juni 2020 als studentische Hilfskraft in der Öffentlichkeitsarbeit am ZMI. Sie war vorwiegend mit der Text- und Webredaktion beschäftigt. Dazu hat sie auch bei der Erstellung der englischen Webseite vom ZMI mitgewirkt. Kassandra Karachaliou verlässt das ZMI zum 24. November 2020.
Publikationen
„Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ im Wallstein Verlag erschienen
Am 30. Oktober 2020 ist im Wallstein Verlag die „Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ erschienen. Die Arbeitsstelle Holocaustliteratur (www.holocaustliteratur.de) hat diese in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Sprachgeschichte (Prof. Dr. Jörg Riecke) und dem Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte ediert. Die Publikation ist Jörg Riecke gewidmet, der am 6. Mai 2019 völlig unerwartet verstorben ist.
Mit dem nun im Wallstein Verlag erschienenen Band liegt die „Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt“ erstmals auf Deutsch vor. 1943/44 schrieben Mitarbeiter des Archivs um Oskar Singer und Oskar Rosenfeld neben ihrer Arbeit an der Getto-Chronik an einer Enzyklopädie des Gettos. Sie wollten der Nachwelt das Leben im Getto verständlicher machen, indem sie ein Lexikon zusammenstellten, das die zentralen Begriffe der Getto-Sprache erklärt, Institutionen der Verwaltung, wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse erläutert. So haben sie ein einmaliges, aber unvollendetes Zeugnis geschaffen, das im Editionsprojekt sprach-, literatur- und geschichtswissenschaftlich kontextualisiert wird. Die vorliegende erste Edition dieser wichtigen Quelle überhaupt präsentiert alle überlieferten Einträge in Originalsprache (Deutsch, Jiddisch, Polnisch) und deutscher Übersetzung. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und von der Stiftung Irene Bollag-Herzheimer sowie vom Förderverein der Arbeitsstelle Holocaustliteratur großzügig unterstützt.
Die Enzyklopädie des Gettos Lodz/Litzmannstadt. Hg. von Dominika Bopp, Sascha Feuchert, Andrea Löw, Jörg Riecke, Markus Roth und Elisabeth Turvold. Unter Mitarbeit von Nicole Widera und Martin Wiesche. Übersetzungen aus dem Polnischen von Dominika Bopp, Übersetzungen aus dem Jiddischen von Felix Tsapir und Sophie Lichtenstein. Göttingen: Wallstein, 2020.
Weitere Informationen zur Publikation finden Sie unter www.getto-enzyklopädie.de sowie auf den Seiten des Wallstein Verlags hier: https://www.wallstein-verlag.de/9783835335929-die-enzyklopaedie-des-gettos-lodz-litzmannstadt.html.
Band 10 in der gemeinsamen Schriftenreihe der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur erschienen: „Hadamar von innen. Überlebendenzeugnisse und Angehörigenberichte“.
- Cover des Buches: Hadamar von innen. Überlebendenzeugnisse und Angehörigenberichte
Nach dem Krieg haben sich Angehörige von Ermordeten und Überlebende von Hadamar an die Justiz gewendet und die Erlebnisse und Erfahrungen der „NS-Euthanasie“ beschrieben. Zusammengestellt und annotiert eröffnen ihre Briefe, Eingaben und Wortmeldungen eine unbekannte Perspektive. Die Stimmen der Opfer und ihre individuellen Schicksale kommen in dem Band zu Wort. Ein notwendiges Korrektiv der historischen Darstellung Hadamars, die bislang fast ausschließlich auf Täteraussagen und -dokumenten beruht.
Herausgegeben wurde der 10. Band der Schriftenreihe von Christoph Schneider.
Weitere Informationen sowie eine Bestellmöglichkeit finden Sie auf den Seiten des Metropol Verlags hier: https://metropol-verlag.de/produkt/hadamar-von-innen-ueberlebendenzeugnisse-und-angehoerigenberichte.
Hadamar von innen. Überlebendenzeugnisse und Angehörigenberichte.
Hg. von Christoph Schneider.
Berlin: Metropol Verlag, 2020.
Studien und Dokumente zur Holocaust- und Lagerliteratur, Band 10
257 Seiten. Print 19,00 Euro, E-Book/PDF 15,00 Euro.
ISBN: 978-3-86331-552-8
„Weihnachtslinguistik. Festliche Texte über Sprache" - Sammelband hg. von Konstanze Marx
Wer noch auf der Suche nach einem Weihanchtsgeschenk ist und sprachinteressierte Freund*innen oder Verwandte hat, denen sei die Weihnachtslinguistik ans Herz gelegt. Mit 24 kurzen Beiträgen von Lingust*innen und einem Nachwort von Katrin Lehnen werden in dem von Konstanze Marx herausgegebenen Band im Narr-Verlag verschiedene weihnachtliche Phänomene aufgespürt, die etwas mit Sprache – und viel mit Witz und Kurzweiligkeit – zu tun haben.
https://www.narr.de/weihnachtslinguistik-18452-1/