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Romanistisches Kolloquium der Universität Münster

Vortrag von Dr. Dinah Leschzyk beim romanistischen Kolloquium der Universität Münster

 

Romanistisches Kolloqium XXXV Geschlecht und Sprache in Romania: Stand und Perspektiven. Westfälische Wilhelms-Universität Münster

 

Vom 12.11.2020 - 21.01.2021  findet die Online-Ringvorlesung "Geschlecht und Sprache in der Romania: Stand und Perspektiven" an der Universität Münster statt. Unser Sektionsmitglied Dr. Dinah Leschzyk ist mit dem Vortrag "Genderideologie‘ – geniale Strategie zur Delegitimierung von Diversität im brasilianischen Anti-Gender-Diskurs?" an der Ringvorlesung beteiligt. Dieser wird am Donnerstag, 21. Januar 2021, von 16:15-17:00 stattfinden. 

 

‚Genderideologie‘ – geniale Strategie zur 

Delegitimierung von Diversität im brasilianischen Anti-Gender-Diskurs?


Wie der Ausdruck ‚Genderideologie‘ „in die Welt kam“, lässt sich punktgenau bestimmen. Bożena Chołuj (2015: 220) zeigt, dass es die katholische Kirche war, die ab 2000 „einen Anti-Gender-Diskurs beförderte, in dem der Begriff ‚Gender-Ideologie‘ als Negativfolie zur Gleichstellungspolitik kreiert und verankert wurde.“ Hannah Engelmann (2019: 11) spricht von einer „räuberpistolenartig anmutenden Geschichte, in der der Vatikan das Feindbild Gender-Mainstreaming unter die Leute brachte […].“ In Lateinamerika eröffnete der Consejo Episcopal Latinoamericano in seinem Abschlussbericht einer Tagung 2007 (Documento da Aparecida) den „Kampf“ gegen die ‚Genderideologie‘, wie Richard Miskolci und Maximiliano Campana (2017: 728) in ihrem Beitrag „‚Ideologia de gênero‘: notas para a genealogia de um pânico moral contemporâneo“ herausarbeiten.

In Brasilien wurde ‚Genderideolgie‘ 2011 zum Kampfbegriff, dem Jahr, in dem die gleichgeschlechtliche Partnerschaft als União estável homoafetiva gesetzlich verankert und als entidade familiar anerkannt wurde (vgl. Supremo Tribunal Federal 2011; Miskolci/Campana 2017: 738). Im Zuge der Diskussionen um einen landesweiten Förderplan für die Gleichstellung von LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bisexual, Trans*, Inter*, Queer) in den Jahren 2013/14 wurde der Ausdruck einem breiteren Publikum bekannt. Fortan wurde er auch zur Diskreditierung sexualpädagogischer Aufklärungskonzepte verwendet – und wird es bis heute. Wie der amtierende brasilianische Präsident Jair Bolsonaro und seine Söhne Flávio, Carlos und Eduardo Nantes Bolsonaro, die ebenfalls hochrangige politische Ämter bekleiden, ‚Genderideologie‘ im Rahmen ihrer antiqueeren Rhetorik strategisch verwenden, zeigt dieser Vortrag.

 

Organisiert wird das Kolloquium von Prof. Dr. Christina Ossenkop (Universität Münster).

Das vollständige Programm finden Sie hier

 

Anmeldungen bitte an: lingrom@uni-muenster.de 


 

CELAM - Consejo Episcopal Latinoamericano (2007): Documento conclusivo (Documento da Aparecida). Bogotá: Centro de Publicaciones del Celam.

Chołuj, Bożena (2015): „‚Gender-Ideologie‘ – ein Schlüsselbegriff des polnischen Anti-Genderismus“. In: Hark, Sabine/Villa, Paula-Irene (eds.): Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen. Bielefeld: transcript: 219-238.

Engelmann, Hannah (2019): Antiqueere Ideologie. Die Suche nach identitärer Sicherheit – und was politische Bildung dagegen ausrichten kann. Münster: Unrast.

Miskolci, Richard/Campana, Maximiliano (2017): „‚Ideologia de gênero‘: notas para a genealogia de um pânico moral contemporâneo“. In: Revista Sociedade e Estado, 3/32, 725-748.

Supremo Tribunal Federal (2011): União homoafetiva como entidade familiar. www2.stf.jus.br/portalStfInternacional/cms/destaquesNewsletter.php?sigla=newsletterPortalInternacionalJurisprudencia&idConteudo=193683 (18.10.2020).

 

(06.11.2020, Tillmann Schorstein)