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Filmvorführung von Das Urteil von Nürnberg mit anschließendem Filmgespräch mit Ulrike Weckel im Kinocenter

Das Urteil von Nürnberg

Filmvorführung mit anschließendem Filmgespräch mit Ulrike Weckel im Kinocenter

Das Gießener Kinocenter zeigt am Dienstag, den 22.11., um 19 Uhr Das Urteil von Nürnberg, einen Klassiker des amerikanischen Courtroom-Dramas aus dem Jahr 1961. Warum lohnt es sich, diesen alten Spielfilm in schwarz-weiß und mit Überlänge, der überwiegend in ein und demselben Gerichtssaal spielt, (erneut) anzuschauen?

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Etwa das Staraufgebot: Burt Lancaster, Spencer Tracy, Marlene Dietrich, Maximilian Schell und Montgomery Clift, gerade diese beiden mit schauspielerischen Glanzleistungen. Dann geht es um deutsche NS-Geschichte und den Versuch, sie juristisch aufzuarbeiten. Als Vorlage für die fiktionalisierte Filmhandlung diente der Nürnberger Juristenprozess 1947. Anlass, den Film zu machen, war politische Empörung darüber, dass die Amerikaner angesichts des Kalten Krieges in ihrem Ahndungswillen so rasch nachgelassen und die allermeisten in Nürnberg zu langen Haftstrafen Verurteilten vorzeitig entlassen hatten. Es geht also um Rechtsgefühl, um die Verantwortung derjenigen, die in der Weimarer Republik Juristen wurden und dennoch das NS-Unrecht exekutierten, es geht um deutsche Aus- und Verteidigungsreden, um Langzeitfolgen bei den Opfern, Motive der Ankläger und Zweifel der Richter. Aufschlussreich ist auch die Rezeptionsgeschichte dieses Films, der seine Weltpremiere in Westberlin wenige Monate nach dem Bau der Mauer feierte, was zu diversen aktualisierenden Umdeutungen führte. Besonders spannend ist Das Urteil von Nürnberg allerdings gerade dort, wo die Filmemacher sich künstlerische Freiheiten nahmen und uns etwas vor Augen führen, wozu es in den wirklichen Nürnberger Prozessen nie gekommen ist: das Anerkennen eigener Verantwortung.

Diese und andere Gesichtspunkte können in einem anschließenden Filmgespräch mit Ulrike Weckel erörtert werden. Der Eintritt kostet 3€.

(Ann-Marie Riesner, 22.11.2016)