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CfP: "Medien als Dinge denken: Zur Materialität des Digitalen"

Call for Papers für die Jahrestagung der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie am 10./11.10.2019 an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Organisation: Nicole Zillien
Sprechrat: Udo Göttlich, Anja Peltzer, Matthias Wieser, Nicole Zillien


Ansätze, die Medien als Dinge denken, haben schon seit einer ganzen Weile Konjunktur. Die Notwendigkeit einer soziologischen Forschungsperspektive, die die technisch-materielle Ausformung von Medien in den Blick nimmt, drängt sich in Zeiten umfassender Digitalisierung und Algorithmierung geradezu auf. Denn nach der Materialität des Digitalen zu fragen, heißt, die Stofflichkeit, Handlungsträgerschaft, Sichtbarkeit, Eigenlogik und Ästhetik des Digitalen zu reflektieren, wobei hier an eine Vielzahl an Ansätzen und Theorieangeboten angeknüpft werden kann: Materiellen Artefakten wird nicht nur in der Mediensoziologie, sondern beispielsweise auch in der Technik- und Wissenschafts-, der Architektur-, Organisations-, Kultur- oder Film- soziologie analytische Relevanz zugewiesen. In den Science and Technology Studies, der Mediatisierungsforschung, Medienökologie und historischen Epistemologie liegen ebenso wie beispielsweise in der Medien- und Kommunikationswissenschaft, den Kultur- und Erziehungswissenschaften, der Philosophie und Psychologie versierte Ansätze zur Untersuchung der gesellschaftlichen Bedeutung von Materialitäten vor. So unterschiedlich sich diese Ansätze, Forschungsfelder und Disziplinen auch gestalten: Werden die Dinge analytisch mitgedacht, so ist das Handeln mit selbigen üblicherweise als soziomaterielles Wechselspiel angelegt. Es wird von einer Prägekraft, Eigendynamik, Logik und generativen Kraft der Dinge, der Algorithmen, Technologien und Infrastrukturen ausgegangen. Diese Konzeptionen sind für die (Medien)Soziologie ebenso vielversprechend wie herausfordernd, werfen in theoretischer, epistemologischer und methodologischer Hinsicht zahlreiche Fragen auf und sind in der empirischen Forschung gar nicht so einfach einzulösen.

Auf der Jahrestagung der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie sollen theoretische und empirische Analysen vorgestellt und diskutiert werden, die die Materialität digitaler Medien in der Untersuchung sozialen Handelns systematisch mitdenken. Wir möchten dabei Arbeiten unterschiedlicher Verortungen miteinander ins Gespräch bringen, Gemeinsamkeiten und Dif- ferenzen der Perspektiven ausfindig machen und eine Selbstpositionierung in der Vielfalt der Ansätze ermöglichen.

Somit freuen wir uns über theoretische, methodologische und empirische Beitragsvorschläge, die (beispielsweise) folgende Fragestellungen fokussieren:

  • Wie können digitale Medien als sozialkonstitutive Dinge gedacht werden?

  • Wie kann die Materialität des Digitalen methodisch eingelöst, empirisch beobachtet und analytisch beschrieben werden?

  • Wie lässt sich die innere Architektur digitaler Medien soziologisch fassen? Wie kriegt man in der empirischen Forschung das vermeintlich Immaterielle des Digitalen in den Griff?

  • Welche Normen, Standards und Abläufe sind in einer empirischen Betrachtung in digitale Medien eingeschrieben? Und wie werden diese im Gebrauch performativ hergestellt?

  • Wie lassen sich Konzepte wie jene der boundary objects, der technischen und epistemischen Dinge, der Affordanzen und der mangle of practice, des Codes oder der Infrastrukturen in der medienbezogenen Forschung zur Anwendung bringen?

  • Welche Implikationen hat eine Übersetzung von Ansätzen beispielsweise der Science and Technology Studies, der Laborstudien oder der Technikphilosophie in die (Medien)Soziologie?

  • Wie wird digitale Materialität mit Blick auf klassische Medien wie beispielsweise den Film, das Fernsehen oder auch den Print-Journalismus verhandelt?
  • Wie werden spezifische Medien erlebt, welche ästhetischen Erfahrungen werden im Umgang mit Medien-Dingen (z.B. dem Smartphone, der Smartwatch, beim 3-D-Gaming, dem Online-Dating oder auch dem Binge Watching) gemacht? Wie prägt das Medium das Erlebnis und wie wirkt es sich auf vermittelte Inhalte aus?

  • Und wie prägen digitale Medien letztlich als methodisches Werkzeug die soziologische Wissenserzeugung? Welche methodologischen Effekte hat es, wenn digitale Medien als „Erhebungs- und Auswertungs-Dinge“ gedacht werden?
Bitte senden Sie Ihre Beitragsvorschläge (Word-Datei, max. 2.500 Zeichen) bis zum 10.05.2019 an , Universität Gießen. Die Tagung findet in Kooperation mit dem ZMI statt.

 

 

 

 

 

(19.02.2019, Rahel Schmitz)