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„Ein Herzstück der Justus-Liebig-Universität zukunftssicher machen“

Jury kürt Sieger im städtebaulichen Wettbewerb für Campus Philosophikum

Hessisches Ministerium

für Wissenschaft und Kunst

Presseinformation

 

Wiesbaden / Gießen, 31. Oktober 2011

Wiesbaden/Gießen – Der städtebauliche Realisierungswettbewerb „Universitätscampus Philosophikum“ der Justus-Liebig-Universität Gießen ist entschieden: Die Arbeit des Planerteams Ferdinand Heide Architekt aus Frankfurt am Main und TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, Berlin, wurde von der Jury unter Vorsitz des StuttgarterArchitekten und Stadtplaners Prof. Dr. Franz Pesch mit dem 1. Preis ausgezeichnet. An dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb hatten sich 23 Teams aus Architekturbeziehungsweise Stadtplanungsbüros und einem Landschaftsarchitekturbüro beteiligt. Bis 2020 sollen im Rahmen des Hochschulinvestitionsprogramms HEUREKA rund 125 Millionen Euro in die ersten Ausbaustufen dieses Projekts fließen.

Dem Gewinner ist es nach Auffassung des Preisgerichts auf hervorragende Weise gelungen, die vielfältigen Anforderungen in eine lebendige, städtebauliche Form zu bringen. IhrKonzept sieht einen Campus vor, der an der Rathenaustraße einen zentralen Platz entwickelt, der von Bibliothek, Mensa und Lehrgebäude gefasst wird. An diesem Ort öffnet sich derCampus zur Klingelbachaue und fügt die Bereiche der beiden Philosophika zu einer Einheit zusammen.

Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, hat die Wettbewerbsergebnisse, die im Audimax des Philosophikums II ausgestellt sind, gemeinsam mit Universitätskanzler Dr. Michael Breitbach und der Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz heute vorgestellt. „Nach der Entscheidung für eine städtebauliche Entwicklung der Technischen Hochschule Mittelhessen im Zentrum der Stadt Gießen wird nun mit der Neuordnung der Philosophika ein Herzstück der Justus-Liebig-Universität zukunftssicher gemacht, um die Rahmenbedingungen für Forschung, Lehre und Hochschulbildung weiter zu verbessern. Damit kommt die Entwicklung der Hochschulstandorte in Hessen einen großen Schritten voran“, sagte Kühne-Hörmann.

Der Wettbewerbssieger zeigt nach den Worten der Ministerin auf eindrucksvolle Weise, dass dieser Umbau sogar bei laufendem Universitätsbetrieb möglich ist und schon von Beginn an die neuen Qualitäten spürbar werden. Das Ergebnis des Wettbewerbs müsse nun architektonisch und freiraumplanerisch konkretisiert werden. „Dabei wünsche ich mir, dass wir die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Stadt Gießen, der Universität und dem Land Hessen fortsetzen. Sie ist gleichzeitig auch ein Garant für die enge Verbindung von Universität und Stadt“, fügte die Ministerin hinzu.

Universitätspräsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee ist begeistert von dem Aufbruchssignal für die Universität, das von diesem Entwurf ausgeht: „Auf dieser Grundlage können wir den Campusbereich Philosophikum bereits in der ersten Phase mit einer ,Neuen Mitte’ integrieren, damit den Campus identitätsstiftend gestalten und die Erfolgsgeschichte der interdisziplinären Vernetzung in den Kultur-und Geisteswissenschaften auch städtebaulich unterstützen.“

Universitätskanzler Dr. Breitbach hob hervor: „Endlich besteht die Chance, die beiden getrennten Campusareale mit ihren bisher vollkommen konträren Erscheinungsbildern zu einem integrierten Campus zusammenzuführen. Es freut mich außerordentlich, dass mit den geplanten Neubauten von Mensa und Bibliotheksanbau an zentraler Stelle das neue Philosophikum seine neue Adresse erhalten soll. Außerdem werden mit neuen Instituts-und Seminarraumgebäuden auch die Lehr-und Lernbedingungen bereits in der ersten Stufe entscheidend verbessert. Damit kommen wir bereits bis 2020 entscheidend auf dem Weg zu einem integrierten Campus der Zukunft voran.“

Oberbürgermeisterin Grabe-Bolz zeigte sich erfreut über die Investitionen, die das Land Hessen in Gießen und für die Hochschulentwicklung in Gießen tätigt. Sie würdigte gleichzeitig die Chance, die die Entwicklung des Campus für die ganze Stadt biete: „Das Philosophikum-Areal ist ein gutes Stück der Universität und ein gutes Stück Gießen. Das Zusammenwachsen der beiden Teilstücke wird diese Perle, zu denen viele Menschen in unserer Stadt eine starke Verbindung haben, noch wertvoller machen.“ Sie erinnerte daran, dass das Campus-Gebiet durch seine Nähe zum Stadtwald und zu den angrenzenden Naherholungsgebieten und Grünzügen, in denen viele Gießener ihre Freizeit verbringen, eine Bedeutung über den Universitätsbetrieb hinaus habe. „Ich freue mich deshalb darüber, dass wir als Stadt an der Entscheidungsfindung teilnehmen und unsere Vorstellungen auch einbringen konnten. Die Universität ist ein vitaler und mit der Stadt tief verwachsener Teil Gießens. Diese tiefe Verbindung wollen wir wahren und ausbauen.“ Insbesondere die Erhaltung des aufgelockerten Charakters des Areals, die maßvolle Dimension der Gebäude und die gestalterische Einbindung der Natur sei der Stadt neben dem Erhalt der Verbindungsstraße und der Bereitstellung von ausreichenden Stellplätzen besonders wichtig gewesen. „Dies alles stärkt das Zusammenwachsen des Campus mit den umliegenden Wohngebieten und verhindert, dass sich Inseln bilden.“ Der Siegerentwurf erfülle diese maßgeblichen städtebaulichen Anforderungen in besonderem Maße: „Diese Entscheidung stärkt die Universität, sie stärkt auch unsere gemeinsame Stadt. Sie führt zusammen, was zusammengehört: die beiden Philosphika, die Stadt und die Universität und vor allem eines: die Menschen, die hier gemeinsam wohnen, leben, arbeiten und studieren“, sagte die Oberbürgermeisterin.

Die beiden aus den 1960er und 1970er stammenden, zusammen rund 30 Hektar großen Campus-Areale Philosophikum I und II sind stark sanierungsbedürftig; das Philosophikum I ist weitgehend neu zu errichten. Auf den Arealen sind nahezu alle kultur-und geisteswissenschaftlichen Fächer der Hochschule mit zusammen etwa 10.000 Studierenden vertreten. Auf der Grundlage eines umfassenden Flächen-und Funktionsprogramms waren städtebauliche Lösungen für einen zukunftsweisenden und integrierten Universitätscampus zu entwerfen, der beide Campus-Areale zusammenführt und dem Standort eine imagebildende Gesamtidee gibt, gleichzeitig aber auch die bestehenden Qualitäten des Standorts aufgreift. Dabei sollen seine parkartige Atmosphäre berücksichtigt und der gewachsene Baumbestand belassen werden.

Im Rahmen des Wettbewerbs sollte ein Campus entwickelt werden, bei dem sich durch eine geschickte Anordnung der Funktionen ein lebendiges Campusleben entfalten kann. Besonderes Augenmerk war daher vor allem auf die Anordnung der stark frequentierten Einrichtungen wie Mensa, Bibliothek, Serviceeinrichtungen und Hörsäle zu legen. Angesichts der unterschiedlichen Anforderungen an Belebung und Ruhe war auch ein differenziertes Freiraumangebot auf dem Campus zu schaffen, in das sich die geforderten Stellplätze für Fahrzeuge einfügen und vor allem Fuß-und Radverkehr gestärkt werden. Nicht zuletzt verfolgen die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Stadt Gießen gemeinsam das Ziel, den Standort künftig enger mit den umliegenden Stadtteilen zu verknüpfen. Auch hierfür waren städtebauliche Vorschläge zu unterbreiten.

In einem intensiven Beteiligungsprozess innerhalb der Universität hatten Vertreter der Fachbereiche, Institutionen und Verwaltung sowie der Studierendenschaft an der inhaltlichen Vorbereitung des Wettbewerbs mitgewirkt. Insbesondere an der Studierendenbefragung zur Campusentwicklung hatten sich mehr als 4.000 Studierende beteiligt. Ihre Beiträge dokumentieren wichtige Qualitätsziele eines zukunftsfähigen Campus, der auf die gesamte Universitätslandschaft ausstrahlt und die Debatte über die Verbindung von Universität und Stadt um einen neuen Beitrag bereichert.

Prof. Pesch, Vorsitzender des Preisgerichts, ist überzeugt von der hohen Qualität des ausgewählten Entwurfs: „Mit dem gelungenem Konzept des Frankfurter Architekten

Ferdinand Heide und der Berliner Landschaftsarchitekten TOPOS erhält der Campus schon in der ersten Entwicklungsstufe ein neues Gesicht. Der zentrale Platz vor der Bibliothek öffnet sich zur Auenlandschaft und wird mit seinen belebten Rändern zu einem attraktiven Gelenk von Philosphikum I und Philosphikum II. Es ist beeindruckend, mit welcher Souveränität die Architekten den Bestand respektvoll in das Zukunftsbild integrieren und selbstbewusst an der richtigen Stelle neue Akzente setzen. Der maßstäbliche Entwurf stiftet in der Universität Identität und schenkt der Stadt Gießen einen lebendigen öffentlichen Raum.“

Der 2. Preis des Wettbewerbs ging an das Team kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mit HAHN HERTLING VON HANTELMANN, Landschaftsarchitekten, Berlin. Ferner wurden ein 3. Preis an Léon Wohlhage Wernik mit Lützow 7 Landschaftsarchitekten aus Berlin und ein 4. Preis für die Arbeitsgemeinschaft Hinrichs Wilkening Architekten mit A24 Landschaft aus Berlin vergeben. Je eine Anerkennung erhielten die Teams apd architekten aus Frankfurt am Main mit Landschaftsarchitektur&Ökologie, Darmstadt; hjp planer aus Aachen und und hjp architekten aus Gießen mit Heinisch Landschaftsarchitekten aus Gotha sowie das Büro POLYFORM Arkitekter ApS aus Kopenhagen.

Diese Preisträger haben sehr unterschiedliche Konzepte für einen Universitätscampus vorgelegt. Sie reichen von der Planung eines großen grünen Freiraums als verbindendem Element im Herzen des Campus bis zu einer steinernen Achse, die den Bereich des Philosophikums II mit einer neuen städtebaulichen Entwicklung im Bereich des Philosophikums I verbindet.

 

  • Alle Arbeiten sind vom 31. Oktober bis 13. November 2011 im Audimax des Philosophikums II zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr sowie Samstag und Sonntag jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden auch in einer Broschüre Anfang nächsten Jahres publiziert. Sie kann per E-Mail bestellt werden.