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Angela Hinrichs

Im Interview verriet uns JLU-Alumna Angela Hinrichs interessante Details zu ihrem beruflichen Werdegang und ihrer Verbindung zur JLU.

Foto: Angela Hinrichs

 

Von 1985-1986 studierte Angela Hinrichs zunächst in Hamburg Englisch und Spanisch, fand dann aber den Weg an die Justus-Liebig-Universität Gießen. Bis 1992 studierte sie hier Diplom-Oectotrophologie und absolvierte im Anschluss daran ein einjähriges Aufbaustudium am Seminar für Landliche Entwicklung an der Humboldt-Universität Berlin. Den Berufseinstieg fand sie zunächst als Sachbearbeiterin für Ostafrika bei der Welthungerhilfe und war dort u.a. zuständig für die Prüfung von Projektanträgen von einheimischen Organisationen im Bereich Landwirtschafts- und Ernährungssicherung und die Antragstellung für Projektfinanzierungen durch die Deutsche Regierung und die Europäische Union. Von 1997-1999 war sie Leiterin des Landesbüros der Welthungerhilfe in Addis Ababa (Äthiopien) und ist seit 1999 bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im Nothilfebereich aktiv.

 


1. Frau Hinrichs, Sie haben an der JLU den Studiengang Diplom-Oecotrophologie studiert. Wieso haben Sie sich für diesen Studiengang und dann letztlich auch für die JLU entschieden?


Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Zentralamerika Mitte der 1990er Jahre habe ich mich sehr für die Situation in Entwicklungsländern interessiert. Die JLU hatte damals einen Schwerpunkt auf Ernährung in Entwicklungsländern und auch für Welternährungswirtschaft – deshalb habe mich bewusst für die JLU entschieden.

 


2. Wie hat Ihnen das Studium an der JLU gefallen? Verbinden Sie besondere Erinnerungen mit Ihrer Zeit in Gießen?

 

Das Studium an der JLU hat mir sehr gut gefallen. Gießen ist eine überschaubare Stadt, alles ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Das Studium war gut organisiert und da Diplom-Oecotrophologie recht interdisziplinär ausgelegt ist, konnte ich in viele Fachbereiche hineinschnuppern. Besondere Erinnerungen: Eine Wohngemeinschaft auf einem Bauernhof außerhalb von Gießen, Diplomarbeit schreiben auf dem ersten eigenen Computer, gutes Bier und Apfelwein.

 


3. Welchen Stellenwert haben für Sie Praktika und Auslandserfahrungen während des Studiums und was würden Sie den Studierenden in dieser Hinsicht ans Herz legen?

 

Mich hat von Anfang an der Bereich Entwicklungszusammenarbeit interessiert. Ich habe mich in Arbeitskreisen zur Thematik Entwicklungshilfe an der JLU engagiert. Nach dem Grundstudium habe ich mich bei der Welthungerhilfe in Bonn um ein bezahltes Praktikum beworben und bin dort für sechs Monate angenommen worden, um im Bereich Not- und Katastrophenhilfe mitzuarbeiten - das war eine tolle Erfahrung.

Am Ende des Praktikums wurde mir für ein Jahr eine Halbtagsstelle angeboten – obwohl ich noch Studentin war! So bin ich ein Jahr lang zwischen Bonn und Gießen gependelt. Das war zwar anstrengend, aber es hat sich für meinen Berufseinstieg gelohnt. Ich habe später mit finanzieller Unterstützung durch den DAAD ein dreimonatiges Praktikum in einem Krankenhaus in Kolumbien gemacht und war für meine Diplomarbeit, die ich bei Professor Leitzmann über den hohen Nährwert und Nutzen von andinen Getreiden (speziell Amaranthus caudatus) geschrieben habe, für drei Monate mit dem ASA-Programm in Bolivien. All diese Auslandsaufenthalte, Praktika und Arbeitsverträge haben mir in meinem beruflichen Werdegang viel geholfen, denn sie waren alle auf das Berufsfeld Entwicklungszusammenarbeit ausgelegt.


4. Sie haben bis 1999 bei der Welthungerhilfe gearbeitet. Was genau war dort Ihr Einsatzgebiet?


Ich habe für die Welthungerhilfe von 1997 bis 1999 das Landesbüro in Äthiopien geleitet, dafür bin ich Anfang 1997 von Bonn nach Addis Ababa umgezogen. Zu meinen Hauptaufgaben zählte die Leitung des Büros, die Betreuung von Projekten (wofür ich viel im Land gereist bin), die Aquisition von Geldern zur Projektförderung -  z.B. durch das Auswärtige Amt oder die Europäische Union - und auch die Wahrnehmung vieler repräsentativer Aufgaben. So kam u.a. die damalige Schirmherrin der Welthungerhilfe, Frau Schäuble, gemeinsam mit deutschen Journalisten nach Äthiopien, um Projekte zu besuchen.

 


5. Welche Qualifikationen und Fähigkeiten sind für Ihre Arbeit nötig und hilfreich?


Mehrere Fremdsprachen zu beherrschen, Interesse und Offenheit gegenüber anderen Ländern und Kulturen, Koordinierungsfähigkeit, Risikobereitschaft, Flexibilität und Teamfähigkeit.

 


6. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag heute aus?

 

Ich bin seit 1999 im Nothilfebereich der FAO tätig. Die FAO hat ihren Sitz in Rom. In Krisenländern unterstützt die FAO die einheimische Regierung, um die Ernährungslage der notleidenden Bevölkerung zu verbessern. Ich unterstütze von Rom aus unsere Länderbüros dabei, öffentliche Mittel für Projekte anzuwerben, kümmere mich um Ausschreibungen, Vertragsabschlüsse, Mittelabfluss und Abschlussberichte. Dafür besuche ich auch die Büros vor Ort. Außerdem bin ich im Bereich der humanitären Politik tätig und arbeite mit Vertretern anderer Organisationen (Vereinte Nationen und Nichtregierungsorganisationen) zusammen, um gemeinsame Positionen zu aktuellen Themen zu erarbeiten. Dafür fahre ich beispielsweise regelmäßig nach Genf.

 


7. Welchen persönlichen Rat haben Sie für Gießener Studierende zum Thema Berufseinstieg? 

 

Zum Berufseinstieg gehört auch eine große Portion Glück, zum richtigen Moment die richtige Person zu treffen. Das Studium der Oecotrophologie ist interdisziplinär ausgelegt und ermöglicht den Studierenden, das Studium in sehr verschiedene Richtungen auszulegen. Für das Berufsfeld der Entwicklungszusammenarbeit ist das von großem Nutzen.

 


Vielen herzlichen Dank für das Interview!