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„Der größte Unterschied: Natürlich das Budget!“ – ZMI-Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ zeigt Darren Aronofskys „Pi“

„Der größte Unterschied: Natürlich das Budget!“

ZMI-Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ zeigt Darren Aronofskys  „Pi“

Am Mittwoch den 11. Juni um 19 Uhr fand im Margarete-Bieber-Saal in der Ludwigstraße 34 zum dritten Mal die vierzehntägliche ZMI-Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ statt. Die renommierte Filmkritikerin und Redakteurin der Filmzeitschrift epd Film Barbara Schweizerhof, führte das Publikum an diesem Abend in das Debütwerk „Pi“ von Darren Aronofsky („The Wrestler“, „Black Swan“, „Noah“) ein.
Laut Schweizerhof lassen sich die Merkmale von Aronofskys filmischer Handschrift von seinem neuesten Film „Noah“ (2014) bis zu seinem Debütwerk „Pi“ (1998) gut zurückverfolgen. Der größte Unterschied zu späteren Filmen Aronofskys sei das Budget von gerade einmal 60 000 $, das noch dazu nach einem Crowdfunding Modell beschafft wurde: Aronofsky und seine Produzenten sammelten das Geld unter ihren Freunden und Bekannten ein und versprachen eine 50 prozentige Rendite, sollte der Film erfolgreich sein. Die Bezahlung des Filmteams erfolgte mittels Schecks, die erst zeitlich versetzt einlösbar waren sowie einer potentiellen Gewinnbeteiligung. Aronofskys Mutter kümmerte sich um das Catering, der Vater musste als Darsteller einspringen und auch Aronofsky selbst musste in einer Szene aus dem Hintergrund dubben. „Pi“ spielte in der Folge über 3 Millionen US Dollar ein und Aronofsky erzählt davon, dass er noch Jahre später versuchte Leute aufzuspüren, denen aus der Produktion von „Pi“ noch Geld zustand und davon wie glücklich er war, 2009 einem Techniker 30 000 $ aushändigen zu können.
In Aronofskys Debütwerk lassen sich Einflüsse der japanischen Anime Filme wie auch die trockene Unheimlichkeit der amerikanischen „Twilight Zone“-Serie erkennen, so Schweizerhof weiter. Letztere werde auch durch die Schwarz-Weiß-Filmtechnik verstärkt, die eine inhärente Dramatik mit sich bringe und durch starke Kontrastierung von Aronofsky weiter gesteigert wird, was auch ein wesentliches Merkmal seiner späteren Filme darstellt. Der Faust-Mythos, der Ikarus-Mythos sowie das zeitlose Moral-Dilemma des Wissens stellten weitere Inspirationsquellen für „Pi“ dar. Als starke Motive ließen sich ferner Obsession, Sucht und Monomanie benennen. Auch auf technischer Ebene legt Aronofsky bereits den Grundstein für seine ihm typische Handschrift. So entwickelt er für „Pi“ eine Kamera, die dem Hauptdarsteller an den Körper montiert wird, um so dessen subjektive Perspektive zu betonen. Auch Serien von schnellen Schnitten, die mit, teilweise übertriebenen, Soundeffekten kombiniert werden, gehören zu Aronofskys Markenzeichen. Diese Technik bekommt den Namen „Hip-Hop-Montage“ und wird in den folgenden Jahren von immer mehr Regisseuren verwendet. Im Anschluss an die Filmvorführung nutzten die Gäste die Möglichkeit ihre Eindrücke zu schildern oder Fragen zu stellen.
Die Filmreihe wird am 25. Juni mit Fatih Akins Debütfilm „Kurz und Schmerzlos“ fortgesetzt. Zu Gast an diesem Abend ist Prof. Dr. Malte Hagener, Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg.

Bild:Jens Balkenborg (links) stellt Barbara Schweizerhof (rechts), die Gastdozentin des Abends, vor.