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Drei Fragen an Claus Leggewie

Drei Fragen an Claus Leggewie – der ZMI-Gründungsdirektor im Interview zur neuen Börne-Professur, zur Bedeutung der Medienwissenschaften und zu "neuem Leben" im Dreieck von Uni, Stadt und Zivilgesellschaft in Gießen

Das ZMI freut sich, seinen Gründungsdirektor Prof. Claus Leggewie seit Herbst 2015 wieder in Gießen zu begrüßen. In einem fünfminütigen Interview äußert sich Claus Leggewie zur Bedeutung der Börne-Professur, zum ZMI und zu seinen geplanten Aktivitäten.

Claus Leggewie im Interview mit Ann-Marie Riesner (ZMI)

Prof. Claus Leggewie wurde vom Präsidenten der Justus-Liebig-Universität zum Wintersemester 2015/16 als erster Amtsinhaber auf die jüngst etablierte Carl Ludwig-Börne-Professur der JLU berufen. Leggewie lehrte von 1989-2007 als Politikwissenschaftler an der JLU, wo er 2001 gemeinsam mit Henning Lobin das ZMI begründete. Von 2007 bis 2015 leitete er das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) Essen und ist nun als Senior-Professor an die JLU und an das ZMI zurückgekehrt.

Im Hinblick auf die zukünftige Ausgestaltung der Börne-Professur hofft Leggewie, "ohne sich mit Carl Ludwig Börne direkt vergleichen zu wollen, in seine Fußstapfen hineinzutreten und für das deutsch-französische Verhältnis, das politisch wie intellektuell durchaus nicht mehr das alte ist, etwas zu tun."

Benannt ist die Carl Ludwig-Börne-Professur nach dem Schriftsteller und politischen Denker Carl Ludwig Börne, der 1808 in Gießen zum Doktor der Philosophie promoviert wurde und später im französischen Exil das deutsch-französische Verhältnis seiner Zeit kritisch beleuchtete.  Angelehnt an das Profil dieses europäischen Zeitdiagnostikers ist es Aufgabe der Carl Ludwig-Börne-Professur, das deutsch-französische Verhältnis im Spannungsfeld von Europa und Weltgemeinschaft zu beobachten. Künftig wird eine jährlich stattfindende Börne-Vorlesung zu deutsch-französischen Themen ausgerichtet, die Claus Leggewie mit dem Vortrag "Briefe aus Paris. Ludwig Börne, das deutsch-französische Verhältnis und die Zukunft Europas" am 21. Juni um 18.00 Uhr (Biologischer Hörsaal, Uni-Hauptgebäude) eröffnet. Thematisch über Deutschland und Frankreich hinausgehend wird außerdem im Wintersemester die Ringvorlesung des Präsidenten zum Thema "Amerika ist anders" durch Claus Leggewie kuratiert, die prominent besetzt verschiedene Aspekte amerikanischer Politik und Kultur beleuchten wird.

Claus Leggewie beschäftigt sich wissenschaftlich vorrangig mit interkulturellen Beziehungen, Klimakultur, Globalisierung, Demokratisierung, Erinnerungskultur, sowie mit politischer und wissenschaftlicher Kommunikation über digitale Medien. Die Medienwissenschaften sind dabei nach Leggewie heute eine "unverzichtbare Kulturwissenschaft", da "über neue digitale Medien und soziale Medien alle Fragen, die Kulturwissenschaftler und Politologen interessieren, medial vermittelt, gebrochen, beeinflusst sind."

Claus Leggewies  Betätigungsfeld als Politik- und Kulturwissenschaftler beschränkt sich aber nicht nur auf den wissenschaftlichen Betrieb. Gelegen ist ihm an einer umfassenden "Zeitdiagnose", welche eruiert, "was [...] der Charakter, die geistige Situation, die Dynamiken, die kulturellen Wandel [...] unserer Zeit [ist]." So äußert sich Leggewie in Presse, Rundfunk und Fernsehen regelmäßig zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Darüber hinaus setzt er sich aktiv für Demokratie und gemeinschaftlich gestaltetes Zusammenleben ein. In Gießen unterstützt er beispielweise eine Initiative des Stadttheaters zum zukünftigen Gießener Zusammenleben, die mit der ersten Diskussionsrunde "Wie wollen wir leben?" am 06.03.2016 im Stadttheater Gießen erfolgreich angelaufen ist. Wie er im Interview betont, möchte Leggewie das Dreieck aus Uni Gießen, Stadt Gießen und der Zivilgesellschaft wieder "etwas mehr mit Leben erfüllen" und sich dabei als "Mittler zwischen diesen drei Ebenen anbieten." All diese Vorhaben und Aktivitäten lohnt es sich gespannt zu verfolgen.