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Josch Zimmermann

 

© Josch Zimmermann

 

Ich bin Josch Zimmermann und habe von 1993 bis 2001 im Diplomstudiengang Sozialwissenschaften an der JLU studiert. Neben Themen rund um Entwicklungsländer habe ich meine Studienschwerpunkte auf Empirische Sozialforschung und grenzübergreifende Wirtschaftsräume (Multi-Nationals, Freihandelsabkommen, usw.) gelegt.

Mein aktueller Arbeitgeber ist die FactSet GmbH in Frankfurt am Main. Sie ist der deutsche Ableger von FactSet Research Systems, einer US-amerikanischen Company mit Sitz in Norwalk bei New York. Ich arbeite dort seit Oktober 2013 mit der Aufgabe der Neukundengewinnung im Vertrieb. FactSet vertreibt Softwarelösungen für Finanzinformation und Finanzanalyse für professionelle Finanzmarktteilnehmer meist auf der Asset Management oder Investment Banking Seite.

 


Herr Zimmermann, Sie haben auf Diplom Sozialwissenschaften studiert. Wie kamen Sie dazu, sich für diesen Studiengang zu entscheiden?

 

Josch Zimmermann: Ich hatte Gesellschaftskunde und Englisch als Leistungsfächer auf dem Gymnasium und evtl. noch Interesse Englisch zu studieren, die Inhalte waren mir aber zu sprachgeschichtlich angelegt. Für Psychologie hatte ich nicht den notwendigen NC und so war Diplom Sozialwissenschaften gerade auch nach einer interessanten Vorstellung auf den Studientagen vor Ort das Fach der Wahl.

 

Wie kam es dazu, dass Sie als Sozialwissenschaftler zunehmend in die Finanzdienstleistungsbranche eingestiegen sind?

 

Zimmermann: Ich wollte einen journalistischen Beruf ausüben und hatte u.a. Praktika beim Radio gemacht. Mein erstes Bewerbungsgespräch hatte ich dann bei Reuters, die mich direkt einstellten und mein Ziel war dort Journalist zu werden. Ich startete aber in einer Datenabteilung und hatte freie Hand hinsichtlich der internen Weiterbildungen. Ich lernte viel über den Finanzmarkt und machte eine Train-The-Trainer Ausbildung.

Als Journalist steht man unter einem gewissen Zeitdruck und Stress, das war mir zu viel. So ging ich erst in die interne Ausbildung und dann in die Kundentrainingsabteilung und später in den Vertrieb für die hauseigenen Softwarelösungen, von denen die Nachrichten ein Bestandteil sind.

 

Welche persönlichen Herausforderungen ergaben sich bei Ihnen in Bewerbungsprozessen und im Berufseinstieg?

 

Zimmermann: Lustiger Weise gar keine. Mein Einstieg wurde mir hauptsächlich durch meine Kommunikationsfähigkeit und meine guten Englischkenntnisse ermöglicht. Mein eigentliches Studium war erst mal eher fachfremd und daher zweitrangig.

Ich hatte nie damit gerechnet, von Reuters eingestellt zu werden und war deshalb völlig frei in die Gespräche gegangen. Ich bin überzeugt, dass ein solcher Prozess heute deutlich schwieriger zu bewältigen ist.

 

Wie kann man sich Ihren Arbeitstag bei FactSet vorstellen?

 

Zimmermann: Ich arbeite maßgeblich am PC und mit Kollegen/Kunden. Dabei ist es meine Aufgabe einen Verkaufsprozess zu managen. Dazu gehört die Identifizierung von relevanten Zielkundengruppen, initiale Kontaktaufnahmen und erste Detailgespräche, die Zusammenstellung eines Vertriebsteams, Vorort-Präsentationen beim Kunden im deutschsprachigen Raum, die Zusammenstellung des Produktportfolios und schließlich die Sicherung des Vertragsabschlusses.

 

Welche Qualifikationen und Kompetenzen sind nötig um diesen zu meistern?

 

Zimmermann: Sehr gute Softskills, vor allem "Listening & Questioning" sowie verschiedene Techniken, wie SPIN oder Value Selling, Financial Markets Know-How und ein detailliertes Verständnis des jeweiligen Kundenworkflows (was sind die neuen und alten Anforderungen des Arbeitsalltags). Sehr gute Englischkenntnisse, Verhandlungsgeschick, Teamwork. Der unbedingte Willen, täglich Neues zu lernen sowie proaktives und eigenverantwortliches Arbeiten.

 

Inwiefern hat Sie Ihr Studium auf Ihre aktuelle Tätigkeit vorbereiten können?
Die kritische Hinterfragung der öffentlich zugänglichen Medien war ebenfalls eine sehr wichtige Qualifikation aus meinem Studium.

 

Zimmermann: Wichtig waren EDV Grundlagen und die Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten mit MS Office, wirtschaftliche Grundlagen aus der VWL und mein Schwerpunkt Entwicklungsländer sowie Themen, wie Multinationale Konzerne, die das Verständnis internationaler Märkte und Abhängigkeiten eröffneten.

Die kritische Hinterfragung der öffentlich zugänglichen Medien war ebenfalls eine sehr wichtige Qualifikation aus meinem Studium.

 

Welchen persönlichen Rat zum Berufseinstieg haben Sie für die Gießener Studierenden?

 

Zimmermann: Es kommt besser an, wenn eine persönliche Authentizität gewahrt wird. Man sollte nicht versuchen, in erwartete Raster zu passen. Eine ausführliche Befassung mit dem Unternehmen oder der Institution, bei der man sich bewirbt, ist sehr wichtig. Dazu gehört auch ein Grundverständnis des Jobs, für den man sich bewirbt, und den zugehörigen Aufgaben. Dies sollte am besten durch gute Fragen im Gespräch untermauert werden, die eine qualifizierte Auseinandersetzung mit der Aufgabe am besten illustrieren können.

Es wird oft bemängelt, dass viele BewerberInnen gar nicht den Eindruck machen, dass sie den Job wirklich haben möchten. Daran kann man gut sehen, wie wichtig eine intensive Vorbereitung ist.

 


Herr Zimmermann, wir bedanken uns für das Gespräch!

(Das Interview wurde im Dezember 2016 geführt)