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Nachruf auf Prof. Dr. Norbert Werner (1937 - 2019)

Das Institut für Kunstgeschichte trauert um Prof. Dr. Norbert Werner, der am 17. August 2019 im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist.

Am 11. Februar 1937 in Offenbach am Main geboren, studierte Norbert Werner nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und des Neuen Gymnasiums Würzburg von 1957 bis 1965 Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Germanistik, Philosophie und Geschichte an den Universitäten Frankfurt am Main, München (wo er Hans Sedlmayr und, für ihn wichtiger, Harald Keller hörte), und, seit 1961, in Gießen. 1965 wurde er in Gießen von Ottmar Kerber, dem ersten, noch außerplanmäßigen Professor für Kunstgeschichte an der neu entstandenen Justus-Liebig-Universität, mit einer Dissertation zum Thema 'Ein Beitrag zur Struktur und Entwicklung der Glasmalerei im 1. Drittel des 15. Jahrhunderts. Ausgewählte Beispiele Österreichs' promoviert. Die Arbeit wurde 1966 mit einem Preis der JLU ausgezeichnet.

In unmittelbarem Anschluss an die Promotion erhielt Norbert Werner eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent. Er gehörte somit zum Kern derer, die nach der Einrichtung eines ordentlichen Lehrstuhls für Kunstgeschichte, der zum Wintersemester 1965/66 mit dem aus Münster berufenen Günther Fiensch besetzt worden war, das Gießener Seminar und seine Bibliothek mit knappster personeller Ausstattung rasch und vorbildlich auf- und ausbauten – ein Ausbau, dessen Dynamik sich auch ablesen lässt an den in kurzer Zeit erfolgten Umzügen von der Ludwigstraße 34 (mit dem legendären Alten Kunstgeschichtlichen Hörsaal) über die Bismarck- und die Goethestraße an die heutige Adresse im Philosophikum I. 1969 wurde Werner zum Akademischen Rat und schließlich 1972 zum Professor ernannt. Seit dieser Zeit bis zu seiner Emeritierung 2002 lehrte er das Fach Kunstgeschichte mit dem ihm eigenen, viele Generationen von Studierenden ansteckenden Enthusiasmus in jener Breite, die für ihn nicht nur als Verpflichtung für das Institut, sondern auch als persönliche Leitlinie selbstverständlich war. Während diesen fast vier Jahrzehnten war er der Garant für die Kontinuität und das Gedeihen zuerst des Seminars und dann des Instituts über alle Wechsel hinweg.

Besondere Verdienste erwarb Norbert Werner sich durch die Herausgabe der von ihm begründeten und bis zum vorletzten Band herausgegebenen Zeitschrift 'Gießener Beiträge zur Kunstgeschichte', die den Bogen spannt von der Festschrift zum 60. Geburtstag von Günther Fiensch (Bd. 1, 1970) bis zu der von zwei seiner Schülerinnen betreuten Festschrift zu seinem eigenen 60. Geburtstag mit dem beziehungsreich auf den Jubilar bezogenen Titel 'Zwischen Askese und Sinnlichkeit' (Bd. 10, 1997). Im Josef Eul Verlag initiierte und betreute er 1987 die ebenfalls auf zehn Bände angewachsene Reihe ‚Kunstgeschichte‘, in der hauptsächlich von ihm betreute Dissertationen erschienen.

Ausdruck von Werners Engagement für die übergreifenden Belange der Fakultät bzw. später des Fachbereichs sowie der Gesamtuniversität sind nicht nur seine Beiträge für den Jubiläumsband zum 375jährigen Bestehen der Universität Gießen 1982, sondern auch sein Mitwirken bei Zustandekommen und Ausbau des 'Gießener Kunstwegs'. 1974/75, 1986/87 und 1998/99 war Norbert Werner Dekan des Fachbereichs Geschichts- bzw. Geschichts- und Kulturwissenschaften; während vieler Jahre war er überdies Mitglied der Gemeinsamen Kommission Geisteswissenschaften. Über die Universität hinaus wirkte Norbert Werner als Vorsitzender des Beirats für Denkmalschutz der Stadt Gießen.

Unser Mitgefühl gilt der Familie des Verstorbenen. Die Mitglieder der Universität, des Fachbereichs 04 und des Instituts für Kunstgeschichte, nicht zuletzt aber eine große Schar von Schülerinnen und Schülern, von denen er viele zum Magister und zum Doktor führte, werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. - Marcel Baumgartner