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„Kurz und Schmerzlos“ war der Abschluss der ZMI-Filmreihe „Das erste Mal - Langfilmdebüts von Kinogrößen“

„Kurz und Schmerzlos“ war der Abschluss der ZMI-Filmreihe „Das erste Mal - Langfilmdebüts von Kinogrößen“


Das erste Mal: Langfilmdebüts von Kinogrößen Im Rahmen der ZMI-Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ fand am Mittwoch den 25. Juni im Margarete-Bieber-Saal die vierte und vorerst letzte Filmvorführung statt. Nach einer Begrüßung durch Prof. Henning Lobin stellte Jens Balkenborg den Gastredner des Abends, Prof. Malte Hagener, vor. Hagener ist Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg mit Schwerpunkt auf Geschichte, Theorie und Ästhetik des Films und neben vielen weiteren Mitgliedschaften Vorstandsmitglied der „hessischen Film- und Medienakademie“ (hFMA), Beiratsmitglied des „Marburger Kamerapreises“ sowie Mitglied des DFG-Netzwerks „Filmstil“.

Prof. Hagener führte die Besucher in Fatih Akins Debütfilm „Kurz und Schmerzlos“ ein, der 1998 beim Internationalen Filmfestival von Locarno mit dem Spezialpreis für das beste Darstellerensemble ausgezeichnet wurde und darüber hinaus den Adolf-Grimme-Preis und den Bayrischen Filmpreis gewann. Dabei betonte Hagener, dass das Neue an Akins Debütfilm mitunter darin liege, dass er im Gegensatz zu dem bis dahin vorherrschenden „Betroffenheitskino“ oder „Problemkino“ das Leben von Migranten in einer multikulturellen, hybriden Gesellschaft zeigt, ohne dabei paternalistisch zu sein oder um Verständnis zu werben. Stattdessen zeigt Akin eine authentische multikulturelle Gesellschaft, mit all ihren positiven wie negativen Facetten. Auch durch eine ausgeprägte Direktheit und Körperlichkeit hebe sich Akins Debütfilm von den Charakteristika des deutschen Kinos der 90er ab. Darüber hinaus fänden sich in „Kurz und Schmerzlos“ Einflüsse von Scorsese, beispielsweise bei der Figur Gabriel, der als Taxifahrer in Analogie zu „Taxi Driver“ gesehen werden kann. Aber auch zu Tarantino, berücksichtigt man den Kleinauftritt Akins in seinem Debütfilm und schließlich sei der Film auch durch Al Pacino und „Scarface“ beeinflusst worden.


Malte Hagener

Bild: Prof. Malte Hagener während seiner Einführung zu Fatih Akins Debütfilm "Kurz und Schmerzlos" im Margarete-Bieber-Saal

 

Einmal ist immer das erste Mal. Auch die großen Filmemacher sind von dieser Redewendung nicht ausgeschlossen. Nicht selten sind deren Erstlingswerke unbekannte Studentenfilme, Lowbudget-Produktionen, die, wenn überhaupt, erst retrospektiv nach größeren Erfolgen vermarktet werden. Was nicht heißen soll, dass die Debüts geringzuschätzen sind. Im Gegenteil, handelt es sich dabei oft um innovative Erstlingswerke von „unverbrauchten“ und kreativen jungen Köpfen, die ihren eigenen Stil zu entwickeln suchen.

Im Rahmen der Filmreihe „Das erste Mal – Langfilmdebüts von Kinogrößen“ bot das Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) im Sommersemester Studierenden und Filminteressierten die Möglichkeit, sich mit den Langfilmdebüts bekannter Regisseure auseinanderzusetzen. Ziel der Veranstaltungsreihe war es, die formalen und inhaltlichen Grundtendenzen erkennbar werden zu lassen, die den Grundstein für die individuelle Handschrift der vorgestellten Filmemacher legten. Zu Beginn jeder der vier Veranstaltungen führten fachkundige Gastredner aus Filmkritik und Filmwissenschaft das Publikum in den jeweiligen Film ein und standen im Anschluss an die Filmvorführung zur Diskussion zu Verfügung.

So startete die Filmreihe am 14. Mai 2014 mit dem Debütfilm der Coen-Brüder „Blood Simple“ und einer Einführung von Filmwissenschaftler Prof. Marcus Stiglegger, der den Film als „Keimzelle“ für spätere Werke betrachtete, auf die klassische Autorentheorie zurückgriff und „Blood Simple“ als Meta-Noir betrachtete. Zwei Wochen später beschrieb der Kulturmanager, Journalist und Moderator Urs Spörri vom Filmmuseum Frankfurt Christopher Nolan als einen der letzten Autorenfilmer Hollywoods und benannte in dessen Erstlingswerk „Following“ 11 Merkmale, die sein Werk begleiten. Am 11. Juni schließlich war die Filmkritikerin Barbara Schweizerhoff zu Gast und beschrieb Darren Aronofskys Debütfilm „Pi“ als erstaunliches Crowdfounding-Projekt, das auch auf technischer Ebene Dank eigener Erfindungen zum Grundstein der Handschrift wurde.

(Sebastian Baier, 26.06.2014)