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Dialoginitiativen

Eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Dialoginitiativen finden Sie hier

  • UN Alliance of Civilizations (AoC)

AoC mit Sitz in New York wurde 2005 auf eine Initiative Spaniens und der Türkei mit dem Ziel der kulturellen Annäherung von Nationen, insbesondere der westlichen und islamischen Welt und dem Fokus auf dem christlich-islamischen Dialog, gegründet. Anstoß für die Gründung waren der zunehmende nationale und globale Terrorismus sowie steigende Spannungen und Polaritäten zwischen den Kulturen. Somit liegt der AoC auch eine sicherheitspolitische Relevanz zugrunde. Die Initiative ist in die Vereinten Nationen eingebunden. Vertreten wird die Initiative durch den Secretary General und dessen Sekretariat. Mit dem 2006 veröffentlichten Bericht der High-Level Group (HLG), definierte die AoC ihre Ziele konkreter und damit begann auch die tatsächliche Aktivität. Die AoC will sich als Brückenbauer zwischen den Nationen engagieren und so Spannungen und Konfliktpotenzial abbauen (Haynes 2013: 181). Sie versteht sich als Gegenentwurf zu Huntingtons „Clash of the Civilizations“. Tätigkeitsfelder sind die Bereiche Bildung, Jugend, Migration und Medien. Als einen Eckpfeiler für die Annäherung verschiedener Nationen und Kulturen sieht AoC die Religion (Delgado 2012: 225). Hierzu werden nationale und regionale Aktionspläne aufgestellt, aber auch spezielle Projekte und Initiativen auf der Graswurzel-Ebene unterstützt. Ziel dieser Pläne und Projekte ist die Implementierung internationaler Normen, darunter die der Religionsfreiheit. In ihren Tätigkeitsbereichen fordert und fördert AoC religiöse, staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure zur interreligiösen Zusammenarbeit auf, um Konzepte für die interreligiöse Verständigung, Akzeptanz und Toleranz zu erarbeiten (ebd.). AoC fördert insbesondere Projekte, welche die praktische Zusammenarbeit, den gesellschaftspolitischen Austausch und die Zusammenkunft zwischen der religiösen und der politischen Sphäre fördern (Uthup 2010: 414). Auf regelmäßig stattfindenden Konferenzen und Meetings bringt sie außerdem politische und religiöse Führer sowie zivilgesellschaftliche Akteure zusammen und fördert so den gegenseitigen Austausch. AoC arbeitet mit Staaten, internationalen Organisationen, NGOs, religiösen Organisationen und der Privatwirtschaft zusammen. Dieses transnationale Netzwerk (Group of Friends) besteht mittlerweile aus 108 Staaten und 23 anderen Akteuren, darunter auch die EU, die Arabische Liga, UNESCO, ISESCO etc.

 

Weitere Informationen zu "UN Alliance of Civilizations" (AoC) finden sie hier.

 

Literaturangaben

 

Delgado, Mariano 2012: Die Allianz der Kulturen als Friedensvision der Vereinten Nationen,
in: Delgado, Holderegger, Vergauwen: Friedensfähigkeit und Friedensvisionen, in: Religionen und Kulturen, S. 219-234.

Haynes, Jeffrey 2013: An Introduction to International Relations and Religion, 2nd Edition, Harlow.

Uthup, Thomas 2010: Bringing Communities Closer. The Role of the Alliance of Civilizations,
in: CrossCurrents 60 (3), S. 402-418.

 

  • A Common Word (ACW)

Auslöser für die Gründung von ACW war die Regensburger Rede von Papst Benedikt dem XVI. im September 2007. Diese Rede wurde vielfach dahin gehend interpretiert, als dass der Papst dem Islam eine generelle Gewaltbereitschaft unterstellt. Eine Form des hierauf folgenden Protests war ein offener Brief, initiiert von dem jordanischen Königshaus, an den Papst und andere Führer der christlichen Kirche. Unterzeichnet wurde dieser von 138 namhaften muslimischen Gelehrten. In diesem Brief, mit der Überschrift: „A Common Word Between Us and You“, wird zu einem christlich-islamischen Dialog aufgerufen. Durch die Aufforderung nur in der besten Weise zu streiten, nämlich in der des Dialogs, hatte der Brief auch eine deeskalierende Wirkung (Scheffler 2012: 332). Der Dialog soll insbesondere auf den fundamentalen Gemeinsamkeiten der Religionen: Glaube an den einen Gott und Nächstenliebe, basieren (ebd. 333). Seitdem hat sich ACW zu einer der wichtigsten christlich-islamischen Dialoginitiativen entwickelt (Lumbard 2012: 40). Im Rahmen von ACW finden regelmäßige Treffen zwischen hohen religiösen Vertretern statt, auf denen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Religionen festgehalten und gegenseitig anerkannt werden sollen (Badri/Breitmeier 2014: 74f.). Als maßgebliche Treffen und Dialogplattform lassen sich die in einem Abstand von zwei bis drei Jahren stattfindenden christlich-muslimischen Foren bezeichnen. Insbesondere das erste Forum in Rom 2008 lässt bereits Ansätze von Verständigung über die Norm der Religionsfreiheit erkennen, und thematisierte weiter den Schutz von religiösen Minderheiten und das Zugeständnis der freien Ausübung der Religion im Öffentlichen und Privaten (vgl. First Seminar of the Catholic-Muslim Froum- Final Declaration). Auch wurden hier politische und religiöse Führer zur Einhaltung der Religionsfreiheit aufgefordert. Diese innerreligiösen Entwicklungen wie beispielsweise die Amman Message als ein vom jordanischen Königshaus politisch induzierter Prozess innermuslimischer Konsensbildung, gelten als förderliche Bedingung für den interreligiösen Dialog. Als innerchristliches Pendant gilt die Initiative für einen Verhaltenskodex zur Praxis der Mission, bestehend aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) des PCID und der World Evangelical Alliance (WEA). Neben diesen Foren finden im Rahmen der ACW Initiative weitere Treffen mit ranghohen Vertretern statt z. B. ein Treffen mit dem ehemaligen Erzbischof von Canterbury Rowan Williams 2008 oder ein Treffen mit dem ÖRK 2010. Außerdem ist ACW stark im akademischen Bereich tätig und in diesem Rahmen finden wiederholt Veranstaltungen statt, auf denen sich Akademiker und religiöse Vertreter austauschen. Neben dieser Aktivität im theologischen und wissenschaftlichen Bereich ist ACW auch in die zivilgesellschaftliche und globale zwischenstaatliche Welt eingebunden. So geht die UN Interfaith Harmony Week auf eine Resolution von König Abdullah II. und Prinz Ghazi bin Muhammad von Jordanien (Mitinitiatoren des offenen Briefs) zurück.

 

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Literaturangaben

 

Badri, Farhood/Breitmeier, Helmut 2014: Der transnationale interreligiöse Dialog und die Einhaltung der globalen Norm der Religionsfreiheit, in: Werkner, Ines-Jaqueline/Oliver Hidalgo (Hrsg.): Religionen – Global Player in der Internationalen Politik?, Wiesbaden, S. 57-89.

Lumbard, Joseph 2012: The Uncommonality of ‘A Common Word’, in: The Royal Aal Al-Bayt
Institute for Islamic Thought (RABIIT) (Hrsg.): A Common Word. Between Us and You. 5-Year Anniversary Edition, Amman, 11–50.

Scheffler, Thomas 2012: Interreligiöser Dialog und Friedensarbeit im Nahen Osten, in: Delgado, Mariano/Holderegger, Adrian/Vergauwen, Guido (Hrsg.), Friedensfähigkeit und Friedensdivisionen in Religionen und Kulturen, Stuttgart, 319-344.

 

  • Religions for Peace (RfP)

RfP (vormals World Conference on Religions for Peace (WCRP)) ist die weltweit größte multi-religiöse Organisation (Haynes 2012:186). Sie entstand 1970 aus der „International Association for Religious Freedom“ und ist seit der ersten „World Conference of Religions for Peace“ 1970 aktiv. Ihr Sitz ist in New York. Die Weltkonferenzen finden in einem Abstand von fünf bis sechs Jahren statt. RfP wird von dem 60 hohe religiöse Vertreter umfassenden World Council repräsentiert. Dieses wiederum wählt ein Executive Committe als ständigen Ansprechpartner und den Secretary General. Weiter gliedert sich RfP in sechs Regional und 90 National Councils. In den National Councils können Ortsverbände gegründet werden. Darüber hinaus gibt es das von RfP begründete Global Woman of Faith Network und das Global Religious Youth Network. RfP ist eine von der UNO, der UNICEF und UNESCO akkreditierte Organisation und arbeitet aktiv im Committee of Religious NGOs at the United Nations mit (Wettach-Zeitz 2008: 126). Im Rahmen der UNO war RfP maßgeblich an der Ausarbeitung der 1981-Resolution beteiligt und setzte sich u.a. mit der IARF dafür ein, diese zu einer Konvention auszuweiten (Jack 1993: 267-276). Darüber hinaus arbeitet die RfP mit anderen NGOs und Dialoginitiativen z. B. der Alliance of Civilizations zusammen (Uthup 2010: 409f.). Die Ziele von RfP sind vielseitig, u. a. die Beendigung gewaltsamer Konflikte, Bekämpfung der Armut und das Schaffen eines dauerhaften Friedens. Hauptaktionsfeld ist die nationale Ebene. Um diese Ziele zu erreichen ist RfP besonders in (Post)Konfliktzonen aktiv. Als einen wichtigen Teilaspekt für die Erreichung ihrer Ziele sieht sie den Religionsfrieden an. Dieser soll durch einen religiösen Dialog und die Konsolidierung der Religionsfreiheit erreicht werden (RfP 2013a). RfP erkennt jede Religion und deren Eigenheiten an. Durch die festen und in der Gesellschaft etablierten (Organisations-) Strukturen von Religionsgemeinschaften vor Ort, können diese besonders an der Zielerreichung mitwirken (Gebhardt 2014: 200). Insbesondere seit 1995 werden lokale Religionsgemeinschaften eingebunden, indem z. B. durch die RfP (versucht wird) interreligiöse Räte (IRC) in Krisenregionen zu bilden. In diesen multireligiösen Dialogeinheiten soll mit lokalen religiösen Eliten ein Friedensprozess auch durch die Verständigung über die Religionsfreiheit, deren Verwirklichung und Konsolidierung initiiert werden.

 

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Literaturangaben

 

Gebhardt, Günther 2014: Interreligiöse Zusammenarbeit in Konfliktsituationen: Die Tätigkeit von „Religionen für den Frieden“ (RfP), in: Werkner, Ines-Jaqueline/Oliver Hidalgo (Hrsg.): Religionen – Global Player in der Internationalen Politik?, Wiesbaden, 195-214.

Haynes, Jeffrey 2013: An Introduction to International Relations and Religion, 2nd Edition, Harlow.

Jack, Homer A. 1993: WCRP. A History of the World Conference on Religion and Peace.
New York.

RfP 2013: Syria Relgious Leaders Commit to Establish the Inter-religious Council of Syria,
online verfügbar unter: http://act.religionsforpeace.org/site/MessageVie-wer?dlv_id=9461&em_id=7241.0 (Stand: 28.05.14).

Uthup, Thomas 2010: Bringing Communities Closer. The Role of the Alliance of Civilizations,
in: CrossCurrents 60 (3), S. 402-418.

Wettach-Zeitz, Tania 2008: Ethnopolitische Konflikte und interreligiöser Dialog. Die Effektivität interreligiöser Konfliktmediationsprojekte analysiert am Beispiel der World Conference on Religion and Peace Initiative in Bosnien-Herzegowina. Stuttgart: Kohlhammer.

 

  • International Association for Religious Freedom (IARF)

Die IARF wurde 1900 in Boston gegründet und ist die älteste interreligiöse Dialoginitiative der Welt. Ihr Sitz ist in Oxford. Ein weiteres internationales Sekretariat befindet sich in Osaka. Die IARF gliedert sich in vier regionale Sektionen: Ostasien, Südasien, Nordamerika und Mitteleuropa/Mittlerer Osten. In diesen vier regionalen Sektionen gibt es weitere 73 Mitgliedsorganisationen aus 26 Ländern. Für die Durchführung der internationalen Aktionen ist das Sekretariat in Osaka zuständig. Für regionale und lokale Aktionen sind die jeweiligen Sektionen und Organisationen vor Ort verantwortlich. IARF ist eine bei den UN akkreditierte NGO, die mit Consultativ Status in UNESCO und UNICEF und General Consultativ Status im ECOSOC stark zwischenstaatlich eingebunden ist und hier großen Einfluss ausüben kann. Sie hatte großen Anteil an der Gründung und Leitung des NGO Committee (on Subcommittee) on Freedom of Religion or Belief in New York und Genf. Außerdem verfügt sie über einen ständigen Vertreter beim Menschenrechtsrat. Die IARF hatte einen entscheidenden Anteil bei der Ausarbeitung der 1981er Deklaration und setzte sich mit der International Religious Liberty Association und der World Conference on Religion and Peace für die Etablierung einer UN-Konvention gegenreligiöse Intoleranz ein (Jack 1993: 267-276). Neben dieser zwischenstaatlichen Einbettung bestehen Partnerschaften bzw. Kooperationen mit Religions for Peace und der A Common Word Initiative. IARF verfolgt die Ziele, I) Gemeinschaften, denen die Religionsfreiheit verweigert wird, zu unterstützen, II) mit Politikern zu verhandeln, um religiöse Verfolgung einzudämmen, III) Verhaltenskodizes mit religiösen Gruppen zu erarbeiten, und IV) präventive Strategien und ein Young Adult Programme (International Council Strategic Plan 2001-2007) zu erarbeiten. Weiter ist die IARF auch in Konfliktregionen aktiv, allerdings nur marginal, da sie sich selbst nicht als Peace-Building Organization sieht (Bouta et al. 2005: 70). Sie verfolgt einen bottom-up Ansatz und konzentriert sich auf Prävention von Verstößen gegen die Religionsfreiheit. In diesem Zuge spielen auch die lokalen Organisationen eine wichtige Rolle in der Arbeit der IARF.

 

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Literaturangaben

 

Bouta, Tsjead et al. 2005: Faith-Based Peacebuilding. Mapping and Analysis of Christian, Muslim and Multi-Faith Actors.

International Council Strategic Plan 2001-2007: online verfügbar unter:
https://iarf.net/about/our-priorities/ (Stand: 28.05.14).

Jack, Homer A. 1993: WCRP. A History of the World Conference on Religion and Peace.
New York.