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Gedenkstele für Mildred Harnack-Fish feierlich eingeweiht

Veranstaltung im Rahmen des 45. Jubiläumsjahres der Landespartnerschaft Hessen – Wisconsin am Campus Kultur- und Geisteswissenschaften der Universität

Nr. 114 • 15. September 2021

Feierliche Einweihung der Gedenkstele für Mildred Harnack-Fish an der JLU (vl.): Julia Volz, Leiterin des Akademischen Auslandsamts der JLU, Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung sowie Stellvertretende Vorsitzende und derzeit Leiterin des Freundschaftsvereins Hessen-Wisconsin e. V., Prof. Nick Schweitzer, Law School der University of Wisconsin-Madison, Prof. Dr. Verena Dolle, JLU-Vizepräsidentin, und Natalija Korbmacher, Generalbevollmächtigte der Volksbank Mittelhessen. Foto: JLU / Katrina Friese
Gemeinsames Gedenken über Kontinente hinweg: An die US-amerikanische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und JLU-Alumna Mildred Harnack-Fish erinnern zwei Schwesterstelen an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und in Madison/ Wisconsin, USA. Nachdem der Obelisk im Marshall Park in Madison im Juli 2019 während einer Delegationsreise des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier eingeweiht worden war, wurde Ende September 2020 die Schwesterskulptur vor dem Seminargebäude Philosophikum im Alten Steinbacher Weg in Gießen aufgestellt. Die feierliche Einweihung in Anwesenheit der Hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung sowie Stellvertretenden Vorsitzenden und derzeit Leiterin des Freundschaftsvereins Hessen-Wisconsin e. V. Prof. Dr. Kristina Sinemus ist im Rahmen des 45. Jubiläumsjahres der Landespartnerschaft Hessen – Wisconsin am 15. September 2021 erfolgt.

Der Standort der Skulptur im Philosophikum nimmt Bezug auf die literaturwissenschaftliche Promotion von Mildred Harnack-Fish an der Universität Gießen und ihr Wirken als Dozentin. Auf dem Campus Kultur- und Geisteswissenschaften kamen nun einige Gäste aus Wissenschaft und Politik, aus Universität und Universitätsstadt Gießen zusammen, um im feierlichen Rahmen an die Widerstandskämpferin zu erinnern. Eine Online-Übertragung ermöglichte es zahlreichen Partnerinnen und Partnern vor allem aus Wisconsin, die pandemiebedingt leider nicht nach Gießen reisen konnten, virtuell an der Einweihungsfeier teilzunehmen.

Staatsministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus: „Mildred Harnack-Fish stand trotz der Gefahren des NS-Unrechtsregimes für ihre Werte ein, eine leidenschaftliche und außerordentlich mutige Kämpferin für die Demokratie, die bis zu ihrem letzten Atemzug für die Freiheit und gegen die NS-Gewaltherrschaft eingetreten ist. Auch steht Mildred Harnack-Fish symbolisch als Bindeglied zwischen dem Bundesstaat Wisconsin und dem Bundesland Hessen. Wir befinden uns hier an einer Universität, einem Ort, an dem der freie Austausch von Gedanken jeden Tag gelebt wird. Meinungsfreiheit ist ein Grundpfeiler der Demokratie und Haltung zeigen ist aktueller denn je. Wir als Deutsche tragen eine historische Verantwortung, denn es darf kein Ende des Erinnerns geben.“

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee sieht in der Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus eine tiefe Verpflichtung und gesellschaftliche Verantwortung: „Gelebte Erinnerungskultur bedeutet vor allem auch, die Erinnerung an diejenigen wachzuhalten, die sich der NS-Gewaltherrschaft mutig widersetzten. „Mit der Stele haben wir ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt, damit der unerschrockene Einsatz unserer Alumna Mildred Harnack-Fish dauerhaft präsent bleibt.“ Der Gedenkort schlage zudem eine weitere Brücke zur Partneruniversität der JLU in Wisconsin, betonte JLU-Vizepräsidentin Prof. Dr. Verena Dolle bei der Einweihung: „Das gemeinsame Gedenken ist Ausdruck unserer engen Verbundenheit mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern in Wisconsin und ergänzt die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Lehre um die gleichermaßen wichtige soziale Dimension einer gelebten kulturellen und gesellschaftlichen Verantwortung.“

Die Errichtung der Gedenkstele für Mildred Harnack-Fish an der JLU geht zurück auf eine Anregung des amerikanischen Dozenten Prof. Nick Schweitzer von der Law School der University of Wisconsin-Madison, der im Rahmen der langjährigen intensiven Kooperationsbeziehungen 2018 einen Lehraufenthalt am Fachbereich Rechtswissenschaft der JLU absolvierte. Während seiner Gastdozentur hatte er Kontakt mit dem Dekanat aufgenommen und eine Initiative zum Gedenken an Mildred Harnack-Fish vorgestellt.

Die Idee der Schwesterstele zum Kunstwerk in den USA basiert auf der Mildred-Harnack-Fish-Gedenkstele des Künstlers John Durbrow, die im Jahr 2018 in Madison/Wisconsin errichtet worden ist. Mit Wisconsin ist das Land Hessen seit mehr als vier Jahrzehnten partnerschaftlich verbunden, weshalb die Einweihung der Gedenkstele in Madison im Juli 2019 während einer Delegationsreise des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier in die USA stattfand, an der auch die Wissenschaftsdelegation und somit JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee sowie die Leiterin des Akademischen Auslandsamts der JLU, Julia Volz, teilnahmen.

In Abstimmung mit der Hessischen Staatskanzlei, der Stadt Madison, dem Künstler John Durbrow und dem Initiator Prof. Nick Schweitzer beschloss das Präsidium der JLU die Installation einer Schwesterstele an der JLU. Die Stele fertigte der Steinmetz Alexander Horst aus Hungen an. Eine Bodenplatte trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an Mildred Harnack-Fish (1902 – 1943), Studentin der Universität Wisconsin-Madison und Absolventin der Universität Gießen. Als Angehörige des Widerstands gegen das NS-Unrechtsregime wurde sie im Februar 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet.“

Die Anfertigung und die Installation der Stele kosteten rund 9.000 Euro. Die Skulptur wurde von Seiten der JLU mit finanzieller Unterstützung von Prof. Schweitzer, der Hessischen Staatskanzlei und der Volksbank Mittelhessen realisiert. Neben der Stele erinnern in Gießen auch das Mildred-Harnack-Fish-Haus, eine Mensa und ein Wohnheim des Studentenwerks Gießen an die Widerstandskämpferin und JLU-Alumna.

Mildred Harnack-Fish

Mildred Harnack-Fish wurde am 16. September 1902 in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Sie studierte englische Sprache und Literatur in den USA und wurde im Jahr 1941 in Gießen promoviert. Zuvor arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der University of Wisconsin-Madison. Dort lernte sie den Juristen und Rockefeller-Stipendiaten Arvid Harnack kennen, den sie heiratete und dem sie 1929 nach Deutschland folgte. Beide engagierten sich im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime, was sie letztlich mit ihrem Leben bezahlten. Mildred Harnack-Fish wurde zunächst zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Auf Anordnung von Adolf Hitler fand eine neue Hauptverhandlung statt, in der sie zum Tode verurteilt wurde. Am 16. Februar 1943 richteten die Nationalsozialisten sie im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hin.

  • Weitere Informationen

Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist abrufbar unter https://youtu.be/vjRNz9Q_8wE

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