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Hörsaal nach Dr. Abraham Bar Menachem benannt

Justus-Liebig-Universität Gießen erinnert an herausragenden Alumnus – Große Verdienste auf dem Weg zur Aussöhnung zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk

Nr. 33  • 31. März 2021

Dr. Abraham Bar Menachem gilt als Wegbereiter der Annäherung und Aussöhnung zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk nach den Verbrechen der Nationalsozialisten. Sein vielfältiges Engagement ist an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) unvergessen. Mit der Benennung eines Hörsaals ehrt die JLU ihren Alumnus, den früheren Bürgermeister von Netanya, Israel, und Ehrenbürger der Universitätsstadt Gießen nun in besonderer Weise: Der Hörsaal 5 im Campusbereich Recht und Wirtschaft wird „Dr. Abraham-Bar-Menachem-Hörsaal“ heißen. Eine Hinweistafel soll in Zukunft auf den Namensgeber hinweisen. Die offizielle Einweihung im feierlichen Rahmen ist für einen späteren Zeitpunkt nach Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen vorgesehen.

Für seine besonderen Verdienste wurde Dr. Abraham Bar Menachem (1912–2017) vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Hedwig-Burgheim-Medaille der Universitätsstadt Gießen, mit der Verleihung des Dienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Ehrenbürgerschaft der Stadt Gießen, dem Hessischen Verdienstorden und der Wilhelm Leuschner-Medaille des Landes Hessens. Zugleich gilt Dr. Bar Menachem als ein herausragender Alumnus des Fachbereichs 01 – Rechtswissenschaft der JLU. Mit einer Vortragsreihe, den „Abraham Bar Menachem (ABM) Talks“,  erinnert der Fachbereich Rechtswissenschaft seit Januar 2021 ebenfalls an seinen verdienten Alumnus (www.uni-giessen.de/abraham-bar-menachem-talks). Der Jurist hat sich vielfältig für die JLU engagiert und unter anderem auch dafür eingesetzt, dass an der JLU ein Preis nach seinem Lehrer Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, Professor für Strafrecht in Gießen von 1903 bis 1933, benannt wird. Dr. Bar Menachem war bei der ersten Verleihung des „Wolfgang-Mittermaier-Preis für hervorragende Leistungen in der Lehre“ im Jahr 1996 als Ehrengast persönlich anwesend.

„Wir erinnern mit Dr. Bar Menachem an einen herausragenden Alumnus und Streiter für Gerechtigkeit und Versöhnung. Mit der Benennung des Hörsaals wollen wir auf eine herausragende Persönlichkeit hinweisen, die auch der jüngeren Generation als Vorbild dienen kann“, sagt JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. Er freue sich über den Vorschlag zur Hörsaal-Benennung aus den Dekanaten der Fachbereiche Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften, den auch die Fachbereichsräte jeweils einstimmig befürwortet hätten und dem das Universitätspräsidium gerne nachkomme. Er dankte zugleich der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar e.V., deren Initiative zur Ehrung von Dr. Bar Menachem seitens der JLU gern aufgegriffen worden sei, und dem Hessischen Ministerpräsidenten und JLU-Alumnus Volker Bouffier, der sich ebenfalls für die Umsetzung der Idee eingesetzt habe.

Dr. Bar Menachem wurde am 16. Mai 1912 als Alfred Gutsmuth in Wieseck bei Gießen geboren. Nach einem Studium der Rechtwissenschaft promovierte Bar Menachem 1933 an der damaligen Ludwigs-Universität Gießen. Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten nicht mehr zum Referendarsexamen zugelassen. Sein Doktorvater, Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, ermöglichte ihm jedoch noch die Promotion zum Dr. jur. Am 29. Dezember 1933 erhielt er das Doktordiplom ausgestellt.  Wenig später flüchtete Dr. Bar Menachem vor den Nationalsozialisten. Er verließ Deutschland im Februar 1934, um in den Niederlanden das Tischlerhandwerk zu erlernen. 1938 emigrierte er nach Palästina, wo er als Rechtsanwalt arbeitete und von 1967 bis 1970 sowie von 1974 bis 1978 Bürgermeister der israelischen Stadt Netanya war. Die im Jahr 1978 zwischen Netanya und Gießen geschlossene Partnerschaftsvereinbarung trägt seine Unterschrift. Er gilt damit als Initiator einer der ersten deutsch-israelischen Städtepartnerschaften überhaupt. Im Jahr 1983 erhielt Dr. Bar Menachem das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Für sein Lebenswerk ernannte die Universitätsstadt Gießen ihn 1987 zum Ehrenbürger. Dr. Abraham Bar Menachem starb am 24. März 2017 im Alter von 104 Jahren in Netanya.

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https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm43-17
www.uni-giessen.de/abraham-bar-menachem-talks

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