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Landwirtschaft, Nahrungsmittelversorgung und Ökologie in Zeiten des Klimawandels

Europastaatssekretär Mark Weinmeister informiert sich über EU-geförderte Projekte am Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Universität Gießen

Gemeinsame Pressemitteilung der Hessischen Staatskanzlei und der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)

Nr. 163 • 7. August 2019

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Europastaatssekretär Mark Weinmeister und Prof. Dr. Lutz Breuer vom Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der JLU (v.l.). Foto: JLU / Anna Lena Habermehl
Auch im Sommer 2019 beherrscht das Thema Trockenheit die Schlagzeilen. Angesichts der zunehmenden Dürreperioden steht die Landwirtschaft weltweit vor großen Herausforderungen. Der hessische Europastaatssekretär Mark Weinmeister hat sich heute an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) über EU-geförderte Projekte informiert, die sich unter Leitung von Prof. Dr. Lutz Breuer am Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement mit der Nutzung von Wasser und der Verbesserung des landwirtschaftlichen Produktionspotenzials und des Einkommens der ländlichen Bevölkerung in Afrika beschäftigen.

„Ich freue mich sehr darüber, dass die JLU in verschiedenen Projekten im Rahmen des EU-Forschungsförderungsprogramms Horizont 2020 gefördert wird und somit dazu beiträgt, EU-weit und darüber hinaus eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft sowie eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen und gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung zu fördern“, sagte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee zur Begrüßung.

„Wasser ist ein wichtiges Gut, dessen Wert uns erst dann wirklich bewusst wird, wenn es knapp wird“, stellte Staatssekretär Weinmeister fest. Die EU hat bereits im Dezember 2000 die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) eingeführt, mit der die Bewirtschaftung von Gewässern innerhalb von Flusseinzugsgebieten EU-weit koordiniert und der Zustand der Gewässer verbessert werden soll. Allerdings ist die Untersuchung der Gewässer oft mit beträchtlichem technischen Aufwand und damit auch hohen Kosten verbunden. Schätzungen zufolge müssen Milliarden von Euro über mehrere Jahrzehnte für die Umsetzung der WRRL aufgewendet werden. Hier setzt ein Projekt von Prof. Dr. Breuer an, das mit rund 253.700 Euro durch die EU gefördert wurde. „Wir haben integrierte Wasserqualitätsmodelle zur Vorhersage der Wasserqualität entwickelt“, erläuterte Prof. Breuer. „Mit diesen Modellen lassen sich die Verfahren optimieren und die Kosten senken.“

Viele Regionen in Afrika leiden bereits jetzt unter Wasserknappheit, Ackerbodenverlusten und Ernteausfällen, die zu Hungersnöten führen. Durch den Klimawandel können diese Probleme noch größer werden. „Umso wichtiger ist es, die Landwirtschaft in diesen Regionen auf das vorzubereiten, was kommt“, sagte der Staatssekretär weiter. „Dazu trägt Forschung aus Hessen bei, die von der EU unterstützt wird.“ Eine funktionierende Landwirtschaft ist für die wachsende Bevölkerung ebenso wichtig wie Reformen, die die Folgen der industriellen Landwirtschaft zugunsten einer ressourcen- und umweltfreundlicheren Nutzung verändern.

„Kenntnisse über den richtigen Umgang mit Dünger sind für Bäuerinnen und Bauern in Afrika von großer Bedeutung“, erläuterte Prof. Dr. Breuer. Seine Arbeitsgruppe ist beteiligt an dem Projekt INSA (Integrated Nitrogen Studies in Africa), das sich mit verschiedenen Aspekten des Stickstoffhaushalts in Afrika beschäftigt. Stickstoff ist für das Wachstum von Pflanzen unerlässlich und wird dem Boden auch über Dünger zugesetzt. Doch der Boden verliert ständig Stickstoff, unter anderem über den Prozess der Denitrifikation. Dabei wandeln Mikroorganismen Nitrat in gasförmige Stickstoffverbindungen um, wobei auch klimaschädliches Lachgas (N2O) entstehen kann. „Das Projekt soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass eine nachhaltige Nutzung von Stickstoff eine wichtige Maßnahme zur Minderung von Treibhausgasemissionen ist und gleichzeitig die Ernährungssicherheit gewährleistet“, so Prof. Breuer. Beteiligt sind 15 Partner in Europa und Afrika. Die EU fördert INSA mit insgesamt 1.242.000 Euro, auf die JLU entfallen rund 36.800 Euro. Das interdisziplinäre INSA-Netzwerk bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa und Afrika zusammen, die sich mit Ökologie, Atmosphärenchemie, Wasserqualität, Bodenkunde, Biogeochemie, Landwirtschaft und Viehzucht befassen.

Erfolgreich war Prof. Breuer auch mit einem weiteren Projekt, das Verbesserungen in der afrikanischen Landwirtschaft zum Ziel hat: Mit SIMPLE (Sustainable Intensification by Mixing Push-Pull and Livestock) ist er – gemeinsam mit Partnern in Europa und Afrika – in die Endrunde eines Projektaufrufs im Rahmen des europäischen Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020 gekommen. Das Gesamtbudget wird bei rund 7,5 Millionen Euro liegen. Im Projekt SIMPLE sollen Konzepte für die nachhaltige Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion in Afrika getestet werden. Dazu gehören nachhaltige Anbausysteme, die die Wiederherstellung von Land, die Steigerung der Bodenproduktivität und die Rückführung von Land in die Produktion unterstützen und an den Klimawandel angepasst sind. Berücksichtigt werden auch sozioökonomische und kulturelle Aspekte.

„Eine gemeinsame Migrationspolitik ist eine der zentralen Aufgaben der Europäischen Union in den nächsten Jahren. Dazu gehört auch die Bekämpfung von Fluchtursachen. Wenn wir erreichen wollen, dass die Menschen aus Afrika nicht weiter aufgrund von Hunger und wirtschaftlicher Not zu uns flüchten, müssen wir ihnen dabei helfen, eine tragfähige Existenz in ihrer Heimat zu schaffen. Deshalb ist die EU-Förderung für wissenschaftliche Projekte wie hier in Gießen in mehrfacher Hinsicht sehr gut investiertes Geld“, sagte Europastaatssekretär Weinmeister abschließend.

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Forschung