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Die Spur der Viren

DFG fördert Sonderforschungsbereich zu RNA-Viren für weitere vier Jahre

Pressemitteilung des Forschungscampus Mittelhessen • 25. Mai 2021

Im BSL-4-Labor der Philipps-Universität Marburg wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen an hochpathogenen Viren wie Ebola, SARS oder dem Marburg-Virus geforscht. Foto: Steffen Böttcher / Hessen schafft Wissen
Virusinfektionen sind eine große Bedrohung für die Gesundheit, das zeigt aktuell die Corona-Pandemie. Seit Ausbruch der Pandemie vor mehr als einem Jahr steht die Erforschung von RNA-Viren nicht nur für Expertinnen und Experten im Fokus des Interesses. Der Sonderforschungsbereich 1021 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) widmet sich der Erforschung von Biologie, Wirtsantwort und Pathogenese von RNA-Viren und erhält eine Förderung von insgesamt 9,9 Millionen Euro für eine weitere Förderphase bis 2024.

Bei RNA-Viren besteht das Erbgut aus Ribonukleinsäure (Ribonucleic Acid), einem Makromolekül, das bei der Umsetzung der Erbinformation in Eiweiße eine entscheidende Rolle spielt. Der SFB erforscht RNA-Viren aus verschiedenen Familien, darunter auch hochpathogene, wie das Ebola-Virus, das Nipah-Virus und das MERS-Coronavirus, die hämorrhagisches Fieber, Hirnentzündungen oder ein akutes Atemnotsyndrom verursachen. RNA-Viren haben das Potenzial, große Epidemien und Pandemien zu verursachen. Beispiele sind die Grippepandemien, zuletzt 2009, der Ebola-Ausbruch 2014 oder die aktuelle Corona-Pandemie.

„Je besser wir die molekularen Grundlagen der Übertragung und Vermehrung von RNA-Viren verstehen, desto besser sind wir auf zukünftige Virusepidemien und -pandemien vorbereitet und können zu ihrer Bekämpfung beitragen. Ich freue mich deshalb sehr darüber, dass wir die Chance erhalten, die Grundlagenforschung in diesem wichtigen Bereich weiterzuführen“, sagt SFB-Sprecher Prof. Dr. Stephan Becker von der Philipps-Universität Marburg.

RNA-Viren sind für die Forschung deshalb von besonderem Interesse, weil sie während der Vervielfältigung ihres Erbgutes keine Fehlerkorrektur vornehmen, wodurch es zu einer großen Variabilität der produzierten neuen Viren kommt.
Das ermöglicht den RNA-Viren eine schnelle Anpassung an veränderte Umweltbedingungen, indem sich Virusvarianten durchsetzen, die sich unter neuen Bedingungen oder in neuen Wirten effizienter vermehren und häufig auch besser übertragen werden können.

Prof. Dr. John Ziebuhr, stellvertretender SFB-Sprecher von der Justus-Liebig-Universität Gießen, betont: „Die Erforschung von RNA-Viren hat eine lange Tradition an den Universitäten Gießen und Marburg, die sich auch in der aktuellen Coronavirus-Pandemie hervorragend bewährt hat. Es bestätigt sich erneut, dass Erkenntnisse der virologischen Grundlagenforschung wesentliche Voraussetzungen für die erfolgreiche Bekämpfung von Virusinfektionen liefern, zum Beispiel bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen.“

„Die Expertise im Forschungscampus Mittelhessen gehört in der Erforschung hochpathogener Viren zur nationalen und internationalen Spitze. Dass nach der Empfehlung des Wissenschaftsrates für das neue BSL-4-Labor an der Philipps-Universität Marburg nun auch der SFB der Universitäten Marburg und Gießen weiter von der DFG gefördert wird, ist ein klarer Beleg für diese Spitzenposition. Das freut mich sehr und ich gratuliere den Verantwortlichen sehr herzlich zu diesem Erfolg“, sagt die Präsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Katharina Krause.

SFB 1021

Im Sonderforschungsbereich 1021 „RNA Viren: Metabolismus viraler RNA, Immunantwort der Wirtszellen und virale Pathogenese“ (RNA viruses: RNA metabolism, host response and pathogenesis) arbeiten Forscherinnen und Forscher der Universitäten Marburg und Gießen seit 2013 an der Erforschung von RNA-Viren. Die nun geplanten Studien werden in drei großen Projektbereichen durchgeführt: Struktur und Metabolismus viraler RNA, virale Pathogenitätsfaktoren sowie zelluläre Antworten auf RNA-Virusinfektionen.

Der SFB 1021 setzt modernste Technologien – wie zum Beispiel Genom- und Proteom-Analysen ein, um neue Erkenntnisse über grundlegende Aspekte der RNA-Virusreplikation und über die Wechselwirkungen viraler Faktoren mit zellulären Signalwegen und regulatorischen Netzwerken zu gewinnen, die an der Schnittstelle zwischen Virus und Wirt wirken und die Pathogenität von RNA-Viren bei Mensch und Tier bestimmen.

Der Sonderforschungsbereich verfolgt einen multidisziplinären Ansatz und bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit umfassender Expertise in der RNA-Virusforschung mit Forscherinnen und Forschern aus verwandten und/oder ergänzenden Disziplinen wie der Immunologie, Zellbiologie, RNA-Biochemie, Allergologie, Infektionsmedizin und Pharmakologie zusammen.

Die Sprecherschaft liegt bei Prof. Dr. Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg. Stellvertretender SFB-Sprecher ist Prof. Dr. John Ziebuhr, Leiter des Instituts für medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Ebenfalls beteiligt am SFB ist seit 2017 das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen.

  • Weitere Informationen:

https://www.sfb1021.de

  • Kontakt:


Institut für Virologie
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-66254


Institut für medizinische Virologie
Justus-Liebig-Universität Gießen
Tel.: 0641 99-41200


Der Forschungscampus Mittelhessen (FCMH) ist eine hochschulübergreifende Einrichtung nach § 47 des Hessischen Hochschulgesetzes der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Philipps-Universität Marburg und der Technischen Hochschule Mittelhessen zur Stärkung der regionalen Verbundbildung in der Forschung, Nachwuchsförderung und Forschungsinfrastruktur.

Der Campus-Schwerpunkt „Mikroorganismen und Viren“ verbindet die molekulare, ökologische und medizinische Expertise in der Virologie, Mikrobiologie und Parasitologie der Universitäten Gießen und Marburg sowie der Technischen Hochschule Mittelhessen mit den Kooperationspartnern Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, Paul-Ehrlich-Institut in Langen und Universitätsklinikum Gießen und Marburg. In der Virologie liegt der Fokus auf der molekularen Aufklärung sowohl weit verbreiteter Viruserkrankungen wie Influenza als auch von neuartigen und wiederkehrend auftretenden Infektionen durch das MERS-Coronavirus oder das Ebolavirus.


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Forschung