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Auf der Suche nach dem Halbringschnäpper in den bulgarischen Wäldern

Gießener Forscher untersuchen Lebensraum des bedrohten Vogels – Abschätzung des aktuellen Brutbestands als Ziel

Nr. 127 • 18. Mai 2011


Ein weltweit gefährdeter Vogel führte Studierende und Mitarbeiter des Instituts für Tierökologie und Spezielle Zoologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) an die bulgarische Schwarzmeerküste: Sie erfassten dort Brutplätze des Halbringschnäppers Ficedula semitorquata, um den aktuellen Bestand der Art abzuschätzen. Rund 50 Prozent der weltweiten Brutpopulation dieses Vogels lebt in Bulgarien. „Bisher ist weitgehend unklar, in welchen Wälder der Halbringschnäpper lebt und warum sein Bestand in Europa abnimmt“, so Projektleiter Dr. Thomas Gottschalk vom Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie. Möglicherweise spielt die zunehmende starke Nutzung der Wälder Osteuropas eine Rolle.

Der Halbringschnäpper gehört zur Familie der Fliegenschnäpper und ist eng verwandt mit dem in Deutschland vorkommenden Trauerfliegenschnäpper.
Um über diese Art mehr zu erfahren und vor allem den aktuellen Brutbestand abschätzen zu können, wurden jetzt die Brutplätze in Bulgarien im Rahmen eines von der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G) geförderten Forschungsvorhabens erfasst. Die Gießener Forscher, darunter der Bulgare Kostadin Georgiev, der derzeit am Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie der JLU arbeitet, und die Studierenden Simon Thorn und Lena Daum, bereisten dafür verschiedene Wälder an der Schwarzmeerküste.

Der Halbringschnäpper brütet in Orientbuchen- und Zerreichenwäldern, die meist in der Nähe von Flüssen und an Steilhängen liegen – dementsprechend schwierig ist es, den Vogel aufzuspüren. Die Forscher mussten Flüsse und dichte Waldbereiche durchqueren und viele Steilhänge bezwingen. Das schwierige Terrain setzte einiges an körperlicher Fitness voraus. Doch die Anstrengung hat sich gelohnt: „Wir konnten insgesamt weit über 100 singende Halbringschnäpper erfassen, was uns alle sehr überrascht hat“, sagt Kostadin Georgiev. Jetzt ist geplant, ein Habitatmodell für den Halbringschnäpper zu erstellen. Mit Hilfe eines solchen Modells ist es möglich, die entscheidenden Habitatfaktoren herauszuarbeiten und die Brutpopulation der Art abzuschätzen.

  • Kontakt:

Dr. Thomas Gottschalk
Institut für Tierökologie und Spezielle Zoologie
Heinrich-Buff-Ring 26-32, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35711

Herausgegeben von der Pressestelle der Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041