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Alles Fassade

Studierende des Instituts für Kunstpädagogik der Universität Gießen stellen vom 9. bis 13. Juli 2012 Installationen zum Thema Fassade aus

Nr. 146 • 2. Juli 2012

Eine Ausstellung mit Installationen von Studierenden des Instituts für Kunstpädagogik (IfK) der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) über das Thema der Fassade und das Verhältnis von Vorder- und Rückseiten, von Ansichten und Gegenansichten ist vom 9. bis 13. Juli 2012 in der Bismarckstraße 16 in Gießen zu sehen. Die Arbeiten sind im Rahmen eines Projekts des IfK unter der Leitung von Gastprofessor Martin Pfahler entstanden.

In einer zunehmend virtualisierten Welt haben wir uns daran gewöhnt, alltägliche Handlungen und Prozesse unseres Arbeits- oder Privatlebens durch programmgesteuerte Abläufe zu ersetzten. Die Oberflächen oder Fassaden von Programmen steuern unser Handeln. Dies mag der Hintergrund dafür sein, dass Fassaden in der zeitgenössischen Kunst häufig Motiv oder Anlass für künstlerische Werke sind.

Der Ausstellungstitel ALLES FASSADE weist weniger auf die Vorderansichten von Gebäuden hin, als dass er eine Befürchtung ausdrückt, die durch die zunehmende Virtualisierung der Alltagswelt an Bedeutung gewinnt: Dass die gegenständliche Welt, das was uns als Wirklichkeit entgegen tritt, eine leere Hülle sein könnte, die nichts Wirkliches mehr zum Inhalt hat. Werke der Kunst und Literatur, aber auch der Mainstream-Unterhaltung wie die Filme der Matrix-Reihe, erzählen von dem Verdacht der Immaterialität der Wirklichkeit. 

Dennoch ist die Fassade zunächst ein architektonischer Sachverhalt. Fassaden stehen für das äußere Erscheinungsbild eines verborgenen Innenraums. Die Fassade zeigt Merkmale, die anders als Programmoberflächen, vielleicht auf den dahinterliegenden Inhalt Rückschlüsse zulassen. An einer Fassade kann man sich festhalten und ihre relative Unbeweglichkeit und Starre ist ein Zeichen für Sicherheit und Dauer.

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung ALLES FASSADE greifen das Thema in ihrer persönlichen Weise auf. Sie entwickeln an Hand verschiedener Ansatzpunkte und Materialien ihren eigenen Zugang durch eine installative Arbeit:

Una Chen arbeitet mit einem allgegenwärtigen Material, das in der Regel dazu dient elektronische Geräte vor Stoß zu schützen. Es sind die für Verpackungen produzierten Styroporteile die in Una Chens Arbeit eine ganz unbemerkte Qualität zum Vorschein bringen. Sie bilden mit ihrer Profilierung und eigentümlichen Räumlichkeit ein Relief, das an Formen und Versatzstücke bestimmter modernistischer und postmoderner Architekturen erinnert

Friedrich Knapp greift in seiner Arbeit auf eine Erinnerung aus seiner Kindheit zurück und thematisiert die Spannung zwischen Vermögen und Versagen in einer Spielzeugfassade, die immer wieder in sich zusammenfällt um neu zu entstehen. 

Carolin Rehak greift die Fassade der modernen Rüstung auf, die buchstäblich zum Beispiel im Motorsport vorkommt, aber in ihrer Version als mehrdeutige und fragile Metapher für physischen und psychischen Schutz fungiert.

Chiara Ruffino schafft eine Raumarbeit, in der sie die Fassade, ähnlich einer ins Architektonische übersetzten Zellkultur, als eine Zusammenballung von kleinen und kleinsten Räumen definiert, die nicht den Raum ihrer Rückseite sondern sich selbst als Raum aus Zellen repräsentiert.

Henrike Weiss schichtet Überreste unserer Informations- und Unterhaltungskultur in dichten Lagen aus Papier übereinander, sodass die Informationen aus Bildern und Schlagzeilen sich gegenseitig auslöschen und zu einer Art Baumaterial verdichten.

  • Termin:

Ausstellung ALLES FASSADE: 9. bis 13. Juli 2012
Eröffnung: Montag,  9. Juli 2012, 18 Uhr
Begrüßung und Einführung durch Martin Pfahler, Gastprofessor am IfK

Öffnungszeiten: Dienstag, 10. Juli 2012, bis Donnerstag, 12. Juli 2012, von 11 bis 17 Uhr; Freitag, 13. Juli 2012, von 11 bis 16 Uhr.
Ort: Bismarckstraße 16, 35390 Gießen

  • Kontakt:

Gastprofessor Martin Pfahler
Institut für Kunstpädagogik
Karl-Glöckner-Straße 21 H, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-25022

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041