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Umwelt- und Klimaveränderungen im Mittelmeerraum

Internationale Studie unter Beteiligung der Universität Gießen zeigt steigende Risiken für Mensch und Natur – Publikation in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“

Nr. 190 • 23. Oktober 2018

Von einem steigenden Meeresspiegel wird auch die Lagune von Gialova auf dem Peloponnes in Griechenland betroffen sein. Foto: Elena Xoplaki
Der menschgemachte Klimawandel, eine veränderte Landnutzung, Umweltverschmutzung und abnehmende Biodiversität verschärfen die Umweltprobleme im Mittelmeerraum. Eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus neun Ländern, darunter ein Team der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) zeigt, dass die jährlichen Mitteltemperaturen im Mittelmeerraum bereits 1,4 Grad Celsius (°C) über dem vorindustriellen Niveau liegen, knapp ein halbes Grad über dem globalen Mittel. „Die Wasserknappheit sowie die Gesundheits- und Sicherheitsprobleme werden sich in den kommenden Jahrzehnten deutlich verschärfen und die Ernährungssicherheit  wird sich verschlechtern“, so Dr. Elena Xoplaki vom Institut für Geographie der JLU, eine der Autorinnen der in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ publizierten Studie.

Die Folgen der höheren Temperaturen zeigen sich bereits: Der Meeresspiegel ist in den vergangenen 20 Jahren um sechs Zentimeter gestiegen, die Meeresversauerung hat zugenommen. Selbst bei einem globalen Temperaturanstieg von 2 °C – der auf der Pariser Klimaschutzkonferenz im Jahr 2015 festgelegte Höchstwert für die Erderwärmung – werden die Niederschläge in einigen mediterranen Regionen um 10 bis 30 Prozent geringer ausfallen. Dies verschärft die Wasserknappheit und birgt Risiken für die landwirtschaftliche Produktion vor allem im südlichen Mittelmeerraum. Auch der Meeresspiegel wird weiter ansteigen – mit weitreichenden Folgen für die Küstenregionen. „Durch den weiteren Klimawandel und die Umweltverschmutzung werden auch Infektions-, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen deutlich häufiger“, so Dr. Xoplaki. „In politisch instabilen Ländern können die Folgen des Klimawandels zudem sozioökonomische Risiken darstellen, die zu Konflikten, Hungersnöten und Migration führen können.“

Um die politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Mittelmeerraum besser zu unterstützen und Empfehlungen abzugeben, haben rund 400 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Netzwerk „Mediterranean Experts on Climate and Environmental Change“ (MedECC) gegründet, das von den Regierungsbehörden zahlreicher Länder, darunter auch Deutschland, unterstützt wird. Dr. Xoplaki ist Mitglied des MedECC-Lenkungsausschusses. „Unser mittelfristiges Ziel ist es, die mit den Umwelt- und Klimaveränderungen im Mittelmeerraum verbundenen Risiken transparent und wissenschaftlich darzustellen und politischen Entscheidungsträgern Empfehlungen zu geben“, sagt sie.

  • Publikation

Cramer W, Guiot J, Fader M, Garrabou J, Gattuso J-P, Iglesias A, Lange MA, Lionello P, Llasat MC, Paz S, Peñuelas J, Snoussi M, Toreti A, Tsimplis MN, Xoplaki E: Climate change and interconnected risks to sustainable development in the Mediterranean. Nature Climate Change, online veröffentlicht am 22. Oktober 2018
https://www.nature.com/articles/s41558-018-0299-2
DOI: 10.1038/s41558-018-0299-2

  • Weitere Informationen

http://www.medecc.org  (Mediterranean Experts on Climate and Environmental Change)

  • Kontakt



Institut für Geographie
Bereich Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel
Senckenbergstraße 1
35390 Gießen
Telefon:  0641 99-36212

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041




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Forschung