Inhaltspezifische Aktionen

„Werner Lindemann: Beichte. Ein Lebensbericht“

Prof. Carsten Gansel, Literaturwissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), entdeckt und publiziert Lebensbericht des Kinderbuchautors Werner Lindemann

Nr. 193 • 9. Dezember 2020

Verborgene literarische Schätze bergen: Dieser Mission hat sich der Gießener Germanist Prof. Dr. Carsten Gansel verschrieben. Nachdem bereits einige der von ihm wiederentdeckten und neu erschlossenen Texte auf Bestsellerlisten landeten, überrascht er das literaturbegeisterte Publikum jetzt mit der erstmaligen Publikation des Lebensberichts von Werner Lindemann, Autor und Vater des Sängers Till Lindemann, der international erfolgreichen deutschen Band „Rammstein“. Gansel, Literatur-Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), hat die bislang unbekannte, im Nachlass des Autos entdeckte Erzählung bearbeitet und ergänzt um ein Gespräch mit Gitta Lindemann, der Witwe des im Jahr 1993 verstorbenen Autors.

Werner Lindemann wuchs im Gutsdorf Altjeßnitz bei Wolfen auf und musste als Siebzehnjähriger im Zweiten Weltkrieg kämpfen. Diese Erfahrung hat ihn ein Leben lang geprägt. Der von Prof. Gansel in der Reihe „Literarische Entdeckungen“ beim jungen Berliner Okapi Verlag herausgegebene Text Lindemanns ist autobiographisch geprägt und führt die Leserinnen und Leser zurück in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges sowie die ersten Monate nach Kriegsende. Durchbrochen von Kindheits- und Jugenderinnerungen schildert Lindemann die Zeiten eines Neuanfangs. Er zeichnet den Weg des jungen Will bis zum Studium und der Aufnahme einer Tätigkeit im Kulturbereich nach.

Das Buch wird ergänzt durch ein umfangreiches Gespräch mit Gitta Lindemann, das Einblicke in das Schaffen des Autors gibt und Informationen über eine vielzitierte vermeintliche Künstlerkolonie in der DDR vermittelt, die sich in den mecklenburgischen Orten Neumeteln und Drispeth angesiedelt hatte. Hier wohnten Christa und Gerhard Wolf, Sarah Kirsch, Helga Schubert oder Daniela Dahn und Joochen Laabs.

Werner Lindemann gehörte zu den renommierten Kinderbuchautoren, der vor allem durch seine Lyrik viele junge Leserinnen und Leser erreichte. Neben zahlreichen Lyrikbänden entstanden in den 1980er-Jahren auch Prosabände, darunter die Geschichtensammlung „Aus dem Drispether Bauernhaus“ (1981) und „Die Roggenmuhme“ (1986). Im Jahr 1988 erschien sein Buch „Mike Oldfield im Schaukelstuhl“, das im Untertitel „Notizen eines Vaters“ heißt. Der Autor beschreibt darin das mehrmonatige Zusammenleben eines Ich-Erzählers mit seinem neunzehnjährigen Sohn. Subtil werden in der autobiographischen Geschichte Momente von Distanz und Nähe zwischen dem Vater Werner Lindemann und dem Sohn erfasst, bei dem es sich um den späteren Sänger der Band „Rammstein“ handelt.

Prof. Dr. Carsten Gansel, Jahrgang 1955, ist seit 1995 Professor für Neuere deutsche Literatur- und Germanistische Mediendidaktik an der JLU. Er beweist mit seinem Team am Institut für Germanistik immer wieder einen besonderen literarischen Spürsinn. Im Jahr 2016 sorgte er mit dem von ihm herausgegebenen Band „Durchbruch bei Stalingrad“ für Furore. Es war ihm gelungen, die 1949 vom russischen Geheimdienst konfiszierte Urfassung des großen Antikriegsromans von Heinrich Gerlach in russischen Archiven wiederzufinden.  Ein Jahr später gab er Heinrich Gerlachs „Odyssee in Rot“ heraus. Im Sommer 2016 erschien die Originalfassung des Weltbestsellers „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada mit einem ausführlichen Nachwort von Prof. Gansel. Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entzifferte er die handschriftliche Urfassung des Weltbestsellers „Kleiner Mann – was nun?“. Im Frühjahr 2020 machte Gansel das große Epos der Russlanddeutschen „Wir selbst“ von Gerhard Sawatzky (1938) erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.


  • Publikation

Werner Lindemann: Die Beichte. Ein Lebensbericht.
Herausgegen und mit einem Gespräch mit Gitta Lindemann von Carsten Gansel.
191 Seiten,  20 Euro, OKAPI Verlag Berlin 2020, ISBN: 978-3-947965-10-6

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/fbz/fb05/germanistik/abliteratur/glm/uber-uns/wimi/carsten-gansel


  • Kontakt



Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10 B, 35394 Gießen
Telefon:  0641 99-29145; Fax: 0641 99-29129

Presse, Kommunikation und Marketing • Justus-Liebig-Universität Gießen • Telefon: 0641 99-12041