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„Wachstum und Erfolg trotz widriger Bedingungen“

Akademischer Festakt der Universität Gießen mit Preisen und Auszeichnungen für exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs – Festvortrag von Prof. Dr. Bernhard Kempen

Nr. 241 • 29. November 2013

Mit einem Rückblick auf das Jahr 2013 und der Würdigung zahlreicher erfolgreicher Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am Freitag ihren Akademischen Festakt, den Höhepunkt im Jahreslauf der Universität, begangen. Dabei stand die Verleihung von Preisen und Auszeichnungen für exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs im Mittelpunkt. Die Festrede hielt Prof. Dr. Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV). Er sprach zum Thema „‚Wissenschaft als Beruf‘ - von Hoffnungsträgern und Bittstellern in der ‚Bildungsrepublik Deutschland‘“. Auch zahlreiche Gäste aus der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft waren beim Festakt anwesend.

„Die Entwicklung an der JLU in diesem Jahr war gekennzeichnet durch Wachstum und Erfolg trotz widriger Bedingungen“, betonte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee in seiner Ansprache. Allein in den letzten Tagen gab es für die Gießener Forscherinnen und Forscher mehrfach Grund zu feiern – ganz aktuell mit der Einwerbung von zwei Sonderforschungsbereichen gemeinsam mit der Universität Marburg in den Geschichtswissenschaften und der Psychologie und vor allem mit dem neuen LOEWE-Zentrum Insektenbiotechnologie, dessen Bewilligung erst kurz vor Beginn des Festakts bekannt wurde und aus dem bis 2017 eine neue Fraunhofer-Einrichtung mit einem eigenen Forschungsgebäude am Standort Gießen entstehen soll. Im Bereich Lehre seien mit knapp 7.000 Erstsemestern und knapp 27.000 Studierenden „unter den gegebenen Bedingungen die Grenzen des Wachstums erreicht“, betonte Mukherjee. Er sei allen Beteiligten an der Universität dankbar für ihr Engagement, ihre Kreativität und ihre Kompromissbereitschaft, um allen Studierenden ein qualitativ hochwertiges Studium zu ermöglichen. „Denn eines sollten wir stets im Kopf behalten: Jede Entscheidung für die JLU als Studienort belegt ein großes Vertrauen in unsere Universität – und dieses Vertrauen wollen und werden wir nicht enttäuschen.“ 

Zuvor beleuchtete Mukherjee die aktuellen Rahmenbedingungen der deutschen Universitäten. Er begrüßte die wissenschaftspolitischen Ziele des Koalitionsvertrages von Union und SPD, vor allem die angestrebte Verbesserung der Grundfinanzierung der Hochschulen. Das Verhältnis von Drittmitteln und Grundfinanzierung sei insbesondere bei sehr erfolgreichen Universitäten wie der JLU längst „aus der Balance geraten“. Energisch wandte sich Prof. Mukherjee zudem gegen die Versuche einzelner Universitäten, durch Bildung von selbsternannten Eliteclubs und geschlossenen Zirkeln „eigennützig besondere Förderungen für sich zu reklamieren und auf Kosten vieler anderer im System Kasse zu machen“. Der Wissenschaftsrat habe solchen Hierarchisierungsplanspielen kürzlich zu Recht eine Absage erteilt und stattdessen auf eine weitere horizontale Differenzierung und noch mehr Kooperation und Netzwerkbildung im Wissenschaftssystem gedrungen.

Der Festakt wurde von Mitgliedern des Universitätsorchesters Gießen gestaltet.

Preise und Auszeichnungen:

- Der Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ging in diesem Jahr an Jun.-Prof. Dr. Tetyana Galatyuk (TU Darmstadt). Die Physikerin erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Preis in Anerkennung ihrer wesentlichen Beiträge zur Aufklärung der unerwarteten Stärke der in Kern-Kernstößen emittierten virtuellen Photonenstrahlung. Gestiftet wird der Preis von den regionalen Institutionen der Pfeiffer Vacuum Technology AG, der Dr.-Erich-Pfeiffer-Stiftung und der Ludwig-Schunk-Stiftung.

- PD Dr. Kirsten Dickhaut (Institut für Romanistik der JLU) wurde in der Sektion Rechts-, Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften für ihre herausragende wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Positives Menschenbild und venezianità. Kythera als Modell einer geselligen Utopie in Literatur und Kunst von der italienischen Renaissance bis zur französischen Aufklärung“ mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis der Justus-Liebig-Universität ausgezeichnet.

- In der Sektion Naturwissenschaften und Medizin wurde Dr. Philipp Adelhelm (Physikalisch-Chemisches Institut der JLU) für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema „Materialforschung im Bereich neuartiger Energiespeicher“ ebenfalls mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis der Justus-Liebig-Universität ausgezeichnet.

- Der von der Dr.-Herbert-Stolzenberg-Stiftung ausgelobte und mit 3.000 Euro dotierte Dr.-Herbert-Stolzenberg-Preis kann nur an Mitglieder der JLU vergeben werden. In der Sektion Wirtschaftswissenschaften erhielt Dr. Alexander Kerl (Professur für Betriebswirtschaftslehre V) den Preis in Anerkennung seiner herausragenden Forschungsprojekte zum Thema „Arbeit von Aktienanalysten unter Berücksichtigung des Herdenverhaltens und von Interessenkonflikten“ und seines sonstigen wissenschaftlichen Oeuvres. In der Sektion Chemie erhielt Dr. Kai Maaß den mit 2.000 Euro dotierten Dr. Herbert-Stolzenberg-Lehrpreis in Anerkennung seines herausragenden Engagements in der Chemieausbildung des Bachelorstudienganges Biologie und hier besonders im "Modul K-1-CHP" sowie seiner Bemühungen um die Lehre in der Chemie und seines sonstigen wissenschaftlichen Oeuvres.

- Zum Andenken an Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, Professor für Strafrecht an der Justus-Liebig-Universität Gießen von 1903 bis 1933, hat die Erwin-Stein-Stiftung 1995 den Wolfgang-Mittermaier-Preis gestiftet. Bei der Bewertung der Leistungen in der akademischen Lehre soll insbesondere die Erziehung zum forschenden Denken und zur akademischen Verantwortung einschließlich der Förderung von Toleranz und Völkerverständigung berücksichtigt werden. Das Vorschlagsrecht für diesen Preis liegt bei den Studierenden, die auch im Kuratorium vertreten sind. Der Wolfgang-Mittermaier-Preis für hervorragende Leistungen in der akademischen Lehre wurde in diesem Jahr zu gleichen Teilen an Christian Gissel MSc (Rudolf-Buchheim-Institut für Pharmakologie) und an Rita Rohrbach (Institut für Didaktik der Geschichte) vergeben. Beide erhielten jeweils 1.500 Euro Preisgeld.

Dank der finanziellen Unterstützung der Gießener Hochschulgesellschaft war es auch in diesem Jahr wieder möglich, acht hervorragende Dissertationen, die an der JLU eingereicht wurden, mit einem Preis in Höhe von jeweils 500 Euro auszuzeichnen.

- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften ging an Dr. Martina Daus (Betreuer: Prof. Dr. Jens Adolphsen) für ihre Dissertation „Die insolvenzrechtliche Einordnung der betrieblichen Altersversorgung in der Insolvenz des Arbeitgebers“.

- In der Sektion Sozial- und Sportwissenschaften sowie Psychologie wurde Dr. Benjamin Ewert (Betreuer: Prof. Dr. Adalbert Evers) für seine Dissertation „Vom Patienten zum Konsumenten? Zur Begründung eines mehrdimensionalen Konzeptes zu Gesundheitssystem und Nutzern“ ausgezeichnet.
 
- In der Sektion Sprach-, Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften ging die Auszeichnung an Dr. Anna Ladilova (Betreuer: Prof. Dr. Joachim Born) für ihre Dissertation „Kollektive Identitätskonstruktion in der Migration. Eine Fallstudie zur Sprachkontaktsituation der Wolgadeutschen in Argentinien“.

- In der Sektion Naturwissenschaften erhielt Dr. Janina Katharina Mailliet (Betreuer: Prof. Jon Hughes, PhD) für ihre Dissertation „Molekulare Charakterisierung der cytoplasmatischen Phytochrom Funktion in Physcomitrella patens“ eine Auszeichnung.

- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement ging an Dr. Stefanie Petra Glaeser (Betreuer: Prof. Dr. Dr.-Ing. Peter Kämpfer) für ihre Dissertation: „Singlet oxygen - a natural stress factor - shaping the composition of heterotrophic bacterioplankton communities in surface waters of the humic Lake Grosse Fuchskuhle“.

- In der Sektion Veterinärmedizin, Tierbiologie, Medizin, Zahnmedizin und Humanbiologie wurde Dr. Gary Grosser (Betreuer: Prof. Dr. Joachim Geyer) für seine Dissertation „Der Sodium-dependent Organic Anion Transporter SOAT: Gewebeexpression, vergleichende funktionelle Charakterisierung und Generierung einer 3D-QSAR Pharmakophore“ ausgezeichnet.

Die beiden sektionsunabhängigen Dissertationsauszeichnungen gingen in diesem Jahr an:

- Dr. Sebastian Bredl (Betreuer: Prof. Dr. Peter Winker) für seine Dissertation „Empirical Research Methods Applied to the Case of Developing Countries“.

- Dr. Tobias Göcke (Betreuer: Prof. Dr. Christian Fischer) für seine Dissertation „Hadronic Contributions to the anomalous Magnetic Moment of the Muon “.