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Polen vor den Wahlen

Öffentliche Tagung „Weichenstellungen für Europa und den deutsch-polnischen Dialog“ am 13. und 14. Februar 2019 an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Nr. 25 • 5. Februar 2019

In Polen finden in diesem Jahr drei Wahlen von zentraler Bedeutung statt: Im Mai die EU-Wahlen und im Herbst die Parlamentswahlen; anschließend wird der Staatspräsident direkt gewählt. Diese Wahlen werden Antworten darauf geben, wie sich Polen in Europa verorten wird, und sie werden darüber hinaus Weichenstellungen für das deutsch-polnische Verhältnis liefern. Der Historiker Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (Osteuropäische Geschichte) und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Claus Leggewie, Inhaber der Ludwig-Börne-Professur (Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI)) an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), veranstalten vor diesem Hintergrund am 13. und 14. Februar 2019 im Margarete-Bieber-Saal (Beginn: 13. Februar, 14.00 Uhr) eine öffentliche Tagung zum Thema „Polen vor den Wahlen. Weichenstellungen für Europa und den deutsch-polnischen Dialog“.

Sind viele polnische Diskurse und Konflikte mit deutschen (oder italienischen, französischen und belgischen) Problemen vergleichbar? Wie müsste eine moderne europäische Sozial- und Europapolitik aussehen? Wie diskutiert man angesichts historischer Belastungen kritisch und solidarisch auf europäischer Ebene? Und vor allem: Wie kann ein deutsch-polnischer Dialog gelingen? Die Veranstalter möchten mit dieser öffentlichen Veranstaltung „einer deutsch-polnischen Sprachlosigkeit begegnen, die die Verhältnisse bei dem größten östlichen Nachbarn Deutschlands exotisiert und externalisiert“.  

Die Initiatoren schaffen eine Plattform, um die neueren Entwicklungen in Polen, die von deutscher Seite oft oberflächlich als „neuer Nationalismus“ oder als „Nationalpopulismus“ verstanden werden, in ihren wenig bekannten Hintergründen und tieferen Ursachen zu diskutieren. Dazu haben sie eine Reihe von polnischen und deutschen Expertinnen und Experten eingeladen. Basil Kerski, Direktor des Europäischen Zentrums der Solidarität (Europejskie Centrum Solidarności), wird über Erinnerungskonflikte und die aktuellen Diskussionen in Danzig nach der Ermordung des dortigen Stadtpräsidenten Pawel Adamowicz sprechen, der Soziologe Maciej Gdula und der Politologe Michal Sutowski, beides Analysten der politischen Entwicklung in Polen, werden über Sozialpolitik und die Wahlerfolge der nationalkonservativen Regierung diskutieren. Zum Thema „Neue Politiken und neue Geschlechterordnungen in Polen und Deutschland“ interviewt Irene Hahn-Fuhr, Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung Warschau, Iwona Dadej und Dietlind Hüchtker; über Geschichtspolitik diskutieren Robert Traba, Co-Vorsitzender der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission, und Peter Oliver Loew, stellvertretender Direktor des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt. Weitere Akteure werden unterschiedliche Blickwinkel einbringen.

In Gießen haben solch offene Diskussionen eine lange Tradition. Zwischen der JLU und der Universität Lodz existiert seit über 40 Jahren eine der ältesten deutsch-polnischen Universitätspartnerschaften. „Bis heute gilt die im Jahr 1978 besiegelte Partnerschaft als ein Musterbeispiel internationaler Hochschulkooperation und gelebter Völkerverständigung“, betont Prof. Bömelburg, Partnerschaftsbeauftragter auf deutscher Seite. Die Universitätspartnerschaft wird von fast allen Fachbereichen, dem Gießener Zentrum östliches Europa (GiZo) und der Arbeitsstelle Holocaustliteratur getragen. Gefördert wird sie im Ostpartnerschaftsprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).

Der erste Premier eines freien Polen, Tadeusz Mazowiecki, erhielt 1993 eine Ehrendoktorwürde der Universität Gießen. Er verstarb vor fünf Jahren am 28. Oktober 2013 – auch ihm zu Ehren veranstalten die Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese öffentliche Tagung.  Sie diskutieren im deutsch-polnischen Dialog erstmals nach der Ermordung des Danziger Stadtpräsidenten Pawel Adamowicz, die innerhalb von Polen intensive Debatten um die Auswirkungen von Hassreden auf politische Gewalt auslöste.

  • Termin

Öffentliche Tagung „Polen vor den Wahlen. Weichenstellungen für Europa und den deutsch-polnischen Dialog“ am 13. und 14. Februar 2019 (Beginn: 13. Februar, 14.00 Uhr)
Veranstaltungsort: Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, 35390 Gießen.

  • Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/geschichte
www.uni-giessen.de/fbz/zentren/gizo
http://www.uni-giessen.de/fbz/zmi

  • Kontakt


Historisches Institut / Osteuropäische Geschichte
Otto Behaghel-Str. 10 D
35394 Gießen
Telefon: 0641 99-28020, 99-28251

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