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Weihnachtliches aus dem Spätmittelalter

Studierende führen das Hessische Weihnachtsspiel auf – Lobeshymnen der Engel, Krisensitzung der Teufel und Weihnachtslieder mit dem Publikum

Nr. 266 • 11. November 2009 

Im Spätmittelalter war Hessen eines der wichtigsten Zentren des geistlichen Schauspiels im deutschsprachigen Raum. In der Vorweihnachtszeit wird Prof. Dr. Cora Dietl, Professorin für Deutsche Literaturgeschichte mit Schwerpunkt Mittelalter/Frühe Neuzeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), daran erinnern: Sie führt mit ihren Studierenden an drei Terminen im November und Dezember das Hessische Weihnachtsspiel auf. Es ist ein anonymes Spiel in mittelhessischem Dialekt, das im späten 15. Jahrhundert wohl in Alsfeld oder in Friedberg entstanden ist und dort entweder von der Stadtbevölkerung oder von den Franziskanern aufgeführt wurde.
 
Das Spiel versteht sich als eine Feier des Weihnachtsfests mit allen Elementen, die zu einer solchen Feier gehören: humorvolle Szenen, ironische und kritische Blicke auf die Welt, die nun gar nicht verstanden hat, was das mit dem Christuskind auf sich hat, und lieber anders feiern will. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Weihnachtsliedern, die von Darstellern und Publikum gemeinsam gesungen werden. Lobeshymnen der Engel, derbe Alltagsszenen und die Krisensitzung der Teufel sorgen für eine abwechslungsreiche Atmosphäre des Spiels. Für das Publikum des 15. Jahrhunderts waren sicherlich auch die zahlreichen intertextuellen Bezüge zu den anderen hessischen Spielen – vor allem dem Alsfelder Passionsspiel und dem Frankfurter Passionsspiel, an die die Teufelsszene angelehnt ist – ein besonderer Reiz des Spiels. So war die Aufführung nicht nur ein religiöses und städtisches, sondern auch ein literarisches Ereignis. Einen Eindruck von diesen heute nicht mehr unmittelbar nachvollziehbaren literarischen Hintergründen des Spiels wird das Programmheft vermitteln.

Für die Aufführung wurden das Spiel gekürzt und die Zahl der Statisten reduziert. Die Sprache wurde weitgehend aktualisiert und einige der Lieder durch heute eher gebräuchliche Weihnachtslieder ersetzt, damit das Publikum, das im Programmheft die Liedtexte vorfindet, mitsingen kann. Das Stadttheater Gießen unterstützt die Aufführung.

Der Eintritt beträgt fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Die Vorführung am  Donnerstag, 17. Dezember 2009, um 18 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt ist kostenlos. Für die anderen beiden Aufführungen am Mittwoch, 18. November 2009, und am Freitag, 20. November 2009, gibt es Karten an der Abendkasse sowie im Vorverkauf in der Otto-Behaghel-Straße 10, Raum B136 (Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr).

Die Presse ist herzlich eingeladen, bereits zur Generalprobe am Montag, 16. November 2009, ab 19 Uhr in den Margarete-Bieber-Saal zu kommen (Ludwigstraße 34, Gießen).

  • Aufführungen:

Mittwoch, 18. November 2009, 19.30 Uhr
Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, Gießen

Freitag, 20. November 2009, 19.30 Uhr
Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, Gießen

Donnerstag, 17. Dezember 2009, 18 Uhr
Bühne auf dem Weihnachtsmarkt, Kirchenplatz, Gießen

  • Kontakt:

Prof. Dr. Cora Dietl, Professorin für Deutsche Literaturgeschichte
Otto-Behaghel-Straße 10G, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-28090

Herausgegeben von der Pressestelle der Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041