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EFI-Gutachten: Deutschland hat bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch Aufholpotenziale

Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) legt Jahresgutachten vor – JLU-Professorin Irene Bertschek ist Mitglied

Nr. 32 • 9. März 2022

Von links nach rechts: Prof. Dr. Till Requate, Prof. Dr. Irene Bertschek (zugeschaltet), Prof. Dr. Katharina Hölzle (stv. Vorsitzende), Prof. Dr. Uwe Cantner (Vorsitzender), Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger, Prof. Dr. Holger Bonin, Prof. Dr. Carolin Häussler. Foto: BMBF/Hans-Joachim Rickel

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat am Mittwoch ihr jährliches Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, vorgelegt. Prof. Dr. Irene Bertschek, Professorin für Ökonomie der Digitalisierung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, ist Mitglied der Kommission. Die Kommission hebt im Gutachten neben weiteren Themen den erheblichen Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hervor und betont, dass die Nutzung von Gesundheitsdaten neue Möglichkeiten für eine personalisierte Medizin eröffnet.

„Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Digitalisierung weit hinter anderen europäischen Ländern zurück. Gerade die aktuelle Coronakrise hat schonungslos aufgezeigt, dass das deutsche Gesundheitssystem massive Defizite bei der Digitalisierung aufweist“, so Prof. Dr. Irene Bertschek. Sie verweist auf die großen Innovations- und Wertschöpfungspotenziale, die mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens verbunden sind: „Unsere Analyse zeigt, dass digitale Technologien die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern können. Zudem eröffnet die zunehmende Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten in Verbindung mit modernen digitalen Analyseverfahren neue und weitreichende Möglichkeiten für eine stärker personalisierte Diagnostik und Therapie.“

Diese hohen Potenziale werden in Deutschland bisher allerdings verschenkt. Deshalb empfiehlt die Expertenkommission der Bundesregierung, eine „Digitalisierungsstrategie rasch zu entwickeln und umzusetzen und dabei alle relevanten Akteursgruppen des Gesundheitswesens einzubeziehen“, wie Irene Bertschek betont.

Vor dem Hintergrund der bestehenden Hemmnisse bei der Weitergabe und Nutzung von Gesundheitsdaten befürwortet die Expertenkommission ausdrücklich das im Koalitionsvertrag angekündigte Gesundheitsdatennutzungsgesetz zur besseren wissenschaftlichen Nutzung von Gesundheitsdaten. Dabei ist die DSGVO-konforme Nutzung von Gesundheitsdaten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so zu gestalten, dass der administrative Aufwand für diese möglichst gering ist.

Weitere Themen des EFI-Gutachtens 2022 sind die Potenziale digitaler Plattformen – ebenfalls ein Expertengebiet von Irene Bertschek –, die Forschungs- und Innovationspolitik in der neuen Legislaturperiode, Schlüsseltechnologien und technologische Souveränität und der motorisierte Individualverkehr auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.

Die EFI leistet wissenschaftliche Politikberatung im Auftrag der Bundesregierung. Sie legt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Im Zusammenhang mit den Gutachten finden umfassende Analysen der Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich statt. Auf Basis neuester wissenschaftlicher Untersuchungen werden zudem die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland bewertet und Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik erarbeitet.

 

  • Weitere Informationen und Download des Gutachtens

www.e-fi.de

 

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Forschung