Inhaltspezifische Aktionen

„Über Menschliches. Wer wir sind und was wir werden können“

Vortragsreihe „Collegium Gissenum 2017“ startet am 3. Mai 2017

Nr. 57 • 27. April 2017


Die Grundfrage „Was ist der Mensch?“ ist für die Philosophie keineswegs neu, sondern disziplin- und identitätsstiftend. Anders gesagt: Vom Menschen handelt die Philosophie immer schon und sowieso. Bemerkenswerterweise wird gegenwärtig dennoch von einer „anthropologischen Wende“ gesprochen mit Bezug auf eine Reihe von bahnbrechenden Entwicklungen in den Lebenswissenschaften sowie neuen Technologien, die eine Veränderung der menschlichen Lebensform ermöglichen. Mit dem Menschlichen und dem Übermenschlichen beschäftigt sich ab Mittwoch, 3. Mai 2017, die beliebte philosophische Vortragsreihe Collegium Gissenum der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) – dieses Jahr unter der Überschrift „Über Menschliches. Wer wir sind und was wir werden können“.

Die genannten Veränderungen werden seit rund zwei Jahrzehnten in der Philosophie kontrovers diskutiert. Die transhumanistischen Verheißungen, bei denen es darum geht, die körperlichen und geistigen Grenzen menschlicher Möglichkeiten mit Hilfe von Technologie zu überschreiten, bieten ebenso wie die Debatte um Digitalisierung und Maschinisierung der menschlichen Lebenswelt hochaktuelle Anknüpfungspunkte für die althergebrachte Frage, wer wir sind und was wir werden können.

Die Vortragsreihe des Instituts für Philosophie mit freundlicher Unterstützung des Präsidenten richten sich an die interessierte Öffentlichkeit und finden jeweils mittwochs um 19 Uhr im Margarete-Bieber Saal, Ludwigstraße 34, in Gießen statt. Der Eintritt ist frei.
 
Programm der Vortragsreihe:

3. Mai 2017: Prof. Dr. Matthias Kettner (Witten/Herdecke)
„Being digital. Eine Kulturreflexion“

Die fortschreitende Umstellung auf digitaltechnologische Medien hat über die ganze Breite unserer Lebensverhältnisse hinweg unseren Umgang mit Möglichkeiten des Wissens, Fühlens und Handelns verändert. Digitalisierung ist ein globaler kultureller Prozess, nicht bloß eine technologische Innovation. Die Thematisierung dieses Kulturprozesses schwankt zwischen Untergangsrhetorik und Begeisterung. Die Bandbreite ist riesig: Vom Selfie bis zu Big Data in der Forensik und medizinischen Diagnostik, von digitalen Assistenten bis hin zum Einsatz von Robotik in der Altenpflege, vom Verlust der Vertraulichkeit durch Geheimdienste bis hin zu neuen Verschlüsselungstechniken für den Hausgebrauch.

17. Mai: PD Dr. Oliver Müller (Freiburg)  
„Bessere Menschen? Zu den anthropologischen Tiefenstrukturen von Human-Enhancement-Technologien“

Medizintechnologien werden immer häufiger über den therapeutischen Einsatz hinaus zu (Selbst-)Optimierungszwecken genutzt. Im Hintergrund stehen oft klassisch humanistische Perfektionierungsideale, aber auch transhumanistische Selbstüberwindungsvisionen.

31. Mai: Prof. Dr. Birgit Recki (Hamburg)
„Homo faber. Der Mensch als technisches Wesen“

Der Mensch ist von Natur aus auf Kultur angewiesen. Die Rolle der Technik in der Kultur ist so grundlegend und durchdringend, dass Kultur in allen ihren Formen immer auch Technik ist. Der Mensch ist als kulturelles Wesen Homo faber. Diese These und der Begriff der Technik, der in ihr vorausgesetzt ist, sollen im Vortrag im Rückgriff auf einige klassische Beiträge zur Philosophischen Anthropologie entwickelt werden.

14. Juni: PD Dr. Oliver Hidalgo (Regensburg)
„Neue (Kommunikations-)Technologien als Chance oder Bedrohung der Demokratie?“

Der Vortrag taxiert Chancen und Risiken neuer Kommunikationstechnologien für die Demokratie entlang von optimistischen (Digital Democracy, e-Democracy, Liquid Democracy) und pessimistischen Konzepten (Digital Divide, Kommerzialisierung des Web, Privacy) und lotet dabei in anwendungsorientierter Perspektive die Einsatz- und Weiterentwicklungsoptionen der sozialen Medien für eine Erneuerung der Demokratie aus.

28. Juni: Prof. Dr. Judith Simon (Hamburg)
„Schöne neue Datenwelt: Wissen und Kognition zwischen Mensch und Maschine“

Zeitgenössische Datenpraktiken verändern Wissensprozesse in Alltag und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Auch wenn menschliche Kognition seit jeher durch die technologischen Artefakte ihrer Zeit geprägt ist, so stellt sich in Anbetracht maschinellen Lernens und lernender Maschinen die Frage nach der Zukunft sozio-technischer Kognition: Welche Aufgaben und Rollen können und sollen Menschen und Maschinen in verteilten Wissensprozessen übernehmen?

  • Weitere Informationen


http://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/philosophie/veranstaltungen/CG/CG2017


  • Kontakt



Institut für Philosophie

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041