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Wie funktioniert Gewalt in der Gemeinschaft?

Neue Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ an der JLU stellt sich der Öffentlichkeit vor – Ringvorlesung im Sommersemester befasst sich mit kollektiver Gewalt und ihrer sozialen Bedeutung

Nr. 65  • 13. April 2010

„Gewalt und Gewaltgemeinschaften in der Geschichte“: Unter diesem Titel befasst sich eine Ringvorlesung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mit kollektiver Gewalt und ihrer sozialen Bedeutung. Im vergangenen Jahr hat die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ ihre Arbeit an der JLU aufgenommen. Sprecher ist der Historiker Prof. Dr. Winfried Speitkamp. Das aktuelle Sommersemester wird die Forschergruppe nutzen, um ihr Thema in der Gießener Öffentlichkeit vorzustellen. Am Mittwoch, 21. April, beginnt die Vortragsreihe mit einem Beitrag aus dem Bereich der Alten Geschichte. Prof. Dr. Martin Zimmermann, Ludwig-Maximilians-Universität München, wird die „Konstituierung von Gewaltgemeinschaften durch mediale Repräsentation in der Antike“ erläutern.
 
Beim Stichwort „kollektive Gewalt“ denken heute viele Menschen zuerst an Terrorgruppen oder Jugendgangs. Die Prominenz dieser Gruppen in den Medien lässt vermuten, dass gemeinschaftlich ausgeübte Gewalt für die heutige Zeit besonders prägend ist. Die öffentliche Ringvorlesung der Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ weist auf die historische Perspektive hin. Schon das antike Beispiel zeigt, dass kollektive Gewaltanwendung eine für die gesamte Menschheitsgeschichte nicht zu unterschätzende Bedeutung besitzt. Es wird hinterfragt, wie sich kollektive Gewaltausübung und Gewaltgemeinschaften entwickelt haben und wie sich die Wahrnehmung von Gewaltgemeinschaften geändert hat.

Dazu gibt es Vorträge aus den Bereichen mittelalterliche, frühneuzeitliche und neuere Geschichte sowie aus der Soziologie und Ethnologie, aber auch Vorträge zur Geschichte Osteuropas und Afrikas. Zu den international renommierten Wissenschaftlern, die zum Thema Gewaltgemeinschaften referieren werden, gehören Prof. Robert Frost (Aberdeen), der über Gewalt im frühneuzeitlichen Polen-Litauen sprechen wird und der langjährige Vorsitzende des Germanistenverbands, Prof. i.R. Horst Brunner, Universität Würzburg.

  • Termine:

Mittwochs von 18.15 bis 20 Uhr, Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34, 35390 Gießen
Bereits feststehende Vorträge – weitere Termine folgen:

Mittwoch, 21. April 2010
Prof. Dr. Martin Zimmermann (München):
Die Konstituierung von Gewaltgemeinschaften durch mediale Repräsentation in der Antike

Mittwoch, 12. Mai 2010
Prof. Dr. Horst Brunner (Würzburg):
Gewalt und Gewaltgemeinschaften in der deutschen Literatur um 1400

Mittwoch, 19. Mai 2010
Prof. Dr. Martin Kintzinger (Münster):
Brigands. Gewaltformationen im französischen Spätmittelalter

Mittwoch, 9. Juni 2010
Prof. Dr. Maurus Reinkwoski (Freiburg):
Der Verlust imperialer Routine. Radikalisierung und Gewalt in spätosmanischer Zeit

Mittwoch, 16. Juni 2010
Prof. Dr. Ralf Pröve (Potsdam):
Violentia und Potestas. Formen von Gewalt in frühneuzeitlichen Lebenswelten

Mittwoch, 23. Juni 2010
PD Dr. Peter Imbusch (Wuppertal):
Radikale Gemeinschaften, Radikalisierungsprozesse und gewaltorientierte Lebenswelten

Mittwoch, 30. Juni 2010
Prof. Dr. Robert Frost (Aberdeen):
The Death of Military Culture: the Citizen Army, the Foreign Contingent and the Military Failure of the Polish-Lithuanian Commonwealth, 1648 – 1717

  • Kontakt:

Prof. Dr. Winfried Speitkamp (Sprecher der Forschergruppe)
Telefon: 0561 804 3464

Sonja Dinter M.A. (Koordination)
Telefon: 0641 99-28170

Herausgegeben von der Pressestelle der Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041