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Gießener Rechtswissenschaftler Prof. Brun-Otto Bryde wird in Karlsruhe feierlich verabschiedet

Interne Feierstunde am 25. März 2011 im Bundesverfassungsgericht – Mit Prof. Gabriele Britz bekleidet erneut ein Mitglied der Justus-Liebig-Universität Gießen das hohe Amt der Bundesverfassungsrichterin

Nr. 67 • 25. März 2011       

Zwei Juristen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) stehen im Mittelpunkt: Im Rahmen einer gerichtsinternen Feierstunde wird heute in Karlsruhe der Gießener Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Brun-Otto Bryde verabschiedet, der seit 2001 dem Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts angehörte. Seine Amtszeit für das hohe Richteramt in Karlsruhe endete Anfang dieses Jahres. Zugleich wird die Gießener Juristin Prof. Dr. Gabriele Britz in Karlsruhe offiziell als Bundesverfassungsrichterin eingeführt.

Die ehrenvolle Richtertätigkeit von Mitgliedern des Fachbereichs Rechtswissenschaft der JLU  in Karlsruhe hat bereits eine lange Tradition. Vier ehemalige Professoren aus Gießen waren in der Vergangenheit Bundesverfassungsrichter: der Jurist und CDU-Politiker Erwin Stein (1903-1992), der Arbeits- und Sozialrechtsexperte Prof. Alfred Söllner (1930-2005), die beiden Honorarprofessoren (Hon.Prof.) Joachim Rottmann (Jahrgang 1925) und Hermann Heußner (1926-1996). Die früheren Gießener Mitarbeiter Hon.Prof. Herbert Landau (Jahrgang 1948) und Wilhelm Schluckebier (Jahrgang 1949) sind bis heute als Bundesverfassungsrichter tätig.

Auch der Weg von Prof. Dr. Gabriele Britz führt direkt von Gießen nach Karlsruhe. Bereits seit Februar 2011 hat die 42-Jährige, die seit 2001 als Professorin für Öffentliches Recht und Europarecht an der Universität Gießen tätig ist, ihr neues Amt als Bundesverfassungsrichterin inne. Prof. Britz hat  im Ersten Senat die Nachfolge von Dr. Christine Hohmann-Dennhardt angetreten. Prof. Britz war am 17. Dezember 2010 vom Bundesrat einstimmig zur Richterin des Bundesverfassungsgerichts gewählt worden.

 

Prof. Dr. Brun-Otto Bryde vertritt als national und international renommierter Rechtswissenschaftler das öffentliche Recht, Verfassungsvergleichung und  Vergleichende Regierungslehre, Völkerrecht und Europarecht sowie die Rechtssoziologie. Bryde, Jahrgang 1943, legte 1969 sein 1. Juristisches Staatsexamen ab und promovierte 1971 an der Universität  Hamburg. Berufliche Stationen führten ihn in den 1970-er Jahren als Referent an die Forschungsstelle für Völkerrecht und ausländisches öffentliches Recht in Hamburg, als Dozent an die Rechtsfakultät Addis Abeba, Äthiopien, als Law and Modernization Fellow an die Yale Law School, New Haven, USA, und als Wissenschaftlicher Oberrat an das Institut für Internationale Angelegenheiten des Fachbereichs Rechtswissenschaft I der  Universität Hamburg. Es folgte 1980 am gleichen Fachbereich die Habilitation für Öffentliches Recht, Völkerrecht, Rechtssoziologie und Rechtsvergleichung („Verfassungsentwicklung – Stabilität und Dynamik im Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutschland“).

Nachdem Prof. Bryde anschließend fünf Jahre lang als Professor für Öffentliches Recht an der Fakultät für Wirtschafts- und Organisationswissenschaften der Universität der Bundeswehr München geforscht und gelehrt hatte, folgte er 1987 einem Ruf nach Gießen, wo er an der JLU eine Professor für Öffentliches Recht und Wissenschaft von der Politik innehat. Längere Aufenthalte führten ihn als Visiting Professor 1989 und 1994 an die University of Wisconsin, Law School, Madison, USA.

Prof. Bryde war von 1992 bis 1998 Vorsitzender der Vereinigung für Rechtssoziologie, 1992/1993 Mitglied im Hessischen Verfassungsbeirat, von 1997 bis 1999 Mitglied der Enquete-Kommission Parlamentsreform des Hessischen Landtags und von 2000/2001 Mitglied im Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD) der Vereinten Nationen. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Verfassung und Recht in Übersee (Nomos). Seit 23. Januar  2001 war Prof. Bryde bis Anfang 2011 Richter des Bundesverfassungsgerichts (Erster Senat).


Prof. Dr. Gabriele Britz forscht und lehrt im Öffentlichen Recht mit aktuellen Arbeitsschwerpunkten im  Verfassungsrecht (insbesondere Fragen des Persönlichkeitsschutzes) und im Umwelt- und Wirtschaftsverwaltungsrecht (insbesondere Energie- und Regulierungsrecht). Sie studierte von 1987 bis 1992 in Frankfurt Rechtswissenschaft. Darauf folgten 1993 ihre Promotion („Örtliche Energieversorgung"), 1997 das Zweite Juristische Staatsexamen und nach Forschungsaufenthalten in den USA im Jahr 2000 ihre Habilitation mit einem Stipendium des Landes Hessen („Kulturelle Rechte und Verfassung“). Von 2001 bis 2002 war Prof. Britz Mitglied im UN-Ausschuss zur Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD) und von 2003 bis 2009 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld.

Nach Lehrstuhlvertretungen in Jena und Bielefeld (2000/2001) nahm Prof. Britz 2001 einen Ruf an die JLU an, wo sie seitdem die Professur für Öffentliches Recht und Europarecht inne hat. Ehrenvolle Rufe der Universitäten Bremen und Mainz lehnte sie ab. Am Gießener Fachbereich Rechtswissenschaft war Prof. Britz von 2004 bis 2006 Studiendekanin und von 2009 bis 2010 Dekanin. Die Trägerin des Heinz-Maier-Leibnitz-Preises (2001) ist seit 2008 Mitglied des Fachkollegiums Rechtswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Prof. Britz ist Verfasserin und Herausgeberin bzw. Mitherausgeberin zahlreicher Publikationen und Zeitschriften und Schriftenreihen, darunter „Die Verwaltung – Zeitschrift für Verwaltungsrecht und Verwaltungswissenschaften“, der „EnWG – Kommentar zum Energiewirtschaftsgesetz“ sowie eine Schriftenreihe Energie- und Infrastrukturrecht und eine Schriftenreihe zum Regulierungsrecht. Seit 2. Februar  2011 ist Prof. Britz Richterin des Bundesverfassungsgerichts (Erster Senat).

 

Kontakt:

Prof. Dr. Gabriele Britz

Professur für Öffentliches Recht und Europarecht

Hein-Heckroth-Straße 5, 35390 Gießen

Telefon: 0641 99-21070

 

Herausgegeben von der Pressestelle der Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041