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Feierliche Einweihung des Dr. Abraham-Bar-Menachem-Hörsaals

Hinweistafel erinnert an herausragenden Alumnus der Justus-Liebig-Universität Gießen – Wegbereiter der Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland

Nr. 80 • 31. Mai 2022

Eine Hinweistafel erinnert an den JLU-Alumnus Dr. Abraham Bar Menachem. Bild: JLU-Pressestelle

Dr. Abraham Bar Menachem gilt als Wegbereiter der Annäherung und Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland nach den Verbrechen der Nationalsozialisten. Mit der Benennung eines Hörsaals ehrt die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) postum ihren Alumnus, den früheren Bürgermeister von Netanya, Israel, und Ehrenbürger der Universitätsstadt Gießen: Der Hörsaal 5 im Campusbereich Recht und Wirtschaft ist im vergangenen Jahr nach dem herausragenden Juristen benannt worden. Im feierlichen Rahmen wird der „Dr. Abraham-Bar-Menachem-Hörsaal“ am 1. Juni 2022 nun auch offiziell eingeweiht, nachdem eine Feier zunächst aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen verschoben werden musste. Eine Hinweistafel im Foyer erinnert an den Namensgeber.

„Das vielfältige Engagement und das unermüdliche Eintreten für Gerechtigkeit und Versöhnung von Dr. Abraham Bar Menachem sind an der Justus-Liebig-Universität Gießen unvergessen. Er hat ein neues Kapitel der Versöhnung aufgeschlagen. Wir denken mit größter Hochachtung an den JLU-Alumnus, dessen Name wie kein zweiter für Annäherung und Aussöhnung steht“, sagt JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee: „Zugleich weisen wir mit der Benennung des Hörsaals auf eine herausragende Persönlichkeit hin, die auch der jüngeren Generation als Vorbild dienen kann.“

Als Ehrengast wird Nitsan Mor, die Enkelin von Dr. Abraham Bar Menachem, zur Hörsaal-Einweihung erwartet, die extra aus Israel anreist. Grußworte werden Oberbürgermeister Frank-Thilo Becher; Prof. Dr. Thilo Marauhn, Professur für Öffentliches Recht und Völkerrecht am Fachbereich 01 – Rechtswissenschaften der JLU sowie Initiator der „Abraham Bar Menachem (ABM) Talks“, und Prof. Dr. Corinna Ewelt-Knauer, Dekanin des Fachbereichs 02 – Wirtschaftswissenschaften, halten.

Für seine besonderen Verdienste wurde Dr. Abraham Bar Menachem (1912–2017) vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Hedwig-Burgheim-Medaille der Universitätsstadt Gießen, mit der Verleihung des Dienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Ehrenbürgerschaft der Stadt Gießen, dem Hessischen Verdienstorden und der Wilhelm Leuschner-Medaille des Landes Hessens. Zugleich gilt Dr. Bar Menachem als ein herausragender Vertreter des Fachbereichs 01 – Rechtswissenschaft der JLU. Mit einer Vortragsreihe, den „Abraham Bar Menachem (ABM) Talks“, erinnert der Fachbereich seit Januar 2021 zusätzlich an seinen verdienten Alumnus. Dr. Bar Menachem hatte sich beispielsweise auch dafür eingesetzt, dass an der JLU ein Preis nach seinem Lehrer Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, Professor für Strafrecht in Gießen von 1903 bis 1933, benannt wird. Dr. Bar Menachem war bei der ersten Verleihung des „Wolfgang-Mittermaier-Preis für hervorragende Leistungen in der Lehre“ 1996 als Ehrengast persönlich anwesend.

Dr. Abraham Bar Menachem wurde am 16. Mai 1912 als Alfred Gutsmuth in Wieseck bei Gießen geboren. Nach einem Studium der Rechtwissenschaft promovierte Bar Menachem 1933 an der damaligen Ludwigs-Universität Gießen. Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten nicht mehr zum Referendarsexamen zugelassen. Sein Doktorvater, Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, ermöglichte ihm jedoch noch die Promotion zum Dr. jur. Am 29. Dezember 1933 erhielt er das Doktordiplom ausgestellt. Wenig später flüchtete Dr. Bar Menachem vor den Nationalsozialisten. Er verließ Deutschland im Februar 1934, um in den Niederlanden das Tischlerhandwerk zu erlernen. 1938 emigrierte er nach Palästina, wo er als Rechtsanwalt arbeitete und von 1967 bis 1970 sowie von 1974 bis 1978 Bürgermeister der israelischen Stadt Netanya war. Die im Jahr 1978 zwischen Netanya und Gießen geschlossene Partnerschaftsvereinbarung trägt seine Unterschrift. Er gilt damit als Initiator einer der ersten deutsch-israelischen Städtepartnerschaften überhaupt. Dr. Abraham Bar Menachem starb am 24. März 2017 im Alter von 104 Jahren in Netanya.

Der Vorschlag zur Hörsaal-Benennung nach Dr. Bar Menachem war aus den Dekanaten der Fachbereiche Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften nach einstimmiger Befürwortung durch die Fachbereichsräte an das Universitätspräsidium herangetragen worden. Auch die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gießen-Wetzlar e.V. war im Hinblick auf eine Ehrung von Dr. Bar Menachem aktiv geworden. Insbesondere auch der scheidende Hessische Ministerpräsident und JLU-Alumnus Volker Bouffier hatte sich persönlich für die Umsetzung der Idee einer besonderen Würdigung stark gemacht.

  • Termin

Einweihungsfeier „Dr. Abraham-Bar-Menachem-Hörsaal“ am 1. Juni 2022 um 11 Uhr
Veranstaltungsort: Licher Straße 68, 35394 Gießen

  • Weitere Informationen

https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm43-17
https://www.uni-giessen.de/abraham-bar-menachem-talks

  • Kontakt


Dekan des Fachbereichs 01 – Rechtswissenschaft der JLU
Licher Straße 72, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-21000/1


Dekan des Fachbereichs 02 – Wirtschaftswissenschaften der JLU
Licher Straße 70, 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-22000/1

 

 

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