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Aufgefundene Wildkatze nach Aufzucht wieder im Nationalpark freigesetzt

Forscherinnen und Forscher der JLU hoffen auf Rückschlüsse zum Erfolg der Freisetzung durch GPS-Sender am Halsband

Gemeinsame Pressemitteilung des Nationalparks Kellerwald-Edersee und der Justus-Liebig-Universität Gießen
15. Juni 2022

Wildkatze mit Senderhalsband: Anhand der Daten des GPS-Senders können die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der AG Wildtierforschung beurteilen, ob die Freisetzung der jungen Wildkatze im Nationalpark Kellerwald-Edersee erfolgreich verlaufen ist. Foo: AG Wildtierforschung/Marie Wittekind

Bad Wildungen/Gießen. Eine weibliche Wildkatze war als Jungtier im Herbst vergangenen Jahres im Nationalpark Kellerwald-Edersee aufgegriffen worden und wurde nach der Aufzucht in der Tierauffangstation Bad Wildungen nun kürzlich dort wieder freigesetzt – mit einem modernen GPS-Senderhalsband versehen. Ob die Wildkatze sich nach der Obhut in menschlichen Händen, auch wieder allein in freier Wildbahn zurechtfindet, untersuchen Wissenschaftler der AG Wildtierforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die AG wurde von der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der JLU ins Leben gerufen. Die Biologinnen und Biologen sowie Tierärzte und Tierärztinnen beobachten anhand des Sendersignals den Bewegungsradius der Wildkatze, um Rückschlüsse auf den Erfolg der Freisetzung zu ziehen.
Im Mai war die Wildkatze in ein Übergangsgehege im Nationalpark gebracht worden. Dort wurde jeglicher Kontakt zu Menschen vermieden, lediglich gefüttert wurde sie noch. Wie die Freilassung der jungen Wildkatze kürzlich verlaufen ist, berichtet Günter Hoenselaar, Projektbeteiligter der Abteilung Naturschutz, Forschung und Planung im Nationalparkamt: „Als wir nach einer gewissen Eingewöhnungszeit die Tür des Geheges offengelassen haben und die Wildkatze die Möglichkeit hatte, aus eigenen Stücken in die Freiheit zu gehen, ging es relativ schnell, dass sie das Gehege verlassen hat.“ Sie sei noch einmal um das Gehege herumgestrichen, habe sich dann aber zügig entfernt und in die freie Wildbahn verabschiedet. Dies belegen Fotos der am Gehege angebrachten Wildtierkamera. Mittlerweile sei die Wildkatze bereits mit einem größeren Bewegungsradius unterwegs – habe den Nationalpark inzwischen verlassen und streicht derzeit in gehölzreicher Wiesenlandschaft umher. „Wir bitten alle die Augen offen zu halten. Wer die Wildkatze mit Senderhalsband sieht, kann das gerne im Nationalparkamt melden, denn dadurch können die Senderdaten ergänzt werden“, appelliert Hoenselaar an die Öffentlichkeit.
Grundsätzlich ist jedoch wichtig: Die Wildkatze ist eine streng geschützte Art und sie darf nicht einfach aus ihrem Lebensraum entfernt werden. „Leider passiert es oft, dass aufgefundene Wildkatzenjunge fälschlicherweise als verlassen und mutterlos wahrgenommen werden, obwohl das Muttertier nur kurz auf Jagd ist oder sich sogar in der Nähe befindet“, sagt Teresa Nava, Biologin der AG Wildtierforschung der JLU. „Auch wenn sichergestellt werden kann, dass die Mutter nicht zurückkehrt, dürfen verwaiste Jungkatzen nur mit entsprechender professioneller Begleitung aufgenommen werden.“
Eine anschließende Aufzucht und Freisetzung sind sehr aufwändig. Das betont auch Thekla Pfeiffer von der Tierauffangstation in Bad Wildungen: „Für die Wildkatze musste ich einen Hochsicherheitstrakt errichten, denn Wildkatzen sind Ausbruchskünstler par excellence – sie können wie Spiderman senkrecht die Wände hochgehen.“ Durch die spitzen Krallen sei auch die medizinische Versorgung nicht einfach; selbst wenn man einen Falkner-Handschuh zum Schutz trage, müsse das Schmerzempfinden hoch sein. Zudem sei die Futterbeschaffung sehr kostenintensiv. Und damit sich die Wildkatze nicht an Menschen gewöhnt, musste das Areal rund um die Wildkatze abgeschottet werden. Nur Pfeiffer selbst hatte zur täglichen Versorgung Zugang zur Wildkatze. Ob all dieser Aufwand nun mit der Wiederfreisetzung im Nationalpark von Erfolg gekrönt sein wird, werden die Untersuchungsergebnisse zeigen.

  • Kontakt

Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische
AG Wildtierforschung

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Forschung