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Zwischen Teufeln und Mördern: St. Meinrad

Die Sommeraufführung der Theatergruppe des Gießener Instituts für Germanistik

Wann

06.07.2019 von 16:00 bis 17:45 (Europe/Berlin / UTC200)

Wo

Grünberg: Schloss (ehem. Antoniterkloster)

Name des Kontakts

Telefon des Kontakts

0641 99 29080

Teilnehmer

Mitwirkende:, Prof. Dr. Cora Dietl, Maik Eschler, Sven Forcher, Lydia Hebold, Melissa Heerz, Adnan El Homrani, Hannah Keßler, Jonas Oosterhuis, Charlotte Paeschke, Anna Marie Russell, Hanna-Matthea Schmale, Schlera Tariq, Vanessa Uhl

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All die asketische Frömmelei sei doch nur „Beschiss und Betrug“, um Wallfahrer anzulocken und ihnen das mühsam ersparte Geld aus der Tasche zu ziehen, meinen die Räuber Richard und Peter, als sie den Hl. Meinrad in seiner Klause im Finsteren Wald am Einsiedler See überfallen und erschlagen. Das Unverständnis für eine andere, religiös begründete Lebensweise dient als Motor für eine letztlich aus Besitzgier motivierte Gewalttat.

Damit hat Felix Büchser im Jahr 1576 ein überzeitliches Phänomen beschrieben, als er im Auftrag des Klosters Einsiedeln ein Theaterstück über dessen Patron. Dieses Spiel führt die Theatergruppe des Gießener Instituts für Germanistik wieder auf, in engem Kontext zum DFG-Projekt „Inszenierungen von Heiligkeit im Kontext der konfessionellen Auseinandersetzungen“. Es ist eines der frühesten gegenreformatorischen Stücke der Schweiz und spart nicht an Kritik an den Gegnern der alten Kirche. Noch deutlicher aber kritisiert es den im 16. Jh. aufkommenden Kapitalismus. Geldgier führt nicht nur zum Tod des Heiligen; sie ist auch Antriebskraft des Antihelden Uli Bösbub, der vor keinem Verbrechen zurückschreckt. 

Wie ein barockes Drama spiegelt das Meinradspiel nämlich die Haupthandlung um den hochadeligen heiligen Helden in einem zweiten Handlungsstrang um einen Antihelden am unteren Ende der gesellschaftlichen Hierarchie. Aber das Spiel ist kein reines Barockdrama. Es räumt wie eine frühneuzeitliche Moralität dem Widerspiel von Teufeln (inklusive Mammon) und Engeln einen beachtlichen Raum ein, es setzt wie ein Jesuitendrama auf Spezialeffekte und wie ein mittelalterliches Spiel kennt es keine scharfe Trennung zwischen Bühnen- und Zuschauerraum und verdeutlicht damit umso mehr, dass das auf der Bühne Gezeigte nichts rein Historisches ist, sondern die Welt der Zuschauer integriert - damals wie heute.   

Lassen Sie sich durch Schauer und Scherz Denkanstöße geben. Der Eintritt ist frei.