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Non-formale und informelle Bildung: Zwischen Selbstermächtigung und Selbstoptimierung

Peer-Workshop des wissenschaftlichen Nachwuchses - gefördert vom Gießener Graduiertenzentrum Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie der Gießener Hochschulgesellschaft

Wann

06.11.2014 15:00 bis 07.11.2014 17:45 (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

Tagungsraum des Wilhelm- und Alexander von Humboldt-Gästehauses, Rathenaustraße 24

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0641/99-24084

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In der Debatte um „informelle Bildung“ werden gesellschaftliche Teilhabechancen an individuelle Qualifizierungsleistungen geknüpft, die idealerweise den gesamten Lebenslauf begleiten sollen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Debatte ist dabei die Erschließung und Zertifizierung außer- und nachschulischer Bildung, wobei üblicherweise der Erwerb von Wissen und Können in nicht-institutionellen, informellen Kontexten (z.B. im alltäglichen Umgang mit dem Computer) von Bildungsprozessen in non-formalen Kontexten (z.B. Jugendarbeit, Soziale Arbeit, Maßnahmen der beruflichen Bildung) unterschieden wird. Neben einer Zertifizierung zielt „informelle Bildung“ hier auch – gerade vor dem Hintergrund eines Wertverlustes von materialen Bildungsgehalten – auf einen Ausbau von Kompetenzen der autonomen Lebensführung sowie der flexiblen Gestaltung von Bildungsbiographien. Es geht damit um die Steigerung von Chancen der Selbstermächtigung, weshalb die Debatte um „informelle Bildung“ oftmals affirmativ geführt wird.

In einem kritisch motivierten Blick auf die Debatte um „informellen Bildung“ lässt sich jedoch herausstellen, dass es in der Hinwendung auf derart autonom zu gestaltende Bildungsprozesse um Persönlichkeitsressourcen wie Eigenverantwortung, Selbststeuerung und Motivation Elemente einer spezifischen Selbsttechnologie zum Ausdruck kommen, die  gesellschaftliche Optimierungsimperative bedienen und sich v.a. in Resonanz auf die neoliberale Umstrukturierung der Arbeitswelt herausgebildet haben. Funktionale Erwartungen an individuelle Verhaltensweisen werden über gesellschaftlich initiierte Formen der Selbststeuerung realisiert. Ein subtiler Zwang der Selbstoptimierung formiert sich in Reaktion auf den Bedeutungszuwachs ökonomischer Prinzipien und führt dazu, dass in verschiedenen Gesellschaftssphären die gesamte Lebensführung sowie die Gestaltung von Sozialbeziehungen zunehmend als unternehmerische Projekte betrachtet werden. Die Konstitution des „unternehmerischen Selbst“ (Ulrich Bröckling) betrachtet das eigene Leben dann als einen ‚Rohstoff‘ für beliebige Gestaltungswünsche, aber auch für permanente ‚Optimierungsarbeit‘.

Im Anschluss an beide Perspektiven auf die Debatte der „informellen Bildung“ stellen sich insofern Fragen nach Selbsttechnologien der Gegenwartsgesellschaft sowie dem spannungsreichen Verhältnis von Er- und Entmächtigungstendenzen, die über informelle und non-formale Bildungskontexte generiert werden.

Diesen Fragen will der geplante Workshop unter dem Titel „Non-formale und informelle Bildung: Zwischen Selbstermächtigung und Selbstoptimierung“ am 06./07.11.2014 nachgehen.

Anmeldungen bitte formlos an:

Das Tagungsprogramm finden Sie hier: