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Ringvorlesung "Kulturen und Perspektiven des Alter(n)s"

"Die neue Alternspyschologie: Überraschende, ermutigende und bedrohliche Einsichten" Vortrag von Prof. Dr. Hans-Werner Wahl (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)

Wann

26.01.2017 von 16:15 bis 17:45 (Europe/Berlin / UTC100)

Wo

Raum 012, Seminargebäude II, Alter Steinbacher Weg 44, Gießen

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Abstract:

Über Altern und demografischen Wandel wird in unserer Gesellschaft viel gesprochen, jedoch bedeutet dies noch lange nicht, dass differenziertes Wissen zu den Potenzialen und Grenzen des heutigen Alterns wirklich in gesellschaftlichen Diskursen und bei den entsprechenden Akteuren angekommen ist. Vielfach wird einseitig nur ein Belastungsdiskurs gepflegt, der ältere Menschen einseitig in die Ecke des Verlusts und der Unproduktivität stellt.

In diesem Vortrag soll es darum gehen, die Stärken des heutigen Alterns aus primär psychologischer Sicht ganz nach vorne zu stellen, ohne die Schattenseite des Alterns zu vernachlässigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass wir grundsätzlich bis zu unserem Lebensende über ausreichende Person- und Umweltressourcen für ein „gutes Leben“ verfügen, jedoch eine Vielzahl von Risiken diese an sich günstige Konstellation gefährden kann.

Fünf Befunde der neuen Alternspsychologie sollen im Mittelpunkt des Vortrags stehen:

  1. Ältere Menschen fühlen sich überwiegend deutlich jünger als sie tatsächlich sind. Und dieses Sich-Jünger-Fühlen macht sie auch tatsächlich jünger und zufriedener, ja, lässt sie sogar länger leben.
  2. In der alltäglichen Welt älterer Menschen funktioniert sehr Vieles weiterhin gut. Kognitiv ist die Altersphase mehrheitlich ziemlich stabil und keine Verlustgeschichte.
  3. Ältere Menschen sind nicht depressiver als Jüngere; sie verstehen es ganz überwiegend, ihr Wohlbefinden auf hohem Niveau zu halten, gleich was geschieht.
  4. Ältere Menschen sind sehr gut im Erhalt ihrer bedeutsamen Sozialkontakte. Sie wissen sehr genau, was sie sozial brauchen – und holen es sich.
  5. In der Nähe des Todes ändert sich allerdings dieses Bild: Nun übernimmt die verbleibende Zeit das Ruder und das chronologische Alter tritt zurück. Funktionale Kompetenzen, kognitive Leistungen und Wohlbefinden – all dies geht vor allem in der  Nähe des Todes zurück, nicht so sehr durch fortschreitendes Alter (Zeit seit Geburt).

 

Zur Ringvorlesung allgemein:

Menschen altern. Doch nicht alle, und gerade Jüngere, interessieren sich wenig für die scheinbar ferne Zukunft. Seit gut drei Jahrzehnten bezieht Reimer Gronemeyer mit seinen Publikationen Stellung zu den sozialen Fragen des Alter(n)s: „Ist Altern eine Krankheit?“, „Kampf der Generationen“ oder „Alt werden ist das Schönste und Dümmste was einem passieren kann“. Folgende Fragen sind nach wie vor aktuell:

Welche soziokulturellen Hintergründe hat dies? Hat der Jugendwahn ein Ende? Muss Alter(n) geplant werden? Wie können ältere Menschen besser gesellschaftlich eingebunden und gepflegt werden? Wie wird mit Demenzen umgegangen?

Die Ringvorlesung findet öffentlich statt und wird interdisziplinäre Perspektiven in soziale Dimensionen und kulturelle Praktiken des Alterns in verschiedenen modernen Gesellschaften ermöglichen. Wandlungen und Wechselwirkungen, Ursachen von Problemen, deren Folgen sowie der Umgang mit dem Alter werden verdeutlichen, dass das Denken in Gegensätzen und Kategorien wie „alt“ und „jung“ wenig förderlich ist.

Die Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen und Universitäten werden in gemeinsamen Diskussionen münden, welche dem Dialog von Wissenschaft und Praxis, Studierenden aller Fachrichtungen und Interessierten aller Altersgruppen dienen.