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Ausstellung: „Fadentiraden – Ein gesticktes Wortarchiv“

Vernissage am 04. Dezember 2014 in der Gießener Universitätsbibliothek (UB): Über den Jahreswechsel präsentiert die bildende Künstlerin Ingke Günther im Ausstellungsraum der UB ein spezielles Wortarchiv, das „Schimpfwortprojekt“, an dem sie seit 10 Jahren arbeitet.

Günthers bildnerische Arbeit kreist um Worte, Sprüche und Alltagsphrasen. Häufig seriell angelegt, bringt sie Sprache ins Bild – mal gefundene und über längere Zeit gesammelte Worte oder Textfragmente,mal selbst ersonnene Schriftstücke, Berechtigte Fragen oder Bedrohte Worte. Häufig kommt sprachliche Banalität ins Bild – Dahingesagtes, Alltagspalaver. Mit den belanglosen Äußerungen, absurden Fragen und Sprichworten klingt aber auch etwas Dahinterliegendes an, das mit stillem Witz Widerhaken setzt. In diesem Kontext ist auch ihre Hinwendung zu Kraftausdrücken zu verstehen, die die Künstlerin seit 2004 sammelt, ins Bild setzt, archiviert und in unterschiedlichen Ausstellungszusammenhängen zeigt.

Das Erscheinen des Buches „Fadentiraden – Ein gesticktes Wortarchiv“ im Verlag seltmann + söhne ist nun der Anlass zur gleichnamigen Ausstellung in der Universitätsbibliothek Gießen. Zur Vernissage am Donnerstag, den 04. Dezember 2014 um 18 Uhr laden der Neue Kunst Verein Gießen und die UB alle Interessierten herzlich ein (Ausstellungsraum der UB, Otto-Behaghel-Straße 8, 35394 Gießen).

Die Ausstellung „Fadentiraden“ zeigt das gesamte Schimpfwortarchiv und versammelt Schimpfworte, die sich aus zwei (manchmal drei) Worten zusammensetzen und bildhafte Kraft entwickeln. Diese sind mit Nadel und Faden in unterschiedlichen Rot- und Rosatönen je einzeln auf Büttenpapier geschrieben. Die brav anmutende Schönschrift und die ihrem Wesen nach disziplinierende Handarbeit stehen dabei im inhaltlichen Kontrast zur Derbheit der Kraftausdrücke.

Stetig wird die Sammlung durch Fundstücke direkt aus dem Alltag ergänzt. Schimpfworte finden sich in der literarischen Hochkultur wie in der Jugendsprache, und ihre Quellen scheinen nicht zu versiegen. So tauchen in Günthers Wortarchiv sowohl gestriges Schimpfwortvokabular als auch hippe Modeworte auf. Fast liebevolle Titulierungen stehen neben krassen Beleidigungen und solchen, die unter die Gürtellinie gehen. Alle Kraftausdrücke verbindet ein ungenierter, aber höchst schöpferischer Umgang mit der deutschen Sprache, der deren Lebendigkeit zeigt und Zeitphänomene abbildet.

Auf über 1900 bestickte Blätter ist die Sammlung inzwischen angewachsen (auf www.extraktnetz.net ist der immer aktualisierte Stand der Sammlung einzusehen).

Ingke Günther (*1968) ist bildende Künstlerin und Sammlerin. Ihr Interesse gilt alltagskulturellen Phänomenen. Ob mit dem Projekt FELDFORSCHUNG ABENDBROT oder als Mitglied der Künstlergruppen AKKU und gärtnerpflichten – das tägliche Leben ist für sie ein dichtes wie ergiebiges Bezugsfeld. Flankierend zu ihren Projekten und Aktionen kreist die bildnerische Arbeit ebenfalls um Alltagswelten; hier liegt der Fokus auf der gesprochenen Sprache. Seit WS 2014/15 ist sie gemeinsam mit ihrem Partner Jörg Wagner Inhaberin der Gastprofessur Kunst am Institut für Kunstpädagogik der Justus-Liebig-Universität.

 

 

Termin:

Ausstellung „Fadentiraden – Ein gesticktes Wortarchiv“: 04. Dezember 2014 bis 29. Januar 2015

Die Ausstellung im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Gießen (Otto-Behaghel-Straße 8, 35394 Gießen) ist montags bis sonntags von 7.30 bis 23 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

Ausstellungseröffnung:

Donnerstag, 04. Dezember 2014, 18.00 Uhr

Begrüßung:

Dr. Peter Reuter, Ltd. Direktor der Universitätsbibliothek Gießen

Markus Lepper (M.A.), Leiter des Neuen Kunstvereins Gießen

 

Im Anschluss findet ein kleiner Empfang statt.

 

Weitere Informationen

www.uni-giessen.de/ub

www.extraktnetz.net

 

Kontakt

Anja Golebiowski

Universitätsbibliothek

Otto-Behaghel-Straße 8, 35394 Gießen

Telefon: 0641 99-14063

E-Mail: Anja.Golebiowski@bibsys.uni-giessen.de

 

Ingke Günther

guenther@extraktnetz.net

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