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„Religion, Reim und Regiment“. Eine Ausstellung zur deutschen Literatur vor und im Dreißigjährigen Krieg im Rahmen des Partnerschaftsjubiläums der Universitäten Gießen und Lodz (Polen)

„Religion, Reim und Regiment“. Eine Ausstellung zur deutschen Literatur vor und im Dreißigjährigen Krieg im Rahmen des Partnerschaftsjubiläums der Universitäten Gießen und Lodz (Polen)

Kriege und Seuchen sind nicht erst heute Beschleuniger kultureller Umbrüche. Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und mehrfacher Pestwellen in Europa, wird in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte als Schwellen- und Umbruchszeit wahrgenommen. Neue sprachliche und literarische Formen entstehen, alte radikalisieren sich. Die Ausstellung „Religion, Reim und Regiment“, die diese Epoche in den Blick nimmt, wird vom 7. Juli bis zum 30. August 2023 im Rahmen des 45. Jubiläums der Universitätspartnerschaft zwischen der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Universität Lodz in der Universitätsbibliothek (UB) Gießen zu sehen sein. Die Ausstellung wird am 7. Juli um 18 Uhr im Ausstellungsraum der UB eröffnet. Die Schau, die im vergangenen Jahr in Lodz zu sehen war, bildet den Abschluss eines Kooperationsprojekts zwischen der Universitätsbibliothek Lodz (BUŁ) und den Germanistischen Instituten in Gießen und Lodz.

Das Projekt war zunächst ein wissenschaftliches Infrastrukturprojekt. Es diente der bibliothekarischen Erfassung, Konservierung und Digitalisierung von insgesamt 433 „Germanica“ (deutschsprachigen Drucke) aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, die 1945 in die mit Ende des Zweiten Weltkriegs neu gegründete UB Lodz gelangt sind. Das gemeinsame Vorhaben wurde in den Jahren 2020 bis 2022 vom polnischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Verantwortung der Wissenschaft“ finanziert und vom Bibliotheksdirektor Mag. Tomasz Piestrzyński und der Kustodin Mag. Dorota Bartnik (BUŁ) geleitet.

Parallel zur bibliothekarischen Erfassung der Bände haben die Germanistinnen und Germanisten Prof. Dr. Małgorzata Kubisiak (Lodz) und Prof. Dr. Cora Dietl (Gießen) und Dr. Tomasz Ososiński (Lodz) die in den Büchern enthaltenen Texte in den Blick genommen. Die von ihnen erstellte Ausstellung und der Ausstellungskatalog fragen nach charakteristischen Tendenzen der Literatur und Kultur der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die sich an der Sammlung festmachen lassen. Da ein Großteil der Lodzer Altbestände aus preußischen oder pommerschen Bibliotheken stammt, darunter auch aus der Bibliothek der Familie von Bismarck-Osten in Plathe, ist die enthaltene Literatur nach regionalen, konfessionellen und familiären Interessen gefiltert.

In der Sammlung finden sich auch einige Unikate. Insbesondere die Sammlung von sonst nirgends belegten Leichenpredigten aus der Bibliothek von Schloss Plathe ist eine Fundgrube für die Forschung. Die wertvollen Dokumente ermöglichen es, historische Netzwerke zu rekonstruieren und geben zum Teil deutlich stilisierte, zum Teil anrührend private Einblicke in das Leben von Individuen während des Dreißigjährigen Kriegs.

Besonders stark vertreten sind in der Sammlung die Werke von Martin Opitz, einem der berühmtesten deutschen Barockautoren und einer Schlüsselfigur der deutsch-polnischen Literaturbeziehungen im 17. Jahrhundert. Bemerkenswert ist schließlich die Fülle an medizinischen Schriften, die in einer Spannung zwischen Tradition und moderner Wissenschaft stehen.

Bei der Ausstellungseröffnung werden Prof. Dr. Cora Dietl, Prof. Dr. Małgorzata Kubisiak und Dr. Tomasz Ososiński auf besondere Glanzlichter der Sammlung hinweisen und Einblicke in literarische Neuerungen aus einer von Krieg und Seuchen gebeutelten Zeit geben. Wie aktuell einige der Texte heute wieder sind, war bei Beantragung des Projekts nicht abzusehen.


Termin: „Religion, Reim und Regiment. Germanica der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Universitätsbibliothek Lodz“

7.7.–30.8.2023 im Ausstellungsraum der UB Gießen, Otto-Behaghel-Str. 8

Ausstellungseröffnung: 7.7.2023, 18.00.

Mit Grußworten von Dr. Peter Reuter (UB Gießen) und Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg (JLU Gießen) sowie Vorträgen von Prof. Dr. Cora Dietl (JLU Gießen), Prof. Dr. Małgorzata Kubisiak (Universität Lodz), Dr. Tomasz Ososiński (Universität Lodz).

Eintritt frei.

 

Kontakt: Prof. Dr. Cora Dietl, JLU Gießen, Institut für Germanistik, Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Gießen

cora.dietl@germanistik.uni-giessen.de

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