Seltene und lebendige Einblicke in die griechisch-deutsche Migrationsgeschichte bietet eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek
„Griechischer Wein, und die altvertrauten Lieder, schenk noch mal ein, denn ich fühl die Sehnsucht wieder…“ Fast jeder kennt wohl den in den 1970er Jahren verfassten Schlager von Udo Jürgens, der - vielleicht zusammen mit den Eindrücken vom letzten Griechenlandurlaub - die Vorstellung vieler von Griechenland oder eben von der „griechischen Kneipe um die Ecke“ nachhaltig geprägt hat. Umso erstaunlicher ist es, dass die lange Präsenz und die Geschichte griechischer Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik, der sogenannten griechischen „GastarbeiterInnen“, kaum erforscht ist. Dabei stieg die Zahl griechischer Arbeitsmigrantinnen seit dem Abschluss des deutsch-griechischen Anwerbeabkommens 1960 auf fast eine halbe Millionen Menschen an. Ein Teil der Eingereisten ließ sich dauerhaft in der Bundesrepublik nieder; andere zogen weiter oder kehrten nach einem mehr oder weniger langen Aufenthalt in der Bundesrepublik nach Griechenland zurück.
Das Forschungsprojekt „Griechisch-Deutsche Migrationsgeschichten“, das seit 2023 an der Professur für Südosteuropäische Geschichte an der JLU Gießen angesiedelt ist, widmet sich der Geschichte der griechischen Arbeitsmigration. Das Projekt blickt dabei vor allem auf die zahlreichen Wechselwirkungen deutscher und griechischer Migrationsgeschichte(n) im Zeitraum von 1960 und 1982 und versucht sich der Geschichte der griechischen Arbeitsmigration aus transnationaler und lebensgeschichtlicher Perspektive zu nähern. In mehreren Seminaren haben Studierende zusammen mit Forschenden eine mobile Ausstellung zu zahlreichen Aspekten der griechischen Arbeitsmigration in die Bundesrepublik entwickelt. Objekte aus dem Stadtarchiv und dem Industriemuseum der Stadt Rüsselsheim sowie aus hessisch-griechischen Familienarchiven erweitern die Ausstellung. Ebenso erzählen Ausschnitte aus lebensgeschichtlichen Interviews mit Migrantinnen und Migranten diesen bisher nur wenig beachteten Teil der bundesdeutschen und gleichzeitig griechischen Zeitgeschichte. Während der Ausstellung sollen weitere Erinnerungen, Fotografien und Objekte gesammelt werden, um die deutsch-griechische Migrationsgeschichte zu dokumentieren.
Die Ausstellung wird am 30. Juni um 18 Uhr mit einer Einführung von Prof. Dr. Nicole Immig (Institut für Osteuropäische Geschichte, JLU Gießen) sowie einem Vortrag von Dr. Maria Adamopoulou (New Europe College, Bukarest) eröffnet. Zur Vernissage und anschließendem Umtrunk sind alle herzlich eingeladen. Zu sehen ist die Ausstellung vom 1. Juli bis zum 31. Juli 2025 im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek (Otto-Behaghel-Straße 8, 35394 Gießen). Die Öffnungszeiten sind montags bis sonntags von 07.30 bis 23.00 Uhr. Immer mittwochs von 10-12 und 18-20 Uhr besteht vor Ort die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Geschichten zu erzählen, oder aber eigene Erinnerungsstücke vorbei zu bringen.
Für Fragen und weitere Informationen wenden Sie sich gerne an Prof. Nicole Immig unter nicole.immig@geschichte.uni-giessen.de.
Termin: Ausstellung „Griechisch-deutsche Migrationsgeschichten“ vom 1. Juli bis 31. Juli 2025
Ausstellungseröffnung: 30. Juni 2025, 18 Uhr
Veranstaltungsort: Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Gießen, Otto-Behaghel-Straße 8, 35394 Gießen
Geöffnet montags bis sonntags von 7.30 bis 23.00 Uhr.