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Blockseminar „Bürgerschaft im Wandel“

SoSe 2015                    Dr. Jelena von Achenbach, LL.M. in Kooperation mit Dr. Anuscheh Farahat, LL.M.


Ankündigung Blockseminar

„Bürgerschaft im Wandel“

Internationalisierung und Migration als Herausforderungen für klassische Konzepte der Zugehörigkeit


Wie eine Gesellschaft den Begriff der Bürgerschaft für sich definiert, ist Ausdruck ihres politischen und sozialen Selbstverständnisses. Der Status der Bürgerschaft drückt soziale und rechtliche Anerkennung aus und ermächtigt Menschen, politisch und gesellschaftlich als Gleiche teilzuhaben. Im Konzept der Bürgerschaft spiegelt sich das gesellschaftliche Verständnis von Zugehörigkeit: Es bestimmt, wer zu einer politischen und sozialen Gemeinschaft gehört, und was es bedeutet, dazuzugehören. Bürgerschaft begründet aber als Mechanismus der Inklusion auch Exklusion – das Konzept bringt notwendig Ungleiche, Nichtbürger, Fremde hervor, denen, wenn auch nicht jegliche, so doch bestimmte Rechte fehlen.

Das Konzept der Bürgerschaft ist politisch und ideologisch umkämpft, vor allem mit Blick auf den rechtlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Migration. Das zeigen in Deutschland die Debatten um die doppelte Staatsbürgerschaft und das Ausländerwahlrecht. Vor diesem Hintergrund möchten wir Fragen der theoretischen Grundlagen, des praktischen Wandels und der Zukunft des Konzepts der Bürgerschaft diskutieren. Das Seminar unterteilt sich in fünf Themenbereiche, innerhalb derer Seminarthemen nach Absprache mit den beiden Veranstaltungsleiterinnen gewählt werden können:

 

  1. Historischer Blick: Hier geht es um die Entstehung klassischer Konzepte von Bürgerschaft, die historisch mit der Entstehung des Nationalstaats zusammenfallen. Es soll herausgearbeitet werden, wie sich dieser historische Kontext auf die heutige Gestalt der Bürgerschaft auswirkt.
  2. Öffnung der Bürgerschaft: Im Zentrum steht die Frage, welche Rechte Nichtstaatsangehörige in Deutschland haben und wie sich diese Rechte zur Bürgerschaft verhalten (z.B. Wahlrecht, Schutz vor Ausweisung, Sozialleistungen). Auch die die rechtlichen Bedingungen der mehrfachen Zugehörigkeit (doppelte Staatsangehörigkeit) sollen diskutiert werden.
  3. Bürgerschaft jenseits des Staates: Die Unionsbürgerschaft soll als Modell der Bürgerschaft jenseits des Staates vorgestellt werden und das Zusammenspiel der Zugehörigkeiten auf verschiedenen Ebenen (kommunal, regional, national, unional) diskutiert werden. Insbesondere ist die Konzeption der Unionsbürgerschaft in der Rechtsprechung des EuGH von Interesse.
  4. Menschenrechte als kosmopolitische Bürgerrechte: Hier sollen menschenrechtliche Verpflichtungen daraufhin untersucht werden, ob sie Migranten einen Anspruch auf Teilhabe an klassischen Bürgerrechten vermitteln (z.B. Recht auf Einreise in den Heimatstaat; Recht auf politische Beteiligung; Rechte auf Gleichbehandlung).
  5. Die Bürgerschaft der Zukunft: In diesem Block soll es darum gehen, die bisherigen Diskussionen zusammenzuführen und anhand konkreter Anwendungsfälle die Zukunft der Bürgerschaft im Zeitalter der Migration zu skizzieren.

 

Ablauf

Das Seminar findet als Blockseminar statt am: 10. und 11. Juli 2015, 10 – 18 Uhr

Zwei weitere Sitzungen finden vor dem Blocktermin statt, und zwar

am: 15. April 2015, 16 – 18 Uhr

und

am: 17. Juni 2015, 16 – 18 Uhr

Ort für alle Termine: Bibliothek der Professur Bast, Licher Str. 64

 

Leistungsnachweis

Für die erfolgreiche Teilnahme wird ein Seminarschein iSd Prüfungsordnung ausgestellt. Das Seminar zählt zum Schwerpunktbereich 4. Die Teilnahme steht allen Studierenden unabhängig vom Schwerpunktbereich offen.

Jede/r Seminarteilnehmer/in kann sich aus einem der Blöcke ein Referatsthema wählen. 

Der Leistungsnachweis umfasst:

-       Ein Referat: 20 Minuten (Wahl der Mittel bei der Präsentation ist frei)

-       ein Essay (3500 Wörter, ca. 10 Seiten)

-       Nach Absprache kann der Essay durch drei reaction notes auf die im Seminar diskutierten Themen und eine Diskussionsleitung während des Blockseminars ersetzt werden. Informationen zu Umfang und Format der reaction notes erfolgen auf Anfrage in der ersten Sitzung.

 

Weiterführende Literatur

  • Seyla Benhabib (2004), The Rights of Others: Aliens, Residents and Citizens, Cambridge University Press; dt. Die Rechte der Anderen: Ausländer, Migranten, Bürger, Suhrkamp (2008)
  • Anuscheh Farahat (2014), Progressive Inklusion: Zugehörigkeit und Teilhabe im Migrationsrecht, Springer Wissenschaft
  • Martin Morlok, Thomas Poguntke, Sebastian Bukow (2014), Parteien, Demokratie und Staatsbürgerschaft. Politische Partizipation und Repräsentation in der Zuwanderungsgesellschaft, Nomos.

 

Kontakt: jelena.v.achenbach@recht.uni-giessen.de und farahat@mpil.de