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02.-04.02.2021: Lehre 4.0 zu Gast auf der Online-Learntec 2021 - Ein Bericht

Learntec 2021 | Lessons Learned und digitale Zukunftstrends in pandemischen Zeiten 

29. Internationale Fachmesse 


Die Learntec ist der Branchentreffpunkt für alle, die sich für die aktuellsten Trends im Bereich digitaler Bildung interessieren. Dabei zeigten verschiedene Aussteller in den vergangenen Jahren IT-gestützte Lernmethoden, -technologien und Best-Practices beim lebenslangen Lernen für die betriebliche, schulische und hochschulische Wissensvermittlung. Da das Zusammenkommen vor Ort auf dem Messegelände in diesem Februar nicht möglich war, verlagerten die Messe-Veranstalter die Veranstaltungen in den digitalen Raum. Dafür wurde die Plattform talque genutzt, die jedem Teilnehmenden die Möglichkeit bot, sich für Vorträge und/oder Roundtables anzumelden und von seinem/ihrem Schreibtisch aus, an der Learntec teilzunehmen. Da die Teilnahme kostenlos war und aus dem Homeoffice stattfand, war es uns, von Lehre 4.0, in diesem Jahr möglich, an allen drei Veranstaltungstagen, vom 2. – 4. Februar 2021 teilzunehmen und einigen Vorträgen und Panels zu lauschen, um Einblicke und Erfahrungen anderer Institutionen und Unternehmen im Umgang mit der pandemiebedingten Situation im digitalen Bereich zu gewinnen. Zusätzlich zum digitalen Format der Learntec sind für Ende Juni, sofern die Infektionszahlen dies zulassen, auch Messetage vor Ort auf dem Messegelände in Karlsruhe geplant.

Die Vorträge der diesjährigen Learntec gliederten sich in drei Themenschwerpunkte. Zum Thema Corporate Learning* fanden den ganzen Dienstag (2. Februar 2021), am Mittwoch und Donnerstag jeweils vormittags Vorträge und Gesprächsrunden statt. Das Thema (digitale) Hochschule wurde am Mittwochnachmittag behandelt und der Donnerstagnachmittag war dem Thema Schule gewidmet. Eingeladen wurden und gesprochen haben u.a. Jane Hart zum Thema „Modern Workplace Learning“, Chris Böhler zu „Future Ways of Learning“, der Gründer von Knowledge Fox, Gregor Cholewa, zu „Smart Learning: Wie schwer muss lernen sein, damit es wirkt?“, Prof. Dr. Constance Richter und Prof. Dr. Holger Schmidt von der Hochschule Aalen zu „Online-Lehre aus dem Stand. Wie man einen virtuellen Campus aufbaut“, Martin Attallah und Dr. Iris Ulrich zu „Digital qualifizieren für die Herausforderungen der Zukunft: Anforderungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“ und Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers zu „Future Skills – Zukunft des Lernens“. Moderiert wurden die einzelnen Vorträge von Frau Sünne Eichler.

Im Mittelpunkt der meisten Vorträge und Roundtables standen u.a. die Themen der kontinuierlichen Reflexion der eigenen Lernprozesse, das flexible Umgestalten von digitalen Lernszenarien und agilen Lern-Prinzipien, Schwierigkeiten des E-Learnings im Lockdown und das Thema der Resilienz, die beim derzeitigen sehr hohen Agieren im digitalen Raum immer wichtiger wird.

Einige dieser Themen sprach auch Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers an. Er ist Professor für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und beschreibt in seinem Werk zu „Future Skills – Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft“ (2020, Springer Verlag) „[…] ein Modell welches beschreibt, welche Strukturen und Wandlungsprozesse Future Skills zugrunde liegen und arbeitet drei Grundkomponenten heraus, die für die Handlungsfähigkeit in zukünftig hochemergenten* Kontexten eine wichtige Rolle spielen“ (Ehlers, 2020, Vorwort S.IX). In der Auswertung der empirischen Daten und der Erstellung eines Future Skills Triple Helix-Modells kristallisierte sich heraus, dass „eine handelnde Person […] Future Skills in Bezug auf sich selbst […] in Bezug auf den Umgang mit einer Aufgabe, einem Thema oder einem Gegenstand, den sie bearbeitet, […] oder in Bezug auf die organisationale Umwelt, also das soziale System“ entwickeln kann (Ehlers, 2020, S. 44). Dabei entstand eine dreiteilige Klassifizierung, die die drei Pole und deren Relation untereinander darstellt (siehe Abbildung auf der rechten Seite)

 












(Future Skills, 2020, S.55: Kopplung von strukturellem Bildungsmodell und Kompetenzmodell als Erklärungskonzept für Future Skills)

Aus dieser Abbildung leiten die Autor*innen und Wissenschaftler*innen verschiedene Verschiebungen für zukünftige Fähigkeiten ab, die als Shift bezeichnet werden. Darunter fallen z.B. der Wandel von einer vorgegebenen Struktur zu weniger Standardisierung und mehr Selbstorganisation oder der Wandel von hierarchischen zu vernetzten Organisationskontexten. 

Laut Prof. Dr. Ehlers wird dieser Wandel besonders wichtig sein, weil wir durch die Fülle an Wissen eine Just-in-time-Learning Mentalität aufbauen sollten und Studierenden/Schülerinnen und Schülern die Fähigkeiten vermitteln, „[…] das Ausbilden eigener Handlungsstrategien für komplexe Situationen und die Fähigkeit, subjektive Handlungsstrategien zu reflektieren, zu bewerten und neu zu fassen“ (Ehlers, 2020, S.56). 

(Future Skills, 2020, S. 52: Organisationaler Wandel in Future Organisations)

Für Hochschulen im Speziellen zeigt sich durch Erhebungen und Interviews, dass ein Turn in der Hochschulbildung von Nöten ist, „[…] die nicht mehr die Funktion der Vorbereitung durch Wissenstransfer in den Mittelpunkt stellt, sondern die Studierende bei der Entwicklung von Future Skills, also Handlungsdispositionen und Handlungsbereitschaft für den Umgang mit komplexen, unbekannten Problemsituationen durch Reflexion, Werte und Haltungen, unterstützt“, so Ehlers (Ehlers, 2020, S.57).

Um weitere Informationen zu erhalten, wies Prof. Dr. Ehlers auf sein Buch „Future Skills - Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft“ hin, das als Open Access frei zum Download zur Verfügung steht. (Link zum Download)


Neben Prof. Dr. Ehlers, betonten auch die Vortragenden Prof. Dr. Constance Richter und Prof. Dr. Holger Schmidt von der Hochschule Aalen in ihrem Vortrag Online-Lehre aus dem Stand. Wie man einen virtuellen Campus aufbaut", die Wichtigkeit der zukünftigen Kompetenzentwicklung von sowohl Hochschullehrenden als auch Studierenden. Die beiden Professor*innen der Fakultät für Optik und Mechatronik etablierten unter ihren Studierenden u.a. mithilfe des Whiteboarding-Tools mural einen übersichtlichen Workflow und Interaktionsmöglichkeiten während ihrer Seminare oder Vorlesungen. Sie berichteten zwar, dass die Einarbeitung und Gestaltung zu Beginn mehr Arbeitsaufwand bedeutete, als die Vorbereitung auf eine ihrer Präsenzvorlesungen und -seminare, die Durchführung im Laufe des Semesters allerdings immer einfacher wurde und auch von Seiten der Studierenden sehr positives Feedback kam. Im Allgemeinen schien die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden sogar zu steigen, wenn man flexiblere Sprechzeiten, z.B. via Whatsapp oder Discord, vereinbarte. Das bedeutete zwar, dass die Lehrenden andere Arbeitszeiten in Kauf nehmen mussten, wie z.B. in den späteren Abendstunden ab 20 Uhr auf Discord, aber auch, dass sie in einen Austausch mit ihren Studierenden gehen konnten, indem sie direktere Kommunikationswege bespielten und sich damit etwas mehr auf die Nutzungsgewohnheiten der Studierenden einließen. Prof. Dr. Richter konnte dies z.B. sehr gut mit Homeschooling vereinbaren und war sogar sehr dankbar über die flexibleren Arbeitszeiten und die digitalen Möglichkeiten, Aufgaben mit ihren Studierenden erst einmal ohne Leistungs- und Prüfungsdruck besprechen zu können. Von Seiten der Hochschulleitung wurden die beiden sowohl finanziell als auch personell unterstützt und stellten bereits vor der pandemiebedingten Umstellung auf ein digitales Semester ein Zentrum für E-Learning und Didaktik zusammen, das sich in dieser Situation als äußert vorteilhaft herausstellte.

Hier ist anzumerken, dass die verwendeten Tools ausschließlich im Rahmen der Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Bundesländer und Hochschulen eingesetzt werden dürfen. Die Nutzung von Onlinediensten für Instand Messaging, Chat oder Sprach- und Videokonferenzen obliegt des jeweiligen Hochschulen.

 





  Link zur Homepage der Hochschule Aalen

 

 

 

Die diesjährigen Vorträge und der Austausch darüber im digitalen Raum zeigten auf, welche Entwicklungen viele Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Bereich der Digitalisierung gemacht haben. Sprach man im vergangenen Jahr noch von Tools und Methoden, die im Laufe der nächsten Jahre zum Einsatz kommen könnten, schauten viele Referent*innen auf ein Jahr zurück, das viele und schnelle Fortschritte in der Nutzung von eben solchen Tools verzeichnen ließ. Für die Zukunft gilt es nun, auch über die Pandemie hinaus, an dem bereits gewonnen Potenzial der digitalen Kommunikation weitestgehend festzuhalten und die Medienkompetenzen der jetzigen aber auch der nachkommenden Generationen zu fördern und zu vertiefen.  


*Unter Corporate Learning versteht man „alle Angebote und Prozesse der betrieblichen Weiterbildung und die Lernkultur, in der sich die Mitarbeiter in einem Unternehmen weiterentwickeln“(everskill.de)

*Definition "emergent": "(in einem System) durch Zusammenwirken mehrerer Faktoren unerwartet neu auftretend, entstehend". (duden.de)

Quellen:

Learntec – Die Fachmesse: www.learntec.de/de/learntec/die-fachmesse/.

Learntec für Besucher: www.learntec.de/de/messe-planen/fuer-besucher/.

everskill.de: https://bit.ly/3avx8LF.

duden.de: https://www.duden.de/rechtschreibung/emergent.


Redaktion und Text: Eva Dabrowski (Lehre 4.0)