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Über den Akzentbereich

Die Evangelische, die Katholische und die Islamische Theologie, die an der JLU verankert und vernetzt sind, verstehen sich als kulturwissenschaftlich und normativ ausgerichtete Wissenschaften, die im 21. Jahrhundert einen wesentlichen akademischen Beitrag zu Verstehen und Verständigung in der spätmodernen Gesellschaft leisten wollen und können. Unter anderem deshalb haben in allen theologischen Disziplinen diejenigen Fragestellungen ihren festen Platz im wissenschaftlichen Diskurs, die sich mit den Herausforderungen und Chancen der Diversität und Pluralität auf dem Gebiet der Religion(en) und der Gesellschaft befassen. Im Blick auf die gesamtgesellschaftliche und politische Gegenwart nimmt dabei das Gespräch zwischen Christentum und Islam eine herausragende Rolle ein. Im universitären Akzentbereich „Theologie(n), Diversität und Gesellschaft“ werden strategische Bemühungen der JLU deutlich und ihr gesellschaftlicher Auftrag eingelöst.

Die Auseinandersetzung mit interreligiösen Fragestellungen (auch über den institutionell vollzogenen kooperativen Austausch zu unterschiedlichen, möglicherweise konfligierenden theologischen Standpunkten) begreift sich als konstruktiv-kritischer Beitrag zum Verstehen und Gelingen interreligiöser und interkultureller Verständigung unter Anschluss an aktuelle Diversitäts- und Pluralitätskonzepte. Diese Ausrichtung möchte – in Ergänzung etablierter Forschungsinteressen, die etwa strukturelle oder inhaltlich Vergleiche zwischen den Theologien und Religionsgemeinschaften anstellen – einen weiteren, neuen Akzent setzen: So wird grundlegend gefragt, was Theologie als Wissenschaft und als Selbstreflexionsinstanz religiöser Praxen wie Überzeugungen selbst vermag, um Diversitäten und Gesellschaft in ihren vielfältigen Ausprägungen wahrzunehmen, zu beschreiben, zu deuten und mitzugestalten. Der Theologie als Kulturwissenschaft kommt in diesem Rahmen eine substanziellere Bedeutung zu als nur diejenige, Religion und Religionen beziehungsweise religiöse Systeme besser zu verstehen und zum interreligiösen oder interkulturellen Gespräch beizutragen. Der Anspruch ist somit weniger rein binnentheologischer als wissenschaftstheoretischer, gesamtgesellschaftlicher und politischer Art.

Der religionspädagogische Fokus, den der Gießener Akzentbereich „Theologie(n), Diversität und Gesellschaft“ ebenfalls aufweist, wendet sich im interreligiösen Diskurs insbesondere neueren Formen jenseits des rein konfessionellen Religionsunterrichts zu und zeigt sich anderen, alternativen Modellen gegenüber aufgeschlossen. In diesem Sinne werden Möglichkeiten gesucht, erforscht und evaluiert, den religionsbasierten Unterricht auch jenseits der etablierten Formen weiter zu denken, theologisch zu begründen und pädagogisch zu gestalten.

In Konkretion des gesellschaftlichen Auftrags obliegt der Islamischen Theologie an der JLU Gießen die hessenweit einmalige Ausbildung von L1-Studierenden im Bereich des Islamischen Religionsunterrichts. Hier ist die Islamische Theologie immer wieder als Forschungseinrichtung gefragt, Pionierarbeit bei der Etablierung, Erforschung und Weiterentwicklung des Religionsunterrichts im Primarbereich zu leisten. Sie profitiert dabei vom christlich-theologischen Umfeld am Fachbereich, das hierfür GesprächspartnerInnen und Impulse bereithält.

Der Akzentbereich „Theologie(n), Diversität und Gesellschaft“ setzt die skizzierte Ausrichtung in vielfältigen wissenschaftlichen und mit der Zivilgesellschaft vernetzten Aktivitäten um, wie sich in kooperativen Lehrangeboten, internationalen Tagungen, gemeinsame Publikationsprojekten oder Expertisen der Mitglieder für politische und gesellschaftliche Institutionen und Gruppen zeigt.