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Innovative Techniken der Neurochirurgie

Text zur Übersicht über das Thema

Neue Wege in der Diagnostik und operativen Behandlung des Hydrozephalus bei Hund und Katze – die Dritt-Ventrikulotomie.


 

Die gegenwärtige Behandlung des Hydrozephalus internus besteht in der Ableitung des überschüssigen Hirnwassers (Liquor zerebrospinalis) über ein Schlauchsystem (so genannter Ventrikulo-peritonealer Shunt), das den Ventrikelraum des Gehirns mit dem Bauchraum verbindet. Für den Großteil der behandelten Tiere ist diese Methode sehr erfolgreich und kann vielen betroffenen Hunden ein „hundewertes Leben“ mit guter Qualität ermöglichen. Allerdings kommt es bei einigen Patienten immer wieder zu Komplikationen. Der Shunt-Anteil, der im Gehirn liegt, kann verstopfen und die Ableitung so unterbinden. Vor allem bei Katzen kommt es in vielen Fällen zu einem Kollaps der Gehirn-Hemisphären, da trotz eines Ventils zu schnell zu viel Flüssigkeit abläuft. Um diese Komplikationen zu vermeiden und noch mehr Patienten eine gute Erfolgsaussicht nach einer Operation zu bieten, versuchen wir die Operationstechnik weiter zu verbessern, bzw. neue Techniken zu entwickeln. 

 

Bei einigen Patienten mit Hydrozephalus wird in der Humanmedizin keine dauerhafte Ableitung der Hirnflüssigkeit über einen Shunt durchgeführt, sondern eine andere Methode angewendet, die ganz ohne Implantate auskommt. Der Hydrozephalus internus kann durch verschiedene strukturelle Abnormalitäten ausgelöst werden. Eine wichtige Form wird durch eine Verengung im Mittelhirn ausgelöst, dem sogenannten Aqueductus (lateinisch für „Wasserleitung)“. Dieser ohnehin enge Kanal kann sich durch ungeklärte Ursachen weiter verengen (man spricht hier von einer Aquaeductus-Stenose) und dem Hirnwasser kaum noch, oder gar keine Abflußmöglichkeit mehr bieten. In der Humanmedizin wird diese Form des Hydrozephalus über einen speziellen endoskopischen Eingriff operiert. Mit einem Mini-Neuroendoskop wird   bei dem eine Öffnung in eine ohnehin dünne Stelle im Boden des dritten Hirnventrikel geschaffen wird. Durch diese „Dritt-Ventriculotomie“ wird der Liquor um die Engstelle herumgeleitet. Diese Methode galt in der Tiermedizin aufgrund anatomischer Unterschiede bisher als nicht durchführbar. Durch die Untersuchung des Gehirns von Hunden mit Hydrozephalus mittels einer virtuellen Endoskopie konnten wir herausstellen, dass bei knapp einem Drittel unserer Patienten eine Dritt-Ventrikulostomie sehr wohl möglich sein müsste. Durch den Einsatz eines Mini-Neuroendoskops aus der Pädiatrie („LOTTA®“) konnten wir den Eingriff an verstorbenen Patienten, die uns für diese Untersuchung zur Verfügung gestellt wurden mit Erfolg durchführen. Gegenwärtig bestimmen wir ebenfalls über die Verwendung virtueller Modelle die optimalen Winkel zum Einbringen des Neuroendoskops sowie die rassespezifischen Orientierungspunkte am Schädel, um die Methode für die Vielzahl der Hunderassen anwendbar zu machen.