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KVV-SoSe 1999

 

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis des Zentrums für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft der Justus-Liebig-Universität Giessen - Sommersemester 1999

 


 

Einmalige Informationsveranstaltung: Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, einmalig am 12.04.99

Philosophie im Sommersemester 1999

 

Veranstalter: Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums


Übersicht über die Veranstaltungen

(Für genauere Informationen auf die gewünschte Veranstaltung klicken)

 
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag
      8.30-10-00 Uhr
Meinhardt
Peter Abälard: Gespräch zwischen einem Philosophen, einem Juden und einem Christen (Sem.)
10-12 Uhr
Becker
Recht und Moral (Sem.)
10-12 Uhr
Seel / Liptow
Über Gewißheit (Sem.)
10-12 Uhr
Kanitscheider
Zensur, Meinungsfreiheit und der öffentliche Frieden (Sem.)
10-12 Uhr
Bertram
Die Sprachphilosophie von Quine und Davidson (Sem.)
12-14 Uhr
Seel
Ästhetik des Erscheinens (Vorl.)

13.45-14.30 Uhr
Seminar zur Vorlesung

12-14 Uhr
Kanitscheider
Das mechanistische Weltbild (Vorl.)

13.45-14.30 Uhr
Seminar zur Vorlesung

12-14 Uhr u.
14-16 Uhr
(14-tägig)

Suchla
Sozialphilosophie (Sem.)

 
14-16 Uhr
Becker
J. Habermas. Der philosophische Diskurs der Moderne (Sem.)
14-16 Uhr
Becker
Philoisophie des 20. Jahrhunderts (Vorl.)
14-16 Uhr
Suchan
Die Naturphilosophie des Aristoteles (Sem.)
16-18 Uhr
Seel
John Searle: Die Konstruktion der sozialen Wirklichkeit (Sem.)

16-18 Uhr
Voland
Leitwissenschaft Biologie? – E.O. Wilsons "Einheit des Wissens" (Sem.)

16-18 Uhr
Becker / Kanitscheider
Virtuelle Realität, Cyberphilosophie und Medien-Ethik (Sem.)
16-18 Uhr
Probst
Einführung in die Metaphysik II: "Die Philosohie ist eigentlich Heimweh" (Sem.)
 
18.00-19.30 Uhr
Voland
Das Handicap-Prinzip (Sem.)
18.00-19.30 Uhr
Voland
Die Menschwerdung des Affen (Biophilosophie II) (Vorl.)

19.30-20.15
Seminar zur Vorlesung

18.00-19.30 Uhr
Meinhardt
Texte über die Liebe. Von Platon bis Buber (Vorl.)

19.30-20.15
Seminar zur Vorlesung

18-20 Uhr
Hedrich
Reduktionismus und Emergenz (Sem.)
Samstag 16-19 Uhr, alle vier Wochen auch in den Semesterferien
Meinhardt
Leibniz: Monadologie
26.-28. Mai 1999
Schapp
Phänomenologie und Geschichtenphilosophie (Blockseminar in Rauischolzhausen)

Philosophisches Kolloquium

Doktorandenseminar

Wetere Veranstaltungen

 


V o r l e s u n g e n


Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie
Philosophie des 20. Jahrhunderts (Existenzphilosophie, Kritische Theorie und Kritischer Rationalismus)
Di 14-16, 2 st, Phil.I: B/9, ab: 13.04.99
Veranstalter: Becker

Die drei Schulrichtungen markieren im deutschen Kontext die wichtigsten philosophischen Positionen in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. Ich werde jede der Schulen in Gestalt ihrer wichtigsten Vertreter vorstellen. Im Rahmen der Existenzphilosophie sind dies Karl Jaspers und Martin Heidegger, im Rahmen der Kritischen Theorie Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse, im Rahmen des Kritischen Rationalismus Karl Popper und Hans Albert. Ich mache anhand repräsentativer Texte aus den Hauptwerken mit den wesentlichen Theorien dieser Denker bekannt.
Die Vorlesung kann auch als Einführung in die Philosophie gehört werden.

Literatur:
Jaspers, K.: Philosophie Bd. 2. Berlin, 1973
Jaspers, K.: Existenzphilosophie. Drei Vorlesungen. München, 1974
Heidegger, M.: Sein und Zeit. Halle, 1927
Bollnow, O. F.: Existenzphilosophie. Stuttgart, 1984
Speck, J. (Hg.): Grundprobleme der großen Philosophen. 
        Philosophie der Gegenwart. Göttingen 1982




Geschichte der Philosophie (Neuzeit)

Das mechanistische Weltbild

 

Di 12-14, 2 st., Phil.I: A/5, ab: 13.04.99

Veranstalter: Kanitscheider

Im Jahre 1687, dem Erscheinungsjahr von Newtons „Mathematischen Prinzipien der Naturlehre“ wird der Grundstein für eine neue Sicht der Welt gelegt, die das gesamte Wissen über Jahrhunderte geformt hat. Experiment und Beobachtung als Erkentnnisquelle, die mathematische Form als Beschreibungsmittel und die logische Deduktion als Methode, um zu neuen kontrollierbaren Phänomenen zu kommen, prägen die wissenschaftliche Rationalität - bis heute. In der technischen Anwendung führte dies mechanistische Denken zur Industrialisierung und damit auch zur entscheidenden Transformation der Gesellschaft. Über die Philosophie fand die Idee des Mechanizismus als prägende Kraft für Kultur und Gesellschaft Eingang in Bereiche, die weit über die enge Naturwissenschaft hinausreichen. Das Aufklärungspotential, das im kausal-mechanistischen Denken enthalten ist, entfaltet seine Wirkung bis in die Gegenwart.

Literatur:
Barrow, J.D.: Die Natur der Natur. Heidelberg 1993
Böhme, G.: Klassiker der Naturphilosophie. München 1989
Cohen, J.B.: Isaac Newtons Papers and Letters on Natural Philosophy 
        and Related Documents, 2n ed. Cambridge 1978
Dijksterhuis, E.J.: Die Mechanisierung des Weltbildes. Berlin 1956
Kanitscheider, B.: Von der mechanistischen Welt zum kreativen 
        Universum. Darmstadt 1993
Leiber, Th.: Kosmos, Kausalität und Chaos. Würzburg 1996
Newton, I.: Mathematische Prinzipien der Naturlehre. Darmstadt 1963
Priestley, J.: The Doctrine of Philosophical Necessity Illustrated. 
        London 1777
Smart, J.J.C.: Our Place in the Universe. Oxford 1989


Diskussionsseminar zur Vorlesung
Di 13.45-14.30, 1 st., Phil.I: C 1/210, ab: 13.04.99
Veranstalter: Kanitscheider

Hier sollen die in der Vorlesung auftretenden Fragen besprochen und weitere sich anschließende, thematisch benachbarte Problemkomplexe geklärt werden.
Das Seminar ist gedacht für alle jene Hörer, die spontan zu dem gerade behandelten Vorlesungsstoff Klärungen und Erklärungen wünschen.


 

Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie (Anthropologie)

Texte über die Liebe. Von Platon bis Buber

 

Mi 18.00-19.30, 2 st., Phil.I: A/3, ab: 14.04.99

Veranstalter: Meinhardt

Hemmnisse, die einen davon abhalten könnten, sich zum Thema „Liebe“ überhaupt zu äußern, gibt es mehr als genug. Josef Pieper, der Autor eines der besten Bücher über dieses Thema, hatte sich lange Jahre geweigert, dazu müsse man erst „weise“ geworden sein. Andererseits - wie soll man über den Menschen reden, ohne sein zentrales Proprium, die Liebesfähigkeit, zu behandeln?
Die Vorlesung unternimmt dieses Wagnis, ermutigt durch eine große Zahl von einschlägigen philosophischen und theologischen (auf die Deutungsangebote der Theologie können wir, zumal bei diesem Thema, nicht verzichten) Texten, die vorgelegt und interpretiert werden.

Literatur:
Pieper, J.: Über die Liebe. München, 1972
Artikel "Liebe" im Historischen Wörterbuch der Philosophie, 
Bd. 5, Sp. 290-328. Dort umfangreiche Literatur-Angaben.
Seminar zur Vorlesung

 

Mi 19.30-20.15, 1 st., Phil.I: C 2/29, ab: 14.04.99

Veranstalter: Meinhardt

Das Seminar zur Vorlesung bietet Gelegenheit zu erweiternder Diskussion und Textlektüre.


 

Geschichte der Philosophie/Spezielle Philosophie

Ästhetik des Erscheinens

 

Mo 12-14, 2 st., Phil.I: A/2, ab: 19.04.99

Veranstalter: Seel

Ästhetische Objekte der Kunst und der Natur sind in der Tradition fast stets von einem Begriff entweder des Seins oder des Scheins her verstanden worden – oder aus einer Kombination dieser beiden Begriffe, wie in Hegels Rede von der Kunst als "sinnlichen Scheinen der Idee" oder in Adornos Wendung von einem "Schein des Scheinlosen". Demgegenüber bringt die Vorlesung den Begriff des Erscheinens als Grundbegriff der ästhetischen Theorie zur Geltung. In einem ersten Teil wird dieser Vorschlag im Blick auf die Ästhetiken von Baumgarten, Kant, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Valéry, Heidegger und Adorno verdeutlicht. Der zweite Teil wird einer systematischen Ausar-beitung der Theorie gewidmet sein.

Literatur:
K. H. Bohrer: Ästhetik und Historismus: Nietzsches Begriff des "Scheins", 
        in: ders., Plötzlichkeit. Zum Augenblick des ästhetischen Scheins. 
        Frankfurt/M., 1981, S. 111-138
A.C. Danto: After the End of Art. Princeton, 1997
Seel, M.: Vor dem Schein kommt das Erscheinen, 
        in: ders., Ethisch-ästhetische Studien. Ffm. 1996, S. 104-125
Diskussionsseminar zur Vorlesung

 

Mo 13.45-14.30, 1 st., Phil.I: C 1/210, ab: 19.04.99

Veranstalter: Seel


Spezielle Philosophie (Biophilosophie)

Die Menschwerdung des Affen (Biophilosophie II)

 

Di 18.00-19.30, 2 st., Phil. I: A/3, ab: 13.04.99

Veranstalter: Voland

Eine möglichst genaue Kenntnis über den stammesgeschichtlichen Vorgang der biologischen Menschwerdung (Hominisation) hilft auf der Suche nach einem naturalistischen Selbstkonzept. Während sich unser Bild über den historischen Verlauf der Stammesgeschichte dank der Fossilfunde zunehmend verdichtet, bleiben die Kausalfaktoren, die die Hominisation vorangetrieben haben, noch weitgehend im dunkeln. Ansätze, um hier zu einer Vermehrung unseres Wissens zu gelangen, stammen u.a. aus der ethologischen und verhaltensökologischen Erforschung rezenter Primatengesellschaften. In der Vorlesung wird es zunächst schwerpunktmäßig um Versuche der Primatenforschung gehen, sozioökologische Modelle für den Hominisationsprozeß zu entwerfen, bevor es dann um die natürlichen Wurzeln jener Merkmale geht, die die vermeintliche Sonderstellung des Menschen begründen, vor allem also der Kognition und der Moral. Vor dem Hintergrund des biologischen Wissens werden abschließend philosophische Anthropologien diskutiert: Ist der Mensch nun ein Mängelwesen oder gar der Megahit der Evolution? Die Vorlesung knüpft an den Stoff aus dem ersten Drittel der Vorlesung "Einführung in die Biophilosophie" im WS 98/99 an.

Literatur:
Cheney, D.L. & Seyfarth, R. M.: Wie Affen die Welt sehen: das Denken 
        einer anderen Art. München/Wien: Hanser, 1994 
Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen (DIFF): 
        Evolution des Menschen (1990) (5 Studienbriefe)
Klein, R. G.: The Human Career: Human Biological and Cultural Origins.
        Chicago/London: University of Chicago Press, 1989
Paul, A.: Von Affen und Menschen - Verhaltensbiologie der Primaten. 
        Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998
Runciman,W.G./Maynard Smith,J.; Dunbar,R.I.M. (eds.): Evolution of 
        Social Behaviour Patterns in Primates and Man. 
        Oxford: Oxford University Press, 1996
Schiefenhövel,W./Vogel,Ch./Vollmer,G./Opolka,U. (Hrsg.): 
        Vom Affen zum Halbgott - Der Weg des Menschen aus der Natur. 
        Stuttgart: Trias, 1994
Sommer, V.: Die Affen - Unsere wilde Verwandtschaft. 
        Hamburg: Gruner & Jahr, 1989
Steele, J./Shennan, St. (eds.): The Archaeology of Human Ancestry - Power, 
        Sex and Tradition. London & New York (Routledge) 1996
Begleitseminar zur Vorlesung

 

Di 19.30-20.15, 1 st., Phil.I: C 1/210, ab: 13.04.99

Veranstalter: Voland

Das Begleitseminar dient der vertieften Diskussion des zuvor in der Vorlesung behandelten Stoffes.

 


 


 

 

S e m i n a r e


Praktische Philosophie (Rechtsphilosopie)
Recht und Moral
Mo 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 19.04.99
Veranstalter: Becker

Dem Seminar liegt die Textsammlung gleichen Namens von N. Hoerster zugrunde. In ihr sind Texte zu den wichtigsten Fragen der Rechts-philosophie enthalten.
Im ersten Teil geht es um Autoren, die sich mit Fragen der Rechtsgeltung beschäftigen: J. Austin, H. Kelsen, G. Radbruch und H.L. A. Hart.
Im zweiten Teil geht es um die <Funktion und moralische Verbindlichkeit des Rechts>, u.a. auch um die Problematik des Naturrechts: V.I. Lenin, J. Messner, N. Hoerster.
Im dritten Teil geht es um das Prinzip der Gerechtigkeit: W.K. Frankena, F.A. von Hayek, J. Rawls.
Im vierten Teil steht das <Problem staatlichen Strafens> im Mittelpunkt: A. Feuerbach, F. Nietzsche.

Literatur:
Hoerster, N. (Hrsg.): Recht und Moral. Texte zur Rechtsphilosophie. 
        Stuttgart: Reclam, 1987



Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie

J. Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne

 

Mo 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 19.04.99

Veranstalter: Becker

Dem Seminar liegt das Buch gleichen Titels zugrunde (erschienen bei Suhrkamp Frankfurt 1985)
Habermas entwickelt darin seine Theorie der <bürgerlichen Gesellschaft> in einer geschichtsphilosophischen Perspektive. Er setzt sich im Zusammenhang damit mit anderen Modernitätstheorien auseinander, u.a. mit den Theorien Nietzsches, derjenigen von Horkheimer und Adorno sowie der von N. Luhmann.
Wir werden im Seminar ausgewählte Textstellen des Buchs von Habermas lesen und diskutieren. Über einige Abschnitte wird in Gestalt von Referaten berichtet.

Literatur:
Habermas, J.: Der philosophische Diskurs der Moderne. Frankfurt, 1985



Ontologie

Virtuelle Realität, Cyberphilosophie und Medien-Ethik

 

Di 16-18, 2 st., Phil.I: C 2/27, ab: 13.04.99

Veranstalter: Becker, Kanitscheider

Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, die virtuelle Realität ist im Kommen. In der klassischen Ontologie spielte die Kategorie des Möglichen eine untergeordnete Rolle, nur dort etwa, wo sich Aristoteles den Kopf zerbrach, was die morgige Seeschlacht für die Struktur der Zeit bedeutet, war davon die Rede. Heute treten die virtuellen Gegenstände des Cyberraumes unübersehbar mit der alt hergebrachten naturalen Realität in Wechselwirkung. Dies ist Grund genug, sich auch aus philosophischer Perspektive Gedanken über den Status und die Rolle der erdachten Welten zu machen.
In der Bewertung der neuen Kommunikationsmedien prallen die Meinungen hart aufeinander: die einen begrüßen emphatisch die „Digitalisierung der Gesellschaft“ (John Barlow), die anderen wollen ein kulturpolitisches Widerstandsprogramm formieren gegen die Entmündigung der Gesellschaft durch die „elektronische Bilderflut“ (Neil Postman).
Aber die elektronische Revolution manifestiert sich ja nicht nur im Informationsstrom, sondern betrifft auch essentielle Charakteristika des Menschen. Auf dem Weg der Substition von Defekten und der Therapeutik altersbedingter Krankheiten durch Implantate beginnt sich die Grenze zwischen Mensch und Maschine zu verwischen. Hybrid-Systeme mit menschlichen und maschinellen Anteilen sind teils Realität (Herzschrittmacher), teils in der Planung. Die Übergänge zwischen beiden Systemarten sind fließend: Ein Cochlea-Implantat läßt Taube wieder hören, ein elektronisches Auge macht Blinde wieder sehen und implantierte Elektroden lassen Querschnittgelähmte wieder gehen. Aber die Technik-Phantasten planen bereits den vollständigen Ausstieg aus dem biologisch bedingten körperlichen Zerfall: der Mensch, dessen Gehirn direkt mit dem Computersystem verbunden ist (Cyborg) sollte im Prinzip ewig weiterleben können. Damit wäre die conditio humana nicht mehr durch die unausweichlichen terrestrischen Randbedingungen seines Daseins bestimmt, sondern zum ersten Mal dem Mensch selbst anheim gestellt, eine Konsequenz von bedeutsamer philosophischer Tragweite.

Literatur:
Gibson, W.: Idoru Rogner Bernhard. Hamburg, 1997
Lübbe,H./Neumann,B.: Informationsgesellschaft Quo vadis? In: Aktuelle 
        Fragen der Politik, Heft 36, St. Augustin, 1996.
Minsky, M.: Mentopolis. Stuttgart: Klett-Cotta, 1994²
Randow, G.: Roboter, unsere nächsten Verwandten. Hamburg: Rowohlt, 1997
Zehnder, H.W.: Gefahr aus dem Cyberspace?: das Internet zwischen 
        Freiheit und Zensur. Basel, 1998
Zittel, Th.: Über die Demokratie in der vernetzten Gesellschaft. 
        In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 10. Oktober 1997.
Chancen und Risiken der Mediengesellschaft. Hrsg. vom Kirchenamt der 
        Evang. Kirche in Deutschland. Hannover/Bonn, 199



Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie/Spezielle Philosophie

Die Sprachphilosophie von Quine und Davidson

 

Do 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 15.04.99

Veranstalter: Bertram

Die Sprachphilosophie von Willard van Orman Quine und seinem Schüler Donald Davidson ist besonders durch die Figur der „radikalen Übersetzung“ bzw. „radikalen Interpretation“ berühmt geworden. Es handelt sich um eine exemplarische Situation, anhand derer der Bezug von Sprache und Welt geklärt werden soll. Sowohl Quine als auch Davidson brechen je auf ihre Weise mit der Annahme, daß die Sprache schlicht auf die Dinge der Welt referiert. Beide prägen dabei Theorien, die die Sprache als etwas behandeln, das der Welt als Ganzheit gegenüber steht. Nur von einem holistischen Verständnis der Sprache her läßt sich demnach deren Verhältnis zur Welt angeben.
In dem Seminar sollen die wichtigsten Texte der beiden Autoren zur Sprachphilosophie gelesen und in ihrer Argumentation erarbeitet und diskutiert werden. Es ist zugleich als Einführung in das Werk der beiden sehr einflußreichen Philosophen gedacht.

Literatur:
A
Willard van Orman Quine: Wort und Gegenstand. 
        Stuttgart: Reclam, 1980
Willard van Orman Quine: Von einem logischen Standpunkt.
        Frankfurt/M.: Ullstein, 1979
Davidson, D.: Wahrheit und Interpretation. 
        Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1990
B
Lauener, H.: Willard van Orman Quine. München: Beck, 1982
Leonardi, P.: On Quine: New Essays. Cambridge: Cambridge UP, 1995
Lepore, E.: u.a. (Hg.): Actions and Events. Perspectives on the 
        Philosophy of Donald Davidson. Oxford: Blackwell, 1992
Picardi, E./ Schulte, J. (Hg.): Die Wahrheit der Interpretation. 
        Beiträge zur Philosophie Donald Davidsons. 
        Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1990
Stoecker, R. (Hg.): Reflecting Davidson. Berlin: de Gruyter, 1993



Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie/Ontologie

Reduktionismus und Emergenz

 

Do 18-20, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 15.04.99

Veranstalter: Hedrich

Besteht unsere Welt 'nur' aus Elementarteilchen? Werden wir irgendwann eine Fundamentaltheorie haben, die diese Substratebene und mit ihr alle Aspekte unserer Welt erklärt? Oder bilden sich vielleicht auf der Basis komplexer Selbstorganisationsprozesse neue Systemeigenschaften heraus, die nicht vollständig mittels eines Substrats, ob aus Elementarteilchen und ihrer Dynamik bestehend oder anders geartet, erfasst werden können? Oder gibt es vielleicht per se keinen originä-ren Zusammenhang zwischen den verschiedenen Systemebenen? Müssen wir vielleicht bis in alle Zeiten mit einem bunten Pluralismus verschiedener schichtenorientierter, vielleicht nur approximativ gültiger Theorien leben?
Das Seminar soll einen Einblick in die Problematik des Reduktionismus sowie ihre ontologischen, epistemologisch-metatheoretischen und methodologischen Aspekte geben.

Literatur:
Ayala,F.J./Dobzhansky,T. (eds.): Studies in the Philosophy of Biology - 
        Reduction and related problems. Berkeley/Los Angeles 1974
Beckermann, A. et al. (eds.): Emergence or reduction - Essays on the 
        prospects of nonreductive materialism. Berlin 1992
Boyd, R.N.: Materialism without Reductionism - What Physicalism does not 
        entail, In: N. Block: Readings in Philosophy of Psychology. 
        Cambridge, Mass. 1980 I, 67-107 
Dürr, H.-P.: Neuere Entwicklungen in der Hochenergiephysik - 
        Das Ende des Reduktionismus. In: Dress,A./Hendrichs,H./Kueppers,G.: 
        Selbstorganisation. Zürich, 1986
Faber, R.J.: Clockwork Garden - On the mechanistic reduction of 
        living things. Amherst, Mass. 1986
Hoyningen-Huene, P.: Zu Problemen des Reduktionismus der Biologie. 
        Philosophia naturalis 22 (1985) 271-286
Kanitscheider, B. (Hrsg.): Materie - Leben - Geist: zum Problem der 
        Reduktion der Wissenschaft. Berlin, 1979
Kemeny,J.G./Oppenheim, P.: On Reduction. Phil. St. 7 (1956) 6-19
Kim, J.: Supervenience, Determination and Reduction. 
        J. Phil. 82 (1985) 616-618 
Koestler,A./Smythies,J.R. (eds.): Beyond Reductionism. London 1969
Krohn,W./Küppers,G. (eds.): Emergenz. Frankfurt, 1992
Smith, J.W.: Reductionism and cultural being. The Hague 1984
Stöckler, M.: Emergenz. Bausteine für eine Begriffsexplikation. 
        Conceptus XXIV/63 (1990) 7-24
Stöckler, M.: A short history of emergence and reductionism. 
        In: E. Agazzi: The problem of reductionism in science. 
        Dordrecht 1991, 71-90



Praktische Philosophie

Zensur, Meinungsfreiheit und der öffentliche Frieden

 

Mi 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 14.04.99

Veranstalter: Kanitscheider

Lukian von Samosata berichtet, daß Alexandros von Abonuteichos einst ein Exemplar der "kuriai doxai", der Hauptlehren des Epikur, auf dem Marktplatz unter Ausrufung eines magischen Fluchrituals auf Feigenholz verbrennen ließ. Rituelle Bücherverbrennung war über weite Zeiträume ein demonstrativer Akt, unliebsame religiöse, philosophische, politische und erotische Schriften wirkungslos zu machen. Nicht immer betraf die Elimination nur die Schriftstücke und nicht alle Autoren hatten das Glück von Pietro Aretino, der auf Grund seiner Sonette die er zu den Kupferstichen des Rafaelschülers Marcantonio Raimondi gedichtet hatte, nur fast erdolcht wurde. An der Geschichte der Zensur spiegelt sich die Inversion dessen wieder, was im Art. 11 der französischen Verfassung von 1791 statuiert wurde: La libre communication des pensées et des opinions est un des droits les plus précieux de l`homme. Das intellektuelle Leben der Universität lebt von der Gedanken-, Meinungs- und Publikationsfreiheit. Der Frage, ob es Grenzen der Meinungsfreiheit geben sollte gegenüber Schriften, die den „öffentlichen Frieden“ gefährden könnten, wird in diesem Seminar, in dem wir historische Ideologiekritik in systematischer Absicht betreiben wollen, nachgegangen.

Literatur:
Berkemeier, K.H.: Zensur in der Bundesrepublik. 
        Frankfurt: Förtner & Kroemer. o.J.
Binder, F.: Der zensierte Dämon: Orkar Panizzas Liebeskonzil und 
        die Mechanismen der Zensur. Egelsbach, 1996
Buschmann, S.: Literarische Zensur in der BRD nach 1945. 
        Frankfurt/M.: Peter Lang, 1997
Englisch, P.: Geschichte der erotischen Literatur. 
        Stuttgart: Julius Püllmann, 1927
Gallmeister, P. (Hrsg.): Das Jahrhundert Voltaires. 
        Salzburg: Moewig, 1989
Göpfert, H.G./Weyrauch: Unmoralisch an sich .... Zensur im 18. und 
        19. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz, 1988
Goulemot, J.M.: Gefährliche Bücher. Hamburg: Rowohlt, 1993
Karst-Staeck, I./Staeck, K.: Verteidigt die Kultur: gegen Zensur - für 
        Meinungsfreiheit. Göttingen: Steidl, 1984
McCarthy/W.v. der Ohe: Zensur und Kultur: zwischen Weimarer 
        Klassik und Weimarer Republik. Tübingen: Niemeyer, 1995
Reinsdorf, C. und P. (Hrsg.): Zensur im Namen des Herrn. 
        Aschaffenburg: Alibri, 1997
Speyer, W.: Büchervernichtung und Zensur des Geistes bei Heiden, Juden 
        und Christen. Stuttgart: Anton Hiersemann Verlag, 1981
Schütz, H.I.: Verbotene Bücher: eine Geschichte der Zensur von Homer 
        bis Henry Miller. München: Beck, 1990
von Ussel, J.: Sexualunterdrückung. Gießen: Focus, 1977



Geschichte der Philosophie (Mittelalter)

Peter Abälard: Gespräch zwischen einem Philosophen,

 

einem Juden und einem Christen

 

Do 8.30-10.00, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 15.04.99

Veranstalter: Meinhardt

Peter Abälards (+ 1142) Toleranzdialog, entstanden auf dem Hintergrund eigener leidvoller Erlebnisse, durch eigene Intoleranz provoziert und entsprechend von anderen erlitten, bietet ein Konzept, das gegenseitige Akzeptanz ermöglicht, ohne den Verzicht auf eine objektive Wahrheit. Gängiges Mittelalter-Verständnis erwartet so etwas nicht im 12. Jahrhundert. Das Seminar bietet somit Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen historischen Bewußtseins und, falls man dazu bereit ist, zur Relativierung unserer neuzeitlichen Selbstüberschätzung.

Weitere Literatur:
Abailard, P.: Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen, 
        lat./dt. von H.W. Krautz. Darmstadt: WBG, 1995. (Zur Anschaffung empfohlen)
Artikel "Abaelard" im Lexikon des Mittelalters und in der
        Theologischen Real-Enzyklopädie



Theoretische Philosophie/Metaphysik/Didaktik

Einführung in die Metaphysik II

 

"Die Philosophie ist eigentlich Heimweh"

 

Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, ab: 14.04.98

Veranstalter: Probst
Literatur:
Heidegger, M.: Die Grundbegriffe der Metaphysik.
      Gesamtausgabe Bd. 29/30. Verlag Klostermann.

Phänomenologie und Geschichtenphilosophie
(Blockseminar)
26.-28.05.99, Rauischholzhausen
Veranstalter: Schapp

Auf dem Seminar soll die klassische Phänomenologie Edmund Husserls aus seiner Göttinger Zeit und dann die Geschichtenphilosophie Wilhelm Schapps erarbeitet werden. Behandelt werden aber auch Autoren aus dem weiteren Umfeld von Phänomenlogie und Geschichtenphilosophie, vor allem Reinach, Conrad-Martius, Lübbe, Ricoeur, Rorty. Es werden etwa zehn Referate vergeben.
(Aushang ab Mitte Januar 1999).


Erkenntnistheorie und Ontologie
John Searle: Die Konstruktion der sozialen Wirklichkeit
Mo 16-18, 2 st., Phil I: C1/3, ab: 19.04.99
Veranstalter: Seel

In welchem Sinn sind Heiraten, Streiks, Pokalendspiele, Prüfungsergebnisse, Beleidigungen, Liebeserklärungen etc. wirklich, verglichen mit derjenigen Wirklichkeit, die Gegenstand "harter" naturwissenschaftlicher Forschungen sind? Was unterscheidet soziale Tatsachen von Naturtatsachen? In diesem Lektüreseminar soll ein neues Buch des amerikanischen Philosophen John Searle diskutiert werden, das den Anspruch erhebt, eine umfassende Theorie kultureller und sozialer Wirklichkeit zu entwerfen.

Literatur:
Searle, J.R.: Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit. 
        Zur Ontologie sozialer Tatsachen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1997
Searle, J.R.: The Construction of Social Reality. New York/London: 
        The Free Press, 1995
Searle, J.R.: Intentionalität: Eine Abhandlung zur Philosophie des Geistes. 
        Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1987
Searle, J.R.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. 
        Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1974



Erkenntnistheorie/Spezielle Philosophie/Geschichte der Philosophie

Über Gewißheit

 

Di 10-12, 2 st., Phil.I: C 2/30, ab: 13.04.99

Veranstalter: Seel/Liptow

          »Wer an allem zweifeln wollte, der würde auch nicht bis
          zumZweifel kommen. Das Spiel des Zweifelns selbst setzt
          schon die Gewißheit voraus.«
          (Ludwig Wittgenstein, Über Gewißheit)
Seit Descartes in seinen Meditationen das systematische Zweifeln als eine philosophische Methode etabliert hat, den Fundamenten unseres Wissens über uns und die Welt auf die Spur zu kommen, sind die Begriffe des Zweifels und der Gewißheit von besonderem philosophischen Interesse. An sie knüpfen sich etwa folgende Fragen: Ist es möglich, unsere Überzeugungen – oder zumindest bestimmte unserer Überzeugungen – auf ein Fundament unbezweifelbarer Gewißheiten zu grün-den? Können wir erst dann sagen, daß wir etwas wissen, wenn wir über ein solches Fundament verfügen? Oder ist nicht im Gegenteil der Gedanke eines radikalen Zweifelns selber unverständlich? Muß Wissen nicht vielleicht ohne ein Fundament letzter Gewißheiten auskommen?
Im Seminar sollen diese Fragen anhand dreier herausragender Positionen diskutiert werden. Besprochen werden zunächst die klassische Exposition des Themas in Descartes' Meditationen und G.E. Moores Zurückweisung des Descartschen Zweifels unter Berufung auf den common sense. Im Zentrum des Seminars soll dann Ludwig Wittgensteins Text Über Gewißheit stehen, der eine für die gegenwärtige Philosophie maßgebliche Konzeption eines Wissens ohne letzte Fundamente entwickelt.

Literatur:
Descartes, R.: Meditationen über die Grundlagen der Philosophie. 
        Meditationes de prima philosophia. (Latein.-Dtsch.), 3. Aufl. 
        Hamburg: Meiner, 1992
Moore, G.E.: Eine Verteidigung des Common Sense, in: ders., 
        Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze, 
        Frankfurt/Main, 1969, 113-151
Moore, G.E.: Beweis einer Außenwelt, in: ders., 
        Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze, 
        Frankfurt/Main, 1969, 153-184
Wittgenstein, L.: Über Gewißheit, in: ders., Über Gewißheit. 
        Werkausgabe Bd. 8, Frankfurt/Main, 1984, 113-257



Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie

Die Naturphilosophie des Aristoteles

 

Do 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 15.04.99

Veranstalter: Suchan

Im Unterschied zur Naturphilosophie der Vorsokratiker versucht Aristoteles nicht, die Natur als ganze (deduktiv aus abstrakten Prinzipien) zu erklären; vielmehr entwickelt er eine Theorie der veränderlichen Einzeldinge, die an die Alltagssprache und die Erfahrung anknüpft. Grundlegend für seine Philosophie ist dabei eine adäquate Erfassung der natürlichen Prozesse und deren Ursachen, so daß seine naturphilosophischen Reflexionen in eine Lehre über die allgemeinen Prinzipien der natürlichen Welt münden.
In der Naturphilosophie behandelt Aristoteles Gegenstände mit selbständiger Existenz, die sich verändern können, d.h. wesentlich prozeßhaft sind. Neben grundlegenden Überlegungen zu seinem damit verbundenen Naturverständnis und dessen Bedeutung für das Gesamtwerk stehen im Mittelpunkt des Seminar die aristotelischen Analysen der Begriffe Raum, Zeit, Werden, Leben, Ort, Leere, Materie, Energie u.a.

Wer sich für die inhaltliche Gestaltung des Seminars und/oder die Übernahme eines Referates interessiert, möge bitte am Donnerstag, den 11. Februar, um 13:45 Uhr zu einer Vorbesprechung in Raum C 210 (Philosophikum I) kommen.

Nähere Informationen unter http://www.uni-giessen.de/~gde9/seminare/arist.htm

Literatur:
Bröcker, W.: Aristoteles. Frankfurt: Klostermann, 1957
Craemer-Ruegenberg, I.: Die Naturphilosophie des Aristoteles. 
        Freiburg: Alber, 1980
Düring, I.: Aristoteles. Heidelberg: Winter, 1966
Seeck, G.A. (Hrsg.).: Die Naturphilosophie des Aristoteles. 
        Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1975
Seidl, H.: Beiträge zu Aristoteles´ Naturphilosophie. 
        Amsterdam: Rodopi, 1995
Wieland, W.: Die aristotelische Physik. 
        Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1962



Praktische Philosophie

Sozialphilosophie

 

Mi 12-14, 2 st., Phil.I: A5, Mi 14-16, 2 st., Phil I: A3, ab: 14.04.99

Veranstalter: Suchla

Anhand der 1998 erschienenen „Sozialethik“ Kerbers werden Organisations-, Rechts- und Ordnungsprinzipien des Sozialen systematisch erarbeitet und erörtert. Das Ziel besteht darin, den Horizont dringender sozialer Probleme der Gegenwart - etwa: Sicherheit des Arbeitsplatzes, Arbeits(platz)qualität, Ohnmacht der traditionellen Gewerkschaften im Zuge der Globalisierung der Arbeitsmärkte - fachlich zu zementieren.
Die Anschaffung der „Sozialethik“ Kerbers wird empfohlen.

Nähere Informationen unter http://www.uni-giessen.de/~gde9/seminare/arist.htm
Literatur:
Kerber, W.: Sozialethik, = Grundkurs Philosophie 13,
        Stuttgart/Berlin/Köln, 1998
 


Erkenntnistheorie/Theoretische Philosophie/Spezielle Philosophie
Leitwissenschaft Biologie? - E. O. Wilsons ‘Einheit des Wissens’
Mo 16-18, 2 st., Phil.I: C 1/3, ab: 19.04.99
Veranstalter: Voland

Dem vielzitierten Slogan von den beiden Kulturen Natur- und Geisteswissenschaften, die sich kaum mehr verstünden, stellt Edward O. Wilson in seinem Buch "Die Einheit des Wissens" eine provokante These gegenüber: Die Naturgeschichte des Menschen begründe eine natürliche Einheit des Wissens. Wissenschaftliche Bemühungen in Soziologie, Ökonomie, Philosophie, Kulturanthropologie und in vielen anderen Fächern müßten notwendigerweise solange defizitär bleiben, wie ihre Paradigmen keinen Anschluß an die Biologie des Menschen fänden. Biologie sei "natürlich" die Leitwissenschaft für alle Kulturwissenschaften. Was steckt hinter dieser Idee: hahnebüchener Reduktionismus, wissenschaftlicher Imperialismus oder ein gut begründetes und vielversprechendes Forschungsprogramm?

Literatur:
Wilson, E.O.: Die Einheit des Wissens. Berlin: Siedler, 1998

Spezielle Philosophie (Biophilosophie)
Das Handicap-Prinzip
Mo 18.00-19.30, 2 st., Phil.I: C1/210, ab: 19.04.99
Veranstalter: Voland

Das biologische Evolutionsgeschehen maximiert genetische Fitneß und dies auf eine konsequent ökonomische Art und Weise: Gewinnsteigerung bei Kostenminimierung. Für luxurierende Entwicklungen, also solche Merkmale, die dem Effizienzprinzip zuwiderzulaufen scheinen, weil sie sehr teuer in der Herstellung sind ohne daß ein Fitneßnutzen erkennbar wäre, besteht Erkärungsbedarf. Zwar vermag die Theorie der sexuellen Selektion zu zeigen, wie derartige Merkmale, wie beispielsweise Prachtgefieder, nachdem sie erst einmal in die Welt gekommen sind, dauerhaft Bestand haben. Sie vermag aber bislang nicht gut zu erklären, warum überhaupt Arten in aufwändige Strukturen, prächtige Farbmuster oder altruistische Sozialbeziehungen investieren. Warum benachteiligen sie sich offensichtlich im Darwinischen Fitneßrennen mit selbstgemachten Handicaps? Die kurze Antwort lautet: "Um anzugeben". Im Seminar werden wir besprechen, wie die lange Antwort aussieht, wie sich die Idee vom Handicap-Prinzip in bestehende Konzepte der Evolutionstheorie einfügt, welche biologischen Phänomene (in Morphologie und Verhalten) das Handicap-Prinzip zu erklären vorgibt, welche Rolle es möglicherweise in der Evolution des Menschen gespielt haben könnte und schließlich wie das Handicap-Prinzip nach einer neuen Theorie tierlicher und menschlicher Kommunikation verlangt.

Literatur:
Zahavi, A./Zahavi, A.: The Handicap Principle - A Missing Piece of 
        Darwin's Puzzle. New York: Oxford University Press, 1997

O b e r s e m i n a r e


Leibniz: Monadologie
Sa 16-19, alle 4 Wochen, jeweils nach Vereinbarung, auch in den Semesterferien.
Veranstalter: Meinhardt

Dieses Oberseminar ist ein „Privatissimum“ im Verständnis der alten Universität, kein „Privatvergnügen“, sondern ein gemeinsames dialogisches Bemühen, keine „Lehrveranstaltung“ eines dozierenden Professors, sondern interpretierendes Bemühen um den Text, ohne Semesterbindung, ohne Stoffbewältigungszwang, ein interpersonales Bemühen um durch den Text vermittelte Erkenntnis (vgl. Platons VII. Brief). Wer dennoch, noch im Studium, einen „Schein“ braucht, erhält ihn selbstverständlich zu den üblichen Konditionen.
Neue Mitglieder sind willkommen, eine Vorstellung in der Sprechstunde wäre sinnvoll.

Anmeldung in der Sprechstunde


Philosophisches Kolloquium
siehe Aushang sowie Internet
Veranstalter: Becker, Kanitscheider, Meinhardt, Seel, Voland


Doktorandenseminar
jeweils nach Vereinbarung
Veranstalter: Becker, Kanitscheider, Seel, Voland

 


 


W e i t e r e V e r a n s t a l t u n g e n


 

Anleitung zu philosophischer Lektüre (individuelle Beratung)

Mo 16-17, 1 st., Phil.I: C 1/205, ab 19.04.99: Becker

Mi 15-16, 1 st., Phil.I: C 1/212, ab 14.04.99: Kanitscheider

Mi 15.30-16.30, 1 st., Phil.I: C 2/231, ab 14.04.99: Meinhardt

Mo 15-16, 1 st., Phil.: I C 1/211, ab 19.04.99: Seel

Mo 12-13, 1 st., Phil.I: C 1/208, ab 19.04.99: Voland

 


VORTRÄGE DES ZENTRUMS FÜR PHILOSOPHIE
siehe Plakate sowie Internet

 


Alle Lehrveranstaltungen des Zentrums für Philosophie sind auch für das L 3-Studium der Philosophie nach der neuen Rahmenprüfungsordnung (Stand 04.08.1994) geeignet, die in ihnen erworbenen Studien- und Leistungsnachweise werden anerkannt.

 


 

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Erstellt am Donnerstag, den 4.2.1999, vom Philosophiemeister