Inhaltspezifische Aktionen

KVV-WiSe 2000/01

 

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2000/2001

 


Einmalige Informationsveranstaltung
:
Philosophie im Wintersemester 2000/2001
Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, 16.10.2000
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums

zugleich 1. Sitzung des propädeutischen Seminars. Das "Propädeutische Seminar" ist als Einführung in die Philosophie für Hörer aller Fachbereiche gedacht und dient dazu, einen Überblick über folgende Teildisziplinen der Philosophie zu geben: Philosophiegeschichte, Geschichtsphilosophie, Logik, Hermeneutik, Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie und Philosophie der Biowissenschaften, Anthropologie, Ontologie, Metaphysik, Ethik und Rechtsphilosophie, Politik, Ästhetik, Religionsphilosophie (detaillierte Terminübersicht ist im Zentrum für Philosophie erhältlich; siehe auch Aushang bei den einzelnen Fachbereichen).

V o r l e s u n g e n

 

Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie:
Theorien der Gerechtigkeit in Antike und Mittelalter
Mi 14-16, 2 st., Phil.I: C/3, Beginn 18.10.2000
Horn

Der Gerechtigkeitsbegriff nimmt in unserem evaluativen Vokabular eine zentrale Stellung ein; er spielt für unser moralisch-normatives Bewußtsein eine herausragende Rolle. Mit seiner Hilfe bringen wir einige unserer grundlegendsten normativen Intuitionen zum Ausdruck. Dies zeigt sich bereits an der enormen Streubreite seiner Anwendbarkeit. Auf der Grundlage des Gerechtigkeitsbegriffs kennzeichnen wir Personen und Personengruppen, sodann Handlungen, Verhaltensweisen und Charaktere, weiterhin Urteile, Einschätzungen und Wertungen, außerdem Verfahren, Regeln sowie Gesetze und nicht zuletzt soziale Institutionen, politische Zustände und ganze Gesellschaftsordnungen. Eine wichtige weitere Verwendung ist diejenige, bei der wir das Verhältnis von Gabe und Gegengabe, eine Belohnung oder eine Strafe als gerecht oder ungerecht bezeichnen. Nicht selten gebrauchen wir den Begriff schließlich für das Resultat eines Sportwettkampfs oder eines Bewerbungsverfahrens, für den schicksalhaften Verlauf eines menschlichen Lebens oder gar im Blick auf den Gesamtzustand des Universums (wenigstens soweit dieser uns selbst betrifft). Die Stellung des Gerechtigkeitsbegriff für unsere normative Alltagsorientierung, und zwar beginnend mit dem Kleinkindalter, ist so fundamental, daß nicht wenige Theoretiker die These vertreten haben, im Gerechtigkeitsbegriff liege sogar der Kern unserer normativen Orientierung, nicht in den Begriffen gut, richtig, nützlich, vorteilhaft, Gebot, Pflicht, Gesetz oder Tugend. Ich halte diese Überzeugung, für die sich u.a. John Rawls anführen lässt, nicht für zutreffend; um dem Gerechtigkeitsbegriff systematisch näher zu kommen, soll in dieser Vorlesung der Umweg über die Sichtung historischer Positionen aus Antike und Mittelalter beschritten werden.

Literatur:
Assmann, J. u.a. (Hgg.): Gerechtigkeit. München, 1998.
Hauser, R. u.a.: Art. Gerechtigkeit, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, S. 329 ff.
Loos, F./Schreiber, H.-L.: Art. Gerechtigkeit, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. V, S. 231 ff.


Theoretische Philosophie:
Kosmologie zwischen Mythos und Physik
Di 12-14, 2 st., Phil.I: A/5, Beginn 17.10.2000
Kanitscheider

Kosmogonische und kosmologische Mythen bilden den Anfang der begrifflichen Erfassung der Welt im ganzen. Diese mythischen Berichte transformieren sich ca. 600 v. d. Z. in rationale metaphysische Gedankengebäude. Danach verbindet sich die Kosmologie mit der beobachtenden Astronomie und wird damit eine auch empirisch kontrollierbare Wissenschaft. In der Neuzeit wird die Erforschung der Welt im Großen auf die physikalischen Gesetze der klassischen Mechanik und Gravitationstheorie aufgebaut und im 20. Jahrhundert dann auf Einsteins relativistische Feldgesetze, so wie jüngst auch auf die Quantenmechanik. Die begrifflichen und erkenntnistheoretischen Wandlungen, die mit diesem Übergang von mythischer Weltvorstellung zur Quantenkosmologie verbunden sind, werden Gegenstand dieser Vorlesung sein.

Literatur:
Bertoli, F./Curi, N.: The Anthropic Principle. Cambridge UP, 1993.
Fernández-Rañada
: Los Muchos Rostros de la Ciencia. Nobel Oviedo, 1995.
Greene, B
.: Das elegante Universum. Berlin, 2000.
Hawking, St./Penrose, R
.: Raum und Zeit. Hamburg: Rowohlt, 1998.
Kanitscheider, B
.: Kosmologie. 2. Aufl. Reclam, 1991.
Leslie, J
.: Universes. London: Routledge, 1989.
Munitz, M.K
.: Theories of the Universe. New York: Free Press, 1957.
Smart, J.J.C
.: Our Place in the Universe. Oxford: Blackwell, 1989.
Stöckler, M
.: Der Riese, das Wasser und die Flucht der Galaxien. Frankfurt/Main, 1990.


Diskussionsseminar zur Vorlesung
Di 1345-1430, 1 st., Phil.I: C 1/210, Beginn 17.10.2000
Kanitscheider

Hier werden die in der Vorlesung vorgetragenen theoretischen Zusammenhänge durch weitere Beispiele, Gedankenexperimente und Anwendungen vertieft. Der Besuch dieses übungsartigen Seminars erspart Mühe beim Studium der Mitschrift und erleichtert den Zugang zu den Prüfungen.


Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie:
Zentrale Begriffe und Termini der Philosophie (Ethik, Logik, Erkenntnistheorie)
Mi 18s.t.-19:30, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 18.10.2000
Meinhardt

Wie jede Wissenschaft hat auch die Philosophie ihre Fachsprache, mit der umzugehen man lernen muß, wie ein Handwerker den Gebrauch seiner Werkzeuge. Die Vorlesung wird grundlegende Begriffe aus der Philosophie vorstellen, aus ihrer historischen Genese ihre heutige Bedeutung und Verwendung erklären.
Das ist zunächst als Einstiegshilfe für Studienanfänger oder für sonst an Philosophie Interessierte, bietet aber auch Gelegenheit für "gestandene Philosophen", ihr oft zu selbstverständliches begriffliches Instrumentarium kritisch zu reflektieren.
Die Vorlesung setzt die des Sommersemesters fort, aber auf anderen Gebieten, Neueinstieg ist also möglich und sinnvoll.

Literatur:
Alle Wörterbücher der Philosophie


Seminar zur Vorlesung
Mi 19:30-20:15, 1 st., Phil.I: C 2/29, Beginn 18.10.2000
Meinhardt

Das sich an die Vorlesung anschließende Seminar lädt ein zur Diskussion des Vorlesungsstoffes und zu vertiefender Textlektüre.


Praktische Philosophie:
Grundzüge der Rechtsphilosophie
Mi 10-12, 2 st., Juridicum, HS, Begin: 18.10.2000
Schapp

Die Frage nach der Gerechtigkeit des Rechts, insbesondere der Gesetze, ist von der Frage der richtigen Anwendung des Rechtes durch den Richter zu unterscheiden. Die erste Frage wird von der Rechtsphilosophie, die zweite von der Methodenlehre des Rechts beantwortet. Die Rechtsphilosophie ihrerseits basiert auf der Ethik und damit auf dem zentralen Fach der allgemeinen Philosophie. In der Vorlesung "Grundzüge der Rechtsphilosophie" wird unter diesem Aspekt ein Überblick über die Geschichte der abendländischen Philosophie gegeben. Zur Darstellung kommen die Systeme der Ethik und damit auch des Rechts einiger großer Denker - vor allem Plato, Augustin, Hobbes, Kant und Hegel. Dem schließt sich eine Darstellung der modernen Strömungen in der Rechtsphilosophie an, die an die Grundüberzeugungen der klassischen Philosophie anknüpfen.

Literatur:
Schapp, Jan: Freiheit, Moral und Recht, 1994.
Schapp, Jan
: Methodenlehre des Zivilrechts, 1998.


Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie:
Bestimmen und Bestimmtwerden
Mo 12s.t.-13:30, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 23.10.2000
Seel

Die Polarität von Bestimmen und Bestimmtwerden benennt eine Grundspannung der menschlichen Situation. Wir können nicht bestimmen und erst recht: wir können uns nicht bestimmen, ohne vielfach bestimmt zu sein und vielfach bestimmt zu werden. Alle Festlegungen unseres Meinens und Wollens spielen sich in Zusammenhängen eines letztlich unübersehbaren Bestimmtwerdens (durch die Welt, die Anderen und die Medien unseres Bestimmens) ab. Daraus ergibt sich die Frage, wie denn ein ungezwungenes menschliches Erkennen und Handeln überhaupt möglich ist. - Nach einer historischen Einleitung, die das Thema mit Kant und Fichte, Nietzsche und Heidegger beleuchten wird, werde ich dieser Frage eine systematische Erörterung widmen. Sie soll einmal einen Begriff menschlicher Praxis entwickeln, der hinter die übliche Unterscheidung von theoretischer und praktischer Philosophie zurückreicht. Zum andern soll ein Verständnis von Selbstbestimmung gewonnen werden, das den aktiven und passiven Komponenten der menschlichen Orientierung gleichermaßen gerecht wird. Sich bestimmen zu lassen nämlich schließt die Fähigkeit ein, sich bestimmen zu lassen.


Diskussionsseminar zur Vorlesung

Mo 13:30-14:15, 1 st., Phil I: A/3, Beginn 23.10.2000
Seel

 

S e m i n a r e

 

Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie:
Philosophische Grundbegriffe
Mo 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 23.10.2000
Becker

Das Seminar hat einführenden Charakter. Ihm liegt das Buch von Rafael Ferber "Philosophische Grundbegriffe" zugrunde. Wir werden eine Kapitelauswahl lesen und diskutieren, so die Kapitel, die sich mit der philosophischen Analyse der Begriffe 'Sprache' und 'Erkenntnis' befassen. Unter diesen Titeln werden die wesentlichen Fragestellungen der Sprachphilosophie und der Erkenntnistheorie behandelt. Weitere philosophische Begriffe von zentraler Bedeutung sind 'Wahrheit', 'Sein' und das 'moralisch-Gute'. Auch über sie werden wir auszugsweise reden. Das Seminar ist für Anfänger gedacht. Scheine können durch eine Klausurarbeit am Ende des Semesters erworben werden. Die Anschaffung des Textes wird empfohlen.

Literatur:
Ferber, R.: Philosophische Grundbegriffe. Eine Einführung. Beck'sche Reihe Nr. 4016, Beck-Verlag, München, 1998.


Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie (Ethik):
Der Begriff der Dialektik (Plato, Hegel, Marx)
Di 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 17.10.2000
Becker

Die Geschichte des Begriffs der Dialektik beginnt mit der antiken Philosophie. Bei Plato und Aristoteles ist sie der zentrale Methodenbegriff im Hinblick auf die Gewinnung von Erkenntnis. In der neuzeitlichen Philosophie bezeichnet der Begriff bei Hegel und Marx die ausschlaggebende philosophische Methode. Hegel verwendet sie zur Konstruktion einer 'Philosophie des absoluten Geistes', bei Marx spielt sie die entscheidende Rolle in der ökonomischen Werttheorie.
Grundlage der Diskussion im Seminar, das sich an Fortgeschrittene richtet, sind ausgewählte Texte der großen Denker, bei Plato Auszüge aus einigen Dialogen, bei Hegel aus 'Phänomenologie des Geistes' und 'Wissenschaft der Logik' und bei Marx aus 'Das Kapital'. Scheine können durch Referate als Hausarbeiten erworben werden.

Literatur:
Becker, W.: Idealistische und materialistische Dialektik. Stuttgart 1970.
Popper, K.R
.: What is Dialectic? in ders.: Conjectures and Refutations, London 1969.
Röd, W
.: Dialektische Philosophie der Neuzeit, München 1974.
Simon-Schäfer, R
.: Dialektik. Kritik eines Wortgebrauchs. Stuttgart 1973.


Theoretische Philosophie
Die Einheit der Natur
Di 16-18, 2 st., Phil.I: C 2/27, Beginn 17.10.2000
Becker / Kanitscheider

Den Gedanken der Einheit der Wissenschaft kann man auf drei verschiedenen metatheoretischen Reflexions-Ebenen verfolgen. Aus ontologischer Sicht besagt sie, dass die Welt ein einziges gesetzesartig zusammenhängendes System ist. Dieses kann zwar viele Komplexitäts-Niveaus besitzen, aber alle Teile - eingeschlossen das Tier Mensch - sind in den Gesamtverband der Realität verwoben.
Epistemologisch bedeutet die Einheit der Wissenschaft, dass auch das Erkennen - als reale kognitive Wechselwirkung gefasst - ein Element der Natur ist.
Methodologisch meint Einheit der Wissenschaft die intersubjektive Mittelbarkeit und die subjektunabhängige Objektivität unseres Wissens über das System Welt. Ein starker Hinweis auf eine tatsächliche Einheitlichkeit der Natur liefert der Gedanke einer durchgängigen Kette von Evolutions-Schritten aller Teilsysteme des Universums. Wenn dieser Organisationszusammenhang nachweisbar besteht, müsste sich die Einheit der Natur in einer Einheit der Wissenschaft spiegeln.

Literatur:
Carnap, R.: Logical Foundations of the Unity of Science. Int. Enc. Of Unified Science I, 1, 1938.
Neurath, O
.: Gesammelte philosophische und methodologische Schriften (hrsg. v. R. Haller und H. Rutte), Wien, 1981.
Saltzer, W
. (Hrsg): Zur Einheit der Naturwissenschaften. Darmstadt, 1990.
Schlosser, G.: Einheit der Welt und Einheitswissenschaft. Braunschweig, 1993.
Vollmer, G.: Die Einheit der Wissenschaft in evolutionärer Perspektive; in ders: Was können wir wissen? Stuttgart, 1986, S. 163-199.
Weinberg, St.: Der Traum von der Einheit des Universums. München, 1993.
von Weizsäcker, C.F.: Die Einheit der Natur. München, 1971.
ders: Zeit und Wissen, München 1992.


Forschungskolloquium
Mi 12-14, 2st., Phil.I: C 2/210, Beginn 18.10.2000
Becker


Geschichte der Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Didaktik:
Pragmatismus
Mo 16-18, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 23.10.2000
Bertram / Liptow

Pragmatismus ist eine in der amerikanischen Philosophie des vergangenen Jahrhunderts begründete philosophische Strömung, die zunehmend an Einfluß gewonnen hat. Eine ihrer Grundthesen besagt, dass das grundlegende Weltverhältnis des Menschen nicht in seinem erkennenden Zugang zu der Welt, sondern seinem handelnden Umgang in ihr besteht. Begiffe haben demnach nur insofern eine Bedeutung, als sie für das menschliche Tun relevant sind. Das gilt insbesondere auch für philosophische Begriffe wie das Wahre, das Gute oder das Schöne. In allen Versuchen, die Philosophie auf ein nachmetaphysisches Denken zu verpflichten, spielen gedankliche Figuren dieser Art eine große Rolle. Pragmatistische Züge lassen sich in fast allen Positionen gegenwärtigen Philosophierens ausmachen.
Das Seminar wird den Pragmatismus in einer Lektüre grundlegender Texte vorstellen. Wir wollen versuchen, uns gemeinsam die zentralen Ideen dieser philosophischen Schule zu erarbeiten. Dabei soll vor allem die ›Gründerzeit‹ des Pragmatismus (Pierce, James, Dewey) zu Wort kommen.
Das Seminar ist für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet.

Literatur:
Dewey, J.: Erfahrung und Natur. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1995.
Dewey, J.: Die Suche nach Gewissheit. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1998.
James, W.: Was ist Pragmatismus? Weinheim: Beltz, 1994.
James, W.: Der Pragmatismus. Hamburg: Meine, 1994.
Martens, E. (Hg.): Pragmatismus. Ausgewählte Texte. Stuttgart: Reclam, 1975.
Nagl, L.: Pragmatismus. Frankfurt/M.: Campus, 1998.
Pierce, Ch. S.: Pragmatismus: ausgewählte Texte. Stuttgart: Reclam, 1992.
Pierce, Ch. S.: Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus, hgg. von K.-O. Apel. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1991.
Putnam, H.: Pragmatismus - eine offene Frage. Frankfurt/M.: Campus, 1995.
Rorty, R.: Consequences of Pragmatism. Essays 1972-1980. Mineapolis: Univ. of Minnesota Press, 1982.
Rorty, R.: Der Spiegel der Natur. Eine Kritik der Philosophie. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1987.


Logische Propädeutik (Einführung):
Einführung in die formale Logik
Fr 12:15-14:30, 3 st., Phil.I: C1/3, Beginn 20.10.2000
Hollenhorst

Die Logik befasst sich, grob gesprochen, mit Regeln für die Umformung von Aussagen zu dem Zweck, aus gültigen Aussagen weitere gültige abzuleiten. Zunächst werden diese Regeln als Kalkül dargestellt; dabei wird der Aussagenkalkül (Verknüpfung von Aussagen z.B. durch "und" bzw. "oder") und der Prädikatenkalkül (z. B.: Alle A sind B. Einige A sind B.) behandelt. Anschließend ist zu untersuchen, inwieweit die Verwendung dieser Regeln garantiert, dass so abgeleitete Aussagen gültig sind.
Überall, wo man argumentiert oder etwas beweist, sei es im Alltagsleben oder in der Wissenschaft, sind die Regeln der Logik relevant; so ist z.B. die Logik die Methode der Mathematik. Auch in der Informatik spielt sie an vielen Stellen (Schaltalgebra, Programmiersprachen, Datenbankabfrage, Logik-Programmierung, Automatisches Beweisen) eine wichtige Rolle.

Literatur:
Carnap, R.: Symbolische Logik. Wien/New York: Springer, 1954.
Haas, G.: Konstruktive Einführung in die formale Logik. Mannheim/Wien/Zürich: Bibliographisches Institut, 1984.
Hermes, H.: Einführung in die mathematische Logik. Stuttgart: Teubner; 1968.
Hoyningen-Huene, P.: Formale Logik - eine philosophische Einführung. Stuttgart: Reclam, 1998.
v. Kutschera, F./Breitkopf, A.: Einführung in die moderne Logik. Freiburg/München: Alber, 1971 (Fernsehkolleg).
Lorenzen, P.: Formale Logik. Berlin: de Gruyter; 1958 (Sammlung Göschen).


Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie:
Aristoteles, Nikomachische Ethik (2. Teil)
Do 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, 19.10.2000
Horn

Der zweite Teil des Seminars setzt die Veranstaltung aus dem Sommersemester fort, kann aber auch von neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht werden. Es geht um die Bücher V bis X der Nikomachischen Ethik; deren zentrale Themen sind die Gerechtigkeit und ihre Formen (Buch V), die dianoetischen Tugenden und die praktische Klugheit (phronêsis) (Buch VI), das Phänomen der Willensschwäche und seine möglichen Erklärungen (Buch VII), die angemessene Interpretation der Lust (Bücher VII und X), eine philosophische Theorie der Freundschaft (philia) (Bücher VIII-IX) und schließlich die Bedeutung der philosophischen Lebensführung (bios theôrêtikos) für ein gelingendes Leben (eudaimonia). Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

Literatur:
Als Übersetzung sollte der Text von F. Dirlmeier, Stuttgart 1969 ff. (Reclam) verwendet werden.
Dirlmeier, F.
: Nikomachische Ethik. Berlin/Darmstadt, 9. Aufl. 1991.
Gauthier, R.A./Jolif, J.Y
.: Aristote. L'Ethique à Nicomaque, 2 Bde. Louvain/Paris, 1958/59.
Hardie, W.F.R.
: Aristotle's Ethical Theory. Oxford, 1968.
Höffe, O.
(Hg.): Aristoteles, Nikomachische Ethik. Berlin, 1995.
Kenny, A
.: The Aristotelian Ethics. Oxford, 1978.
Kraut, R
.: Aristotle on the Human Good. New Jersey, 1989.
Urmson, J.O
.: Aristotle's Ethics. Oxford, 1988.


Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie:
Platon, Gorgias
Do 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/210, 19.10.2000
Horn

Im Dialog Gorgias setzt sich Platon mit dem Anspruch der zeitgenössischen Rhetorik auseinander, in Fragen einer Bestimmung zentraler Güter und der angemessenen Lebensführung kompetent zu sein. Was Platon den Sokrates gegen seine drei sophistischen Gesprächspartner einwenden lässt, ist für die weitere Geschichte der Moralphilosophie von einiger Bedeutung: (1) Sokrates fordert ein Fachwissen von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, von 'gut' und 'schlecht', wie es die Rhetorik nicht besitzt. (2) Er entwirft einen intellektualistischen Willensbegriff, demzufolge "Wollen" für ein Streben gemäß der richtigen Einsicht zu reservieren sein soll; Rhetoren und Tyrannen handeln folglich dem entgegen, was sie tatsächlich wollen. (3) Er vertritt die berühmte These "Unrecht leiden ist besser als Unrecht tun" und verteidigt sie gegen die Auffassung, eine Befriedigung möglichst großer Begierden sei vorziehenswert. Und (4) vertritt Sokrates die Ansicht, zentrale Glücksvoraussetzung sei eine von inneren Konflikten freie, wohlgeordnete Seele. Im Seminar sollen diese Überzeugungen vor dem Hintergrund neuerer Forschungen auf ihre genaue Bedeutung hin untersucht werden. Zusätzlich geht es um die Situierung des Gorgias innerhalb des platonischen Werks (besonders, was das Verhältnis zum Protagoras betrifft) und um seine Einordnung in die Ethik Platons sowie der Antike insgesamt.

Literatur:
Platon: Gorgias. Stuttgart: Reclam, ²1989.
Dodds, E. R.: Plato, Gorgias. Oxford, 1959.
Irwin, T. H.: Plato's Gorgias. New York, 1980.
White, F. C.: The Good in Plato's Gorgias, in: Phronesis 35, 1990, 117-127.
Zeyl, D. J.: Plato's Gorgias. Indianapolis, 1987.


Forschungskolloquium:
Geschichte der Philosophie
Mi 17-19, 2 st., Phil.I: C 1/210, 18.10.2000
Horn

Das Kolloquium bietet ein Forum für die Diskussion von Qualifikationsarbeiten und Forschungsprojekten aus der Geschichte der Philosophie. Daneben sollen neuere Publikationen zur Philosophiegeschichte von Antike und Mittelalter vorgestellt und diskutiert werden.


Praktische Philosophie:
Zwischen Leidenschaft und Tugend
Mi 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, 18.10.2000
Kanitscheider

Durch die Geschichte der Philosophie zieht sich eine Reihe von sehr unterschiedlichen Gewichtungen von Affekten und Leidenschaften. Schwerpunktmäßig waren die Philosophen eher Verteidiger von Tugendlehren, die das Ziel hatten, die ungebärdigen Neigungen und dionysischen Tendenzen des Menschen zu zähmen. Auch aus ordnungspolitischen Gründen sahen die Verfechter apollinischer Vernunft sich gedrängt den Bürger in Richtung auf asketische Sittsamkeit zu lenken. Vielfach sah man die individuellen Leidenschaften als subversive Bedrohung der Struktur der Gemeinschaft an, die Proklamierung von Tugenden dagegen als Steuerungshilfen um diese emotionalen Erregungszustände sozialverträglich zu kanalisieren. Die ethische Diskussion zwischen diesen beiden Spannungspolen wird Gegenstand dieses Seminars sein.

Literatur:
Binder, G./Effe, B. (Hrsg.): Liebe und Leidenschaft, Historische Aspekte von Erotik und Sexualität. Trier: Wissenschaftlicher Verlag, 1993.
Denzler, G
.: Die verbotene Lust. 2000 Jahre christliche Sexualmoral. München: Piper, 1991.
Dessau, B./Kanitscheider, B.
: Von Lust und Freude. Frankfurt/Main: Insel, 2000.
Dierichs, A.
: Erotik in der Kunst Griechenlands. Mainz: Ph. V. Zabern, 1993.
Kanitscheider, B.
(Hrsg.): Liebe, Lust und Leidenschaft. Sexualität im Spiegel der Wissenschaft. Stuttgart: Hirzel, 1998.
Lesky, A.
: Vom Eros der Hellenen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1976.
Siems, A.K.
(Hrsg.): Sexualität und Erotik in der Antike. Darmstadt, 1988.
Stumpp, B.E.
: Prostitution in der römischen Antike. Berlin: Akademie Verlag, 1998.


Theoretische Philosophie:
Spanische Philosophie der Gegenwart
Mi 16-18, 14tägig, Phil.I: C 1/210, 18.10.2000
Kanitscheider

Nachdem im vergangenen Semester Texte von José Ortega y Gasset und Miguel de Unamuno besprochen worden sind, wollen wir uns im Wintersemester Autoren wie Antonio Escohotado und Fernando Savater widmen.

Literatur:
Escohotado, Antonio: Retrato del Libertino. Esposa. Madrid, 1997.
Guisán, Esperanza: Manifiesto Hedonista. Anthropos. Barcelona, 1990.
Savater, Fernando: Ética para Amador. Ariel. Barcelona, 1991.


Geschichte der Philosophie (Mittelalter)/Anthropologie:
Das St. Trudperter Hohelied (um 1160), eine mittelhochdeutsche Bearbeitung des Hohen Liedes aus dem Alten Testament der Bibel. Interdisziplinäres Lektüre-Seminar (Philosophie, Mediävistik, Theologie)
Do 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/210, Beginn 19.10.2000
von Ertzdorff-Kupffer / Meinhardt / N.N.

Gemeinsame Lektüre mit Übersetzung und Interpretation. Es geht um die Liebe zwischen Menschen, die ihren hohen Wert aus ihrer Abbildlichkeit der innertrinitarischen Gottesliebe hat. Nebenher dürfte sich auch eine Korrektur der angeblichen Leib- und Liebesfeindlichkeit des Mittelalters ergeben.

Literatur:
Das St. Trudperter Hohelied (Text, Übers. und Kommentar). Hg.von Friedrich Ohly. Frankfurt/M., 1998. Für Seminarteilnehmer werden auszugsweise Kopien hergestellt.
Ohly, F.: Hohelied-Studien. Grundzüge einer Geschichte der Hoheliedauslegung des Abendlandes bis um 1200. Wiesbaden, 1958.
Ruh, K.: Geschichte der abendländischen Mystik. Bd.2. München, 1990.


Religionsphilosophie/Didaktik:
Religiosität und Religion. Ausgewählte Gedichte R. M. Rilkes
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 18.10.2000
Probst

Literatur:
Rainer Maria Rilke: Die Gedichte. Frankfurt/M.: Insel-Verlag, 1987; oder andere Ausgabe.


Praktische Philosopie:
Was ist ein gutes Leben?
Mo 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 23.10.2000
Seel

Seit längerem wird auch in der zeitgenössischen Philosophie wieder darüber diskutiert, ob und wie sich die Verfassung eines guten menschlichen Lebens bestimmen läßt. Dabei stellt sich auch immer wieder die Frage, wie sich ein gutes zu einem moralisch guten Leben verhält. In dem Seminar, das auch als eine Einführung in die Ethik besucht werden kann, werden wir eine Reihe neuerer und neuester Texte zu diesen Themen besprechen.

Literatur:
Steinfath, H. (Hg.): Was ist ein gutes Leben? Philosophische Reflexionen, Frankfurt/M. 1998 (stw 1323).


Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Kant: Kritik der reinen Vernunft II
Di 10-12, 2 st., Phil I: C 2/29, Beginn 17.10.2000
Seel / Bertram / Liptow

Gegenstand dieses Lektüreseminars ist die Fortsetzung einer gründlichen gemeinsamen Interpretation des zuerst 1781 erschienenen und für die zweite Auflage von 1787 noch einmal überarbeiteten Hauptwerks von Immanuel Kant. Es schließt an eine Veranstaltung an, die wir im Sommersemester 2000 begonnen haben. Wir haben dort bereits die "Transzendentale Ästhetik" und die "Transzendentale Analytik" studiert und wenden uns nun der "Transzendentalen Dialektik", dem zweiten Hauptteil der Kritik der reinen Vernunft zu. Den Abschluß wird dann die "Methodenlehre" machen.
Die Teilnahme an der Veranstaltung im vergangenen Semester ist keine zwingende Voraussetzung für den Besuch dieses Seminars. Grundkenntnisse der Argumentation der "Transzendentalen Ästhetik" und der "Transzendentalen Analytik" sind jedoch unerläßlich. Die Veranstalter werden allen Interessierten das Angebot machen, den Stoff des ersten Teils in einer Sondersitzung zu rekapitulieren.

Literatur:
Kant, I.: Kritik der reinen Vernunft. Werkausgabe Bde. 3 und 4, hrsg. von W. Weischedel, Frankfurt/M., 1984
Baumgartner, H. M.: Kants "Kritik der reinen Vernunft". Anleitung zur Lektüre, Freiburg, 1985
Bennett, J.: Kant's Analytic. Cambridge, 1966
Bennett, J.: Kant's Dialectic. Cambridge, 1974
Höffe, O.: Immanuel Kant, 3. durchges. Aufl. München 1992 (Beck'sche Reihe 506; Große Denker)
Kaulbach, F.: Philosophie als Wissenschaft. Eine Anleitung zum Studium von Kants Kritik der reinen Vernunft in Vorlesungen. Hildesheim, 1981
Kaulbach, F.: Immanuel Kant. Berlin, 1982
Mohr, G./Willaschek, M. (Hg.): Kant - Kritik der reinen Vernunft, Klassiker Auslegen, Bd. 19, Berlin, 1998
Strawson, P. F.: The Bounds of Sense. An Essay on Kant's Critique of Pure Reason. London, 1966; deutsch: Die Grenzen des Sinns. Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Königstein, 1981


Forschungskolloquium:
W. Sellars: Empirismus und die Philosophie des Geistes
N.V. Um Voranmeldung wird gebeten
Seel


Geschichte der Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Ontologie
Do 14-16, 2 st., Phil.I: C 2/27, Beginn 19.10.2000
Suchan

Unter Ontologie versteht man die Lehre vom Seienden, insofern dieses ist. Dementsprechend werden all diejenigen Eigenschaften als ontologisch bezeichnet, ohne die ein Seiendes nicht existieren kann. Weil in der Ontologie nach der Bestimmung und der Bedeutung des Seins ganz allgemein gefragt wird, gilt sie als Grundlage der Metaphysik. Allerdings haben sich im Verlauf der Philosophiegeschichte sowohl die Inhalte als auch das Selbstverständnis der Ontologie gewandelt, so daß sie in unterschiedlichen philosophischen Systemen (beispielsweise bei Aristoteles, Kant, Hegel, Hartmann und Heidegger) jeweils anders begriffen wird und somit einen jeweils anderen Status innehat.
Aufgrund der uneinheitlichen inhaltlichen Bestimmung der Ontologie ist diese Lehrveranstaltung in gleicher Weise historisch wie systematisch orientiert. In ihrem einführenden Charakter bietet sie einen Zugang zu klassischen philosophischen Konzepten und eignet sich für Studierende aller Fachrichtungen.

Nähere Informationen unter: www.uni-giessen.de/˜gde9/seminare/ontologie.htm

Literatur:
Dempf, A.: Metaphysik: Versuch einer problemgeschichtlichen Synthese. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1986.
Hüntelmann, R. (Hrsg.); Tegtmeier, Erwin (Hrsg.): Neue Ontologie und Metaphysik. Sankt Augustin: Academia-Verlag, 2000.
Körner, St.: Metaphysics: Its structure and function. Cambridge: Cambridge University Press, 1987.
Meixner, U.: Klassische Metaphysik. Freiburg: Alber, 1999.
Runggaldier, E./Kanzian, Ch.: Grundprobleme der Analytischen Ontologie. Stuttgart: UTB, 1998.
Tegtmeier, E.: Ontologie. Freiburg: Alber, 2000.
Weissmahr, B.: Ontologie. 2., durchgesehene Auflage. Stuttgart: Kohlhammer, 1991 (Grundkurs Philosophie 3).

 

O b e r s e m i n a r e

 

Leibniz: Monadologie
Sa 16s.t.-19:00, vierwöchentlich, auch in den Ferien
Meinhardt

Dieses Oberseminar ist ein "Privatissimum" im Verständnis der alten Universität, kein "Privatvergnügen", sondern ein gemeinsames dialogisches Bemühen, keine "Lehrveranstaltung" eines dozierenden Professors, sondern nterpretierendes Bemühen um den Text, ohne Semesterbindung, ohne Stoffbewältigungszwang, ein interpersonales Bemühen um durch den Text vermittelte Erkenntnis (vgl. Platons VII. Brief). Wer dennoch, noch im Studium, einen "Schein" braucht, erhält ihn selbstverständlich zu den üblichen Konditionen.


Spätschriften des Nikolaus von Kues
Fr 16s.t.-19:00, vierwöchentlich, auch in den Ferien
Meinhardt

Dieses zweite Oberseminar ist ein ähnliches wie das vorangehend angekündigte. Es geht um eine gemeinsame Lektüre der letzten Schriften des Nikolaus von Kues (+ 1464), die zu den dichtesten und ertragreichsten Texten des philosophischen Bemühens um das Absolute zählen, im denkerischen Rang vergleichbar etwa Platon,den Neuplatonikern, Thomas von Aquin, Leibniz, dem Deutschen Idealismus. Für das allgemeine philosophiehistorische Bewußtsein sind sie erst noch zu entdecken. Wer vor solchen "Mühen des Begriffs" nicht zurückschreckt, ist eingeladen.

Neue Mitglieder sind in beiden Oberseminaren willkommen, eine kurze Vorstellung in der Sprechstunde wäre sinnvoll.

 

Philosophisches Kolloquium
siehe Aushang und Internet 
Becker, Horn, Kanitscheider, Seel


Prof. Dr. Eckart Voland hat ein Forschungssemester