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KVV-WiSe 2002/03

 

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2002/2003

Die Veranstaltungen mit Beteiligung von Georg Bertram finden trotz seines Weggangs vom Zentrum statt.


Einmalige Informationsveranstaltung / Zugleich: Propädeutisches Seminar
:
Philosophie im Wintersemester 2002/2003
Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, 14.10.2002
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums
zugleich 1. Sitzung des propädeutischen Seminars. Das "Propädeutische Seminar" ist als Einführung in die Philosophie für Hörer aller Fachbereiche gedacht und dient dazu, einen Überblick über folgende Teildisziplinen der Philosophie zu geben: Philosophiegeschichte, Geschichtsphilosophie, Logik, Hermeneutik, Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie und Philosophie der Biowissenschaften, Anthropologie, Ontologie, Metaphysik, Ethik und Rechtsphilosophie, Politik, Ästhetik, Religionsphilosophie (detaillierte Terminübersicht ist im Zentrum für Philosophie erhältlich; siehe auch Aushang bei den einzelnen Fachbereichen oder die website des Zentrums).

V o r l e s u n g e n

Praktische Philosophie (Ethik, politische Philosophie)/ Spezielle Philosophie (Rechtsphilosophie):
Gerechtigkeit und Gleichheit
Di 14:00-15:30, 2 st., Phil.I: A/2, Beginn 15.10.2002
Gosepath

Die aktuellen Debatten und Positionen der gegenwärtigen politischen Philosophie laufen inzwischen alle auf die Konzeption einer freien und gerechten Gesellschaft zu. In diesem Rahmen kommt dem Problem der gerechten Verteilung sozialer Güter, Chancen und Rechte wieder eine größere politische und philosophische Bedeutung zu. Die grundlegenden Begriffe und Ideale der Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit werden im Mittelpunkt dieser Vorlesung stehen. Der Frage, wie sie genauer zu bestimmen und zu begründen sind, soll sich der erste Teil der Vorlesung widmen. Ihre Beantwortung dient im zweiten Teil als Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen egalitären Theorien der Verteilungsgerechtigkeit und der Entwicklung einer eigenen Konzeption.
Die Vorlesung ist für AnfängerInnen und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:

Dworkin, R.: Sovereign Virtue. The Theory and Practice of Equality. Cam-bridge/Mass.: Harvard University Press 2000.
Gosepath, S.: "Equality", in: Stanford Encyclopedia of Philosophy. http://plato.stanford.edu/entries/equality (2001).
Krebs, A. (Hg): Gerechtigkeit oder Gleichheit. Texte der neuen Egalitaris-muskritik. Frankfurt: Suhrkamp 2000.
Pojman, L./Westmoreland, R. (eds): Equality: Selected Readings. Oxford: Oxford University Press 1996.


Begleitseminar zur Vorlesung
Di 15:30-16:15, 1 st., Phil.I: C/210, Beginn 15.10.2002
Gosepath

Das Begleitseminar dient der Diskussion und der Vertiefung des in der Vorlesung vorgetragenen Stoffes anhand ausgewählter Texte zur neueren Gleichheitsdebatte.


Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Logische Propädeutik:
Wissenschaftstheorie II - Struktur und Dynamik der Wissenschaft
Fr 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 18.10.2002
Hedrich

Die Vorlesung "Wissenschaftstheorie II" bildet die Fortsetzung der vorausgegangenen "Einführung in die Wissenschaftstheorie". Nachdem im ersten Teil der Vorlesung die konstitutiven Elemente der Wissenschaft und die Grundkonzepte der Wissenschaftstheorie vorgestellt wurden, um darauf aufbauend die Frage nach dem Zustandekommen wissenschaftlicher Erkenntnis beantwortbar werden zu lassen, geht es nun im zweiten Teil vor allem um Fragen des Wissenschaftswandels und der Struktur der Wissenschaften.
Bezüglich des Wissenschaftswandels werden einerseits die von der Wissenschaftstheorie angebotenen Modelle der Wissenschaftsentwicklung vorgestellt (Poppers falsifikationistisches Modell der Wissenschaftsentwicklung, Lakatos' Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme, Toulmins evolutionstheoretischer Ansatz, Kuhns Konzept der wissenschaftlichen Revolutionen durch Paradigmenwechsel sowie das Selbstorganisationsmodell der Wissenschaft). Andererseits werden die Aspekte des Wissenschaftswandels aus der jeweils unterschiedlichen Perspektive der Wissenschaftshistoriographie, der Wissenschaftssoziologie und der Wissenschaftsforschung zu beleuchten sein.
Hinsichtlich der Struktur der Wissenschaft wird das Verhältnis der verschiedenen Disziplinen zueinander sowie die Frage nach einer bestehenden oder zu erreichenden Einheit der Wissenschaft bzw. einer unüberbrückbaren Vielheit der Wissenschaften zu diskutieren sein. Insbesondere werden hierbei die Aspekte einer reduktionistischen Einheit der Wissenschaft und die diversen Modelle einer intertheoretischen Reduktion, auf deren Grundlage diese erreicht werden soll, zu beleuchten sein.
Der Besuch des ersten Teils der Vorlesung ist nicht notwendigerweise in jeder Hinsicht konstitutiv für das Verständnis des zweiten Teils.

Literatur:

Charpa, U.: Grundprobleme der Wissenschaftsphilosophie. Paderborn, 1996.
Diederichs, W. (Hg.): Theorien der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt/M., 1974.
Feyerabend, P. K.: Erklärung, Reduktion und Empirismus. In: ders.: Probleme des Empirismus. Braunschweig, 1981.
Hedrich, R.: Komplexe und fundamentale Strukturen. Grenzen des Reduktionismus. Mannheim, 1990.
Hoyningen-Huene, P./Wuketits, F. (Eds.): Reductionism and Systems Theory in the Life Sciences. Dordrecht, 1989.
Kanitscheider, B.: Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaft. Berlin, 1981.
Kemeny, J./Oppenheim, P.: On Reduction. Philosophical Studies 7 (1956) 6-19.
Knorr-Cetina, K.: Die Fabrikation von Erkenntnis - Zur Anthropologie der Wissenschaft. Frankfurt/M., 1984.
Kosso, P.: Reading the Book of Nature. An Introduction to the Philosophy of Science. Cambridge, 1992.
Krohn, W./Küppers, G.: Die Selbstorganisation der Wissenschaft. Frankfurt/M., 1989.
Kuhn, T.S.: The Structure of Scientific Revolutions. Chicago, 1962.
Kuhn, T.S.: Die Entstehung des Neuen - Studien zur Struktur der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt/M., 1978.
Lakatos, I.: Die Methodologie der wissenschaftlichen Forschungsprogramme. Philosophische Schriften, Band 1, Braunschweig, 1982.
Lambert, K./Brittan, G.G.: Eine Einführung in die Wissenschaftsphilosophie. Berlin, 1991.
Nagel, E.: The Structure of Science. London, 1961.
Oppenheim, P./Putnam, P.: Einheit der Wissenschaft als Arbeitshypothese. In: L. Krüger (Hg.): Erkenntnisprobleme der Naturwissenschaften. Köln, 1970.
Popper, K.: Truth, Rationality and the Growth of Scientific Knowledge. In: ders.: Conjectures and Refutations. London, 1963.
Sarton, G.: Introduction to the history of science, 3 Bde., Baltimore, 1927-48.
Sarton, G.: A guide to the history of science. Waltham, 1952.
Weingart, P.: Wissenschaftssoziologie I + II. Frankfurt/M., 1972 / 1974.


Theoretische Philosophie:
Von Quarks, Quasaren und Quinta Essentia. Elemente einer Synthetischen Philosophie
Di 12-14, 2 st., Phil.I:A/5 , Beginn 15.10.2002
Kanitscheider

Die analytische Philosophie, wie sie sich aus den Logischen Empirismus und dem kritischen Rationalismus entwickelt hat, konnte das traditionell zwischen Theologie und Literatur angesiedelte Fach erfolgreich in Richtung auf den wissenschaftlichen Rationalitätsstandard reformieren. Die Transformation der Philosophie in eine nüchterne struktural operierende Begriffswissenschaft führte aber zugleich auch zu einer verarmenden Scholastisierung dieser Disziplin. Gerade die wichtigen aus der Fachwissenschaft herrührenden philosophischen Probleme wurden zugunsten linguistischer Spitzfindigkeiten zur Seite geschoben. Die empirischen Wissenschaften sind aber nach wie vor die genuine Quelle philosophischer Probleme. So gesehen ist es unabdingbar, dass die analytische Philosophie durch eine synthetisch denkende Richtung ergänzt wird, deren Aufgabe es ist, Verbindungen zu schaffen, wo die Einzelwissenschaft nur isoliertes Fachwissen liefert.
Die Vorlesung ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Einführende Literatur:
Agazzi, E./Pauri, M.: The Reality of the Unobservable. Dordrecht: Kluwer 2000.
Böhme, G.
: Klassiker der Naturphilosophie. München: Beck 1989.
Bunge, M.
: Philosophy in Crisis. N. Y: Prometheus 2001.
Eisenhardt, P./Kurth, D./Stiehl, H.
: Du steigst nie zweimal in denselben Fluß. Hamburg: Rowohlt 1988.
Kanitscheider, B.
: Kosmologie 3. Aufl, Stuttgart: Reclam 2002.
Küppers, B.-O.
: Die Einheit der Wirklichkeit. München: Fink 2000.
Livio, M.
: The Accelerating Universe. J. Wiley. N. Y. 1999.
Mosterín, J.
: Ciencia viva. Reflexiones sobre la Aventura Intelectual de Nuestro Tiempo. Madrid 2001.
Smolin, S.
: Warum gibt es die Welt? Die Evolution des Kosmos. München: Beck 1997.


Diskussionsseminar zur Vorlesung
Di 13:45-14:30, 1 st., Phil.I: C/210, Beginn 15.10.2002
Kanitscheider

Hier werden die in der Vorlesung vorgetragenen theoretischen Zusammenhänge durch weitere Beispiele, Gedankenexperimente und Anwendungen vertieft. Der Besuch dieses übungsartigen Seminars erspart Mühe beim Studium der Mitschrift und erleichtert den Zugang zu den Prüfungen.


Geschichte der Philosophie:
Die Philosophie vor Platon
Mo 12-14, 2 st., Phil I: C1/3, Beginn 21.10.2002
Schäfer

Wenn Aristoteles (wie so oft) recht damit hat, dass man das Wesen einer Sache dann am leichtesten erkennt, wenn man deren Entstehungsgeschichte von den Anfängen her nachvollzogen hat, so bietet sich für einen Einstieg in die Philosophie die Geschichte der "ersten Philosophen" bestens an. Die Vorlesung will daher die Lehren der namhaftesten "Vorsokratiker" (von Thales bis Demokrit) darstellen und zeigen, wie sie es schafften, ein neues wissenschaftliches Weltbild zu etablieren, das neben den gängigen ihrer Zeit Bestand haben und sich sogar mit erstaunlicher Schnelligkeit durchsetzen konnte. Besonderes Augenmerk soll dabei methodisch auf den Anspruch dieser frühen Philosophen gelegt werden, sich meist mit Hilfe nur eines einzigen Grundgedankens soz. "einen Reim auf die Welt machen zu können", d.h. die Welt insgesamt mit einem Schlag zu erklären, und dabei dennoch gleichzeitig in der Lage zu sein, so weitverzweigte und abgelegene Einzelprobleme zu lösen wie: ob der Mond bewohnt ist, ob unsere Ernährungsweise ethisch relevant sein könnte, und ob sich erkenntnistheoretisch begründen lässt, dass die Sonne größer ist als ein menschlicher Fuß ...
Die Vorlesung ist für Anfänger nicht nur geeignet, sie ist sogar vor allem für Anfänger gedacht.

Literatur:
Die Vorsokratiker I und II (hrgg. und übers. von J. Mansfeld). Stuttgart 1983. (Textgrundlage)
Buchheim, T.
: Die Vorsokratiker. München 1994.
Rapp, C.
: Vorsokratiker. München 1997.
Röd, W.
: Die Philosophie der Antike, Bd.1. München 1994.


Praktische Philosophie:
Grundzüge der Rechtsphilosophie
Mi 10-12, 2 st., Juridikum, HS, Beginn 16.10.2002
Schapp

Die Frage nach der Gerechtigkeit des Rechts, insbesondere der Gesetze, ist von der Frage der richtigen Anwendung des Rechtes durch den Richter zu unterscheiden. Die erste Frage wird von der Rechtsphilosophie, die zweite von der Methodenlehre des Rechts beantwortet. Die Rechtsphilosophie ihrerseits basiert auf der Ethik und damit auf dem zentralen Fach der allgemeinen Philosophie. In der Vorlesung "Grundzüge der Rechtsphilosophie" wird unter diesem Aspekt ein Überblick über die Geschichte der abendländischen Philosophie gegeben. Zur Darstellung kommen die Systeme der Ethik und damit auch des Rechts einiger großer Denker - vor allem Plato, Augustin, Hobbes, Kant und Hegel. Dem schließt sich eine Darstellung der modernen Strömungen in der Rechtsphilosophie an, die an die Grundüberzeugungen der klassischen Philosophie anknüpfen.

Literatur:
Schapp, Jan: Freiheit, Moral und Recht, 1994.
Schapp, Jan
: Methodenlehre des Zivilrechts, 1998.


Praktische Philosophie:
Ethik
Do 10-12, 2 st., Phil.I: A/1, Beginn 17.10.2002
Seel

Die Vorlesung - die als Einführung ebenso wie als Weiterführung genutzt werden kann - behandelt weniger die Geschichte der Ethik als vielmehr ihre zentralen Probleme - dies aber im ständigen Kontakt mit dieser Geschichte. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie bei der Lage, in der sich jede Person immer bereits vorfindet: als eine oder einer unter anderen, die einem nah oder fern stehen, die man liebt oder hasst, von denen man abhängig oder unabhängig ist, denen gegenüber man Rechte und Pflichten hat. Im weiteren Verlauf werden - unter Überschriften wie Geburt und Tod, Wirklichkeit und Möglichkeit, "gut" und "schön", Versprechen und Bitten, Wahrheit und Lüge, Freiheit und Zwang, Spiel und Arbeit, Pflicht und Neigung, Recht und Unrecht - Grundverhältnisse zur Sprache kommen, in denen sich das Individuum in seiner Lebensführung orientieren muss. So entsteht das Bild einer Ethik, die bei der Situation des Einzelnen einsetzt, diese aber zugleich als eine soziale und politische Situation kenntlich macht, in der sich normative Festlegungen unterschiedlicher Art ergeben.


Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Einführung in die Biophilosophie (= Biophilosophie I)
Di 8-10, 2 st., Phil.I: A/4, Beginn 15.10.2002
Voland

In dieser Einführungsvorlesung werden drei der "ganz großen" Fragen der abendländischen Philosophie aus dem Blickwinkel der Evolutionsbiologie behandelt, nämlich "Was ist der Mensch ?" (Evolutionäre Anthropologie), "Was können wir wissen ?" (Evolutionäre Erkenntnistheorie) und "Was sollen wir tun ?" (Evolutionäre Ethik). Die Beschäftigung mit diesen Fragen mündet ganz zwangsläufig in die Diskussion der vermeintlichen Sonderstellung des Menschen im Reich der Organismen (konstituiert durch Bewusstsein, Sprache und Kultur). Anhand neuerer Einsichten aus Verhaltensforschung, Primatologie und Paläoanthropologie sowie neuerer Entwicklungen der Evolutionstheorie wird so der Beitrag der modernen Biologie zu einem verbesserten historischen und kausalen Verständnis der conditio humana skizziert.

Literatur
Barrett, L./Dunbar, R./Lycett, J.: Human Evolutionary Psychology. Basingstoke/New York: Palgrave 2002.
Betzig, L.
(ed.): Human Nature - A Critical Reader. New York/Oxford: Oxford University Press, 1997.
Gräfrath, B.
: Evolutionäre Ethik? Philosophische Programme, Probleme und Perspektiven der Soziobiologie. Berlin/New York: De Gruyter, 1997.
Voland, E.
: Das Verhalten des Menschen. pp. 548-679 in: Redaktion Brockhaus (Hrsg.): Phänomen Mensch. Leipzig/Mannheim: Brockhaus, 1999.
Vollmer, G.
: Biophilosophie. Stuttgart: Reclam, 1995.


Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Begleitseminar zur Vorlesung "Einführung in die Biophilosophie"
Di 9:45-10:30, 1 st., Phil I: C/210, Beginn 15.10.2002
Voland

Das Begleitseminar dient der vertieften Diskussion des zuvor in der Vorlesung behandelten Stoffes.


S e m i n a r e

 

Spezielle Philosophie/Geschichte der Philosophie/Didaktik:
Grundpositionen der Ästhetik des 20. Jahrhunderts
Di 14-16, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 15.10.2002
Bertram/Deines

Das Seminar gibt einen Überblick über die wichtigsten und einflussreichsten Strömungen des ästhetischen Denkens im 20. Jahrhundert. Im Zentrum steht dabei die Frage nach der Besonderheit der Kunst - danach, was in der Philosophie als "ästhetische Differenz" bezeichnet worden ist. Anhand exemplarischer Lektüren soll betrachtet werden, wie diese Frage in unterschiedlichen Philosophien beziehungsweise philosophischen Strömungen beantwortet worden ist. Es werden jeweils ausgewählte Texte aus Hermeneutik (Heidegger, Gadamer), Phänomenologie (Merleau-Ponty), Kritischer Theorie bzw. Marxismus (Lucács, Adorno), Strukturalismus (Eco, Foucault) und Analytischer Philosophie (Danto, Goodmann) besprochen und in ihren Positionen miteinander verglichen.
Die Veranstaltung ist auch für Anfänger und für Hörerinnen und Hörer aus anderen Fachbereichen (Literatur-, Kunst-, Theaterwissenschaften und andere) geeignet.

Literatur zur Einführung:
Gethmann-Siefert, A.: Einführung in die Ästhetik. München: Fink 1995.
Henrich, D./Iser, W. (Hg.): Theorien der Kunst. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1982.
Scheer, B.: Einführung in die philosophische Ästhetik. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1997.
Schneider, N.: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne. Stuttgart: Reclam 1996.


Praktische Philosophie (Ethik, politische Philosophie)/Spezielle Philosophie (Rechtsphilosophie):
Politische Philosophie heute
Mo 10-12, 2 st., Phil.I: C/210, Beginn 21.10.2002
Gosepath

Diese Veranstaltung ist als Einführung in und Überblick über die gegenwärtige Politische Philosophie gedacht. Das Seminar will zur kritischen Auseinandersetzung mit allen aktuellen Positionen der politischen Philosophie anleiten, als da vor allem sind: Utilitarismus, Liberale Gleichheit, Libertarianismus, Marxismus, Kommunitarismus, Feminismus und Multikulturalismus. Dem Seminar wird vor allem das Buch von Will Kymlicka, Politische Philosophie heute. Eine Einführung. Frankfurt/New York (Campus) 1996 zugrunde liegen, das zur Anschaffung empfohlen wird. Noch besser wäre die englische Originalausgabe Contemporary Political Philosophy, und zwar in der zweiten, überarbeiteten und erweiterten Ausgabe bei Oxford University Press 2001.
Das Seminar ist besonders für AnfängerInnen geeignet.


Praktische Philosophie (Ethik, politische Philosophie, Sozialphilosophie):
"Privat" - "Öffentlich": Zur Bedeutung einer Unterscheidung in der politischen Philosophie
Mi 8-10, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 16.10.2002
Gosepath

Kontrolle ist eine feine Sache: Zum einen ist die Kontrolle über Informationen, die mich betreffen, auf jeden Fall von Vorteil - für mich jedenfalls. Zum anderen wäre es oft nützlich Informationen über andere zu haben, die diese nicht freiwillig herausgeben wollen. Andere haben hingegen einen Vorteil mir gegenüber, wenn sie die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten behalten. Kontrolle ist gut, Privat jedoch besser. Denn Kontrollieren, Ausspionieren, Veröffentlichen von Intimen usw. verletzt unsere Privatsphäre, und schient deshalb moralisch falsch. Ist das eine bloße gesellschaftliche Konvention? Wie argumentiert man eigentlich für das Recht und den Schutz der Privatheit? Kann das Private auf andere Werte wie den der Gleichheit oder der sozialen Fairness reduziert werden, oder ist Privatheit als Bedingung für Autonomie, als Bedingung für die Fähigkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, zu begreifen? Gibt es ein Grundrecht auf Privatheit? Der Wert des Privaten soll mittels grundsätzlicher Positionen der politischen Philosophie zu Freiheit und Autonomie (u.a. Locke, Kant, Hegel, Constant, Mill) bestimmt werden.
Selbst wenn Privatheit einen politisch-moralischen Wert hat, so sind der Privatsphäre sicherlich Grenzen zu setzen. Ihr Wert ist gegen ein Recht der Öffentlichkeit abzuwägen. Wo liegen diese Grenzen, wie sind sie zu bestimmen? Die Grenzen der Privatheit sollen anhand aktueller Fallbeispiele (z.B. Religionsfreiheit, Terrorismus-Bekämpfung, Datenschutz, Big Brother etc.) der gegenwärtigen Diskussion thematisiert werden. Ist der Schutz der Privatsphäre heute überholt, weil er technisch leicht durchbrochen werden kann? Sind wir bereit, für das Versprechen öffentlicher Sicherheit den Schutz der Privatsphäre einzuschränken?
Das Seminar ist für AnfängerInnen und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Benn, S./Gaus, G. (Hg.): Public and Private in Social Life. London 1983.
Rössler, B.
: Der Wert des Privaten. Frankfurt: Suhrkamp 2001.
Schoeman, F.
(Hg.): Philosophical Dimensions of Privacy. Cambridge University Press 1984.
Weintraub, J./Kumar, K.
(Hg.): Public and Private in Thought and Practice : Perspectives on a Grand Dichotomy. University of Chicago Press 1997.


Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie:
Zur Frage nach dem Sinn des Lebens in der analytischen Philosophie

Di 16-18, Phil.I: C 2/27, Beginn 15.10.2002
Kanitscheider / Becker

Eine Reihe von analytischen Philosophen haben vertreten, dass mit der Sinnfrage außerhalb der Semantik nichts Vernünftiges zu verbinden sei und dass es sich bei Phrasen wie "Sinn des Universums" nur um eine syntaktische Konfusion handelt. Die Ziele des Lebens sind nach dieser Auffassung von persönlichen Wertungen bestimmt, die einer rationalen Aufarbeitung schon von ihrem emotiven Ursprung her widerstreiten. Nicht alle Analytiker folgten dieser rigoristischen Haltung und versuchten auch unter Beibehaltung wissenschaftlicher Rationalitätsstandards einer Klärung des Sinnproblems auf die Spur zu kommen. Gerade Philosophen die offen für praktische Orientierungsfragen waren, wie Moritz Schlick, Paul Edwards und Bertrand Russell konnten zeigen, dass man doch Leitlinien eines erfolgreichen vernunftgeleiteten Lebens entwerfen kann, ohne in unkontrollierbare Schwärmerei zu verfallen. Sie zeigten, dass auch diszipliniertes intellektuelles Vermögen in der Lage ist, Konstruktives und Gehaltvolles zum Sinnproblem beizutragen.
Das Seminar ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Ayer, A. J.: The Meaning of Life and other Essays. London 1990.
Fehige, Ch./Meggle, G./Wessels, U.
: Der Sinn des Lebens. München: DTV 2000.
Hare, R. M.
: Applications of Moral Philosophy. London 1972.
Hoerster, N.
(Hrsg.): Glaube und Vernunft. München: DTV 1979.
James, W.
: Der Wille zum Glauben und andere popularphilosophische Essays. N. Y. 1897.
Kanitscheider, B.
: Auf der Suche nach dem Sinn. Frankfurt: Insel Taschenbuch 1995.
Kanitscheider, B./Dessau, B.
: Von Lust und Freude. Frankfurt: Insel Taschenbuch 2000.
Mauthner, F.
: Wörterbuch der Philosophie: Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache. 2. Aufl. Bd. 3. Leipzig 1924.
Nagel, Th.
: Der Blick von nirgendwo. Frankfurt/M. 1992.
Popper, K. R.
: Hat die Weltgeschichte einen Sinn? In: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 7. Aufl. Tübingen 1992.
Puente Ojea, G.
: Elogio del ateísmo. Los espejos de una ilusión. siglo veintiuno editores. Madrid 1995.
Ramsey, F. P.
: Philosophical Papers. Cambridge 1990.
Schlick, M.
: Gesammelte Aufsätze (Über die Freiheit des Willens) 1926-1936, Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Wien, Gerold 1938. Hildesheim: Olms 1969.


Praktische Philosophie:
Determinismus, Kausalität und menschliche Freiheit

Mi 10-12, Phil.I: C1/3, Beginn 16.10.2002
Kanitscheider

Seit den Stoikern machte sich die Einstellung breit, dass eine starke Kausalstruktur der Welt nicht mit dem von jedem Menschen empfundenen Gefühl der inneren Freiheit vereinbar wäre. Die Epikureer versuchten den Ausweg ein spontanes Zufallselement in das Naturgeschehen einzubauen, um Spielraum für freie Entscheidungen zu gewinnen. In der modernen Neurophilosophie verdichten sich die Argumente, dass beide Lösungen der faktischen Situation in der der handelnde Mensch steht, nicht gerecht werden. Vieles weist darauf hin, dass die traditionellen Philosophen, die das Problem stets unabhängig von der biologischen Trägerbasis des Handelnden lösen wollten, sich in eine falsche Kontraposition hineinmanövriert hatten. Jüngste Analysen von Psychologen und Neurologen gehen immer stärker in die Richtung, jener Lösung zuzustimmen die Spinoza in seiner Ethik (Teil 3, pro. 2) in die Worte gekleidet hat: Die Erfahrung ebenso wie die Vernunft zeigen klar, dass die Menschen sich nur deshalb frei fühlen, weil sie ein Bewusstsein ihrer Handlungen haben, aber die Ursachen nicht kennen welche diese Handlungen hervorbringen.
Das Seminar ist für Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Churchland, P.: Die Seelenmaschine. Eine philosophische Reise ins Gehirn. Heidelberg: Spektrum Verlag 1997.
Dörner, D.
: Bauplan für eine Seele. Hamburg: Rowohlt 1999.
Damasio, A. R.
: Ich fühle, also bin ich. List Verlag 2001.
Dreher, E
.: Die Willensfreiheit. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München 1987.
Flohr, H.
: Denken und Bewußtsein. In: Neuroworlds: Gehirn - Geist - Kultur (Hrsg. Fedrowitz u. A.). Frankfurt/New York: Campus 1994, S. 335-352.
Flohr, H.
: Ignorabimus. In: Kopf-Arbeit. Gehirnfunktionen und kognitive Leistungen (Hrsg. Roth u. A.). Heidelberg/Berlin/Oxford: Spektrum Akademischer Verlag 1996, S. 435-450.
Flohr, H.: Subjektivität. In: Selbstrepräsentation in Natur und Kultur (Hrsg. Sandkühler) Frankfurt: Lang 2000, S. 77-88.
Roth,G.
: Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1996.
Russell, B.
: Mystik und Logik. Philosophische Essays. Wien 1992.
Singer, W
.: Der Beobachter im Gehirn. Suhrkamp 2002.
Smart, J. J. C.
: Our Place in the Universe. Oxford: Blackwell 1989.
Walter, H.
: Neurophilosophie der Willensfreiheit. Paderborn: mentis 1999.


Praktische Philosophie/Geschichte der Philosophie:
Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Di 10-12, 2 st., Phil.I: C/210, Beginn 15.10.2002
Liptow

Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten ist einer der klassischen Texte der praktischen Philosophie. Kant entwirft hier in paradigmatischer Form eine Begründung der Moral aus dem Wesen der Vernunft: Vernünftige Wesen, so die These, müssen sich notwendiger Weise als Wesen verstehen, die moralischen Geboten unterworfen sind und aus moralischen Pflichten heraus handeln.
Wie genau diese Kant'sche These und sein Versuch ihrer Rechtfertigung zu verstehen sind, ist allerdings bis heute strittig geblieben. Wir wollen an Hand einer genauen Lektüre der Grundlegung und unter Berücksichtigung neuerer Texte der Kant-Forschung versuchen, eine möglichst schlüssige und plausible Lesart des Unternehmens einer Begründung der Moral aus dem Wesen der Vernunft herauszuarbeiten.
Das Seminar richtet sich zunächst an Studierende, die mit den Problemen und Begriffen der Moralphilosophie bereits grundsätzlich vertraut sind, kann aber auch von Anfängerinnen und Anfängern besucht werden.

Literatur:
A
Kant, I.
: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten / Kritik der praktischen Vernunft, in: Werkausgabe, hgg. von W. Weischedel, Band 7. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1968 (stw 56).

B
Höffe, O. (Hg.): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Ein kooperativer Kommentar. Frankfurt: Klostermann 3. Aufl. 1999.
Kaulbach, F.: Immanuel Kants "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Darmstadt: WB 1988.
Schönecker, D./Wood A.W.: Kants "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Paderborn: Schöningh 2002.


Logische Propädeutik/Theoretische Philosophie/Spezielle Philosophie:
Einführung in die Logik
Mi 12:00-13:30, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 16.10.2002
Liptow

Ein mögliches Verständnis von Logik begreift diese als eine Hilfswissenschaft all jener (wissenschaftlichen) Disziplinen, in denen es auf striktes Argumentieren, das Ableiten oder Folgern von Aussagen aus anderen Aussagen ankommt. Die Logik versteht die Schlüssigkeit von Argumenten als eine Sache der Form der Aussagen und stellt Kalküle verschiedener Komplexität bereit, in denen die formalen Zusammenhänge zwischen Aussagen dargestellt und untersucht werden können. Entsprechend ist es ein erstes Ziel dieses Kurses, in die beiden grundlegenden logischen Kalküle - die Aussagenlogik und die Prädikatenlogik - einzuführen und ihren Gebrauch einzuüben.
Aber die Logik kann mehr sein als nur eine Hilfswissenschaft. Wenn der Mensch ein rationales Wesen ist und seine Rationalität (unter anderem) darin besteht, seine Überzeugungen und Handlungen begründen zu können, und wenn das Begründen eine Tätigkeit ist, die (unter anderem) darin besteht, schlüssige Argumente vorzubringen, dann sind vielleicht wir selber als rationale Wesen der eigentliche Gegenstand der Logik und diese könnte uns über die Funktionsweise eines unserer zentralen Merkmale - unsere Rationalität - Aufklärung verschaffen. Ein zweites Ziel des Kurses ist es, solchen Gedanken nachzugehen und das Verhältnis von Logik, Denken und Sprache zu erörtern
Der Kurs ist auch für AnfängerInnen und Studierende anderer Fachbereiche geeignet. Als Vorbereitung empfehle ich die schmalen Einführungen von Salmon und Tugendhat/Wolf.

Literatur:
Lepore, E.: Meaning and Argument. An Introduction to Logic through Language. Oxford: Blackwell 2000.
Quine, W. V. O
.: Grundzüge der Logik. Frankfurt: Suhrkamp 1974.
Salmon, W. C.
: Logik. Stuttgart: Reclam 1983.
Tugendhat, E./Wolf, U.
: Logisch-semantische Propädeutik. Stuttgart: Reclam 1983.


Ästhetik/Didaktik:
Thomas Mann: Der Zauberberg. Zur Philosophie eines Romans
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 16.10.2002
Probst

"Derselbe aber ist Hades und Dionysos, denn sie toben und feiern" (Heraklit B 15).

Literatur:

Karthaus, U.: Thomas Mann. Stuttgart: Reclam Nr. 15203, 1994.
Mann, Th.
: Der Zauberberg. Fischer Taschenbuch 1998 oder eine andere Ausgabe.


Geschichte der Philosophie:
Die Gottesbeweise des Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 16.10.2002
Schäfer

Die Frage danach, ob Gott existiert, ist erst mit dem Christentum so recht in das Problemspektrum der Philosophie gerückt. V.a. zwei "Strategien" für eine positive Beantwortung dieser Frage haben sich im Laufe der Geschichte herausgebildet: das sog. "ontologische Argument" und das sog. "kosmologische Argument". Im Seminar werden die einschlägigen Texte der beiden jeweiligen Hauptvertreter dieser beiden Richtungen, nämlich Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin, gelesen und diskutiert. Je nachdem, ob Zeit dafür bleibt, soll dann auch noch die "Wirkungsgeschichte" und die Geschichte der Kritik dieser beiden Positionen kursorisch durchgegangen werden.
Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar geplant, Referate werden nicht verlangt, Seminarscheine werden aufgrund einer schriftlichen Arbeit erworben. Für Anfänger geeignet.

Literatur:

Anselm von Canterbury: Proslogion/Untersuchungen (hrgg. und übers. von F.S. Schmitt). Stuttgart 1962.
Thomas von Aquin
: Die Gottesbeweise in der ‚Summe gegen die Heiden' und der ‚Summe der Theologie' (hrgg. und übers. von H. Seidl). Hamburg 1982.


Einführung in die Philosophie
Do 14-16, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 17.10.2002
Seel

In diesem Seminar sollen drei zentrale Kompetenzen des philosophischen Studiums eingeübt werden: das Lesen und das Diskutieren philosophischer Texte sowie das Schreiben über sie. Diese Fähigkeiten werden an Ausschnitten aus drei klassischen Werken der Philosophie erprobt: aus Platons Dialog Gorgias, Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft und Gottlob Freges Abhandlung Über Sinn und Bedeutung. Die Teilnehmer sind verpflichtet, von Woche zu Woche kurze Essays zu bestimmten Aspekten der diskutierten Texte zu schreiben. Das Seminar wird von einem 2-stündigen Tutorium begleitet, in dem die Sitzungen im Plenum vor- bzw. nachbereitet werden und die Essays gemeinsam besprochen werden.

Literatur:
Brandt, R.: Philosophie. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam 2001.
Frege, G.: Über Sinn und Bedeutung, in: ders, Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien, hrsg. v. G. Patzig. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht o.J.
Kant, I.: Kritik der Urteilskraft, in: ders., Werkausgabe, Bd. 10, hrsg. v. W. Weischedel. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1989 (10. Aufl.) stw 57.
Nagel, Th.: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie. Stuttgart: Reclam 1990.
Platon: Gorgias. Stuttgart: Reclam 1989.
Rosenberg, J. F.: Philosophieren. Frankfurt/M.: Klostermann 1997.


Theoretische Philosophie (Anthropologie, Kulturphilosophie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Evolution und Kultur
Mo 14-16, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 21.10.2002
Seel / Voland

In welchem Verhältnis steht das biologische Evolutionsgeschehen zu der menschlichen Kulturgeschichte? In keinem sehr engen (wie konventionelle Sichtweisen suggerieren, die mit Herder den Menschen als "ersten Freigelassenen der Schöpfung" interpretieren), oder in einem sehr spezifischen (wie neuere Theorieentwicklungen vornehmlich aus Biologie und Psychologie behaupten)? Evolutionäre Kulturtheorien beleuchten die vielfältigen menschlichen Kulturleistungen und deren jeweilige ethnohistorische Variabilität vor dem Hintergrund der biologisch evolvierten conditio humana. Ziel dieser Bestrebungen ist es, zu einem verbesserten Verständnis der biologischen Determination und Funktionalität menschlichen Kulturschaffens zu gelangen. Zu diesen Theorien gehören beispielsweise einfache Analogmodelle - etwa die Idee der Mimetiker, man könne kulturellen Wandel gewinnbringend mit populationsgenetischen Methoden beschreiben - bis zu deterministischen Ideen der Soziobiologie, wonach Kultur als konditionale Manifestation der Erbprogramme zu verstehen sei. In diesem Seminar werden wir - nach einer Rekonstruktion von klassischen Positionen der geisteswissenschaftlichen Kulturphilosophie - neuere Beiträge evolutionärer Kulturtheorien kritisch prüfen und ihre jeweiligen Erkenntnischancen und -grenzen auszuloten versuchen.
Das Seminar ist speziell auch für Anfänger geeignet.

Literatur:
Blackmore, S.: Die Macht der Meme - oder Die Evolution von Kultur und Geist. Heidelberg/Berlin: Spektrum 2000.
Brackert, H./Wefelmeyer, F.
(Hg.): Kultur. Bestimmungen im 20. Jahrhundert. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1990.
Tooby, J./Cosmides, L
.: The psychological foundations of culture. pp. 19-136 in: Barkow, J.H./Cosmides, L./Tooby, J. (eds.): The Adapted Mind - Evolutionary Psychology and the Generation of Culture. New York/Oxford: Oxford University Press 1992.
Voland, E.
: Natur oder Kultur? Eine Jahrhundertdebatte entspannt sich. pp. 41-53 in: Fröhlich, S. (Hrsg.): Kultur - Ein interdisziplinäres Kolloquium zur Begrifflichkeit. Halle/Saale: Landesamt für Archäologie 2000.
Weingart, P./Mitchell, S.D./Richerson, P.J./Maasen, S.
(eds.): Human by Nature - Between Biology and the Social Sciences. Mahwah/London: Erlbaum 1997.


Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Einführung in die analytische Philosophie
Ferienkurs, 9:15-11:30, Phil.I: C/30, 10.-21.3.2003
Suchan

Die analytische Philosophie ist die wohl bedeutendste philosophische Strömung der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Ausgehend von den Arbeiten von Frege, Russell, Wittgenstein und den Vertretern des Wiener Kreises prägte sie zunächst vor allem im anglo-amerikanischen Sprachraum, dann aber zunehmend in Europa die philosophische Diskussion.
Neben einer Kritik an metaphysischen Konzeptionen stimmen die unterschiedlichen Ausprägungen der analytischen Philosophie in ihrer Fokussierung auf die Sprache überein. Dabei wird nicht nur die Möglichkeit erörtert, künstliche Sprachsysteme zur (logischen) Analyse philosophischer und einzelwissenschaftlicher Problemstellungen einzusetzen. Vielmehr geht es um die Klärung der Bedeutung von Begriffen und Aussagen. Deren Analyse geht einher mit der Entwicklung von Kriterien, um ein sinnvolles Reden, beispielsweise über "Wahrheit", zu ermöglichen.
Wegen der Klarheit ihrer Konzepte und Darstellungen bietet es sich - trotz der oben angedeuteten inhaltlichen Ausdifferenzierung - an, die analytische Philosophie in einer kompakten Lehrveranstaltung zu studieren. Deshalb werden wir im Rahmen eines Ferienkurses mit täglich drei Unterrichtsstunden sowohl die Grundgedanken (historischer Schwerpunkt) als auch die aktuellen Fragestellungen (systematischer Schwerpunkt) dieser herrschenden philosophischen Strömung behandeln.
Wie im Titel formuliert, ist diese Lehrveranstaltung als Einführung konzipiert und auch für Studierende aller Fachrichtungen geeignet.

Nähere Informationen unter: http://www.uni-giessen.de/~gde9/seminare/anaphil.htm

Literatur:
Bieri, P. (Hrsg.): Analytische Philosophie der Erkenntnis. Frankfurt: Athenäum 1987.
Blume, T.; Demmerling, Ch
.: Grundprobleme der analytischen Sprachphilosophie. Paderborn: Schöningh 1998.
Dummett, M.
: Ursprünge der analytischen Philosophie. Frankfurt: Suhrkamp 1992.
Hügli, A.; Lübke, P.
(Hrsg.): Philosophie im 20. Jahrhundert. Band 2: Wissenschaftstheorie und analytische Philosophie. Reinbek: Rowohlt 1993.
Lenzen, W. (Hrsg.): Das weite Spektrum der Analytischen Philosophie / Festschrift für Franz von Kutschera. Berlin: de Gruyter 1997.
Schwerpunkt: Grundlagen der Analytischen Philosophie. Jahresband 4 von: Philosophiegeschichte und logische Analyse / hrsg. von Uwe Meixner und Albert Newen. Paderborn: mentis 2001.
Stegmüller, W.: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Band I-IV. Stuttgart: Kröner 1960ff.


Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Praktische Philosophie:
Seneca: Philosophische Schriften
Mi 12-16, Phil.I: A/5, 14-tägig, 4st., Beginn 16.10.2002
Suchla

Seneca (ca. 1 v. Chr. Corduba - 65 n. Chr. Rom) war vor Epiktet und Mark Aurel der profilierteste stoische Denker der Kaiserzeit. Er zeigt sich als modern anmutender Philosoph insofern, als er u.a. forderte, die Sklaven als geistig freie Menschen sowie Mann und Frau als sittlich pflichtengleich zu werten. Insbesondere durch sein Hauptwerk, die 124 "Briefe über Ethik" (Epistulae morales), erfuhr sein Denken eine starke Nachwirkung bis in die Neuzeit hinein. Darüber hinaus wurde seine Prosa, vor allem über die Vermittlung ihres Bewunderers Montaigne, zum Muster der neuen literarischen Form des Essays.
Das Seminar will in Senecas Denken einführen und die Vertrautheit mit seinem Werk fördern.

Literatur:
Fuhrmann, M.: Seneca und Kaiser Nero. Berlin 1997.
Maurach, G.
: Seneca. Leben und Werk. Darmstadt 1991.
Pohlenz, M.
: Die Stoa, 2 Bände. Göttingen 5. Auf. 1978-1980.

Textausgabe:
M. Rosenbach, lateinisch-deutsch, 5 Bände, Darmstadt 1995.


Spezielle Philosophie (Biophilosophie)/Erkenntnistheorie und Ontologie (Wissenschaftstheorie):
Naturalismus
Mo 18:00-19:30, 2st., Phil.I: C/210, Beginn 21.10.2002
Voland

Unter Naturalismus (manchmal auch Materialismus genannt) versteht man die Auffassung, dass alle zu beobachtenden Phänomene auf eine kausalbestimmte Welt zurückgehen. Alles erklärt sich aus einer Naturgesetzlichkeit, oder wie Gerhard Vollmer es formulierte: Überall in der Welt geht es mit rechten Dingen zu. Wenn aber alles Seiende mit Hilfe von naturwissenschaftlichen Methoden beschrieben und erklärt werden kann, fragt sich, ob der Philosophie überhaupt eine besondere Erkenntnismethode eigen ist. Antinaturalistische Positionen, jedenfalls zeitgenössische, bezweifeln in der Regel nicht die Erklärungskompetenz der Naturwissenschaften. Wunderglaube ist heutzutage keine ernstzunehmende Alternative mehr, wohl aber wird den Naturalisten häufig vorgeworfen, die Philosophie gleichsam "entleeren" zu wollen. In diesem Seminar werden wir zunächst Arbeiten zum Programm, Anspruch und Selbstverständnis des Naturalismus besprechen, um anschließend einige Fronten in der Naturalismus/Antinaturalismus-Debatte nachzuzeichnen. Diese Veranstaltung ist eher für Fortgeschrittene geeignet.

Einführende Literatur:
Keil, G./Schnädelbach, H. (Hrsg.): Naturalismus - Philosophische Beiträge. Frankfurt/M: Suhrkamp 2000.
Vollmer, G.
: Was ist Naturalismus? In: Logos 1: S. 200-219, 1994.


Theoretische Philosophie (Erkenntnistheorie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Die Evolutionäre Erkenntnistheorie als bio-philosophische Theorie
Das Seminar wird in zwei Blöcken stattfinden:
Block 1: 08.-10.11.02, 9-16.00 Uhr; Sonntag von 9-12.00 Uhr
Block 2: nach Absprache Ende Januar oder Anfang Februar, ebenfalls
von Freitag bis Sonntag zu den genannten Uhrzeiten.
Weber

Das Seminar vermittelt in einem ersten Zugang Überblickswissen zur Evolutionären Erkenntnistheorie. Dazu wird ein Überblickswerk (Irrgang) sowie eine kritische Rezeption dieser Theorie (Engels; Einleitung, Kapitel 1 und 4) gelesen. Mit dem erworbenen Wissen über die "Richtungen" und Vertreter der Evolutionären Erkenntnistheorie schauen wir in die Originalwerke. Dort werden die Strukturen und Aussagen der einzelnen Autoren sowie deren methodologischen Überlegungen zur weiteren Arbeit an diesem Theoriegebäude heraus gearbeitet. Dieses Wissen wird mit dem aus der Sekundärliteratur erarbeitetem verglichen.
Ziel ist es, sich mit Hilfe von Überblickswerken ein theoretisches Feld zu erschließen und mögliche Differenzen zwischen Sekundär- und Primärliteratur zu erkennen - d.h. die "Abweichungen" präzise angeben zu können.

Einführende Literatur:
Engels, E.: Erkenntnis als Anpassung? Frankfurt/M. 1989.
Irrgang, B.
: Lehrbuch der evolutionären Erkenntnistheorie. Evolution, Selbstorganisation, Kognition. München 1993.
Lorenz, K.
: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens. München 1988.
Oeser, E.
: Psychozoikum. Evolution und Mechanismus der menschlichen Erkenntnisfähigkeit. Berlin 1987.
Riedl, R.
: Kultur - Spätzündung der Evolution? München 1987.
Riedl, R.
: Biologie der Erkenntnis. Berlin 1981.
Voland, E.
(Hrsg.): Evolution und Anpassung. Warum die Vergangenheit die Gegenwart erklärt. Stuttgart 1993.
Vollmer, G.
: Biophilosophie. Stuttgart 1995.


Geschichte der Philosophie (Mittelalter):
Meister Eckharts mittelhochdeutsche Predigten
Mo, 10-12, Phil.I: F/9, Beginn: 21.10.2002
v. Ertzdorff-Kupffer / Meinhardt

Meister Eckhart ist weder besonders deutsch noch besonders "mystisch" - tiefsinnig, noch ein besonders Unangepasster, noch ein besonders Aggressiver, noch gar der erste materialistische Atheist, sondern einer der vielen großen Gestalten der Philosophie und Theologie im Hochmittelalter. Als Universitätsprofessor lehrte und schrieb er in Latein, als praktischer Seelsorger predigte er selbstverständlich in mittelhochdeutscher Sprache. Mittelhochdeutsche Texte aus den erhaltenen Predigten werden Grundlage des Seminars sein, die gemeinsame Übersetzung soll in eins gehen mit der philosophischen und theologischen Interpretation.

Literatur:
Meister Eckhart: Werke I u. II. Texte und Übersetzungen von J. Quint u.a. Hg. Nikolaus Largier. Frankfurt/M. 1993.
Degenhardt, I
.: Studien zum Wandel des Eckhartbildes. Leiden 1967.
Fischer, H.
: Meister Eckhart. Einführung in sein philosophisches Denken. Freiburg 1974.
Largier, N.
: Bibliographie zu Meister Eckhart. Freiburg/Schweiz 1989.
Ruh, K.
: Meister Eckhart. München 1985.

Die zu behandelnden Texte werden als Kopien zur Verfügung gestellt.


F o r s c h u n g s k o l l o q u i e n

 

Besprechung aktueller Forschungsvorhaben
Mi 15-16, 1st., Phil.I: C/210, n.V.
Kanitscheider


Streitfrage Erkenntnistheorie
Mo 16-18, 2st., Phil.I: C/210, n.V.
Seel / Gosepath


Antike und mittelalterliche Philosophie
n.V. (um Voranmeldung wird gebeten)
Suchla


Das sogenannte 'Großmutterproblem'
n.b.A.
Voland


Forschungskolloquium
n.V. (um Voranmeldung wird gebeten)
Becker


Spätschriften des Nikolaus von Kues
Fr 16:30-19:00, vierwöchentlich, auch in den Ferien (um Voranmeldung wird gebeten)
Meinhardt


Aristoteles, Metaphysik
Sa 16:30-19:00, vierwöchentlich, auch in den Ferien (um Voranmeldung wird gebeten)
Meinhardt

 

Philosophisches Kolloquium
siehe Aushang und Internet 
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums