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Umsetzung des Species Action Plans für Europäische Turteltauben

Gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (April 2023 bis März 2026)

 

Die Europäische Turteltaube ist innerhalb der letzten Jahrzehnte von einer häufigen Vogelart zur global gefährdeten Art geworden. Die Bestandserfassungen in Europa haben fast überall starke Rückgänge aufgezeigt. In Deutschland brüteten nur noch bis zu 22.000 Paare.

Ursache dafür sind neben einer hohen Mortalität während der Zugzeit vor allem der Verlust geeigneter Brut- und Futterflächen aufgrund von Veränderungen in der landwirtschaftlichen Flächenbewirtschaftung im Brutgebiet. So ist die Art in intensiv bewirtschafteten Bereichen wie der Wetterau („Kornkammer Hessens“) vollständig verschwunden, und hält sich nur in den Randbereichen der rundum liegenden Bergländer. Somit ist die Turteltaube eine Zeigerart für den ökologischen Zustand der Kulturlandschaft. Eine bessere Kenntnis der Nahrung, Habitatnutzung und des Bruterfolgs sind notwendig zur Umsetzung des Species Action Plans. Es liegen von Deutschland keine Daten zum Bruterfolg der Art vor, die Gefährdungspotentiale der Turteltauben im Brutgebiet (z.B. durch chemische Rückstände und Krankheiten) und die Habitatnutzung der Turteltauben im Brutgebietsollen untersucht werden.

Neben dem Verlust geeigneter Brut- und Futterflächen im Brutgebiet sind für den Populationstrend auch Mortalität auf dem Zug v.a. durch Jagd sowie Veränderungen der Lebensraumqualität und -verfügbarkeit entlang der Wanderroute dieses Langstreckenziehers und im Wintergebiet relevant. Daher ist eine bessere Kenntnis der Zugwege, Wintergebiete und Zwischenrastgebiete notwendig. Dafür soll erstmals eine Aufnahme von GPS-genauen Trackingdaten, insbesondere auch der zentralen Populationen, erfolgen. Dadurch soll eine Definition der Zugschneise innerhalb von Deutschland erfolgen, und damit die Größe der auf jedem der Zugwege betrachteten Populationen besser abgeschätzt werden. Hierzu dienen auch ergänzende populationsgenetische Untersuchungen.

Fünf Work Packages sollen zur Umsetzung des Species Action Plans beitragen:

WP1: Tracking zur Erfassung der Zugwege, einschließlich im bisher nicht untersuchten zentralen Brutgebiet in Deutschland mit GPS-genauen Sendern mit Satellitenübertragung, die eine detaillierte Beschreibung der Habitatnutzung entlang der Zugrouten und im Winter ermöglichen.

WP2: Trackingdaten und Feldbeobachtungen zur Erfassung des Bruterfolgs und der Habitatnutzung. Hierbei werden wir vergleichen: a) Turteltauben in Gebieten mit und ohne Habitatmaßnahmen, sowie b) Turteltauben und Hohltauben, da die Hohltauben ökologisch ähnlich sind, jedoch einen leicht positiven Populationstrend aufweisen. Detaillierte Beschreibung der Habitatnutzung und Analysen des Nahrungssuch- und Brutverhaltens. Kombiniert mit der Erfassung der Jungvogelanteile sollen Bruterfolgsdaten im Brutgebiet erhoben werden.

WP3: Bewertung der Effektivität von AUM und Ableitung von Empfehlungen gemäß Species Action Plan Action 1.2.1.: Develop National Conservation Strategies for turtle-doves that include technical specifications for agri-environment packages that will benefit turtle-doves, based on measures that increase abundance and accessibility of food, water and breeding habitat (see actions 1.2.1.1-1.2.1.6).

WP4: Analyse des Bleigehalts in Federn von je 50 Vögeln der verschiedenen Zugwege gemäß Action 7.11.1: Research the effects of pesticide/herbicide/lead ingestion on mortality and sublethal effects, such as fertility, and immune response.

WP5: Genetische Analysen von Proben (Blut, Kot) zur Nahrungsanalyse und Feststellung von Krankheiten wie Vogelmalaria und Trichomonose. In Vorarbeiten wurden zudem zwei genetische Linien (Haplotypen) gefunden. Analysen sind notwendig, um die biologische Bedeutung / evtl. Schutzrelevanz dieser Haplotypen zu verstehen (Action 7.3.1. Undertake research to determine movements, population sizes and trends for the turtle-dove sub-species, including isotope and genetic analyses).