NIDIT-Glossar
Hier finden Sie eine Zusammenstellung unserer wichtigsten Begriffsdefinitionen im Zusammenhang mit digitaler und internationaler Lehre.
Aktionsforschung in der Hochschullehre lässt sich als kooperativer Reflexionsprozess von Hochschuldidaktiker:innen und Lehrenden im Rahmen von Lehr- und Lernentwicklungsvorhaben beschreiben. Sie kann Lehrende darin unterstützen, eigene Fragen an ihre Lehre zu stellen und sich mit diesen aus forschender Perspektive mittels empirischer wissenschaftlicher Methoden näher zu befassen. Lehrende, Forschende und Hochschuldidaktiker:innen kooperieren hier als – in der Regel interdisziplinäres - Team und auf Augenhöhe. Mit Aktionsforschung können verschiedene Ziele verfolgt werden. Sie kann dazu dienen, die eigene Lehre methodengeleitet zu reflektieren, Entwicklungspotenziale zu identifizieren, die Wirkungen (erprobter) neuer Ideen zu erkunden und darüber die eigene Lehre (empiriegestützt) langfristig zu verbessern und weiterzuentwickeln (vgl. Schön 1983, S.39-40; Wildt 2006, S. 3). Als Forschungszugang kommt hierbei die Praxisforschung als entwickelnde Forschung zum Tragen, wie sie u.a. durch Cendon, Mörth und Pellert (2016, S. 25ff.) beschrieben wird.
Quellen:
Schön, D. (1983). The reflective practitioner. How professionals think in action. New York: Basic Books.
Wildt, J. (2006). Vom Lehren zum Lernen. Zum Wandel der Lernkultur in modularisierten Studienstrukturen. In: B. Berendt, H.-P. Voss und J. Wildt (Hg.): Neues Handbuch Hochschullehre. Lehren und Lernen effizient gestalten. 2. Aufl. Stuttgart: Raabe.
Cendon, Mörth und Pellert (2016). In: Theorie und Praxis verzahnen. Lebenslanges Lernen an Hochschulen. Münster: Waxmann.
Augmented Reality bezeichnet eine erweiterte Realität, bei der unserer Umgebung in einer Live-Ansicht digitale Elemente hinzugefügt werden. Dies geschieht oft mit Hilfe eines Smartphones oder Tablets. Mögliche Anwendungen finden sich im Freizeitbereich z.B. bei Spielen oder in Freizeitparks, im beruflichen Kontext z.B. in Ausbildungen bei Trainings, in der Werbung, im Handel oder im Bildungsbereich.
Quelle:
Dörner, R; Broll, W.; Grimm, P.; Jung, B. (2019): Virtual und Augmented Reality (VR/AR). Grundlagen und Methoden der Virtuellen und Augmentierten Realität, Springer Verlag, Berlin.
Unter Blended Learning versteht man die Kombination aus Präsenzformaten und Online-Formaten, wie z.B. E-Learning, die sich jeweils ergänzen und nicht gleichzeitig stattfinden. Die Lehr-/Lernelemente werden so zu einer Einheit zusammengestellt, dass es gelingt, die Vorteile der jeweiligen Lernform bestmöglichst nutzen zu können.
Im aktuellen Sprachgebrauch deutscher Hochschulen versteht man unter synchroner hybrider Lehre das zeitgleiche Angebot von Online- und Präsenz-Teilnahme an Veranstaltungen. Ein Teil der Teilnehmenden ist dabei in physischer Präsenz vor Ort und der andere Teil von verschiedenen Orten online zugeschaltet. Diese Verknüpfung von digitaler Lehre mit klassischen Präsenzformaten ermöglicht Studierenden die flexible und ortsunabhängige Teilnahme an solchen Formaten.
Quellen:
Reinmann, G. (2021): Hybride Lehre - ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis, in: Impact Free 35. Journal für freie Bildungswissenschaftler. Hamburg. (
https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2021/122564/pdf/Impact_Free_35.pdf
) [letzter Zugriff am 13.03.2023]
Schulmeister, R. (2017): Presence and Self-Study in Blended Learning. The special role of presence. eleed. Hagen. (
https://eleed.campussource.de/archive/12/4502
) [letzter Zugriff am 13.03.2023]
Virtuelle internationale Lehre ist ein geplanter Lernprozess, bei dem verschiedene Teilnehmende (Studierende, Lehrende usw.) aus mindestens zwei verschiedenen Ländern digitale Medien für Lehr- und Lernprozesse, sowie zur Kommunikation untereinander nutzen. Durch die virtuelle Kommunikation ist es möglich, dass Studierende und Lehrende nicht unbedingt am selben Ort sein müssen: Rein virtuelle oder hybride Lernumgebungen ermöglichen verschiedene Lehrformate jenseits von Face-to-Face-Szenarien. Virtuelle internationale Lehre kann daher synchron (z. B. per Webkonferenz) oder asynchron sein. Als eine besondere Form der Fernlehre verbessert die virtuelle internationale Lehre die Möglichkeiten des interkulturellen Austauschs in Hochschulen, ohne dass eine physische Mobilität erforderlich ist.
Virtuelle Realität bezeichnet eine computergenerierte Umgebung mit real erscheinenden Szenen und Objekten, die mithilfe von spezifischer Soft- und Hardware erlebbar gemacht wird. Durch die Verwendung eines VR -Headsets und dazugehörigen Controllern wird den Nutzenden mittels hochauflösenden Displays, 360°- oder 3D-Inhalten sowie auditiven und haptischen Elementen das Gefühl gegeben, in eine virtuelle Welt einzutauchen. Dieses Eintauchen wird als Immersion bezeichnet. Mögliche VR -Anwendungen finden sich im Freizeitbereich mit Single- und Multi-Player-Spielen, im beruflichen Kontext z.B. in Ausbildungen bei Trainings, Simulationen oder kollaborativen Teamarbeitsanwendungen, als auch im Bildungsbereich.
Quelle:
Dörner, R; Broll, W.; Grimm, P.; Jung, B. (2019): Virtual und Augmented Reality (VR/AR). Grundlagen und Methoden der Virtuellen und Augmentierten Realität. Springer Verlag. Berlin.
Im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung lassen sich mit Hilfe der Wirksamkeitsanalyse im Kontext des digitalen Lehrens und Lernens angestrebte Ziele (z.B. der Wissenszuwachs in bestimmten Inhalten bei Studierenden nach dem Besuch einer Lehrveranstaltung, Lernziele bei Besuch eines Weiterbildungsangebots für Lehrende, Passgenauigkeit des Angebots zur Zielgruppe) und dessen Erreichung untersuchen und überprüfen. Dazu werden i.d.R. spezifische und einzelne Teilziele definiert, deren Zielerreichungsgrad gemessen wird, was eine detailliertere Betrachtung ermöglicht (inkl. nicht-quantifizierbarer Ziele und Nutzenaspekte digitaler Lehr-und Lernangebote). Dies geschieht auf Basis verschiedener Untersuchungsdesigns bzw. Evaluationszyklen, in die verschiedene forschungsmethodische Expertisen (z.B. qualitative und quantitative Forschungsmethoden) einfließen und so häufig den Schwerpunkt der Arbeitsweise mitbestimmen. Die Herausforderung besteht bei Wirksamkeitsanalysen insofern, als dass Bewertungen zu "größeren Lernerfolgen" aufgrund vieler potenzieller "Einflussfaktoren" (z.B. Unterschiede im Vorwissen von Studierenden) sich nicht ausschließlich auf digitale Lehr-und Lernangebote zurückführen lassen (vgl. Bremer et al. 2010).
Quelle:
Bremer, C.; Krömker, D.;Voss, S. (2010): Wirtschaftlichkeits- und Wirksamkeitsanalysen sowie Vorgehensmodelle zur Einführung und Umsetzung von E-Learning an Hochschulen, in: Holten, Roland/Nittel, Dieter (Hrsg.): E-Learning in Hochschule und Weiterbildung – Einsatzchancen und Erfahrungen, Bielefeld 2010
Digital Teaching Literacy, welches aktuell noch nicht als feststehender Begriff bekannt ist, wird im Projekt NIDIT als hochschuldidaktische Handlungskompetenz in digital gestützten Lehr- und Lernsettings verstanden. Das Kompetenzraster von Eichhorn et al. (2017) dient hierbei als Grundlage. Es beschreibt insgesamt acht unterschiedliche Dimensionen (s.u.). Durch diese unterschiedlichen Kompetenzbereiche oder -dimensionen ist Digital Teaching Literacy als Querschnittskompetenz anzusehen.
- Die acht Dimensionen des Kompetenzrasters (Eichhorn et al. 2017):
- Bedienen und anwenden
- Digital informieren und recherchieren
- Digital kommunizieren und kooperieren
- Digitale Lehre
- Digitale Identität und Karriereplanung
- Digitale Wissenschaft
- Produzieren und präsentieren
- Analysieren und reflektieren
Quelle:
Eichhorn, M.; Müller, R.; & Tillmann, A. (2017): Entwicklung eines Kompetenzrasters zur Erfassung der ‚Digitalen Kompetenz‘ von Hochschullehrenden. In C. Igel (Hrsg.), Bildungsräume. Proceedings der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW), Münster, New York: 2017. S. 209-219
Mit unseren Labs for Innovative Teaching möchten wir Begegnungsorte schaffen, in denen die Bereitschaft zur Flexibilität, zum Ausprobieren, zu Fehlern und einem hierarchiefreien Miteinander im Umgang mit digitalen Technologien besteht. Unabhängig vom Vorwissen sind alle Hochschullehrenden und Tutor:innen in unseren Labs willkommen. Um den Einstieg in Themen wie Virtual Reality oder Augmented Reality zu erleichtern und die Skepsis vor der Technik zu nehmen, bieten wir voll ausgestattete Arbeitsplätze und Hardware an. Durch den offenen Werkstattcharakter wollen wir den Austausch zwischen Interessierten fördern und damit zum Experimentieren anregen. Wir begleiten diese Prozesse durch Weiterbildungs- und Beratungsangebote. Dadurch möchten wir Lehrende für den Umgang mit neuen Technologien sensibilisieren und über Einsatzmöglichkeiten und Potentiale aufklären.
Die im Rahmen von Aktionsforschung an der THM durchgeführte
Wirkungsanalyse
ist als Angebot für Lehrende konzipiert, die Fragen an ihre eigene Lehre stellen und sich diesen mit wissenschaftlichen Methoden und im Austausch mit Hochschuldidaktiker:innen nähern wollen. Dadurch bestimmen die Lehrenden selbst den Erkenntnisprozess. Ihre Lehre wird zugleich zu ihrem eigenen Forschungsgegenstand. Die Lehrenden werden so zu Forschenden im Kontext der Hochschuldidaktik (Huber 2011, 2014). In einer Weiterführung des SoTL (Scholarship of Teaching and Learning) integrieren wir am ZekoLL die fachliche Methodenkompetenz, primär aus der empirischen Sozialforschung, in die gemeinsame Entwicklungsarbeit (vgl. Huber 2011, S. 15 oder auch Huber 2014, S. 30).
Ergebnisse aus der Aktionsforschung tragen dazu bei, die eigene Lehre wissenschaftsgeleitet zu reflektieren, die Perspektive von Studierenden auf neu erprobte Lehr-/Lernangebote zu erkunden und so langfristig Lehr-/Lernkonzepte lernförderlich weiterzuentwickeln.
Zugleich handelt es sich dabei um einen Beitrag zur Personalentwicklung, indem Lehrende mit Unterstützung hochschuldidaktischer Expertise, systematisch und fragengeleitet ihr eigenes Lehrhandeln reflektieren. Dieses Herangehen fördert die Entwicklung der Kompetenz Lehrender, Lehr-/Lernsituationen über konkrete Projekte hinaus zu hinterfragen (vgl. Grassl 2016, S. 52ff).
Quellen:
Huber, L. (2011). Scholarship of Teaching and Learning – Forschung zum (eigenen) Lehren. In B. Berendt, B. Szczyrba, H.-P. Voss & J. Wildt (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre. Lehren und Lernen effizient gestalten. 51. Ergänzungslieferung, J 1.11. Stuttgart: Raabe.
Huber, L. (2014). Scholarship of Teaching and Learning. Konzept, Geschichte, Formen, Entwicklungsaufgaben. In L. Huber, A. Pilniok, R. Sethe, B. Szczyrba & M. P. Vogel (Hrsg.), Forschendes Lehren im eigenen Fach. Scholarship of teaching and learning in Beispielen. Blickpunkt Hochschuldidaktik. 125, S. 19-36. Bielefeld: Bertelsmann.
Grassl, R. (2016). Veränderung durch Fragen. Die sokratische Methode als Instrument der Aktionsforschung. In E. Cendon, A. Mörth & A. Pellert (Hrsg.), Theorie und Praxis verzahnen. Lebenslanges Lernen an Hochschulen, Band 3, S. 51-66. Münster: Waxmann.