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Kommentierte Lesungen aus der antiken Literatur

Sprecher: Rudolf Guckelsberger - Kommentator: Peter v. Möllendorff - Schnitt: Saskia Schomber / Jannis Wittek

Rudolf Guckelsberger (Sprecher und Moderator beim SWR) und Peter v. Möllendorff (Professor für Gräzistik an der JLU) lesen und kommentieren gemeinsam seit mehr als zehn Jahren in öffentlichen Auftritten große Literatur der griechischen und lateinischen Antike, von Homer bis Lukian; auch in Gießen waren sie schon mehrfach im Rathaus vor vollen Publikumsrängen zu hören.
In Corona-Zeiten sind solche Auftritte nicht möglich. Daher werden hier in den kommenden Wochen die Highlights dieser Lesungen als Podcasts publiziert; damit erfüllen wir zugleich einen oft geäußerten Wunsch unserer Zuhörer.
Dem Präsidium der JLU, der Gießener Hochschulgesellschaft und dem Verein der Freunde der Antikensammlung Gießen e.V. danken wir herzlich für finanzielle Unterstützung bei den Aufnahmen.

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Hero und Leander

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Die Geschichte der tragischen Liebe von Hero und Leander beginnt in der nachchristlichen Zeit mit den Versionen Ovids und des spätantiken Epikers Musaios – sie setzt sich dann fort bis in die Neuzeit. Die Lesung führt die Hörer durch die antiken Ausgangstexte und zu wichtigen – traurigen wie heiteren – Stationen der Rezeption in den folgenden Jahrhunderten.

 

 

 

Platon, "Gastmahl"

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 Übersetzung: Ute Schmidt-Berger

Zeichnung: Katrin Dolle

 

Platons „Gastmahl“ ist einer der bedeutendsten und zugleich ungewöhnlichsten philosophischen Texte der Antike. Nicht nur erhält der Leser eine Kurzfassung der Platonischen Ideenlehre, nicht nur wird das Begehren, der Eros, zur treibenden und leitenden Kraft des Erkennens erhoben, sondern zugleich lesen wir auch einen hochdramatischen Text mit viel Aktion. Im Haus des Tragödiendichters Agathon haben sich seine Freunde, darunter auch Sokrates und der Komödiendichter Aristophanes (der in seinen „Frauen am Thesmophorenfest“ von 411 v. Chr. seinen Kollegen gewaltig auf den Arm nimmt), versammelt, um miteinander zu essen und zu trinken, und sie beschließen, miteinander über das Wesen des Begehrens zu diskutieren, das jeder der Anwesenden durch eine eigene kurze Rede angemessen loben und preisen soll. So geschieht es, aber da platzt der betrunkene Politstar Alkibiades herein, stellt alles auf den Kopf und erzählt die Geschichte von seiner zurückgewiesenen Liebe zu Sokrates. Und hier öffnen sich nun die Abgründe dessen, was Begehren im menschlichen Leben bedeutet.

 

 

 

Homer, Ilias

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 Übersetzung von R. Schrott

 

 

Homers Ilias ist das älteste Werk der europäischen Literaturgeschichte. Zusammen mit der Odyssee ist es mehr als zwei Jahrtausende als Maßstab angesehen worden, an dem sich die poetische Kunst jeder Epoche messen lassen musste – und gerade auch als Prüfstein für jede Fortentwicklung literarischen Schaffens. Es erzählt vom Kampf der Griechen gegen Troja und schildert die Folgen des Zorns des bedeutendsten griechischen Kriegers, Achill, der sich, vom Heerführer Agamemnon respektlos behandelt, vom Geschehen zurückzieht. So gerät die oberschichtliche Wertewelt des 8. Jahrhunderts vor Christus kritisch in den Blick, und auch die tragische Dimension eines Krieges, der selbst die Götterwelt erfasst.

 

 

 

 

Lukian. Von Toten, Göttern und Scharlatanen

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Übersetzung: Christoph Martin Wieland, Peter v.

Möllendorff

Der Autor Lukian, geboren um ca. 120 n. Chr. in Samosata am Oberlauf des Euphrat in der römischen Provinz Syria, gilt seit der Renaissance als Meister des geistreichen Dialogs über Gott und die Welt – und nur wenige haben die Spitze der satirischen Feder mit solch stil­sicherer Eleganz und Treffsicherheit geführt wie er. Viele versuchten ihn zu imitieren und fortzuführen, seine Totengespräche etwa haben bei einer ganzen Gattung der europä­ischen Literatur Pate gestanden. Zugleich gehörte Lukian zu den Gebildetsten seiner Zeit und hat eindringlich über Wesen und Zweck von Bildung als Erziehung zu Sprach- und Selbstbeherrschung reflektiert. Unserer eigenen Zeit mit ihrer Unsicherheit hinsichtlich der Gestaltung und des Stellenwerts von Bildung hat er einiges zu sagen, witzig und abwechslungsreich.

 

Hören Sie, wie Christoph Martin Wieland selbst für Lukian Werbung machte! 

 

 

 

 

Apuleius, Metamorphosen oder Der goldene Esel

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Übersetzung: E. Brandt, W. Ehlers

Lucius Apuleius stammte aus Madauros in Nordafrika, wo er sich als Philosoph und Redner betätigte. In Erbschaftsstreitigkeiten verwickelt, wurde er wegen Anwendung von Magie verklagt; seine Verteidigungsrede ist erhalten. Seinen literarischen Ruhm verdankt Apuleius aber einem umfangreichen Roman in lateinischer Sprache, den Metamorphosês. Darin berichtet der Erzähler Lucius von seiner Reise nach Thessalien, wo er das Tun und Treiben einer Hexe neugierig ausspäht – eine Neugierde, die ihm die Verwandlung in einen Esel einträgt, in dessen Gestalt er zahlreiche Irrungen und Wirrungen erlebt, Zeuge verschiedenster schockierender Vorgänge wird und nicht zuletzt viele spannende, grausame und erotische Geschichten hört, darunter das berühmte Märchen von Amor und Psyche, das als Einzeltext eine ganz eigene und weitreichende Rezeption in der europäischen Literatur und vor allem auch Kunst erfahren hat. Ob es Lucius am Ende gelingt, seine Eselsgestalt – die ihm schon von seinen römischen Lesern den (heute viel geläufigeren) Titel Der goldene Esel eingetragen hat – wieder loszuwerden?
Der Goldene Esel, aus dem 2. Jh. n. Chr., ist der einzige vollständig erhaltene lateinische Roman und hat der europäischen Tradition des satirischen Schelmenromans Pate gestanden. Spannung, Grausamkeit, Erotik, Phantastik gehen in ihm eine explosive, zugleich großartig stilisierte und erzählerisch raffinierte Verbindung ein – nicht ohne Grund heißt es schon im Vorwort: lector, intende. Laetaberis – Leser, spitz die Ohren! Du wirst Deinen Spaß haben!

 

 

 

 

Ovid, Metamorphosen
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Übersetzung von N. Holzberg

Als Publius Ovidius Naso vor gut 2000 Jahren starb, hinterließ er ein umfangreiches Werk. Liebesgedichte, Liebeskunst, Heilmittel gegen die Liebe, ein Kalendergedicht, aber auch Briefe und Klagegedichte über seine Verbannung ans Schwarze Meer. Unter all dem ragt einzigartig heraus sein 15 Bücher umfassendes Epos über Verwandlungen: eine Samm­lung von Mythen, die von Gestalt- und Substanzveränderungen erzählen, darunter so berühmt gewordene wie die Geschichte von Pyramus und Thisbe, von Dädalus und Ikarus, Apollon und Daphne, der Bericht von der Abfolge der Weltalter und vieles mehr, das in kaum einem Lateinunterricht fehlt.

Die kommentierte Lesung führt durch das Werk, stellt einige der eindrucksvollsten Erzäh­lungen vor und gibt einen Einblick in die Suche nach dem roten Faden, der die bunte Folge der Geschichten zusammenhält – ein mythisches Kaleidoskop voller Esprit und zugleich die Geschichte von Begehren, Gewalt und unwiederbringlichem Verlust, zu höchster künstlerischer Form gebunden.

 

 

 

Herodot, Historien
Die Welt vom Rand her erzählen

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Übersetzung von W. Marg 

Herodot, den bereits Cicero als den Vater der Geschichtsschreibung bezeichnete, ist der erste Historiker, der seine Aufmerksamkeit auf ein bedeutendes Ereignis richtet, dessen Ursachen er zu erforschen unternimmt: den Krieg zwischen Griechen und Persern zu Beginn des 5. Jhds. v. Chr., dessen Ausgang, der griechische Sieg, von gar nicht zu überschätzender Bedeutung für das weitere Dasein des Abendlandes gewesen ist. Die Faszination, die von Herodots Werk ausgeht, liegt aber vor allem in seiner Herangehensweise. Er ist überzeugt, daß nur wer das Entstehen und Wachsen der kriegführenden Völker begreift, auch den Konflikt selbst verstehen kann. Deshalb ist ein großer Teil der neun Bücher seiner Historien der Welt und der Vorgeschichte der Völker des Mittelmeerraumes gewidmet. Und da Herodot ein meisterlicher Erzähler ist, der seine Analysen immer wieder mit höchst spannenden Exkursen und Anekdoten zu bereichern weiß, ist die Lektüre seines Werks abwechslungsreich, lehrreich und durchweg spannend.

 

 

 

Literarische Reise in die Unterwelt.
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Der Gedanke, dass menschliches Dasein mit dem Tod nicht endet, ist in der antiken Welt von Anfang an gegenwärtig gewesen. Der Tote gelangt in die Unterwelt, die wie ein fremdes Land eingegrenzt und bewacht ist. Gestalten wie der Fährmann Charon und der dreiköpfige Hund Kerberos regeln den Zugang und verhindern späteres Entkommen. Im Hades wird über das menschliche Leben zu Gericht gesessen, gutes Leben wird belohnt, schlechtes bestraft. Entsprechend gibt es dort auch paradiesische und höllische Orte, aber die große Masse der Toten erwartet eine ewige schattenhafte und ereignislose Existenz. Es sind besondere Menschen, denen es vergönnt ist, lebend in die Unterwelt zu gelangen, sie kennenzulernen und sie auch wieder verlassen zu dürfen: Herakles, Odysseus, Aeneas. Andere wiederum, wie Lukians Kyniker Menippos und Diogenes, fühlen sich dort pudelwohl und terrorisieren ihre Mit-Toten. Und auch der pythagoreische Glaube an die Seelenwanderung kommt ohne nähere Vorstellungen vom Hades nicht aus. Die Lesung führt Sie mithilfe griechischer und lateinischer Erzählungen in diese Unterwelt hinab. Die Rückkehr ist garantiert, für diesmal.

 

 


Homer, Odyssee

 Übersetzung von C. Martin

 

Die Geschichte vom griechischen Fürsten Odysseus, dem schlauen Abenteurer, der nach dem Sieg über Troia zehn Jahre durch die Welt getrieben wurde, begeistert Hörer und Leser seit dreitausend Jahren. Der gerissene, nie verlegene Realist ist das Urbild des unbeirrbaren, neugierigen Helden, der selbst Göttern gelassen begegnet und, vom Schicksal gebeutelt, mit trockenem Humor am Ende doch Sieger bleibt.                                                                    

 


Platon, Apologie des Sokrates 

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Übersetzung von E. Heitsch

Im Jahr 399 v. Chr. musste Sokrates sich vor dem athenischen Volksgericht gegen den Vorwurf verteidigen, nicht die von der Stadt anerkannten Götter, sondern neuartige dämonische Wesen zu verehren. Auch verderbe er die Jugend. Der Prozess endete mit seiner von einer knappen Mehrheit der richtenden Bürger beschlossenen Verurteilung, dann in einem zweiten Verfahren mit der Festsetzung der Todesstrafe. Wir wissen heute, dass dieser Prozess vor allem politische Hintergründe hatte. Die Gestaltung von Sokrates’ Verteidigungsrede durch seinen Schüler Platon, zugleich ein Meisterwerk griechischer Rhetorik, wurde jedoch aus anderen Gründen berühmt. Hier tritt ein Denker auf, der sich durch keine Drohung einschüchtern lässt und um jeden Preis auf dem Vorrang der Wahrheitsfindung beharrt – vor allen anderen Rücksichten, selbst auf die eigene Familie, selbst auf das eigene Leben. Damit ist er allen kommenden Zeiten zum Vorbild für intellektuelle Redlichkeit und Standfestigkeit geraten.