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Daria Starčenko

Biographie

 

Seit 2011

wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Gewaltgemeinschaften“. Dissertationsprojekt zum Thema: „(See-)Beutezüge – Rivalitäten – Aufstände: Dynamiken kollektiver Gewalt bei den Zaporoger Kosaken, 1590-1648“ (vorläufiger Titel) (Betreuer: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg)

2010

Magistra Artium

2006

Mitarbeit an einem Teilprojekt im Zuge der Vorbereitungen auf das 400-jährige Universitätsjubiläum der Justus-Liebig-Universität, Gießen.

2006-2010

studentische Hilfskraft am Historischen Institut Osteuropäische Geschichte an der Justus-Liebig-Universität, Gießen

2005-2010

studentische Hilfskraft am Historischen Institut Neuzeit II an der Justus-Liebig-Universität, Gießen

2004

Bearbeitung und Archivierung der Neuenhagen-Sammlung – einer kleinen Quellensammlung zur allgemeinen und regionalen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges – im Oberhessischen Museum Gießen

2003 - 2010

Studium der Mittleren- und Neueren Geschichte, Osteuropäischen Geschichte, Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und an der University of Bristol

1983 

geb. in Riga, Lettland

 

Dissertationsprojekt

(See-)Beutezüge - Rivalitäten - Aufstände: Dynamiken kollektiver Gewalt bei den Zaporoger Kosaken, 1590-1648 (vorläufiger Titel)

Das Arbeitsvorhaben widmet sich den polnisch-litauischen (Zaporoger) Kosaken als frühneuzeitlichen Gewaltgemeinschaften in der heutigen West- und Zentralukraine, historisch Territorien Polen-Litauens, zwischen 1590 und 1648. In diesen Territorien, die von den Krimtataren, dem Osmanischen Reich und Moskauer Eingriffen bedroht waren, bestand eine frontier-Situation und -Gesellschaft, in der infolge der fehlenden administrativen Durchdringung und ständischen Verdichtung Gewaltpraxen große Bedeutung besaßen. Autochthone Gewaltbünde der Kosaken entstanden hier als wechselseitige Schutzbündnisse und Beuteverbände. Der polnische Hof suchte das militärische und demographische Potential der Region durch langfristige Anwerbungen von Registerkosaken und kurzfristige Rekrutierungen von Söldnerkosaken auszunutzen. Hier entstand der größte frühneuzeitliche Söldnermarkt des östlichen Europa. Kosaken wurden vor allem für Kriege (Söldner) oder die frontier-Sicherung (Kosakenregister), darüber hinaus aber auch für fehdeähnliche Privatkonflikte des Adels rekrutiert. Nach Abschluss der Kriegskampagnen verweigerten die Söldner die Auflösung ihrer Verbände, marodierten in frontier-Siedlungen, erpressten Sold und gerieten in Konflikt mit Grundbesitzern und lokalen Verwaltungsinstanzen. In einigen Fällen verstetigten sich diese Konflikte. Oft gesteigert durch Konkurrenz verschiedener Kosakenverbände untereinander eskalierten Revolten, die eine derart hohe überregionale und kommunikative Reichweite und Gewaltintensität besaßen, dass sie ohne eine militärische Intervention nicht mehr entschärft und unterbunden werden konnten (1591-93; 1595/96; 1625; 1630, 1637/8). Durch das "handwerkliche Verhältnis zu Gewalt" war auch die Ressourcenbeschaffung der Kriegergruppen zunehmend an deren Gewaltpraktiken gebunden. Benötigte Ressourcen beschafften die Kosaken in der Regel durch den Einsatz von Gewalt, ob als Söldner im Auftrag eines Dienstgebers oder auf eigene Faust. Exemplarisch sind die regelmäßig in der Steppenregion und entlang der Schwarzmeerküste unternommenen (See-)Beutezüge - logistisch und organisatorisch komplexe kleinkriegerische Aktionen mit ökonomischen Zielen. Untersucht werden Praktiken von Gewaltandrohung, Gewaltausübung und das Beuteverhalten in diesen Konflikten, wobei die Frage, inwieweit Gewalt und Beute die Gruppen stabilisierten und deren innere Strukturen und Wertordnungen beeinflussten, im Zentrum steht. Das Projekt möchte Gewaltdynamiken und die Reichweite von Vergesellschaftung durch Gewalt und Beute, die Bedeutung der frontier-Situation sowie den Einfluss des polnisch-litauischen Söldner- und Gewaltmarktes untersuchen und zur Neuverortung zentraler Konfliktsituationen im frühmodernen Osteuropa beitragen, die bis heute ukrainische, russische und polnische Vergangenheitspolitiken prägt.