Prof. Dr. Britta Bannenberg
Professur für Kriminologie
Prof. Dr. Britta Bannenberg Sommersemester 2024
- Kriminologisches Seminar: Häusliche Gewalt, Schwerpunkt Partnerschaftsgewalt
Das Seminar richtet sich an Interessierte im SPB Kriminalwissenschaften.
Im Seminar sollen kriminologische und strafrechtliche Aspekte häuslicher Gewalt behandelt werden. Häusliche Gewalt / Familiäre Gewalt / Domestic Violence ist ein sehr komplexes und heterogenes Problemgebiet mit hoher praktischer Relevanz. Partnerschaftsgewalt wird von sonstigen Gewaltformen gegen Familienangehörige unterschieden und ist differenziert zu betrachten. Gewalt in Familien und (Ex-)Partnerschaften ist nicht nur quantitativ äußerst bedeutsam ( Müller und Schröttle fanden 2004 in einer repräsentativen Befragung im Auftrag des BMFSFJ, dass 25 % aller Frauen körperliche oder sexuelle Gewalt in aktuellen oder früheren Partnerschaften erlebt haben ), sondern führt zu generationenübergreifendem Leid (physischen und psychischen Folgewirkungen, Problemen der Lebensbewältigung, Weitergabe dysfunktionaler Verhaltensweisen u.a.m.) und vielfältigen Risiken für Täter- und Opferwerdung. Aktuell verkürzen Debatten um „Femizide“ die Problematik und blenden dabei wissenschaftliche kriminologische Erkenntnisse, die in zahlreichen empirischen Studien gewonnen wurden, aus. Das Thema erfährt wellenartige mediale und rechtliche Aufmerksamkeit und gleiche Debatten werden immer wieder geführt. Zur Zeit steht z.B. auch das Thema der Plätze im Frauenhaus in der medialen Aufmerksamkeit, vor über 20 Jahren wurde im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Gewaltschutzgesetzes die Unterbringung im Frauenhaus eher als letztes Mittel kurzzeitiger Unterbringung gesehen und die Verantwortlichkeit des Täters betont: „Wer schlägt, der geht“; nicht das geschlagene Opfer sollte die Wohnung verlassen, sondern der schlagende Täter. Davon ist aktuell wenig zu hören. Recht und Wirklichkeit sind natürlich „zwei Paar Schuhe“. Im Seminar soll aktuellen Entwicklungen, aber auch den grundlegenden Erkenntnissen zur Gewaltdynamik in engen Beziehungen, empirischen Befunden zu Tätern und Opfern (und vielen mitbetroffenen Kindern in gewalttätigen Beziehungen), rechtlichen repressiven und präventiven Möglichkeiten nachgegangen werden.
Von den Studierenden wird eine aktive Teilnahme und Engagement bei der Bearbeitung der anspruchsvollen Themen erwartet. Zur Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird deshalb ein kleines Abstract zum Wunschthema erwartet. Bitte legen Sie in maximal 2.500 Zeichen einschließlich Leerzeichen dar, wie Sie das Thema angehen würden. Wir entscheiden zeitnah über die mögliche Teilnahme und laden Sie zur Seminarvorbesprechung zu Beginn des Semesters ein.
Themen:
1 Häusliche Gewalt / Familiäre Gewalt / Schwerpunkt Partnerschaftsgewalt – wie groß ist das Problem? Empirische Erkenntnisse zur Partnerschaftsgewalt in Deutschland
2 Häusliche Gewalt / Familiäre Gewalt / Schwerpunkt Partnerschaftsgewalt – wie groß ist das Problem? Empirische Erkenntnisse zur Partnerschaftsgewalt aus internationaler Perspektive
3 Was ist die „Istanbul-Konvention“ und welche rechtlichen Folgen ergeben sich für Deutschland?
4 Tötungsdelikte im Partnerkontext – Empirische Erkenntnisse
5 „Femizide“ – bringt die aktuelle Diskussion mehr Schutz für von Gewalt betroffene Frauen?
6 Warum schlagen, drangsalieren und bedrohen Männer ihre Partnerinnen? Warum töten Männer ihre (Ex-)Partnerinnen? Und wie sieht es umgekehrt aus? Warum töten Frauen ihre Partner?
7 Wie lässt sich die Gewaltdynamik in (ehem.) Partnerschaften erklären? Warum bleiben die Opfer? Warum eskaliert die Gewalt?
8 Mit Strafrecht gegen Partnerschaftsgewalt?
9 Welche präventiven und rechtlichen Möglichkeiten bestehen außerhalb des Strafrechts, um auf Partnerschaftsgewalt zu reagieren? Lösung Frauenhaus?
10 Was bedeutet Gewalt in der Familie für Kinder? Risiko- und Schutzfaktoren der Entwicklung
Bitte übersenden Sie das Abstract bis Montag, Do., 11. April 2024 an sekretariat.bannenberg@recht.uni-giessen.de . Wir informieren Sie bis Montag, 15. April 2024, ob Sie an der Seminarvorbesprechung teilnehmen können, die zeitnah stattfindet.
Das Seminar findet als Blockseminar am 2. und 3. Juli 2024 statt. Zuvor werden im April/Mai zwei Vorbereitungstermine stattfinden, an denen Teilnahme erwartet wird.
Terminankündigungen für das Sommersemester 2024
- 2. Mai 2024:
Vortrag von Prof. Dr. Stefan Peters:
" Internationaler Drogenhandel: Aktuelle Entwicklungen in Südamerika mit Fokus auf Kolumbien und Equador"
Lateinamerika ist ein Hotspot im internationalen Drogenhandel. In der Region finden sich die größten Anbauflächen von Koka und gleichzeitig ist der Subkontinent Transitroute und zunehmend ein Markt für den Konsum illegaler Drogen. In Teilen Lateinamerikas haben nicht-staatliche Gewaltakteure, die eng mit dem internationalen Drogenhandel verbunden sind, ganze Landstriche unter ihrer faktischen Kontrolle und Teile des Staatsapparates unterwandert. Gleichzeitig ist der europäische Drogenhandel eng mit Lateinamerika verzahnt. Der internationale Drogenhandel wird zunehmend als globales Problem wahrgenommen. Dies zeigte sich etwa Anfang 2024 als erst die Bürgermeister der Hafenstädte Hamburg, Rotterdam und Antwerpen und anschließend Bundesinnenministerin Nancy Faeser in die Region reisten, um Möglichkeiten einer engeren Kooperation bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und insbesondere des Drogenhandels auszuloten. Der Vortrag greift die aktuellen Entwicklungen auf und analysiert die jüngsten Tendenzen des internationalen Drogenhandels aus lateinamerikanischer Perspektive mit Fokus auf Kolumbien und Ecuador. Dabei werden Bezüge zum aktuellen Friedensprozess in Kolumbien und zur eskalierenden Gewaltspirale in Ecuador hergestellt sowie mögliche Strategien zur Bekämpfung der organisierten Gewalt und zur Eindämmung der Gewalt diskutiert.
Termin:
Donnerstag, 02.05.2024, 18:15 - 20:00 Uhr
Adresse:
Campus Recht & Wirtschaft, Licher Straße 68, 35394 Gießen
Veranstaltungsraum:
Hörsaal Dr. Abraham Bar Menachem (HS 5
)
Zur Person: Stefan Peters ist Professor für Friedensforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Direktor des Deutsch-Kolumbianischen Friedensinstituts – Instituto Colombo-Alemán para la Paz (CAPAZ) mit Sitz in Bogotá.
- 13. Mai 2024:
Vortrag von Prof. Dr. Jürgen Stock:
"Transnationale Organisierte Kriminalität - eine Bedrohung nationaler Sicherheit“
Termin:
Montag, 13.05.2024, 18:15 - 20:00 Uhr
Adresse:
Campus Recht & Wirtschaft, Licher Straße 68, 35394 Gießen
Veranstaltungsraum:
Hörsaal Dr. Abraham Bar Menachem (HS 5
)
Zur Person: Prof. Dr. Jürgen Stock ist Generalsekretär von Interpol. Er ist zudem Honorarprofessor für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen ist grundsätzlich nicht erforderlich.
Wichtiger Warnhinweis:
Der Name Jürgen Stock wird zurzeit häufiger für eine Betrugsmasche über das Telefon eingesetzt. Dabei fordern die Täter dazu auf, einen hohen Geldbetrag zu bezahlen, um eine angeblich drohende Haftstrafe bzw. die Vollstreckung eines angeblich vorliegenden Haftbefehls abzuwenden. Wenn Sie solch ein Anruf erreicht, legen Sie auf und zögern Sie nicht, den Vorfall Ihrer örtlichen Polizei bzw. unter der Rufnummer 110 mitzuteilen. Dies ist besonders wichtig, denn Sie verhindern damit auch, dass weitere Personen Opfer eines solchen Betrugs werden. Überweisen Sie keinesfalls Geld. Wenn Sie weitere Informationen benötigen, rufen Sie gerne auch bei uns am Lehrstuhl an oder schreiben Sie uns eine E-Mail an: sekretariat.bannenberg@recht.uni-giessen.de
Ihr Team der Professur Bannenberg
Sehr geehrte Damen und Herren,
den aktuellen Beitrag von Frau Prof. Dr. Britta Bannenberg zum Thema Amokprävention im
"ÄrzteTag"-Podcast können Sie hier anhören:
Ihr Team der Professur Bannenberg
WDR 5 Tagesgespräch mit Prof. Dr. Britta Bannenberg: Jugendkriminalität - was ist dran?
Im aktuellen Tagespräch vom 31.03.2023 spricht Prof. Dr. Bannenberg über das Thema Jugendkriminalität. Das Gespräch können Sie direkt bei WDR 5 nachhören oder herunterladen.